PD Chemnitz – Verkehrsbericht 2018 der Polizeidirektion Chemnitz

Verkehrsbericht 2018 der Polizeidirektion Chemnitz

Medieninformation: 224/2019
Verantwortlich: Daniela Koenig/Jana Ulbricht
Stand: 08.05.2019, 10:00 Uhr

Verkehrsbericht 2018 der Polizeidirektion Chemnitz

weniger Verkehrsunfälle insgesamt mehr Verletzte, mehr getötete Verkehrsteilnehmer

<br>Verkehrsunfallentwicklung gesamter Direktionsbereich

(1618) Im Jahr 2018 wurden im Bereich der Polizeidirektion Chemnitz 24.196 Verkehrsunfälle erfasst. Das sind 555 Unfälle (- 2,2 Prozent) weniger als 2017 und entspricht dem landesweiten Trend. Dabei verteilen sich die Verkehrsunfälle regional nahezu gleichmäßig auf die Stadt Chemnitz (33 Prozent), den Landkreis Mittelsachsen (32 Prozent) und den Erzgebirgskreis (35 Prozent).

Bei 2 582 Unfällen mit Personenschaden (2017: 2 473) erlitten 3 435 Menschen Verletzungen (2017: 3 253).
Dabei stieg sowohl die Anzahl der Schwerverletzten um 108 auf 962 als auch die Anzahl der Leichtverletzten um 74 auf nun 2 473 an.
Im Jahr 2018 verloren 42 Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben, sieben Menschen mehr als 2017.

Polizeirat Stefan Auge (37), Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Chemnitz: „Nach einem Rückgang im Jahr 2017 ist ein merklicher Anstieg bei Verkehrsunfällen mit verletzten Personen in unserem Zuständigkeitsbereich und dem gesamten Freistaat zu verzeichnen. Gerade mit Blick auf die immer besser werdenden technischen Schutzeinrichtungen von Fahrzeugen wäre hier eher ein Rückgang der Verletzten und tödlich Verunglückten zu erwarten. Diese Entwicklung ist kritisch. Insbesondere mit Blick auf die Hauptunfallursachen ‚ungenügender Sicherheitsabstand‘ und ‚unangepasste Geschwindigkeit‘ ist hier die Polizei gefordert, um dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken.“
 

Bei 21.614 Unfällen blieb es bei Sachschäden. Das sind 664 Unfälle weniger als im Jahr 2017 (- 3,1 Prozent).

An insgesamt 300 Unfällen waren im Jahr 2018 Kinder (bis 14 Jahre) beteiligt, davon 88 Kinder als Radfahrer.
Bei diesen Unfällen wurden 260 Kinder verletzt. 2018 wurde ein Kind bei einem Verkehrsunfall getötet (2017: 1).

An knapp einem Fünftel aller Unfälle (4 123) waren 2018 junge Fahrer im Alter von 18 bis 25 Jahren beteiligt. 504 Menschen dieser Altersgruppe sind 2018 bei Unfällen verletzt worden. Getötet wurden 2018 bei Verkehrsunfällen drei Menschen dieser Risikogruppe.

Bei 6 142 Unfällen waren Fahrer der Generation 65+ beteiligt. Das heißt, bei jedem vierten Unfall im Jahr 2018 war ein Verkehrsteilnehmer der Generation 65+ involviert. Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei der Anzahl der Verletzten und Getöteten dieser Altersgruppe wider.
19 Menschen dieser Altersgruppe verloren 2018 bei Unfällen ihr Leben und 562 Menschen dieser Altersgruppe wurden bei Unfällen verletzt.

An 386 Verkehrsunfällen waren Fußgänger beteiligt, was einem Anteil von 1,6 Prozent an der Gesamtunfallzahl entspricht. 340 Personen wurden bei diesen Verkehrsunfällen verletzt. Elf Fußgänger, und damit sieben mehr als im Jahr 2017, verloren bei Verkehrsunfällen ihr Leben.

Im Jahr 2018 wurden 604 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Rad- oder Pedelecfahrern aufgenommen, was einem Anteil von 2,5 Prozent des Gesamtunfallaufkommens entspricht. Bei Unfällen mit Personenschaden ist der Anteil mit 17,7 Prozent deutlich höher. Bei 458 Verkehrsunfällen erlitten 472 Personen Verletzungen und fünf Personen wurden getötet.

Mit 617 Unfällen und damit rund 2,6 Prozent des Gesamtunfallaufkommens ist der Anteil der Verkehrsunfälle mit Beteiligung motorisierter Zweiräder ähnlich hoch. Betrachtet man deren Anteil an den Unfällen mit Personenschaden, so liegt dieser bei rund 15,3 Prozent (395 Verkehrsunfälle). Bei diesen 617 Unfällen verloren sechs Personen ihr Leben und 472 Personen erlitten Verletzungen.

Polizeirat Stefan Auge: „Fußgänger und Nutzer von Zweirädern werden, wenn sie in einen Verkehrsunfall verwickelt sind, oftmals verletzt. Gerade ohne das schützende Metallkleid eines Autos sind bei derartigen Unfällen Verletzungen häufiger und schwerer. Mehr Vorsicht sowie gegenseitige Rücksichtnahme entschärft Konfliktsituationen und verhindert Unfälle.“

Im Jahr 2018 waren 2 670 der erfassten Verkehrsunfälle Wildunfälle, was einem Anteil von 11 Prozent entspricht. Dies sind 209 Unfälle mit Wildbeteiligung mehr als im Vorjahr und der höchste Wert in den vergangenen fünf Jahren.

Die Zahl der Straftaten nach § 142 StGB (Unfallflucht) liegt mit 5 058 und damit 51 Fällen mehr auf dem Niveau des Vorjahres. 2018 entfernte sich, wie auch 2017, bei jedem fünften Unfall wenigstens einer der Beteiligten pflichtwidrig vom Unfallort.
2 294 Fälle (46,3 Prozent) aller Unfallfluchten wurden aufgeklärt. Bei Unfallfluchten mit Personenschaden liegt die Aufklärungsquote mit 59,6 Prozent noch höher. In 130 der 218 Fälle konnte der Verursacher ermittelt werden.

Bei den Hauptunfallursachen bezogen auf alle Verkehrsunfälle rangiert, wie auch im Jahr 2018, „ungenügender Sicherheitsabstand“ (3 050) an erster Stelle. Die Hauptunfallursachen „unangepasste Geschwindigkeit“ (1 850) und „Fehler beim Wenden/Rückwärtsfahren“ (1 609) folgen.
Betrachtet man nur die Unfälle mit Personenschaden sind „unangepasste Geschwindigkeit“ (404), „Nichtbeachten Vorfahrt bei regelnden Verkehrszeichen“ (300) und „ungenügender Sicherheitsabstand“ (245) die Hauptunfallursachen.

Die Summe der 2018 unter Alkoholeinfluss verursachten Verkehrsunfälle betrug 363 (2017: 338). Die Anzahl der bei den unter Alkohol verursachten Verkehrsunfällen verletzten Personen beziffert sich auf 167 (2017: 148). Kein Mensch verlor 2018 bei diesen Unfällen sein Leben (2017: 1).

Polizeirat Stefan Auge: „Die festgestellten Hauptunfallursachen begründen sich in menschlichem Verhalten. Insbesondere die gewählte Geschwindigkeit und der eingehaltene Abstand sind von Verkehrsteilnehmern beeinflussbare und damit änderbare Ursachen für teils furchtbare menschliche Schicksale, die häufig aus dem Unfallgeschehen resultieren. Die polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit dient dem Ziel, dieses Verhalten durch Kontrolle und Ahndung von Verstößen zu verändern.“

Stadt Chemnitz

Genau wie im gesamten Direktionsbereich sank auch in Chemnitz die Zahl der Verkehrsunfälle im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 7 375 Verkehrsunfälle registriert (2017: 7 997).
Sieben Menschen kamen 2018 in Chemnitz bei einem Verkehrsunfall ums Leben (2017: sechs).
940 Personen wurden im Jahr 2018 bei Verkehrsunfällen im Stadtgebiet Chemnitz verletzt (2017: 945), davon 168 (2017: 159) schwer und 772 (2017: 786) leicht.

Bei 119 Unfällen stand mindestens einer der Beteiligten unter Einfluss von Alkohol oder anderer berauschender Mittel. Die Polizei stellte 221 Fahrzeugführer, die alkoholisiert unterwegs waren, bevor es zu Unfällen kam.

1 858 Straftaten des unerlaubten Entfernens vom Unfallort (Unfallflucht) mussten im Jahr 2018 erfasst werden (2017: 1 947). Das sind 25,2 Prozent aller Unfälle. 916 dieser Unfallfluchten konnten aufgeklärt werden, was einer Aufklärungsquote von 49,3 Prozent entspricht.

Landkreis Mittelsachsen

Im Landkreis Mittelsachsen sank die Gesamtzahl aller Unfälle im Vergleich von 2018 (7 336) zu 2017 (7 414) ebenso.
19 Menschen kamen im Landkreis bei Verkehrsunfällen ums Leben, sechs Menschen mehr als 2017.
Die Zahl der Verletzten stieg von 978 (2017) auf 1 097. 334 Menschen (2017: 288) erlitten schwere und 763 Menschen (2017: 690) leichte Verletzungen.

Bei 114 Verkehrsunfällen stand mindestens einer der Beteiligten unter Einfluss von Alkohol oder anderer berauschender Mittel. 298 Fahrzeugführer, die alkoholisiert unterwegs waren, wurden aus dem Verkehr gezogen, bevor es zum Unfall kam.

In 1 407 Fällen entfernten sich Unfallbeteiligte pflichtwidrig vom Unfallort. Das sind 89 sogenannte Unfallfluchten mehr als 2017. Fast jeder fünfte Unfall (19,2 Prozent) im Landkreis Mittelsachsen war eine Unfallflucht. Die Aufklärungsquote liegt bei 41,6 Prozent, das heißt, 585 dieser Unfallfluchten konnten aufgeklärt werden.

Erzgebirgskreis

8 022 Verkehrsunfällen im Jahr 2017 stehen 8 057 Verkehrsunfälle (+ 35) im Jahr 2018 gegenüber.
15 Menschen kamen ums Leben (2017: 12) und 1 118 wurden verletzt (2017: 1 027). Die Zahl der Schwerverletzten stieg von 302 (2017) auf 352 und die der Leichtverletzten von 725 (2017) auf 766.

Bei 142 Unfällen stand mindestens einer der Beteiligten unter Einfluss von Alkohol oder anderer berauschender Mittel. Die Polizei stellte 512 Fahrzeugführer, die alkoholisiert unterwegs waren, bevor es zu Unfällen kam.

In 1 541 Fällen entfernten sich Unfallbeteiligte pflichtwidrig vom Unfallort. Damit sank die Zahl der Unfallfluchten im Vergleich zu 2017 (1 562) leicht. 19,1 Prozent aller Unfälle 2018 im Erzgebirgskreis waren Unfallfluchten. Von diesen 1 541 Fluchten konnten 711 aufgeklärt werden, was einer Aufklärungsquote von 46,1 Prozent entspricht.

Bundesautobahnen

Zum Bereich der Polizeidirektion Chemnitz gehören 70,1 km auf der Bundesautobahn 4 von der Anschlussstelle Berbersdorf bis zur Landesgrenze Sachsen-Thüringen und 62,0 km auf der Bundesautobahn 72 von der Anschlussstelle Borna-Nord bis zur Anschlussstelle Stollberg-Nord.

Auf den insgesamt 132,1 Autobahnkilometern ereigneten sich im Jahr 2018 1 428 Verkehrsunfälle (2017: 1 318). Dabei wurde ein Verkehrsteilnehmer getötet (2017: 4) und 280 verletzt (2017: 303),108 schwer und 172 leicht.

Bei 252 Unfällen entfernte sich einer der Beteiligten pflichtwidrig vom Unfallort. Das sind 17,6 Prozent aller Unfälle auf den Autobahnen.

Verkehrsüberwachungsmaßnahmen:

Verkehrsunfälle, deren Ursache in zu hoher beziehungsweise unangepasster Geschwindigkeit zu suchen ist, enden oft mit schweren und tragischen Folgen. Zur Bekämpfung dieser Unfallursache wurden im Jahr 2018 im Direktionsbereich 2 236 Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Dabei wurden 54.103 Geschwindigkeitsverstöße im Verwarn- und Bußgeldbereich erfasst.

Polizeirat Stefan Auge: „10 km/h zu schnell ist doch nicht so schlimm – das Denken leider viele Fahrzeugführer. Doch dass sich damit der Anhalteweg, bestehend aus der gefahrenen Strecke während der Reaktionszeit und Bremsweg, teils deutlich erhöht, ist vielen offenbar nicht bewusst. Bei 50 km/h beträgt dieser bei einer echten Gefahrenbremsung noch ca. 30 Meter. Bei 60 km/h schon knapp 35 Meter. Und bei
70 km/h schon 45 Meter. Diese Erhöhung erfolgt also nicht linear und zeigt sich bei noch höheren Geschwindigkeiten dementsprechend deutlich. Aus Gefahrensituationen können so schnell Katastrophen werden.“

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Kontrolltätigkeit war auch 2018 in allen Polizeirevieren und Inspektionen die Feststellung/Unterbindung des Führens von Fahrzeugen unter Alkoholeinfluss und/oder Drogen im Straßenverkehr zur Bekämpfung der Unfallursache „Fahren unter Alkoholeinfluss“.

2018 konnten 1 031 Menschen (2017: 1 001), die alkoholisiert ein Fahrzeug führten, „aus dem Verkehr gezogen“ werden, bevor es möglicherweise zum Unfall gekommen wäre.
Gegen 388 Fahrzeugführer wurde im Jahr 2018 wegen des Verdachts des Fahrens unter Einfluss von Betäubungsmitteln ermittelt (2017: 439).

Im Jahr 2018 wurden 7 066 Verstöße gegen die vorgeschriebene Nutzung von Rückhalteeinrichtungen (Gurt) festgestellt. 1 080 Fahrzeugführer nutzten verbotswidrig während der Fahrt Mobiltelefone beziehungsweise gleichgestellte elektronische Geräte. 

Bei den Kontrollen des gewerblichen Personen-, Güter- und Gefahrgutverkehrs wurden im Jahr 2018 im Direktionsbereich 7 303 Fahrzeuge (2017: 5 412) überprüft.
850 Fahrzeuge mussten aufgrund verschiedener technischer Mängel (überwiegend Beleuchtungs- und Signaleinrichtungen sowie Bereifung) beanstandet werden. Außerdem gab es 1 138 Verstöße gegen das Fahrpersonalrecht, überwiegend ging es dabei um Überschreitung der Lenkzeiten.

Polizeirat Stefan Auge: „Verkehrskontrollen durch die Polizei dienen nicht dazu, die Verkehrsteilnehmer zu ärgern oder das ‚Staatssäckel‘ aufzufüllen. Sie sind eine staatliche Aufgabe und dienen dem Schutz des Lebens und der Gesundheit aller Verkehrsteilnehmer. Die Polizeireviere und Inspektionen der Polizeidirektion werden daher auch in diesem Jahr entsprechende Verkehrskontrollen durchführen.“

Neben den Verkehrskontrollen führt die Polizeidirektion Chemnitz auch regelmäßig Präventionsveranstaltungen durch. Dabei sei insbesondere das Schulwegtraining mit Vorschulkindern und die Radfahrausbildung von Kindern der 4. Klassen ein Schwerpunkt. Weitere Verkehrspräventionsangebote gibt es auch für Senioren oder bestimmte Berufsgruppen.

Die Polizeidirektion beteiligt sich zudem auch an sachsenweiten Aktionen „Sicherer Schulweg“ und „Blitz für Kids“ werden fortgesetzt.