Internationale Erfolge im Kampf gegen digitale Erpressung
Der Cyberangriff auf die Stadtverwaltung Neustadt am Rübenberge im August 2019 war
der Ausgangspunkt für ein herausragendes Ermittlungsverfahren gegen internationale
Ransomware-Kriminelle. Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Cybercrime bei der
Staatsanwaltschaft Verden und das Fachkommissariat Cybercrime des ZKD Hannover
führten die Ermittlungen zu dem Angriff (wir berichteten:
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/5124176). Inzwischen wurden durch die
Zusammenarbeit internationaler Ermittlungsbehörden zentrale Akteure identifiziert und
Fahndungsmaßnahmen angestoßen.
Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Verden und der
Polizeidirektion Hannover.
Monatelang war die Stadtverwaltung Neustadt nur eingeschränkt arbeitsfähig, sämtliche digitale
Abläufe lagen lahm. Die Täter forderten eine hohe Summe in Bitcoin und drohten andernfalls
mit der Löschung sämtlicher Daten. Ermittlungen ergaben, dass sich die Angreifer offenbar über
Wochen Zugriff auf die Systeme verschafft hatten. Backup-Systeme waren gezielt unbrauchbar
gemacht worden.
In den Folgejahren führten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Verden und des ZKD
Hannover zu einem zentralen deutschen Verfahren gegen die Tätergruppierung sowie zu
umfassenden Erkenntnissen zur Struktur hinter der genutzten Schadsoftware "Ryuk".
Unterstützt durch Europol, Eurojust und internationale Partner identifizierten die Ermittlerinnen
und Ermittler Teile der Tätergruppierung. Gegen sechs tatverdächtige Personen wurden
internationale Haftbefehle wegen Bildung bzw. Unterstützung einer kriminellen Vereinigung im
Ausland angeregt. Zwei von ihnen werden direkt mit dem Angriff auf die Stadtverwaltung von
Neustadt in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus ermittelte der ZKD Hannover fünf mutmaßliche Geldwäscher und regte die
Fahndung nach diesen an. Diese sollen Kryptowährungsflüsse aus den digitalen Erpressungen
verwaltet haben.
Insgesamt wurden 170 deutsche Fälle der Gruppierung zwischen 2018 und 2021 bekannt. Der
bislang dokumentierte Schaden beträgt 46 Millionen Euro - die tatsächliche Summe liegt
vermutlich höher. Ziel waren insbesondere Behörden, Krankenhäuser und größere
Unternehmen. Auffällig: Die Täter gingen hochkoordiniert vor, nutzten verschiedene Schadprogramme wie Emotet, TrickBot und schließlich Ryuk, um Netzwerke auszuspähen, zu
übernehmen und schließlich lahmzulegen.
Die Angreifer gelten als Teil des sogenannten "Wizard Spider"-Netzwerks - einer international
agierenden, arbeitsteilig strukturierten Gruppierung, die unter anderem in Russland verortet
wird.
Der Ermittlungserfolg belegt, dass durch grenzüberschreitende Polizeiarbeit auch
hochprofessionell organisierte Cyberkriminalität verfolgt werden kann.
Trotz dessen warnt die Polizeidirektion Hannover vor der weiter bestehenden Bedrohung für
Behörden, Institutionen und Firmen durch Schadsoftware. Der Schutz vor Cyberangriffen ist
heute eine zentrale Säule der öffentlichen und wirtschaftlichen Sicherheit.
Die Polizei rät dringend:
Halten Sie Ihre Systeme aktuell
Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden regelmäßig zu IT-Sicherheit
Führen Sie Backups regelmäßig und physisch getrennt durch
Melden Sie Cyberangriffe sofort an Ihre örtliche Polizeidienststelle oder die Zentrale
Ansprechstelle Cybercrime (ZAC)
/ms, fas
Rückfragen bitte an:
Staatsanwaltschaft Verden
stver-b-pressestelle@justiz.niedersachsen.de