Jahreszahlen 2016 der Bundespolizeidirektion Hannover – Mehr Straftaten – Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten ist ein Problem

Hannover (ots) - Die Zunahme der Straftaten im Allgemeinen und die der Gewaltdelikte im Besonderen sowie die Vielzahl der Einsätze aus Anlass des Fußballfanreiseverkehrs der rund 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundespolizeidirektion Hannover führen zu einer stetig steigenden Belastung.

Die wichtigsten statistischen Zahlen fassen wir nachfolgend für Sie zusammen.

Im Jahr 2016 hat sich die Gesamtzahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 5,2 % auf 66.507 Delikte erhöht.

Bei 41,0 % der Straftaten handelte es sich um Eigentums- und Vermögensdelikte, bei 31 % um Migrationsdelikte. 6 % aller Straftaten sind Gewaltdelikte. Hier war eine Steigerung um 0,4 % zu verzeichnen auf nunmehr 4.252 Delikte. Besonders auffällig ist die Zunahme der Körperverletzungsdelikte mit 8,8 % auf 3.366 Tathandlungen. Die meisten Körperverletzungen wurden dabei in der Metropolregion Hamburg mit 2.014 Delikten begangen. Weitere Schwerpunkte waren Hannover mit 684 Körperverletzungen und Bremen mit 514 Körperverletzungen. Als Täter wurden zumeist deutsche Staatsangehörige festgestellt.

Positiv ist die Entwicklung im bahnpolizeilichen Aufgabenbereich bei den Taschen- und Handgepäckdiebstählen zu sehen. Hier war ein Rückgang um 15,5 % auf 6.147 Straftaten feststellbar. Diese Entwicklung ist in nahezu allen Großbahnhöfen zu verzeichnen. Dazu beitragen haben auch gemeinsame Fahndungseinsätze von Bundes- und Landespolizei. Als besonders wertvoll für die Identifizierung von Taschendieben erwies sich die in den Bahnhöfen installierte Videotechnik. Jeder zweite festgestellte Tatverdächtige hatte die algerische oder marokkanische Staats-angehörigkeit.

Dazu der Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, Dr. Martin Kuhlmann: "Besonders zu schaffen macht uns bei den Taschendieben, dass wir es zu einem erheblichen Teil mit professionellen Tätern zu tun haben. Diese Personen machen nach einer polizeilichen Festnahme und Entlassung sofort weiter."

Bei der Betrachtung der Straftaten ist auch das gesellschaftliche Phänomen der Respektlosigkeit den Polizeibeamten gegenüber in ihrer täglichen Arbeit hervorzuheben. "Solidarisierungseffekte und das Provozieren und Bedrängen bei polizeilichen Maßnahmen sind leider keine Seltenheit. Erschreckend ist die Dreistigkeit der Täter," betont Dr. Kuhlmann.

Fußballeinsätze waren wie in den Vorjahren ein weiterer großer Einsatzschwerpunkt. In der Fußballsaison 2015/2016 (alle Ligen) wurden fast 300 Einsatzlagen aus Anlass von Heimspielen oder durchreisender/umsteigender Fußballfans bewältigt. Dabei wurden aus Anlass von Heimspielen mehr als eine halbe Million Fußballfans in Bahnhöfen bzw. Zügen festgestellt. Für diese Lagen wurden fast 6.000 Polizeibeamte mit über 44.000 Einsatzstunden eingesetzt. Gegenüber der Vorsaison ist hier eine Steigerung um 7,8 % zu verzeichnen. 320 Straftaten wurden beanzeigt.

Auf Grund der geografischen Lage bildet der Hauptbahnhof Hannover einen besonderen Schwerpunkt. Er wird regelmäßig von durchreisenden und umsteigenden Fußballfans aus allen vier Himmelsrichtungen genutzt und ist ein wahrer Knotenpunkt im bundesdeutschen Fanreiseverkehr. Eine vierstellige Anzahl von Fußballfans unterschiedlicher Vereine an einem Samstag ist dabei keine Seltenheit.

Um Straftaten durch Flaschen- oder Dosenwürfe und Zünden von Pyrotechnik in Zügen und auf Bahnhöfen entgegenzuwirken, hat die Bundespolizeidirektion Hannover 2016 vier Allgemeinverfügungen bei relevanten Spielbegegnungen erlassen. Diese Ordnungsverfügungen regeln im bahnpolizeilichen Zuständigkeitsbereich den Alkoholkonsum, Mitführverbote von Glasflaschen, Dosen, Pyrotechnik, Schutzbewaffnung und Vermummungsgegenständen in festgelegten Bereichen zu bestimmten Zeiten. "Diese Maßnahme hat sich bei der Eindämmung der Gewalt bewährt und wird 2017 fortgesetzt!" so Dr. Kuhlmann.

Leitgedanke der Bundespolizeidirektion Hannover ist: "Wer auf dem Weg zum Fußballspiel Straftaten verübt, sieht das Spiel nicht und wird nach Abschluss der strafprozessualen Maßnahmen nach Hause geschickt".

Besonders erfolgreich war die Bundespolizeidirektion Hannover bei der Vollstreckung von Haftbefehlen. 2016 konnten erstmals über 1.000 Haftbefehle im Direktionsbereich vollstreckt werden. Dies entspricht einer Steigung um 10,7 %. Insgesamt wurden im Jahr 2016 13.367 Personenfahndungsausschreibungen bei Identitätsfeststellungen in polizeilichen Fahndungssystemen festgestellt. Dies entspricht einer Steigerung um 8,9 % und unterstreicht, dass die Bundespolizei auch eine Fahndungspolizei ist und so einen wichtigen Beitrag zur Inneren Sicherheit in Deutschland leistet.

Im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeidirektion Hannover wurden an den Schengen-Außengrenzen, hier: Flughäfen und Seehäfen, 6.829.765 Mio. Personen bei der Einreise kontrolliert. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Jahr 2015 um 4,4 %.

Entgegen der Einreisewelle im Jahr 2015 war das Jahr 2016 im Bereich der Migration durch eine deutliche Zunahme der freiwilligen Ausreisen ehemaliger Asylbewerber geprägt. 7.363 Personen reisten unter Rücknahme ihres Asylantrages auf dem Luftweg über die Flughäfen Hamburg, Hannover und Bremen freiwillig in ihre Heimatländer zurück. 2.166 weitere Personen wurden nach Ablehnung ihres Asylantrages durch die Bundesländer auf dem Luftweg über die Flughäfen Hamburg und Hannover in ihre Heimatländer - überwiegend Balkan-Staaten - abgeschoben.

Die Bundespolizeidirektion Hannover begleitete aus Sicherheitsgründen die Rückzuführenden mit insgesamt ca. 800 Polizeibeamten jeweils bis zum Zielflughafen und bis zur dortigen Übergabe an die zuständigen Behörden der Heimatländer.

Bei den Sicherheitskontrollen an den drei Verkehrsflughäfen Hamburg, Hannover und Bremen wurden 63.104 verbotene Gegenstände festgestellt. Dies entspricht einer Steigerung von 6,0 % gegenüber dem Jahr 2015. Hervorzuheben ist hier, dass immer wieder verbotene Spring- und sogenannte Butterflymesser im zugriffsbereiten Handgepäck mitgeführt werden.

Neben der Vielzahl eigener Aufgaben unterstützten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundespolizeidirektion Hannover im Jahr 2016 temporär auch die Flughäfen München und Frankfurt/Main sowie die Dienststellen an der deutsch-österreichischen Grenze zur Verhinderung der unerlaubten Einreise. Darüber hinaus waren 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu FRONTEX-Einsätzen abgeordnet. Schwerpunkt war hier die Sicherung der Schengen-Außengrenze Griechenlands mit 17 Poli-zeibeamten.

Die Bundespolizeidirektion Hannover ist zuständig in den Ländern Niedersachsen sowie in der Freien und Hansestadt Hamburg und Bremen. Zu den Aufgaben gehören die grenz- und bahnpolizeiliche Aufgabenwahrnehmung und die Luftsicherheit auf den Flughäfen in Hannover, Hamburg und Bremen.

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