Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 des Polizeikommissariats Norden
Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 des Polizeikommissariats Norden:
Weniger Straftaten und höchste Aufklärungsquote seit Erfassung
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Norden ist die Anzahl der Straftaten im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 298 Taten gesunken. Die Aufklärungsquote des Polizeikommissariats Norden ist im Vergleich zu 2019 erneut gestiegen und hat mit 69,17 % einen neuen Höchststand erreicht. Sie liegt erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt von 64,28 %.
Kernpunkte der PKS 2020
- Rückgang der Straftaten im Vergleich zu 2019 um 298 Taten
(-6,46%)
- Aufklärungsquote von 69,17% so hoch wie nie
- Fälle Häuslicher Gewalt gestiegen (+40 Taten, +24,24%)
- Gewalt gegen Polizeibeamte*innen gestiegen (+9 Taten, +52,94%)
- Straftaten zum Nachteil älterer Menschen weiterhin stark präsent
- Zahl der Körperverletzungsdelikte gesunken (-21 Taten, -4,14%)
- Weniger Diebstähle (-18,44%) und weniger Wohnungseinbrüche
(-17,72%)
- Anstieg der Straftaten im Bereich Cybercrime (+5 Taten, +1,35%)
bei gestiegener Aufklärungsquote (88,00%) Weniger Straftaten und hohe Aufklärungsquote
Im Jahr 2020 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Norden insgesamt 4.317 Straftaten registriert. Die Anzahl der Straftaten ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 298 Straftaten bzw. 6,46% gesunken.
Die Aufklärungsquote des Polizeikommissariats Norden hat 2020 einen neuen Höchststand von 69,17% erreicht. Sie liegt damit erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt von 64,28%. Insgesamt konnten im Jahr 2020 2.986 Taten der 4.317 registrierten Straftaten aufgeklärt werden.
"Nur durch ein außerordentliches Engagement und Höchstmaß an Motivation gelingt diese historisch hohe Aufklärungsquote. Mein ausdrücklicher Dank und meine Anerkennung gilt daher den Beschäftigten des Polizeikommissariats Norden", erklärt Erster Polizeihauptkommissar Ingo Brickwedde, Leiter des Polizeikommissariats Norden.
Mehr Häusliche Gewalt, weniger Körperverletzungen
Im Jahr 2020 ist die Zahl der registrierten Fälle Häuslicher Gewalt deutlich um 24,24% gestiegen. Es wurden 205 Taten angezeigt, 2019 waren es 165. Die 2019 registrierten 165 Fälle von häuslicher Gewalt stellen im Zehnjahresvergleich den zweit niedrigsten Wert dar (2016: 164 Fälle).
"Es ist schade, dass sich die sehr positive Entwicklung der letzten Jahre nicht fortgesetzt hat, sondern die Anzahl an Taten wieder über den Durchschnitt der letzten 10 Jahre (189 Fälle) steigt. Die Gründe dafür müssen wir noch weiter analysieren", sagt Erster Kriminalhauptkommissar Michael Pape, Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes beim Polizeikommissariat Norden. "Ich vermute, dass insbesondere der Ausbruch der Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Konflikte im häuslichen Umfeld hierzu beigetragen haben. Andererseits haben aber auch mehr Gewaltopfer die Angebote von Hilfsorganisationen und Anlaufstellen angenommen, um der Gewalt zu entfliehen. Die Erhellung des Dunkelfeldes muss unser Ziel sein, unabhängig von behördlichen Statistiken."
Die Zahl der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die körperliche Freiheit ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 8 Taten (+1,11%) auf 728 Taten gestiegen. Bei den Körperverletzungsdelikten ist ein Rückgang von 4,41% zu verzeichnen, von 507 Taten in 2019 auf 486 Taten in 2020.
"Obwohl öffentliche Großveranstaltungen, Diskotheken- oder Gaststättenbesuche in 2020 wenig bis gar nicht stattfanden, ist die Zahl der Körperverletzungen nicht so stark gesunken, wie ich es erwartet habe. Die Taten haben sich zum Teil mehr in den privaten Bereich verschoben", sagt Michael Pape.
Im Altkreis Norden kam es zu insgesamt 31 Raubüberfällen (+14,81%), im Jahr 2019 waren es 27. Die Aufklärungsquote stieg um 8% auf 70,97%.
"Die Steigerung der Raubüberfälle resultiert insbesondere aus einer Serie von u. a. sechs Tankstellenüberfällen, die wir im letzten Jahr erfolgreich klären konnten. Die zwei Täter aus Norden wurden von unseren Ermittlern festgenommen und sitzen in Haft", sagt Michael Pape.
Gewalt gegen Polizeibeamte*innen
Die Zahl der Gewalt gegen Polizeibeamte*innen stieg um 52,94% auf 26 Taten im Jahr 2020 weiter an. Im Vorjahr waren es 17 Taten. Es kam zu zwölf Widerstandshandlungen, elf tätlichen Angriffen und drei Bedrohungen. In neun Fällen war der Täter oder die Täterin alkoholisiert. Zusätzlich wurden ein Angriff auf einen Mitarbeiter des Rettungsdienstes und zwei Fälle gegen andere Vollstreckungspersonen registriert.
"Seit Jahren stellen wir einen Anstieg der Gewalt gegen Polizeibeamten*innen fest. Jeder Angriff auf Polizeibeamte*innen ist rechtlich wie menschlich verwerflich, stellt einen Angriff auf diese Gesellschaft, mithin auf unsere demokratischen Grundprinzipien dar und muss daher mit aller Konsequenz verfolgt werden" sagt Ingo Brickwedde.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen
Auch in 2020 waren ältere Menschen im Altkreis Norden vermehrt Ziel von Betrügern. Die Straftäter wählten dazu insbesondere den sogenannten Enkeltrick, Schockanrufe, falsche Gewinnversprechen und falsche Polizeibeamte als Betrugsmasche aus.
"Die Polizei hat im zurückliegenden Jahr eine intensive Präventionsarbeit zum Schutze unserer älteren Bürgerinnen und Bürger durchgeführt. Daher ist es in nur wenigen Fällen zu erheblichen finanziellen Schäden gekommen. Oft blieb es nur beim Betrugsversuch", sagt Michael Pape. "Die Täter passen dabei ihre Tricks immer wieder an die aktuellen Geschehen an. Diese Entwicklung zeigt, dass die bisher gute Präventionsarbeit der Polizei weiter fortgeführt werden muss."
"Das Polizeikommissariat Norden begleitet zurzeit das Präventionskonzept zum Schutze älterer Menschen vor Trickbetrügern. In diesem Zusammenhang wird an unsere Seniorinnen und Senioren im Altkreis Norden Informationsmaterial verteilt", ergänzt Polizeioberkommissarin
Christiane Büchner, verantwortliche Ansprechpartnerin für Prävention beim Polizeikommissariat Norden.
Deutlicher Rückgang bei Diebstählen und Einbrüchen
Ein deutlicher Rückgang der Straftaten ist 2020 bei den Diebstählen, insbesondere auch bei den Wohnungseinbruchdiebstählen, festzustellen. Die Zahl der Diebstähle ist von 1.345 im Jahr 2019 auf 1.097 Taten im Jahr 2020 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 18,44%. Die Wohnungseinbruchdiebstähle sind 2020 auf 65 gesunken, was einen Rückgang von 17,72% bedeutet. 2019 waren es noch 79 Taten. Insgesamt konnten 38,29% der Diebstahlsdelikte aufgeklärt werden, was einer Steigerung von 4,83% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
"Rückblickend auf die letzten zehn Jahren haben wir einen sehr niedrigen Wert von Wohnungseinbrüchen erreicht. Bei der Aufklärung von Einbrüchen zahlt sich die jahrelange Erfahrung der Ermittlerinnen und Ermittler aus. Die gute Präventionsarbeit beim Polizeikommissariat Norden hat ebenfalls zu diesem Erfolg beigetragen", sagt Michael Pape.
Auch im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität ist 2020 ein Rückgang festzustellen. Die Zahl der Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz ist von 414 Fällen im Jahr 2019 auf 344 Fälle im Jahr 2020 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 16,91%.
"Komplexe Ermittlungsverfahren im Altkreis Norden führten in 2020 zu mehreren Festnahmen von Drogenhändlern, bei denen nicht unerhebliche Mengen Betäubungsmittel und Vermögenswerte sichergestellt werden konnten", sagt Michael Pape.
Weniger Vermögens- und Fälschungsdelikte
Die Anzahl der Straftaten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr um 38 Fälle auf insgesamt 744 Taten (-4,86%) gesunken. Einen großen Teil dieser Straftaten nimmt weiterhin der Waren- und Warenkreditbetrug ein.
Die Fallzahlen im Bereich Cybercrime sind fast gleichgeblieben und um 5 Taten auf 375 Taten in 2020 gestiegen. Die Aufklärungsquote stieg dabei um 8,54% auf 88%.
"Es ist nicht einfach im anonymen Internet zu ermitteln. Unsere spezialisierten Ermittlerinnen und Ermittler haben viele Täter aus der Anonymität des Internets hervorgeholt und identifiziert. Wichtig ist, dass jeder von uns im Umgang mit dem Internet aufmerksam ist, insbesondere wenn es um die eigenen Personaldaten geht", sagt Michael Pape.
Mehr Körperverletzungen und Sachbeschädigungen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität
Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität kam es im Jahr 2020 zu 270 Straftaten. 2019 waren es noch 244. Das entspricht einem Anstieg von 10,66%.
Die Diebstähle insgesamt haben stark abgenommen (-33,33%), von 72 Taten in 2019 auf 48 Taten in 2020. Der klassische Ladendiebstahl verringerte sich von 49 Taten in 2019 auf 26 Taten in 2020 (-46,94%).
Sehr besorgniserregend dagegen ist der Anstieg bei den Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Die Körperverletzungen stiegen deutlich um 58,62% von 29 Taten in 2019 auf 46 Taten in 2020. Die Sachbeschädigungen stiegen um 68,75% von 16 Taten in 2019 auf 27 Taten in 2020.
Obwohl die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz in 2020 insgesamt abnahmen
(- 16,91%), stiegen die Drogendelikte von Kindern und Jugendlichen an, von 60 Fällen in 2019 auf 65 Fälle in 2020 (+ 8,33%).
"Warum die Kinder und Jugendlichen im letzten Jahr so viele Körperverletzungen und Sachbeschädigungen begangen und mehr Drogen konsumiert haben, kann nicht klar beantwortet werden. Möglicherweise hat sich bei den Kindern und Jugendlichen Frust über ihre durch die Corona-Pandemie veränderte und beschränkte Lebenssituation aufgebaut, der sich in diesen Taten entladen hat. Diese neue Entwicklung werden wir sehr genau beobachten", sagt Michael Pape.
Fazit zur PKS 2020
"Die Sicherheitslage im Altkreis Norden ist in den letzten Jahren bereits konstant hoch gewesen und konnte in 2020 noch einmal verbessert werden", resümiert Ingo Brickwedde. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben uns vor neue Herausforderungen im Einsatz- und Ermittlungsbereich gestellt. Trotz allem ist es uns gelungen, unsere Aufklärungsquote auf fast 70% zu steigern und die meisten Straftaten aufzuklären. Neben der guten Zusammenarbeit zwischen dem Einsatz- und Streifendienst, dem Kriminal- und Ermittlungsdienst, den Polizeistationen sowie der Präventionsverantwortlichen beim Polizeikommissariat Norden haben die vielen Hinweise unserer Bürgerinnen und Bürgern zu dem Erfolg beigetragen. Ich wünsche mir, dass das auch in Zukunft so bleibt."
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Polizeiinspektion Aurich/Wittmund
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Wiebke Baden
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