Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik Mittelfranken 2018

POL-MFR: (375) Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik Mittelfranken 2018
19.03.2019 – 12:17, Polizeipräsidium Mittelfranken, Mittelfranken (ots)

Ein erneuter Rückgang der Straftaten um 3% bei gleichbleibend hoher Aufklärungsquote - Polizeipräsident Roman Fertinger zieht bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) eine positive Bilanz.

Trotz steigender Einwohnerzahlen in Mittelfranken ging die Gesamtzahl der registrierten Straftaten im zurückliegenden Jahr im Regierungsbezirk Mittelfranken um 3% (-2.706 Fälle) von 90.498 auf 87.792 zurück, was im Zehnjahresvergleich ein Rekordtief darstellt. Die Aufklärungsquote (AQ) hält mit 67,1 % exakt den Wert des Vorjahres und liegt 2,6 % über dem gesamtbayerischen Wert. Die mittelfränkische Polizei hat trotz Rückgang der Fallzahlen wieder mehr als zwei von drei Straftaten aufgeklärt. Mittelfranken ist somit eine der sichersten Regionen Deutschlands.

Wie bereits in den Vorjahren dargestellt, wurden die Fallzahlen auch im Jahr 2018 nach wie vor von der Flüchtlingssituation mitgeprägt. Im Bereich der Straftaten gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz wurden im abgelaufenen Jahr zwar erstmals wieder weniger Fälle registriert (-499 / -11,5 %), trotzdem wirken sich die Zahlen dieser besonderen Deliktsgruppe weiterhin deutlich auf die PKS aus und beeinflussen vor allem auch die Werte der Aufklärungsquote und Häufigkeitszahlen. Aus diesem Grund werden in den folgenden Darstellungen die Fallzahlen, Häufigkeitszahlen sowie die Aufklärungsquoten ohne ausländerrechtliche Verstöße dargestellt.

In der Großstadt Nürnberg wurden im Jahr 2018 42.590 Straftaten in der PKS erfasst. Dies bedeutet einen erneuten Rückgang um -1.160 Fälle (-2,7 %). Die Häufigkeitszahl (HZ) sank im Vergleich zum Jahr 2017 von 8.394 auf 8.076 und blieb damit erneut deutlich unter der Schallmauer von 9000. Dabei konnte die AQ abermals (von 66,6%) auf exakt 67 % verbessert werden. Dies ist der höchste Wert der vergangenen 16 Jahre.

Insbesondere sanken in Nürnberg die Fallzahlen in den Bereichen der Eigentums- /Diebstahlskriminalität (-4 %), der Rauschgiftkriminalität (-7,6 %) sowie der Vermögens- und Fälschungsdelikte (-16,4 %).

Das Prädikat "sicherste Großstadt" (über 100.000 Einwohner) in Bayern bleibt Fürth auch in diesem Jahr mit einem Rückgang der Gesamtzahl der Straftaten um 7,2 % (-420 Fälle) auf 5.382 Fälle bei einer gleichbleibend hohen Aufklärungsquote von 67,8 % erhalten.

Im Jahr 2018 wurden im Regierungsbezirk Mittelfranken 42.061 Tatverdächtige (TV) ermittelt. Dies bedeutet einen Rückgang von 1.876 TV (-4,3 %). Ohne Berücksichtigung der ausländerrechtlichen Verstöße sank die Anzahl der Tatverdächtigen von 40.146 auf nun 38.785 (29.500 männlich / 9.195 weiblich).

Die Anzahl der nichtdeutschen TV (ohne ausländerrechtliche Straftaten) stieg von 36,9 % im Vorjahr auf aktuell 37,6 % an. Der Bevölkerungsanteil dieser Gruppe beträgt in Mittelfranken 13,5 %. Zuwanderer sind eine Teilmenge der Gruppe der nichtdeutschen TV. Die Anzahl der nichtdeutschen TV stieg, abgesehen von einzelnen leichten Schwankungen, in den vergangenen Jahren insgesamt kontinuierlich an; seit 2014 um +17,0 %.

Im Bereich der jugendlichen TV ist ein merklicher Rückgang von -5,5 % auf noch 3.222 TV festzustellen. Noch positiver entwickelte sich der Rückgang bei der Anzahl der heranwachsenden Tatverdächtigen um -8,7 % auf 3.654 TV. Bei delinquenten Kindern (Personen unter 14 Jahren) allein ist hingegen ein Anstieg von 1.221 auf 1.309 TV (+7,2 %) zu verzeichnen. Der Großteil dieser mittelfränkischen Steigerung ist der exorbitanten Zunahme der Kinderdelinquenz in der Stadt Nürnberg (+20,8 %) geschuldet. Hier waren vor allem die Deliktsbereiche Körperverletzung und Ladendiebstahl betroffen und für die hohen Zahlen ausschlaggebend.

Die Rohheitsdelikte sanken im Regierungsbezirk Mittelfranken von 14.516 auf 13.956 (-3,9 %). Hierfür ist überwiegend der Rückgang der Körperverletzungsdelikte um 415 Fälle (-3,7 %) ursächlich. Rückgänge sind in dieser Deliktsobergruppe jedoch auch bei den Tatbeständen Raub (-8,8 %) und Nötigung (-8,1 %) festzustellen. Die Aufklärungsquote (AQ) liegt bei 90,4 % und ist mit der AQ aus dem Vorjahr (90,6 %) nahezu identisch.

Im Gegensatz zum Vorjahr sind die Sachbeschädigungen insgesamt auf 10.091 Fälle gestiegen, was einem Plus von 4,8 % entspricht. Die Aufklärungsquote sank im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,4 Prozentpunkte auf 28,9 %. Die auffälligsten Steigerungen waren bei der Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen (+4,6 %), den Sachbeschädigungen auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen (+10,1 %) und bei Graffiti (+21,5 %) festzustellen.

Erfreulich ist die Entwicklung weiterhin bei den Eigentums- und Diebstahlsdelikten. Hier sanken die Fallzahlen beinahe durchgängig in allen Deliktsbereichen beinahe durchgängig um -5,3 % auf 26.341 Delikte. Die AQ stieg im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 2,1 Prozentpunkte auf 42,5 % an.

Im Bereich des einfachen Diebstahls sanken die Fallzahlen um -267 Fälle (-1,5 %), beim schweren Diebstahl sogar massiv um -1.217 Fälle (-12,3 %) und beim Fahrraddiebstahl um -215 Fälle (-5 %). Noch auffälliger war der Rückgang im Bereich der Kfz-Aufbrüche um -35,4 %. Obwohl auch der Kfz-Diebstahl insgesamt rückläufig war (-7,5 %), setzten sich die Diebstähle hochwertiger Fahrzeuge, ausgestattet mit sogenannten "Keyless-Go-Systemen", auch 2018 mit 46 entwendeten Kraftfahrzeugen (Vorjahr 50) nahezu unvermindert fort.

Beim Wohnungseinbruch konnte erneut ein signifikanter Rückgang registriert werden, diesmal um -21.5 % (-243 Fälle) auf 886 Fälle. Weit mehr als die Hälfte der Taten ereignete sich im Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen. Die AQ betrug 18,1 %. Um den Deliktsbereich wirkungsvoll und nachhaltig bekämpfen zu können, wurde durch das Polizeipräsidium Mittelfranken bereits im Jahr 2014 die "Besondere Aufbauorganisation Wohnraumeinbruchdiebstahl" (BAO WED) gegründet.

Im Jahr 2018 wurden 79 Fälle von Straftaten gegen das Leben erfasst. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um -19 Fälle (-19,4 %) bei einer Aufklärungsquote von 93,7 %.

Die Gewalt gegen Polizeibeamte ist nach einem traurigen Spitzenwert im Jahr 2017 (1.054 Fälle) zum ersten Mal seit 2014 wieder rückläufig. Im Jahr 2018 wurden im Bereich Mittelfranken insgesamt 960 Fälle (-8,9 % / -94 Fälle) der Gewalt gegen Polizeibeamte erfasst.

Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind bereits im Jahr 2017 (1.088 Fälle) deutlich angestiegen. Mit einem Plus von 108 stieg die Fallzahl 2018 nochmals um + 9,9% auf 1.196 Fälle. Ursächlich hierfür ist vor allem, wie bereits im Vorjahr, die umfangreiche Novellierung des Sexualstrafrechts. Tathandlungen, die bisher lediglich den Tatbestand der Beleidigung erfüllten, werden nun den Sexualstraftaten zugeordnet. Weitere Tatbestände wurden ausgeweitet bzw. modifiziert, um bisher straflose Handlungen zu sanktionieren, Stichwort ("Nein heißt Nein"). Neu eingeführt wurden in diesem Zusammenhang zum 01.01.2017 die PKS-Deliktsschlüssel der Sexuellen Belästigung (§ 184i StGB) und des Sexuellen Übergriffs (§ 177 StGB).

War im Jahr 2017 mit 7.776 Delikten für den Regierungsbezirk Mittelfranken ein Höchstwert im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität festzustellen, so sanken die Fallzahlen 2018 auf 7.517 (-2,3 %) bei einer AQ von 96,9 %. Einen maßgeblichen Anteil an der insgesamt positiven Entwicklung dürfte die zwischenzeitliche Beruhigung des Brennpunktes Hauptbahnhof / Königstorpassage / erweiterter Bahnhofsbereich, aufgrund der hohen polizeilichen Präsenz und Kontrolldichte im Rahmen der "BAO KÖPA" haben. In Mittelfranken ist die Anzahl der Rauschgifttoten von 37 Personen auf 26 Personen deutlich zurückgegangen. Dies stellt den zweitniedrigsten Wert der letzten 10 Jahre dar.

Seit 2016 lässt sich bayernweit eine Zunahme von Betrugsdelikten mit dem Modus Operandi Callcenter Betrug - Falsche Polizeibeamte verzeichnen. Zur Bekämpfung dieses Phänomens gründetete das Polizeipräsidium Mittelfranken bereits Mitte 2017 die Ermittlungskommission "EKO 110". Insgesamt kam es im Jahr 2018 zu 37 vollendeten Taten (Vorjahr: 29) mit einer Schadenssumme von über 1,5 Millionen Euro. Betroffen war hier hauptsächlich der Ballungsraum Nürnberg / Fürth / Erlangen.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der Politisch motivierten Straftaten im Berichtsjahr 2018 um -22 auf insgesamt 690 Fälle gesunken. Im Phänomenbereich "Rechts" sank die Anzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um -57 Delikte auf 280 Fälle. Dies bedeutet einen Rückgang um -16,9 %. Die Propagandadelikte stellten davon mit einem Anteil von 180 Straftaten erneut die stärkste Deliktsgruppe dar. Dabei bestanden die Tathandlungen in der Regel im öffentlichen Zeigen oder Schmieren von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder dem Rufen verbotener Parolen. Wie bereits im Vorjahr sind acht Straftaten der Deliktsqualität Gewaltstraftaten (8 x Körperverletzung) zuzuordnen. Im Phänomenbereich "Links" wurden im Berichtszeitraum 2018 insgesamt 185 Straftaten registriert (Vorjahr: 196 Fälle). Deliktische Schwerpunkte linker Kriminalität waren Sachbeschädigungen und sonstige Straftaten wie z. B. Beleidigungen. Unter den 185 Straftaten waren acht Gewaltstraftaten (7 x Körperverletzung und 1 x Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte im Rahmen von Versammlungsgeschehen) zu verzeichnen. Dies entspricht einem deutlichen Rückgang von -17 Fällen bzw. -68 %. Im Phänomenbereich "Ausländische Ideologie" wurden 76 Straftaten registriert. Dies bedeutet zum Vorjahr (14 Fälle) einen Anstieg um +62 Fälle (+442,8 %). Die Steigerung ist hauptsächlich auf das Zeigen der YPG-Fahnen bei Versammlungen in Nürnberg zurückzuführen. Unter den 76 Delikten sind drei Gewaltdelikte (3 x Körperverletzung) zu verzeichnen. Der Phänomenbereich "Religiöse Ideologie" wurde 2017 neu im Definitionsfeld der politisch motivierten Kriminalität eingefügt. Im Berichtszeitraum 2018 waren insgesamt acht Straftaten zu verzeichnen. Davon ist eine dem Bereich Terrorismus zuzuordnen.

Die mittelfränkische Polizei wird auch in Zukunft bei der Bekämpfung der Kriminalität ihre Strategie dem veränderten Täterverhalten und neuen Kriminalitätsformen anpassen. Mit Präventionskonzepten und geschulten kriminalpolizeilichen Fachberatern versucht die mittelfränkische Polizei, die Entwicklung der Kriminalität weiterhin positiv zu beeinflussen und die Fallzahlen zu senken. / Elke Schönwald

Einzelheiten unter http://www.polizei.bayern.de/mittelfranken/kriminalitaet/statistik/index.html/37697

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