Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2020 für den Landkreis Harburg
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Vorbemerkungen
Die polizeiliche Kriminalstatistik wird auf Grundlage der bundeseinheitlichen "Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik" erstellt. Erfasst werden hierbei die im Kalenderjahr von der Polizei an die Strafverfolgungsbehörden abgegebenen Vorgänge (Ausgangsstatistik). Die Aktualität der PKS wird daher durch Straftaten mit langer Ermittlungsdauer (besonders über den Jahreswechsel) gemindert.
Allgemeines
Im Jahr 2020 hat die Polizeiinspektion Harburg insgesamt 12.840 Strafverfahren an die Staatsanwaltschaften abgegeben. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 144 Fällen. Trotz dieses Anstiegs liegt die Fallzahl damit nach 2019 auf dem zweitniedrigsten Stand seit 2006. Ergänzend ist anzumerken, dass im Jahr 2020 noch 479 Vorgänge aus einem großen, mehrjährig geführten Betrugsverfahren abgegeben wurden, die keinen Einfluss auf das tatsächliche Kriminalitätsgeschehen im Berichtsjahr haben.
Die Häufigkeitszahl, die die Anzahl von Straftaten pro 100.000 Einwohner darstellt, liegt im Jahr 2020 bei 5.047 (5.023). Auf Landesebene liegt der Wert bei 6.219 (6.346), innerhalb der Polizeidirektion Lüneburg bei 5.845 (5.860).
Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2020 bei 62,58% was einen Anstieg um 1,73 Prozentpunkte bedeutet.
Als Tatverdächtige wurden im Jahr 2020 insgesamt 5.898 (5.965) Personen ermittelt. Davon waren 1.775 (1.790) nichtdeutsche Tatverdächtige.
Entwicklung in den Hauptgruppen der PKS (Angabe des Vorjahreswerts jeweils in Klammern):
Straftaten gegen das Leben:
Im Jahr 2020 wurden insgesamt 17 (16) Straftaten gegen das Leben bearbeitet (1 x versuchter Mord, 1 x vollendeter Totschlag, 11 x versuchter Totschlag, 4 x fahrlässige Tötung).
Die Zahl der Sexualdelikte ist auf 231 (211) Fälle angestiegen. Die Aufklärungsquote liegt bei 86,15% (86,73%). In diesem Deliktsfeld werden auch Straftaten erfasst, bei denen Jugendliche selbst kinder- oder jugendpornografisches Material in Chatgruppen teilen.
Dazu Polizeioberrat Frank Freienberg, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes: "Das Phänomen, dass Jugendliche selbst in Chatgruppen und sozialen Netzwerken kinderpornographische Inhalte unüberlegt teilen und sich damit strafbar machen, hielt auch 2020 an. Wir begegnen der Problematik mit weiteren Präventionsangeboten, um die Jugendlichen und deren Eltern zu sensibilisieren."
Rohheitsdelikte:
Insgesamt wurden im Jahr 2020 1.948 (2.050) Rohheitsdelikte erfasst. Die Aufklärungsquote liegt bei 92,56% (90,73%).
Den erneuten Schwerpunkt bei den Rohheitsdelikten bilden die Körperverletzungen mit insgesamt 1.217 (1.323) Fällen. In 27 Fällen war eine Stichwaffe Tatmittel der Körperverletzung.
Die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt ist mit 465 (466) annähernd gleich geblieben.
Die Zahl von Raubdelikten hat sich im Jahr 2020 mit 55 Fällen (102) nahezu halbiert. Die Aufklärungsquote konnte erneut gesteigert werden und liegt in 2020 bei 76,36% (73,53).
Die Zahl der Gewaltdelikte, bei denen Polizeibeamte angegriffen wurden, hat 2020 einen deutlichen Anstieg erfahren. Sie lag bei 124 (73). Den Schwerpunkt bildeten dabei Widerstand gegen Vollstreckungsbeamtinnen und -beamte mit 41 (26) Fällen, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamtinnen und -beamte mit 40 (35) Fällen sowie Bedrohung und Beleidigung mit 34 (6) Fällen.
Freienberg: "In seiner gestrigen Presseerklärung wies bereits der Niedersächsische Innenminister auf die gestiegene Fallzahl im Zusammenhang mit Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte hin. Auch für den Bereich des Landkreises Harburg ist diese Tendenz mit Bedauern festzustellen. Die Polizei im Landkreis Harburg steht für die Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr zur Verfügung und erfüllt dabei in schwierigen Zeiten ihre rechtlichen Aufträge. Auch hier werden vermehrt Bodycams eingesetzt, um unsere Beamtinnen und Beamte vor Angriffen zu schützen."
Diebstahlsdelikte:
Im Jahr 2020 ist die Zahl der Diebstahlsdelikte um 456 auf 3.895 (4.351) Fälle zurückgegangen. Die Aufklärungsquote liegt bei 25,67% (27,44%).
Die Zahl der Einbruchdiebstähle in Wohnungen ist erneut gesunken. Sie liegt mit 376 (450) auf dem niedrigsten Niveau der letzten zehn Jahre.
Im Jahr 2020 wurden 92 (130) Diebstähle von Kfz (sogenannte Komplettentwendungen) erfasst, die Fallzahl ist somit um rund 29% gesunken. Die Aufklärungsquote stieg auf 26,09% (16,15%).
Häufig betroffen waren Fahrzeuge mit einer Komfortschließung, bei der der Schlüssel nur in die Nähe des Fahrzeugs gebracht werden muss, um es öffnen zu können. Die Täter fangen diese Signale nahe am Wohnhaus auf und verstärken sie, sodass der Pkw durch einen Komplizen geöffnet und gestartet werden kann. Die organisierten Banden, die in diesem Deliktsfeld tätig sind, fokussieren sich dabei auf hochwertige Fahrzeuge der führenden Automarken.
Die Zahl der Diebstähle in oder aus Kfz ist in 2020 auf 372 (342) angestiegen.
Freienberg: "Auch im Jahr 2020 waren Straftaten rund um Kraftfahrzeuge ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit im Landkreis. Die Intensivierung der polizeilichen Anstrengungen sowie die pandemiebedingte geringere Mobilität von auswärtigen Tätergruppierungen führte leider nur bei kompletten Fahrzeugentwendungen zu einem Rückgang der Straftaten. Es muss gelingen, die Zahl der Straftaten mit Zielrichtung der Ersatzteilbeschaffung, wie Navigationssysteme, Airbags und Beleuchtungseinrichtungen oder des Diebstahls hochwertiger Werkzeuge aus Firmenfahrzeugen ebenfalls zu reduzieren".
Häufig sind Parkplatze vor Unterkünften, in denen Zimmer für Handwerkerinnen und Handwerker auf Montage angeboten werden, die Orte, an denen Firmenfahrzeuge aufgebrochen werden. Sie sind in der Regel offen zugänglich und bieten der Täterschaft eine günstige Gelegenheit. Dazu rät Freienberg: "Lassen sie keine wertvollen Gegenstände, wie Taschen, Jacken, Werkzeuge im Fahrzeug. Stellen sie ihr Firmenfahrzeug so ab, dass ein Eindringen zum Laderaum besonders erschwert wird. Nutzen sie moderne Technik um Fahrzeuge zu überwachen und melden sie Auffälligkeiten der Polizei unter 110."
Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist im letzten Jahr erneut zurückgegangen und liegt in 2020 bei 561 (650). Die Aufklärungsquote liegt bei 9,80% (7,85%).
Vermögens- und Fälschungsdelikte:
Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden im Jahr 2020 2.742 (1.994) Fälle an die Staatsanwaltschaften abgegeben. Die Aufklärungsquote liegt bei 79,29% (78,18%).
Hierunter sind auch die bereits näher benannten 479 Fälle eines mehrjährigen Betrugsverfahrens zu zählen.
Eine Serie von mindestens 70 Fällen ist einem Beschuldigten aus dem Raum Seevetal zuzurechnen. Er hat Waren im Internet zum Kauf angeboten und nach Zahlungseingang nie geliefert.
Freienberg: "Durch die Pandemie nutzen noch mehr Menschen das Internet für Einkäufe und soziale Kontakte. Seien sie vorsichtig und beherzigen sie Ratschläge der Polizei, damit sie nicht Opfer im Internet werden. Kriminelle nutzen skrupellos das Vertrauen der Bevölkerung aus. Durch die perfiden Methoden der Täterinnen und Täter ist die Opferwerdung auch keine Frage des Alters, sondern kann jede und jeden treffen." (Weitere Präventionstipps sind auf der Seite www.polizei-beratung.de zu finden.)
Strafrechtliche Nebengesetze:
Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist im Jahr 2020 mit 935 (934) Fällen nahezu gleich geblieben.
Fazit:
Polizeipräsident Thomas Ring: "Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeidirektion haben die neuen Herausforderungen und schwierigen Aufgaben in 2020 hervorragend erfüllt. Dafür möchte ich mich bei allen Polizeibeschäftigten herzlich bedanken. Insbesondere können wir mit der landesweit höchsten Aufklärungsquote sowie den Rückgängen der Wohnungseinbruchdiebstähle zufrieden sein. Klar ist aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir werden uns weiterhin mit großem Engagement für die Belange unserer Bürgerinnen und Bürger einsetzen."
Medienhinweis: Mehrere Grafiken zur Veranschaulichung der PKS sind in der digitalen Pressemappe der PI Harburg zum Download eingestellt.
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Harburg
Polizeihauptkommissar
Henning Flader
Telefon: 0 41 81 / 285 - 104, Fax -150
Mobil: 0 160 / 972 710 19
E-Mail: pressestelle (@) pi-harburg.polizei.niedersachsen.de
www.pi-wl.polizei-nds.de
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