26.03.2019 – 10:04, Polizeidirektion Göttingen, Göttingen (ots)
- Anzahl der Verkehrstoten auf niedrigstem Stand seit fünf Jahren - Leichter Anstieg der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten bei rückläufigem Gesamtunfallgeschehen - Gewerblicher GC;terverkehr im Fokus; nach erschreckenden Ergebnissen bei den präventiven Abfahrtskontrollen fordert Polizeipräsident Lührig 0,0 Promille für LKW-Fahrer -"Ablenkung" im Straßenverkehr auch zukünftig Aufgabenschwerpunkt der Polizei
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen kamen im Jahr 2018 bei Verkehrsunfällen 53 Personen ums Leben. Im Vorjahresvergleich entspricht dies einer Reduzierung von vier Personen und damit einem Rückgang um ca. sieben Prozent. Ungeachtet der positiven Entwicklung mahnt Polizeipräsident Uwe Lührig: "Trotz des Rückgangs gibt es keinen Grund zur Entwarnung - 53 Verkehrstote, das bedeutet im Durchschnitt mindestens ein tödlich Verletzter pro Woche auf den Straßen innerhalb der Polizeidirektion Göttingen. Jeder Verkehrsunfall mit diesen schweren Auswirkungen ist einer zu viel. Verkehrssicherheitsarbeit bleibt daher weiterhin ein elementarer Baustein unserer Aufgabenwahrnehmung. Wir wollen auch zukünftig mit unseren präventiven und repressiven Maßnahmen Leben retten."
Zahl der Schwerverletzten leicht gestiegen
Entgegen der positiven Entwicklung bei Verkehrsunfällen mit Todesfolge ist die Anzahl der Schwerverletzten im Vorjahresvergleich leicht um 1,64 Prozent (15 Personen) auf nun 913 gestiegen. Nach dem Jahr 2017 handelt es sich dabei allerdings noch immer um die zweitniedrigste Anzahl Schwerverletzter innerhalb der letzten fünf Jahre.
Gesamtunfallgeschehen wieder rückläufig
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Jahr 2018 ist wiederum im Vergleich zum Vorjahr um 674 (1,98 Prozent) auf 33.309 gesunken. Dabei machen sogenannte Sachschadenunfälle mit 86,5 Prozent den Großteil aus.
Unfallgeschehen auf den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen
Mit 77,4 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle und 60,6 Prozent der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzen ereignete sich der Großteil dieser Unfälle außerhalb geschlossener Ortschaften. Dabei sind überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit, Nichtbeachten der Vorfahrt, fehlerhaftes Abbiegen, Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot sowie Alkoholbeeinflussung hauptursächlich. "Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines schweren Verkehrsunfalles zu werden, ist auf den Außerortsstrecken ungleich höher als innerhalb geschlossener Ortschaften. Hohe Geschwindigkeiten sind hier oftmals der Auslöser von Unfällen und wirken sich äußerst verschärfend auf den Verletzungsgrad der Unfallbeteiligten aus. Wir werden gerade auf diesen Strecken unsere Verkehrsüberwachungsmaßnahmen intensivieren. " so Uwe Lührig. Positiv ist jedoch hervorzuheben, dass die Zahl der Baumunfälle erneut rückläufig ist und nun mit 467 (2017:476) den niedrigsten Stand der letzten acht Jahre aufweist.
Sicherste Straßenklasse: Die Autobahn
Die Anzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle auf der Autobahn ist zwar leicht um 1,3 Prozent gestiegen und beträgt nun 1986 Verkehrsunfälle. Doch mit lediglich ca. sechs Prozent ereignete sich erneut nur ein kleiner Anteil aller Unfälle in der Polizeidirektion Göttingen auf den Autobahnen. Zudem handelte es sich dabei zumeist um Bagatellunfälle. "Vor allem die geringen Fahrbahnbreiten innerhalb von Baustellenbereichen können schnell zu kleineren Verkehrsunfällen führen, zum Beispiel in Form seitlicher Berührungen mit Lkw. Hier sehe ich die hauptsächliche Begründung der Erhöhung von Bagatellunfällen. Allein der Baustellenabschnitt auf der A 7 ab Seesen in Richtung Süden umfasst eine Länge von 35 Kilometern", so Uwe Lührig. An den 1.986 Verkehrsunfällen auf den Autobahnabschnitten der PD Göttingen war in 931 Fällen (ca. 47 Prozent) mindestens ein LKW über 3,5 Tonnen beteiligt; in fünf Fällen stand der Fahrer des Lkw als Unfallverursacher unter dem Einfluss alkoholischer Getränke. Glücklicherweise wurde bei diesen Unfällen niemand getötet oder schwer verletzt. "Alkohol beeinflusst die Reaktionsfähigkeit in erheblichem Maße. Es ist bereits unverantwortlich, sich alkoholisiert hinter das Steuer eines Pkw zu setzen. Von LKW geht jedoch nochmals eine größere Gefahr aus, wenn der Fahrer sein Fahrzeug alkoholbedingt nicht mehr kontrollieren kann.", erklärt Uwe Lührig. Im Jahr 2019 wird die Polizeidirektion Göttingen diesem Problem daher gezielt durch präventive Abfahrtskontrollen des gewerblichen Güterverkehrs begegnen. Bereits im Rahmen der ersten präventiven Kontrollen wurden alarmierende Ergebnisse festgestellt. Die Spitzenwerte bei den Alkoholüberprüfungen der LKW-Fahrer lag bei bis zu 3,02 Promille
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7452/4227480
Insgesamt wurden bisher 749 LKW-Fahrer präventiv auf Alkohol und Drogen kontrolliert; 118 Trucker standen unter Alkoholeinwirkung und davon wurde 54 Truckern die Weiterfahrt untersagt. Am Wochenende verunglückte ein LKW-Fahrer im Bereich der Polizeiinspektion Nienburg / Schaumburg. Der Fahrer des Sattelzuges stand unter Alkoholeinwirkung: 2,09 Promille. "Die Ergebnisse der präventiven Abfahrtkontrollen in den vergangenen Wochen entlang der Rastplätze und der Autohöfe an den Autobahnen in unserem Zuständigkeitsbereich haben mich erschüttert. Vor diesem Hintergrund ist es nach meiner festen Überzeugung wichtig, die Promillegrenze bei LKW-Fahrern auf 0,0 zu reduzieren. So können wir zukünftig menschliches Leid und schwerste Verkehrsunfälle mit diesen Schwerlastfahrzeugen verhindern", führte Präsident Lührig weiter aus.
Risikogruppen
Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre
"Ohne die Schwere anderer Einzelschicksale abmildern zu wollen bin ich dennoch froh mitteilen zu dürfen, dass innerhalb des Zuständigkeitsbereiches der PD Göttingen im vergangenen Jahr kein Kind bzw. Jugendlicher im Alter bis 14 Jahre ums Leben gekommen ist", so Uwe Lührig. Jedoch ist ein Anstieg der Schwerverletzten in der Altersgruppe bis 14 Jahre um 12 Kinder/Jugendliche auf nun 48 zu beklagen.
Junge Erwachsene (18 - 24 Jahre)
Etwa 15,7 Prozent der Personen, welche bei Verkehrsunfällen getötet oder schwer verletzt wurden, stammen aus Risikogruppe der "jungen Erwachsenen". Bei einem Anteil von etwa acht Prozent an der Gesamtbevölkerung sind die Fahranfängerinnen und Fahranfänger somit nach wie vor überproportional häufig an Unfällen beteiligt. Von den Getöteten und Schwerverletzten in dieser Altersgruppe verursachten ca. 59 Prozent der Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer den Verkehrsunfall selbst. Als Unfallursachen sind hier vor allem nicht angepasste Geschwindigkeit, gefolgt von fehlendem Sicherheitsabstand und Alkoholbeeinflussung zu nennen.
Seniorinnen und Senioren ab 65
Die Anzahl getöteter oder schwerverletzter Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in der Altersgruppe ab 65 Jahren entwickelte sich nach dem Anstieg des Vorjahres wieder rückläufig (2018: 186 zu 2017: 190). Von den Getöteten und Schwerverletzten in dieser Altersgruppe verursachten ca. 37 Prozent der Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer den Verkehrsunfall selbst.
Seniorinnen und Senioren ab 75
Die Anzahl der getöteten und schwerverletzten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in der Altersgruppe ab 75 stieg im Jahresvergleich leicht, um ca. vier Prozent an (2018 = 102 zu 2017 = 98). Der aktuelle Wert liegt damit leicht über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre (98 Getötete und Schwerverletzte). Von den Getöteten und Schwerverletzten in dieser Altersgruppe verursachten ca. 36 Prozent der Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer den Verkehrsunfall selbst. Ein Grund für diesen Anstieg liegt unter anderem im demografischen Wandel. "Jedem von uns ist bekannt, dass wir in einer alternden Gesellschaft leben. Unsere gute medizinische Versorgung führt erfreulicherweise zu einer stetig steigenden Lebenserwartung und natürlich wollen wir dabei auch möglichst lange unabhängig und mobil bleiben.", erklärt Uwe Lührig. "Dennoch verschließt die Polizeidirektion Göttingen auch vor den damit verbundenen Risiken nicht die Augen. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern in der Verkehrssicherheitsarbeit beraten und unterstützen wir Seniorinnen und Senioren dabei, möglichst lange sicher mobil zu bleiben. Beispielhaft möchte ich dabei das landesweite Programm Fit im Auto als wichtiges Training für sicheres Autofahren nennen."
Schwere Motorradunfälle
Im Jahr 2018 wurden bei Verkehrsunfällen acht Fahrerinnen und Fahrer von Motorrädern mit über 125 cm³ Hubraum getötet, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von einer Person entspricht. Zudem wurden in dieser Gruppe 142 Verkehrsteilnehmerinnen und Teilnehmer schwer verletzt. Um diesen positiven Trend fortzusetzen, wird die spezialisierte Kontrollgruppe Krad der Polizeidirektion Göttingen auch im Jahr 2019 flächendeckend Kontrollen von Kradfahrern durchführen. Dabei geht es insbesondere auch um Bauartveränderungen an den Zweirädern, die sich nicht selten negativ auf das Fahrverhalten und somit unfallursächlich auswirken können. Zudem werden im Rahmen des Präventionsprojektes "Sicher durch den Harz", an dem sich die Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen (PD Braunschweig und PD Göttingen) beteiligen, erneut unterschiedliche Kontrollen mit präventivem und repressivem Ansatz geplant.
Ablenkung
Im Jahr 2018 ahndete die Polizeidirektion Göttingen 7.056 Handyverstöße - und damit ebenso viele Fälle, in denen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit am Straßenverkehr teilnahmen. Im Vergleich zum Jahr 2017 ist dies eine Zunahme um 1.338 Fälle (24 Prozent). Zudem wurden 1.364 (24 Prozent) dieser Verstöße von Radfahrerinnen und -fahrern begangen. Grundsätzlich kann ein Aufmerksamkeitsverlust bei allen Arten der Teilnahme am Straßenverkehr erhebliche Folgen haben. "Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass sich noch viel zu viele Fahrzeugführerinnen und -führer der Gefahr durch Ablenkung im Straßenverkehr nicht bewusst sind. Das können und dürfen wir so nicht akzeptieren," erläutert Polizeipräsident Uwe Lührig und kündigt weiterhin ein entschlossenes Vorgehen gegen "Ablenkungsverstöße" an.
Fahrrad- und Pedelecunfälle
Die Anzahl der beteiligten Radfahrer bei Verkehrsunfällen stieg 2018 um circa zehn Prozent auf 1.427 an (2017: 1.293). Dabei wurden sieben Personen getötet und 135 schwerverletzt (2017: 7 Getötete und 133 Schwerverletzte). Die steigende Anzahl der Gesamtunfälle kann zum Teil auf die überwiegend schöne Wetterlage im Jahr 2018 zurückgeführt werden, führt jedoch auch erneut die Bedeutung geeigneter Schutzkleidung vor Augen. So betont auch Uwe Lührig: "Ein Fahrradhelm hilft Leben retten"! Zwar sind Pedelecs am Gesamtunfallgeschehen mit Fahrrädern zurzeit lediglich mit ca. sechs Prozent beteiligt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dabei jedoch nahezu eine Verdoppelung der Verkehrsunfälle mit Pedelecs zu verzeichnen (2017 gab es 48 polizeilich registrierte Pedelec-Unfälle, 2018 waren es 92). Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Unfallfolgen wider. Gab es 2017 keinen Getöteten und acht Schwerverletzte, waren es 2018 bereits ein Todesfall und 18 schwerverletzte Fahrerinnen und Fahrer. Bei den Verkehrsunfällen insgesamt sowie unter gesonderter Betrachtung der Getöteten und Schwerverletzten, lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Zahlen seit 2012 beobachten. "Hier lässt sich ein Trend erkennen, den wir auch zukünftig im Auge behalten werden.", erklärt Uwe Lührig. "Vor allem bei der Neuanschaffung eines Pedelecs rate ich dringend, sich vor der Nutzung eingehend mit dem neuen Fahrzeug vertraut zu machen. Zudem gilt angesichts der höheren Geschwindigkeit elektrisch unterstützter Fahrräder ganz besonders: ein Helm rettet Leben."
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