Bayerische Schleierfahnder bei Interpol-Fahndungsaktion in Südspanien – 8 gestohlene Fahrzeuge in einer Woche sichergestellt


23.08.2017, PP Oberbayern Süd

Bayerische Schleierfahnder bei Interpol-Fahndungsaktion in Südspanien - 8 gestohlene Fahrzeuge in einer Woche sichergestellt
SPANIEN / WAIDHAUS / TRAUNSTEIN. Auf Anforderung von Interpol Lyon unterstützten die beiden bayerischen Schleierfahnder Manuel Rosenmüller aus Waidhaus und Martin Emig aus Traunstein die spanischen Exekutivbehörden bei der Fahndung nach entwendeten Kraftfahrzeugen in den Fährhäfen von Algeciras und der südlichsten europäischen Stadt Tarifa. Zusammen mit ihren Kollegen gelang es, innerhalb einer Woche sieben gestohlene Autos und ein entwendetes Motorrad sicherzustellen.


Die beiden Städte Algeciras und Tarifa liegen in der andalusischen Provinz Cadiz und stellen mit ihren Häfen EU-Außengrenzposten dar. Der Hafen von Algeciras in der Bucht von Gibraltar zählt zu den größten und wichtigsten europäischen Fährhäfen. Die abgehenden und ankommenden Fähren verbinden die beiden Städte mit der marokkanischen Großstadt Tanger und mit der auf dem afrikanischen Kontinent liegenden spanischen Exklave Ceuta. Meist im Halbstundentakt kreuzen die Fähren die Straße von Gibraltar. Diese Verbindungen werden hauptsächlich von in Europa lebenden Marokkanern genutzt, die zum Urlaub in die Heimat reisen. Aber auch Autodiebe machen sich die Verbindungen zunutze, um in Europa entwendete Fahrzeuge auf diesem Weg in Nord- und Westafrika verschwinden zu lassen.
Über Interpol Lyon hatte die spanische Polizei um internationale Unterstützung gebeten. Zum einen, um die Fahndungsmaßnahmen zu intensivieren und zum anderen, um die spanischen Fahnder zu schulen. Aus Deutschland reisten die beiden bayerischen Kfz-Fahnder Polizeihauptmeister Manuel Rosenmüller von der Polizeiinspektion Fahndung Waidhaus und Polizeioberkommissar Martin Emig von der Polizeiinspektion Fahndung Traunstein für neun Tage nach Andalusien. Das internationale Team aus Spezialisten setzte sich noch aus zwei österreichischen Polizeibeamten, einem finnischen Grenzpolizisten, einem italienischen Interpol-Beamten und seinem australischen Assistenten sowie fünf Mann des schwedischen und des französischen Versicherungsverbandes zusammen. Die spanische Polizei selbst stellte acht Beamte der Zentrale aus Madrid für die Fahndungsaktion ab, die unter dem Decknamen „Operacion Paso del Estrecho“ lief.

In einer Woche überprüften die Kfz-Fahnder 1.800 (!) Kraftfahrzeuge, wobei das Hauptaugenmerk auf der Kontrolle von aus Europa ausreisenden Kraftfahrzeugen zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten lag. An den sieben Einsatztagen Ende Juli und Anfang August gelang es, sieben Autos und ein Motocross-Motorrad sicherzustellen. Alle Fahrzeuge waren entweder erst kürzlich oder aber bereits seit längerem in europäischen Fahndungsregistern zu finden. Manuel Rosenmüller und Martin Emig hatten ihre bayerischen Fahndungslaptops dabei und konnten damit sechs gestohlene Pkw identifizieren.


Rund 100.000 Euro teuer: sichergestellter BMW X4 M
Die Verschiebung eines BMW X4 M einer deutschen Mietwagenfirma konnten Manuel Rosenmüller und ein österreichischer Kollege des LKA Wien im Hafen von Tarifa vereiteln. Der Fahrer marokkanischer Herkunft legte für die Überfahrt in sein Heimatland eine angebliche Ermächtigung des Autovermieters vor. Diese konnten die beiden erfahrenen Fahnder schnell als Totalfälschung erkennen. Die telefonisch in Kenntnis gesetzte Zentrale des Autovermieters in Deutschland reagierte überrascht. Eine solche Ermächtigung war dort nämlich nicht bekannt. Nach entsprechender Anzeigenerstattung in Deutschland stellten die spanischen Behörden das Premiumfahrzeug im Wert von rund 100.000 Euro sicher. Gegen den Marokkaner wurden internationale Ermittlungen eingeleitet.


Ebenfalls sichergestellt: Porsche Cayenne
Am 26. April 2017 war ein schwarzer Porsche Cayenne in Deutschland entwendet worden. Jener Premium-SUV sollte nun durch einen marokkanischen Kurier über den Fährhafen Algeciras nach Nordafrika verschoben werden. Vor der Fahrt auf die Fähre erweckte das Fahrzeug aber das Interesse von Manuel Rosenmüller. Die am Fahrzeug angebrachten deutschen Ausfuhrkennzeichen konnten schnell als Totalfälschungen erkannt werden. Bei der näheren Untersuchung stellte sich heraus, dass die Täter eine neue Fahrgestellnummer im Auto eingebracht hatten. Die verwendeten Zulassungsbescheinigungen waren ebenfalls gefälscht. Sie waren in jüngerer Vergangenheit aus einer deutschen Zulassungsstelle gestohlen und nun mit den Daten des Porsche Cayenne ausgefüllt worden. Die Sachbearbeitung übernahm die spanische Polizei. Der SUV wurde sichergestellt und dürfte voraussichtlich bald nach Deutschland zurück überführt werden. Auch gegen diesen Fahrer wurde ein internationales Ermittlungsverfahren eingeleitet.


Zeitungsbericht: Spaniens Innenminister begrüßt Martin Emig
Außerdem konnten die bayerischen Fahnder einen Audi Q7, einen Citroen C5, einen Mercedes ML 320 sowie einen Mercedes C 200 identifizieren, welche im Laufe der letzten Monate oder Jahre gestohlen und anschließend mit veränderter Fahrgestellnummer über den Schwarzmarkt wieder in den Verkehr gelangt sind.

Sogar der spanische Innenminister Juan Ignacio Zoido besuchte das internationale Fahnder-Team am Fährhafen in Algeciras, ein Zeichen für die Wichtigkeit der „Operacion Paso del Estrecho“. Der Minister ließ sich die Arbeitsweise der Spezialisten erklären und bedankte sich für die Unterstützung der spanischen Exekutive. Über den Besuch wurde landesweit ausführlich in den spanischen Fernsehnachrichten und den Print- und Internetmedien berichtet.

Ein „Gracias!“ galt bei der Abreise vor allem den spanischen Kollegen, die ihre „Gastpolizisten“ herzlich aufgenommen hatten. Die Freizeit war zwar knapp, aber kleinere Ausflüge und gemeinsame Abendessen schweißten die international zusammengewürfelte Truppe zusammen. Ob und wie künftig ähnliche Fahndungsaktionen seitens Interpol stattfinden, wird die Zukunft zeigen. Die bayerischen Schleierfahnder wollen auf jeden Fall wieder mit dabei sein.