Medieninformation: 188/2020
Verantwortlich: Thomas Geithner
Stand: 30.03.2020, 12:54 Uhr
Polizeiliche Kriminalstatistik 2019
Landeshauptstadt Dresden
Vorbemerkung
Im Jahr 2017 wurde eines der größten Wirtschaftsverfahren Deutschlands gegen die Ex-Manager der Infinus-Finanzgruppe durch das Landeskriminalamt zum Abschluss gebracht und fand damit Eingang in die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Aufgrund des Firmensitzes in Dresden wurden damit 23.626 Fälle territorial abgebildet. Dieses Wirtschaftsverfahren war und ist bei Abbildung in den statistischen Angaben zur Kriminalitätsentwicklung in der Stadt Dresden dazu geeignet, die objektive Sicherheitslage falsch zu beschreiben. Aus diesem Grund wurden die oben genannten Kerndaten, außer in der Übersichtsdarstellung zur Wirtschaftskriminalität, aus der Statistik herausgerechnet und beim Vergleich der Daten über mehrere Jahre unbeachtet gelassen.
Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung
Polizeipräsident Jörg Kubiessa: „Nach mehreren Jahren hat sich das Sicherheitsgefühl der Dresdnerinnen und Dresdner offenbar erstmals wieder leicht verbessert. Zumindest ist dies eines der Ergebnisse der letzten kommunalen Bürgerumfrage, die im September 2019 veröffentlicht wurde. Unser Ziel ist es, diese positive Entwicklung zu verstetigen. Dazu wollen wir auch zunehmend externen Sachverstand für unsere Einsatzkonzepte einbeziehen. Das Forschungsprojekt „SiQua"2 ist ein konkretes Beispiel dafür." Auf dem Territorium der Landeshauptstadt Dresden wurden 2019 insgesamt 46.376 Straftaten erfasst. Dies sind 2.776 Fälle weniger als im Vorjahr und entspricht einem Rückgang um 5,6 Prozent.
Die Häufigkeitszahl, die angibt wie viele Straftaten rechnerisch auf 100.000 Einwohner entfallen, lag bei 8.361 (2018: 8.919; 2017: 10.012).
Von den insgesamt 46.376 Straftaten wurden 25.329 Fälle (2018: 27.792; 2017: 31.088) aufgeklärt. Damit lag die Aufklärungsquote 2019 bei 54,6 Prozent (2018: 56.5 Prozent; 2017: 56,7 Prozent).
Im Jahr 2019 wurden 15.449 Tatverdächtige (2018: 16.537; 2017: 18.085) ermittelt. Davon waren 75,5 Prozent männlichen und 24,5 Prozent weiblichen Geschlechts.
Bei den Heranwachsenden sank die Zahl der Tatverdächtigen auf 1.372 (2018: 1.596), was einem Anteil von 8,9 Prozent (2018: 9,7 Prozent) entspricht. Der Anteil Jugendlicher ist mit 1.319 Tatverdächtigen (2018: 1.251) gemessen an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen auf 8,5 Prozent (2018: 7,6 Prozent) gestiegen. Die Anzahl tatverdächtiger Kinder ist gegenüber 2018 mit 638 (2018: 640) nahezu gleich geblieben. Betrachtet man die Gesamtkriminalität, ist die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger von 5.702 auf 5.083 gesunken, was einem Anteil von 32,9 Prozent an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen entspricht (2018: 34,5 Prozent). Damit sank ihr Anteil an der Gesamtzahl der ermittelten Tatverdächtigen um 1,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
Klammert man die ausländerrechtlichen Verstöße aus, sank die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen von 4.509 im Jahr 2018 auf 4.176 im Jahr 2019. Dies entspricht einem Anteil von 28,7 Prozent (2018: 29,4 Prozent).
Die Zahl der Opfer von Straftaten blieb mit 6.821 (2018: 6.892) annähernd gleich hoch. Insgesamt 4.319 Opfer (63,3 Prozent) waren männlichen und 2.502 Opfer (36,7 Prozent) weiblichen Geschlechts. Demnach stieg die Anzahl der weiblichen Opfer nicht nur prozentual, sondern auch in absoluten Zahlen. Beim überwiegenden Teil der Opfer handelte es sich um Erwachsene (5.106). Von den 1.715 nichterwachsenen Opfern waren 610 Kinder, 558 Jugendliche und 547 Heranwachsende. 355 Opfer einer Straftat waren 60 Jahre oder älter.
Der durch Kriminalität registrierte finanzielle Schaden betrug rund 34 Millionen Euro (2018: 48 Millionen Euro).
Ausgewählte Kriminalitätsbereiche
Wirtschaftskriminalität
Im Jahr 2019 kam es in diesem Deliktbereich zu einem der stärksten Rückgänge der vergangenen zehn Jahre, wenn man die Auswirkung des Infinusverfahrens aus dem Jahr 2017 außer Acht lässt. Es wurden nur noch 290 Fälle registriert. Damit kann hier ein Straftatenrückgang um 41,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden.
Insgesamt wurden 214 Tatverdächtige in diesem Bereich ermittelt. Hier liegt der Anteil der männlichen Tatverdächtigen bei 78,5 Prozent (168 Tatverdächtige).
Durch 254 dieser Fälle der Wirtschaftskriminalität wurde ein Schaden von insgesamt 8,8 Mio. Euro verursacht. Dies ist geringfügig mehr als ein Viertel des durch alle Straftaten verursachten Schadens (25,7 Prozent).
Eigentumskriminalität
Im Stadtgebiet Dresden bildet die Gesamtheit aller Diebstähle mit einem Anteil von 44,5 Prozent aller Straftaten die Straftatengruppe mit den meisten Delikten. Obwohl dieser prozentuale Anteil gegenüber dem Vorjahr annähernd gleich ist, sind die absoluten Zahlen im Vergleich zum Vorjahr weiterhin rückläufig. Wurden im Jahr 2018 noch 21.955 Fälle erfasst, so sind es für das Jahr 2019 im Stadtgebiet mehr als 1.000 Fälle weniger, nämlich 20.622 Fälle. Die Aufklärungsquote liegt mit 32,1 Prozent 1,7 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert (2018: 33,8 Prozent).
Die Diebstähle setzten sich zusammen aus 9.926 Diebstählen ohne erschwerende Umstände (2018: 11.690), die damit um 15,1 Prozent zurückgingen und erstmals seit zehn Jahren nur noch einen vierstelligen Wert aufweisen, und weiteren 10.696 Diebstählen unter erschwerenden Umständen (2018: 10.265). Somit stiegen diese erstmalig seit fünf Jahren wieder an, um 4,2 Prozent.
Schwerpunkte im Bereich der Eigentumskriminalität sind nach wie vor die Diebstähle in/aus Geschäften und Kiosken mit 5.277 Fällen (2018: 6.285 Fälle), die Fahrraddiebstähle mit 3.943 Fällen (2018: 3.324 Fälle) sowie die Diebstähle in/aus Böden, Kellern und Waschküchen mit 2.956 Fällen (2018: 2.672 Fälle). Dabei sind die Fahrraddiebstähle mit einer prozentualen Steigerung um 18,6 Prozent besonders hervorzuheben. Bei den Diebstählen aus Böden/Kellern und Waschküchen lag der Anstieg bei 10,6 Prozent. Bei den Diebstählen aus Geschäften und Kiosken sanken die Fallzahlen um 16,0 Prozent.
Im Bereich der Diebstähle von Kraftfahrzeugen, einschließlich deren unbefugter Benutzung, sanken die Fallzahlen von 445 Fällen im Jahr 2018 auf 299 Fälle im Jahr 2019. Dies entspricht einem Rückgang von 32,8 Prozent. Bei rückwirkender Betrachtung sind die 299 Fälle der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Beispielhaft sanken die Fallzahlen im Vergleich zu 2010 um 72,3 Prozent. Bei den Diebstählen an/aus Kfz ist ebenfalls ein Rückgang der Fallzahlen festzustellen. Es wurden 1.980 Fälle erfasst (2018: 2.195). Dies entspricht einem Rückgang um 215 Fälle und damit um 9,8 Prozent.
Bei den Ladendiebstählen wurden im Jahr 2019 insgesamt 4.642 Fälle (2018: 5.428) zum Abschluss gebracht. Damit sanken die Fallzahlen absolut um 786 Fälle und prozentual um 14,5 Prozent. Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen (2.781) ist rückläufig gegenüber dem Vorjahr (2018: 3.078). Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen sank von 1.458 auf 1.221 Personen. Der Anteil der Nichtdeutschen bei den Tatverdächtigen liegt mit 43,9 Prozent (2018: 47,4 Prozent) immer noch deutlich über dem Schnitt ihres Anteiles an der Gesamtkriminalität.
Der positive Trend des Rückganges von Diebstählen in/aus Büros, Lagern und Werkstätten setzte sich fort. Waren 2018 noch 1.074 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, sank deren Zahl im Jahr 2019 auf 776 Fälle. Dies entspricht einem Rückgang um 27,7 Prozent. Auch in diesem Bereich handelt es sich damit um den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre.
Die Zahl der Diebstähle in/aus Wohnungen sank weiter. So wurden im Jahr 2019 insgesamt 753 Fälle (2018: 779) erfasst. Dies entspricht einem Rückgang um 3,3 Prozent. Dabei handelt es sich in 326 Fällen um Diebstähle ohne erschwerende Umstände in/aus Wohnungen (2018: 337 Fälle), bei denen die Täter entweder zugangsberechtigt waren oder ungehindert in das Tatobjekt Wohnung gelangen konnten. Dem gegenüber stehen 427 Fälle von Wohnungseinbrüchen (2018: 442 Fälle), bei denen die Täter ein Hindernis überwinden mussten, um in die Wohnung zu gelangen. In 230 (2018: 216 Fälle) dieser Fälle lag ein Tageswohnungseinbruch (Tatzeit zwischen 06:00 Uhr und 21:00 Uhr) vor. Dies entspricht einem Anstieg um 6,5 Prozent. Bei den 427 Wohnungseinbrüchen blieb es in 37,5 Prozent (160 Fälle) bei einem Versuch. Rauschgiftkriminalität
Im Jahr 2019 setzte sich der Rückgang im Bereich der Rauschgiftkriminalität im Stadtgebiet fort, die Zahl der Fälle sank auf 2.178 Fälle (2018: 2.459 Fälle). Dies bedeutet prozentual gesehen einen Rückgang um 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Jörg Kubiessa: „Unsere Einsätze beispielsweise am Amalie-Dietrich-Platz, dem Wiener Platz, dem Albertplatz oder dem Alaunpark führten zwar zu weniger Feststellungen. Wir beobachten allerdings, dass der Rauschgifthandel nun verstärkt im Verborgenen – in Hausfluren und Wohnungen - stattfindet. Insofern implizieren sinkende Zahlen in der Statistik nicht zwingend ein Absinken der Rauschgiftkriminalität insgesamt."
Die Aufklärungsquote betrug 92,7 Prozent (2018: 93,5 Prozent). Die Zahl der Tatverdächtigen sank von 2.024 auf 1.857 ermittelten Personen. Dabei stehen 1.636 männlichen Tatverdächtigen 221 weibliche Tatverdächtige gegenüber. Der Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen sank auf 27,5 Prozent (2018: 28,7 Prozent), was einer absoluten Zahl von 511 Tatverdächtigen entspricht.
Die Zahl der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Konsumentendelikte) sank auf 1.718 Fälle (2018: 2.049 Fälle). Die Fallzahl beim unerlaubten Handel mit oder Schmuggel von Rauschgift blieb mit 249 Fällen auf annähernd gleichem Niveau wie im Vorjahr (2018: 245 Fälle). Prozentual betrachtet handelt es sich um einen Anstieg von 1,6 Prozent. Betrachtet man darunter den unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen, so stieg hier die Fallzahl von 84 im Jahr 2018 auf 109 Fälle im Jahr 2019. Dies entspricht einem Anstieg von 29,8 Prozent.
Insgesamt wurden 285 allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Crystal (2018: 297 Fälle), 33 Fälle des unerlaubten Handels mit Crystal (2018: 27 Fälle) und 7 Fälle des Schmuggels von Crystal (2018: 0) festgestellt. Bei den allgemeinen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Cannabis und dessen Zubereitungen ist die Fallzahl seit 2015 erstmals wieder rückläufig, hier wurden 2019 1.159 Fälle erfasst (2018: 1.401 Fälle). Dies entspricht einem Rückgang um 17,3 Prozent.
Im Stadtgebiet Dresden wurden im Jahr 2019 vier Drogentote (2018: drei) registriert. Dabei handelte es sich um zwei Männer (33 und 49 Jahre) und zwei Frauen (15 und 39 Jahre).
Durch die Polizeidirektion Dresden wurden im Stadtgebiet unter anderem rund 29,3 Kilogramm Marihuana und ca. 2,9 Kilogramm Haschisch sichergestellt. Die Menge an sichergestellten Crystal beläuft sich auf etwa 7,5 Kilogramm.
Gewaltkriminalität
Die Zahl der Gewaltstraftaten stieg mit 1.537 Fällen gegenüber dem Vorjahr weiter an (2018: 1.460). Die prozentuale Veränderung betrug 5,3 Prozent. Bei einer Aufklärungsquote von 71,4 Prozent (2018: 70,5 Prozent) sind insgesamt 1.216 Tatverdächtige (2018: 1.263) ermittelt worden. Bei 530 ermittelten Tatverdächtigen (2018: 583) handelt es sich um Nichtdeutsche. Dies entspricht einem Anteil von 43,6 Prozent (2018: 46,2 Prozent).
70,2 Prozent (1.079 Fälle; 2018: 1.077 Fälle) aller registrierten Gewaltdelikte waren gefährliche und schwere Körperverletzungen. Weitere 26,7 Prozent (410 Fälle; 2018: 331) bildeten die Raubdelikte. Mord- und Totschlagdelikte sind mit 0,9 Prozent (14 Fälle; 2018: 13) vertreten.
Straßenkriminalität
Die Straßenkriminalität stieg gegenüber dem Vorjahr auf 10.523 Fälle (2018: 10.288). Der prozentuale Anstieg beträgt 2,3 Prozent. Die Aufklärungsquote blieb in diesem Bereich mit 18,2 Prozent (2018: 18,5 Prozent) annähernd gleich. Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen lag bei 1.693 (2018: 1.878).
Massenkriminalität
Die Anzahl der angezeigten Beförderungserschleichungen sank auf 2.726 Fälle (2018: 3.170), wobei diese Anzahl auch vom Anzeigeverhalten der Verkehrsbetriebe abhängig ist. Dies ist die niedrigste Fallzahl in den vergangenen zehn Jahren. Es wurden insgesamt 2.163 Tatverdächtige ermittelt (2018: 2.332).
Die Sachbeschädigungen stiegen im vergangenen Jahr mit 4.911 Fälle gegenüber dem Vorjahr mit 4.550 Fällen um 7,9 Prozent. Die Aufklärungsquote sank in diesem Bereich von 24,8 Prozent im Jahr 2018 auf 22,5 Prozent. In rund 36,2 Prozent der Fälle handelte es sich dabei um Sachbeschädigungen auf Straßen (2018: 34,0 Prozent), in 30,6 Prozent um sonstige Sachbeschädigungen (nicht auf Straßen, Wegen und Plätzen) (2018: 32,7 Prozent) und in 32,2 Prozent um Sachbeschädigungen an Kfz (2018: 32,1 Prozent).