Ludwigsburg (ots) - Check this! So läuft's in Deutschland
So lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe des Polizeipräsidiums Ludwigsburg und des Landratsamts Böblingen, mit der jugendliche Geflüchtete gezielt informiert und gestärkt, aber auch zur Einhaltung geltender Regeln angehalten werden sollen. Die Veranstaltungsreihe fand in den Osterferien in den Räumen der Kriminalpolizeidirektion Böb-lingen in der Talstraße statt. Sie wurde durch Ralf Single und Karin Stark vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums sowie von Jörg Litzenburger, Präventionsbeauftragter des Landkreises und Beate Renninger vom Kreisjugendreferat Böblingen, durchgeführt. Sie wurden von Dolmetschern unterstützt, die das Landratsamt Böblingen vermittelt hatte. Knapp 250 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge haben die Fortbildungsveranstaltungen besucht. Unter den geflüchteten Menschen, die im Landkreis Böblingen ein neues Zuhause gefunden haben, sind viele Jugendliche. Knapp 300 Jugendliche kamen ohne ihre Eltern in Deutschland an und müssen nun lernen, in einer fremden Gesellschaft Fuß zu fassen. Die zumeist jungen Männer werden dabei vom Landratsamt Böblingen, freien Trägern und Ehrenamtlichen engagiert unterstützt. Die Rechtssituation sowie die Sitten und Gebräuche in Deutschland sind nicht einfach zu verstehen und ihre Beachtung ist nicht für alle Geflüchteten selbstverständlich. Jugendliche gleich welcher Herkunft treffen sich im öffentlichen Raum, um "abzuhängen" und zu feiern. Manche fallen dabei negativ auf und verunsichern mit ihrem Verhalten die Bevölkerung. Aspekte des gesellschaftlichen Miteinanders sind bilden daher einen Schwerpunkt dieser Veranstaltung. In den zwei mal zwei Stunden geht es aber nicht nur um Sitten und Gebräuche, sondern auch um Recht und Gesetz. Wichtig für Jugendliche sind Themen wie Diebstahl und Hehlerei, Schwarzfahren, illegale Drogen sowie Alkohol und Jugendschutzbestimmungen. Auch der Umgang mit den Neuen Medien will gelernt sein, denn schnell können Abmahnungen und Strafverfahren beim illegalen Downloaden von Filmen oder Musik die Folge sein. In vielen Bereichen fehlt es an Informationen und Jugendliche können sich - mitunter ungewollt - strafbar machen. Strafverfahren können den Neustart in Deutschland aber erschweren oder sogar gefährden. Die Konsequenzen von strafbarem Verhalten werden deshalb erläutert. Die Beamten des Referats Prävention verdeutlichen auch die Rolle der Polizei in Deutschland. Die Jugendlichen sollen lernen, dass sie die Polizei rufen können, wenn sie Hilfe brauchen und dass sie in Deutschland von der Polizei bei regelkonformem Verhalten nichts zu befürchten haben. Sie erhalten daneben Hinweise zum richtigen Verhalten bei einer polizeilichen Kontrolle und es werden Themen wie Zivilcourage und Verhalten bei Angriffen und damit verbunden auch Notwehr und Nothilfe angesprochen. Ein Bereich, der allen Beteiligten wichtig ist, ist die Vermittlung von grundgesetzlichen Werten und Normen. Dazu gehören die Gleichberechtigung der Geschlechter und das Verhalten gegenüber Frauen, die Meinungs- und Religionsfreiheit und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Auch wenn sexuelle Übergriffe die Ausnahme sind, soll den jungen Menschen verdeutlicht werden, dass belästigendes oder gar übergriffiges Verhalten in Deutschland nicht toleriert wird und bei Vorliegen von Straftaten konsequent strafprozessuale Maßnahmen nach sich zieht. Mit einigen Jugendlichen entstanden rege Diskussionen, da sie sich häufig durch das Verhalten der ortsansässigen Bevölkerung provoziert, pauschal vorverurteilt und ungerecht behandelt fühlen. Viele berichteten zudem von Polizeikontrollen, die sie als ehrverletzend empfanden. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang aber auch die Äußerung einer jungen Afghanin, die sich dankbar zeigte für die polizeilichen Maßnahmen und diese als notwendig bezeichnete, um eine Sicherheit zu gewährleisten, die es so in ihrer Heimat nicht gebe. Dies sei doch überhaupt der Grund dafür, warum sie alle in Deutschland wären. Die Jugendlichen wurden auch von Betreuern und Betreuerinnen der Jugendhilfeträger aus dem Landkreis begleitet. Sie suchten im Anschluss und beim darauffolgenden Termin ebenfalls das Ge-spräch mit den Vertretern von Landratsamt und Polizei und gaben positive Rückmeldungen und Anregungen. Sie waren selbst erstaunt, wie sehr die Jugendlichen am Thema interessiert waren und sich aktiv beteiligten. Die Jugendlichen hätten im Nachklapp in den Einrichtungen noch miteinander diskutiert und die Themen vertieft. Die teilnehmenden Jugendlichen gaben zu verstehen, dass sie trotz ihres Ärgers über die für sie "ehrverletzenden" Kontrollen die deutsche Polizei als sehr positiv wahrnehmen. Dabei beschrieben sie auch klar den Unterschied zu den Vorgehensweisen der Polizei aus ihrem Heimatland und berichteten über Korruption, Gewalt und Ungerechtigkeit. Die Polizei in Ihren Herkunftsländern wird eher als eine Instanz beschrieben, vor der man grundsätzlich Angst haben müsse und bei einem Kontakt am besten sofort wegrennt. Dies würden sie in Deutschland so nicht erleben. Im Rahmen des "Politischen Kinos", einer Veranstaltungsreihe des Amts für Migration und Flüchtlinge und des Präventionsbeauftragten des Landkreises sahen sich die Flüchtlinge gemeinsam mit dem Präventionsbeauftragten Jörg Litzenburger, den Film "Tschick" von Fatih Akin im Böblinger Bären- Kino an und diskutierten im Anschluss über Themen wie Alkoholismus, Gewalt in der Familie, Liebe und Sexualität. Die jungen Flüchtlinge nahmen das Angebot sehr gut an. Einer Fortsetzung im Rahmen der Filmseminare steht nichts im Wege.
Polizeipräsidium Ludwigsburg
Telefon: 07141 18-9
E-Mail: ludwigsburg.pp@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/