Goslar (ots) - Die Verkehrsunfallstatistik 2016 stellten Petra Krischker, Leiterin der Polizeiinspektion, Hans-Werner Röhrken, Leiter Einsatz der Polizeiinspektion und Sigurd Breustedt, Sachbearbeiter Verkehr, am gestrigen Tage im Rahmen eines Pressegesprächs den Medien für den Landkreis Goslar vor.
Dazu folgende Detailinformationen::
Die Verkehrssicherheitsarbeit im Landkreis Goslar ist auf eine Senkung der Anzahl der Verkehrsunfälle (VU) mit schweren Folgen (Summe der Unfälle mit Getöteten und Schwerverletzten) ausgerichtet. Dieses Ziel wurde 2016 trotz einer Steigerung bei der Zahl der Getöteten und Schwerverletzten knapp erreicht.
Statistisch ergibt sich folgendes Bild:
Anzahl der Getöteten - 2015: 2 - 2016: 8 - Entwicklung: +300,0 %
Anzahl der Schwerverletzten - 2015: 128 - 2016: 133 - Entwicklung: +3,9
Anzahl der VU mit schweren Folgen - 2015: 123 - 2016: 121 - Entwicklung: -1,6 %
Die auffällige Steigerung bei den Getöteten ist nur in zwei Fällen auf gravierende Verkehrsverstöße zurück zu führen. In drei Fällen führten vermutlich gesundheitliche Gründe zum Unfall. In drei weiteren Fällen war das unglückliche Zusammentreffen zufälliger Situationen Ursache für den tragischen Ausgang. Die höhere Zahl schwerster Verletzungen einerseits und geringere Zahl an Verkehrsunfällen mit schweren Folgen andererseits resultiert aus einer höheren Anzahl schwerverletzter Personen je Unfall.
Die Hauptunfallursachen 2016 bei Unfällen mit schweren Folgen waren:
Besondere Bedeutung im Harz haben Motorrad- und Baumunfälle. Die Polizeiinspektion Goslar wird die erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit zur Bekämpfung der Hauptunfallursachen fortführen:
1. Hauptunfallursache Geschwindigkeit
Die gefahrene Geschwindigkeit ist maßgeblich für die Schwere der Unfallfolgen verantwortlich.
Die Polizeiinspektion Goslar hat die durch eine intensive Vernetzung mit den Verkehrsbehörden im Landkreis Goslar geprägte Verkehrsüberwachung fortgesetzt.
Die Messstellen werden fortlaufend anhand der Unfallkarten und der Gefahrenlagen gemeinsam erörtert. Der Einsatz der Messgeräte der beteiligten Behörden ist aufeinander abgestimmt.
1.1. Motorradunfälle
Die Zahl der Motorradunfälle mit schweren Folgen ist im Gegensatz zu der Steigerung im Pkw - Bereich erfreulicherweise gesunken. Wir führen dies auf die konsequente Durchführung präventiver und repressiver Maßnahmen zurück!
Die Geschwindigkeitsüberwachung des Motorradverkehrs im Harz bleibt ein Schwerpunkt bei der Bekämpfung schwerer VU.
Aufgrund des geringen passiven Schutzes ist dieses schöne Hobby mit einem besonders hohen Risiko verbunden. Dabei steigt die Unfallgefahr mit wachsender, gefahrener Geschwindigkeit, zumal Motorradfahrer von anderen Verkehrs-teilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern häufig übersehen werden oder die Geschwindigkeit falsch eingeschätzt wird. Bei hoher Verkehrsdichte an sonnigen Wochenenden ist diese Gefahr besonders groß.
Die Topographie des Harzes, die Witterung und die Straßenzustände sorgen zusätzlich für besondere Gefahren. Aufgrund der starken Witterungs- und Streusalzeinflüsse müssen die Fahrbahndecken regelmäßig ausgebessert werden, so dass dort Flickenteppiche mit unterschiedlichen Reibwerten entstehen. Die Rutschgefahr wird hierdurch erhöht, besonders bei Nässe. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wurde deshalb, insbesondere in Kurvenbereichen, eine Verbesserung durch die Sanierung der gesamten Fahrstreifenbreite erreicht. Die Ausrüstung der Schutzplanken mit Unterfahrschutz in gefährlichen Kurven ist inzwischen weit fortgeschritten und wird jährlich ausgebaut. Hierdurch wird die Schwere der Verletzungen reduziert.
Die Motorradunfallprävention hat aufgrund der nicht immer auf den ersten Blick erkennbaren Gefahren einen hohen Stellenwert. Die länderübergreifende Aktion "Sicher durch den Harz" ist seit Jahren fester Bestandteil unserer Präventionsarbeit. Der Schwerpunkt liegt bei der Koordination der im Harz durchgeführten Motorradkontrollen. Es ist Ziel, an jedem Wochenende eine Kontrolle im Harz durchzuführen und dabei über die harztypischen Gefahren aufzuklären. Die Kontrollen finden zu einem großen Teil mit Unterstützung des TÜV und der Johanniter Unfallhilfe statt.
1.2. Baumunfälle
Baumunfälle durch überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit sind in Niedersachsen die Hauptunfallart bei den VU mit schweren Folgen. Im Landkreis Goslar hatte die Zahl der Baumunfälle bislang eine untergeordnete Bedeutung. Im vergangenen Jahr ist deren Zahl gestiegen. Diese Entwicklung wird aufgrund der besonderen Gefährlichkeit von der Verkehrsunfallkommission analysiert. An auffälligen Unfallstellen wird durch die Errichtung von Schutzplanken, das Entfernen kranker Bäume und gezielte Geschwindigkeitsüberwachung einem weiteren Ansteigen entgegen gewirkt.
2. Vorfahrt- und Abbiegeunfälle
Die Überwachung der Vorfahrt- und Abbiegeregeln soll intensiviert werden
3. Alkohol-, Drogen- und Medikamenteneinfluss
Die Zahl der Alkoholunfälle war bis 2010 kontinuierlich gesunken. Seitdem stagniert sie bei 40 - 50 Alkoholunfällen pro Jahr. 2016 sank sie leicht gegenüber dem Vorjahres von 47 auf 44. Wie bereits im Vorjahr war kein VU mit tödlichem Ausgang infolge Alkohol- oder Drogenkonsums zu beklagen. In 3 Fällen war Alkohol die Ursache für VU mit Schwerverletzten.
Bei 7 Unfällen waren Drogen (4 VU) oder Medikamente (3 VU) im Spiel.
Die Polizei hat ihre Ausbildung in diesem Problembereich intensiviert. So gelingt es zunehmend häufiger, eine Beeinflussung zu erkennen. Das Dunkelfeld ist aber weiterhin sehr hoch.
4. Wildunfälle
Im Jahr 2015 war die Zahl der Wildunfälle mit 711 VU auf die höchste Zahl seit 10 Jahren gestiegen. Dies ist auch ein Indiz für eine starke Vermehrung des Wildes im Landkreis Goslar. Ohne die betriebenen Duftzäune und die Dreibeinaktion wäre die Zahl vermutlich noch deutlich höher ausgefallen. Die Jägerschaften und die Wildunfallkommission beschlossen, der Entwicklung durch intensive Bejagung und den vermehrten Einsatz von Wildreflektoren entgegen zu wirken.
Der Erfolg stellte sich 2016 ein: Die Zahl der Wildunfälle ist von 711 auf 618 gesunken. Im 10-Jahres-Vergleich ist dies aber immer noch die dritthöchste Zahl an Wildunfällen.
Unser besonderer Dank gilt allen Jägern, insbesondere auch den vielen Helfern und Unterstützern der Duftzaun- und Dreibeinaktionen, deren Arbeit seit Jahren zur Reduzierung der Wildunfälle beiträgt. Wir werden diese erfolgreiche Arbeit im Sinne der Verkehrssicherheit gemeinsam fortführen.
Ganz herzlich möchten wir uns auch bei allen Trägern der Verkehrssicherheitsarbeit, bei den Medien sowie allen freiwilligen Helfern für die gute vertrauensvolle Zusammenarbeit, für die unterstützende Berichterstattung und das engagierte Auftreten zum Wohle unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger bedanken.
Die Wahrscheinlichkeit im Straßenverkehr getötet zu werden ist deutlich höher, als durch ein Kriminaldelikt zu sterben. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung unserer gemeinsamen Verkehrssicherheitsarbeit und die Wichtigkeit, die Gefahren des Straßenverkehrs immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken!
Siemers, KOK
Polizeiinspektion Goslar
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