Gießen (ots) - Im Laufe des gestrigen Donnerstags (20.09.2018) nahmen Polizistinnen und Polizisten in den Landkreisen Gießen, Marburg-Biedenkopf, im Wetteraukreis und im Lahn-Dill-Kreis sowie auf den Autobahnabschnitten im Zuständigkeitsbereich der Polizeiautobahnstation Mittelhessen abgelenkte Verkehrsteilnehmer ins Visier.
Zwang zur Dauererreichbarkeit gefährdet alle
Ein schneller Blick aufs Handy, kurz das Navi einrichten, ein Griff zum Handschuhfach, den Lieblingstitel oder -Sender wählen oder ein Telefonat - schon kurze Momente der Ablenkung können im Straßenverkehr fatale Folgen haben. Eine Sekunde Ablenkung bei 50 km/h bedeutet eine Strecke von 14 Meter im Blindflug zurückzulegen!
Hohes Verkehrsaufkommen gepaart mit Hektik und dem gefühlten Zwang zur Dauererreichbarkeit ist eine gefährliche Mischung, die eindeutig zu Lasten der Verkehrssicherheit geht. Jegliche Form der Ablenkung am Steuer, insbesondere die durch Smartphones, erhöht das Risiko in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden. Obwohl das Bußgeld für Smartphone-Nutzer erhöht wurde, lassen sich erschreckend wenige davon abbringen, zu telefonieren oder sogar zu texten. Fakt ist: sie alle sind abgelenkt - ob sie es wahr haben wollen oder nicht. Die Verkehrsexperten sind sich sicher, dass ein großer Teil der Verkehrsunfälle auf Ablenkung, unter anderem durch die Bedienung von elektronischen Geräten, zurückzuführen ist.
Um Ausreden sind die von der Polizei Erwischten nie: "Ich habe mir nur Bilder im Internet angeschaut, aber nicht telefoniert" oder "Ich hielt das Handy aus Gewohnheit in der Hand, aber habe es nicht benutzt", hört die Polizei häufig. Dabei wollen die viele Angesprochenen einfach nicht wahrhaben, dass sie bei jedem Blick weg von der Straße ein schweres Unglück, Verletzte oder sogar Tote in Kauf nehmen.
Nicht nur Autofahrer lassen sich ablenken, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Sei es der Fußgänger, der gebannt auf sein Handy starrt und weder andere Passanten noch den Bus oder eine rote Ampel wahrnimmt oder der Radfahrer, der bei lauter Musik durch den Kopfhörer weder herannahende Fahrzeuge noch Martinshorn hört.
Kontrollen bringen Ignoranz vieler zutage
Unterstützt von Polizistinnen und Polizisten der Bereitschaftspolizei kontrollierte die Polizei in Mittelhessen 366 Verkehrsteilnehmer: 316 Pkw-Fahrer, 30 Lkw-Fahrer, 13 Radfahrer und 7 sonstige (z.B. Traktor, Kräder, Arbeitsmaschinen etc). Insgesamt erwischten die Ordnungshüter 81 Fahrzeugführer die während der Fahrt nicht die Finger von ihrem Mobiltelefon lassen konnten. Wie selbstverständlich wurden während der Fahrt Texte gelesen und geschrieben, Sprachnachrichten aufgezeichnet und abgehört oder Musikeinstellungen eingestellt. Hierfür werden jeweils ein Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg sowie ein Bußgeld von 100 Euro fällig. Die Polizisten erwischten jedoch nicht nur Handysünder, wie die nach Landkreisen aufgeführte Statistik zeigt.
Landkreis Gießen:
Im Landkreis Gießen kontrollierten die Polizisten in Linden und Pohlheim insgesamt 107 Fahrzeuge (89 Pkw, 6 Lkw und 12 Radfahrer) Die Beamten hielten 29 Verkehrsteilnehmer an, die während der Fahrt ihr Handy nutzen. Zudem stellten die Ordnungshüter 38 weitere Verstöße fest, die mit einem Bußgeld- oder Verwarnungsgeld geahndet werden. Hierzu zählen beispielsweise nicht angegurtete Verkehrsteilnehmer.
Landkreis Marburg Biedenkopf
In Stadtallendorf, Goßfelden, Biedenkopf und Breidenbach im Kreis Marburg-Biedenkopf kontrollierten die Ordnungshüter an vier verschieden Punkten 87 Fahrzeuge. Hierunter befanden sich 75 Pkw, 11 Lkw und ein Radfahrer. Es kristallisierten sich 65 verkehrsrechtliche Zuwiderhandlungen heraus, die mit einem Verwarnungs- oder Bußgeld geahndet werden. 18 Autofahrer nutzen ihr Handy.
Zum Schmunzeln: Die Polizisten hielten in der Niederkleiner Straße in Stadtallendorf eine Autofahrerin an, die sie nicht angeschnallt war. Bevor die Kollegen das Gespräch beginnen konnten, empfing die freundliche Fahrzeugführerin die Polizisten mit den Worten: "Nicht reden, arbeiten" und hielt den Beamten ihre Papiere aus dem Fenster. Diese machten sich ans Werk und kassierten das fällige Verwarnungsgeld.
Wetteraukreis
Insgesamt 77 Fahrzeuge (69 Pkw und 8 Lkw) kontrollierten die Polizisten im Rahmen von "Focus on the Road". Bei Kontrollen in Gambach, Büdingen, Nidda und Altenstadt stellten die Beamten 9 Fahrzeugführer fest, die ihre Aufmerksamkeit ihrem Handy während des Fahrens widmeten. 25 Fahrer hatten den Sicherheitsgurt nicht angelegt. Bei einem Lkw-Fahrer war die Ladung nicht ordnungsgemäß gesichert. Zudem stellten die Ordnungshüter 13 weitere Verstöße fest, die mit einem Verwarnungs- oder Bußgeld geahndet werden.
Lahn-Dill-Kreis
Im Bereich Lahn-Dill kontrollierten die Polizisten insgesamt 95 Fahrzeuge, hierunter 83 Pkw, 5 Lkw und 7 sonstige Fahrzeuge. An den Kontrollstellen in Wetzlar, Haiger und Dillenburg stellen die Beamten 91 Regelverstöße fest. 8 Fahrzeugführer fuhren bei "Rot" über die Ampel, 25 nutzen während der Fahrt ihr Mobiltelefon. Hinzu kommen 47 weitere Verstöße, die mit einem Verwarnungs- oder Bußgeld geahndet werden. 2 Roller- und 1 Lkw-Fahrer hatten nicht den benötigten Führerschein. Die Beamten ermitteln nun wegen "Fahren ohne Fahrerlaubnis".
Kerstin Müller, Pressestelle
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Mittelhessen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ferniestraße 8
35394 Gießen
Telefon: 0641-7006 2040
Fax: 0641-7006 2048
Twitter: https://twitter.com/polizei_mh
Facebook: https://facebook.com/mittelhessenpolizei
E-Mail: poea-gi.ppmh@polizei.hessen.de oder
http://www.polizei.hessen.de/ppmh