211001-4. Erneute Warnung vor Trickbetrügern
Die Polizei Hamburg warnt erneut vor Trickbetrügern am Telefon, die weiterhin täglich versuchen, ältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Für die Übergabe der Wertgegenstände nutzten sie zuletzt einen neuen Trick.
I)
Zu dieser neuen Masche kam es zuletzt in mehreren Fällen sogenannter Schockanrufe. Diese sind besonders perfide, weil die Täter ihre Opfer mit einer emotional stark belastenden Situation konfrontieren. Es wird behauptet, enge Familienangehörige wie ein Enkel oder eine Nichte hätten einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Beispielsweise zur Abwendung einer Haft oder zur Begleichung anfallender Behandlungskosten müsse nun ein höherer Geldbetrag aufgebracht werden.
Für die Übergabe von Wertgegenständen versuchen die Täter inzwischen, ihre Opfer zu öffentlichen Gebäuden zu dirigieren. Dort soll die Übergabe an einen angeblichen Behördenmitarbeiter erfolgen. Um den Anschein zu erwecken, dass alles mit rechten Dingen zugeht und es sich bei dem Empfänger der Wertgegenstände tatsächlich um einen Behördenmitarbeiter handelt, betreten die Täter vor dem Eintreffen ihres Opfers das Gebäude, um es bei dessen Ankunft für das Opfer erkennbar wieder zu verlassen.
Auf diese Weise haben die Täter es am Mittwochnachmittag geschafft, mehrere zehntausend Euro von einer 74-Jährigen aus Winterhude zu erbeuten. Sie behaupteten, deren Schwiegertochter habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine schwangere Frau verletzt worden sei. Gegen eine hohe Kaution könne sie ihre Schwiegertochter aus der Untersuchungshaft auslösen. Letztlich gelang es den Tätern, die Dame zum Amtsgericht Altona zu dirigieren, wo sie ihren gesamten Schmuck vor dem Gerichtsgebäude an einen angeblichen Kassierer übergab.
Im Jahr 2020 wurden der Polizei Hamburg insgesamt 181 Fälle von Schockanrufen bekannt. In etwas mehr als ein Dutzend Fällen gelang es den Tätern, insgesamt knapp 230.000 Euro zu erbeuten.
In diesem Jahr wurden bislang 113 Fälle von Schockanrufen bekannt. In zwei der Fälle gelang es den Tätern, Beute zu machen.
II)
Am häufigsten nutzen die Täter die weiterhin Einbrechermasche. Dabei erfolgt der Hinweis auf angeblich festgenommene Einbrecher, bei denen sensible Daten der jeweils Angerufenen aufgefunden worden seien. Je nach Verlauf des Gesprächs versuchen die Täter dabei auch, das Vertrauen der älteren Menschen in teils langjährig bekannte Sparkassen- oder Bankmitarbeiter zu erschüttern, meist mit der Behauptung, sie seien korrupt. Die Anrufer behaupten, Geld und Wertgegenstände seien in der Wohnung oder bei der Bank bzw. im Schließfach nicht mehr sicher. Es wird ein Abholer in Aussicht gestellt, der die Wertgegenstände übernehmen und in Sicherheit bringen soll.
Im Jahr 2020 wurden der Polizei insgesamt 3.675 solche Anrufe bekannt. In 62 Fällen waren die Täter erfolgreich und erbeuteten dabei etwa 2,7 Millionen Euro.
In diesem Jahr wurden bislang 556 solcher Anrufe bekannt. In 15 dieser Fälle gelang es den Tätern, Beute zu machen.
"Viele ältere Menschen kennen die Maschen der Täter inzwischen glücklicherweise sehr gut und wissen, was sie im Falle eines Anrufs zu tun haben - nämlich sofort aufzulegen und die Polizei zu verständigen. Schaffen es die Täter trotzdem Beute zu machen, entstehen dabei massive, zum Teil existenzbedrohende Schäden. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sich die perfiden Maschen immer wieder in Erinnerung zu rufen und darüber auch mit eigenen Familienangehörigen zu sprechen", sagt dazu Polizeipressesprecherin Sandra Levgrün.
Präventionstipps der Polizei Hamburg:
Die Täter sind geschult und gehen äußerst geschickt vor. Oft werden Geld oder Wertsachen übergeben, obwohl die Geschädigten dabei ein mulmiges Gefühl haben.
- Die Polizei rät: Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit! - Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht
selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern
fordern Sie Anrufer immer dazu auf, ihren Namen selbst zu
nennen. - Seien Sie auch misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als
Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht
erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige
Verwandte oder Bekannte wissen kann. - Lassen Sie sich auch bei einem angeblichen Notfall nicht unter
Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers
zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen
schon lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den
Sachverhalt bestätigen. - Sprechen Sie nicht über Ihre persönlichen oder finanziellen
Verhältnisse und übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an
unbekannte Personen. - Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert:
Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen
nahestehenden Personen. - Legen Sie beim geringsten Zweifel auf, rufen Sie die Polizei
unter 110 oder Ihre örtliche Polizeidienststelle an. - Lassen Sie sich nicht mit vollem Namen im Telefonbuch eintragen,
denn die Täter suchen gezielt nach altmodisch klingenden
Vornamen. - Auch Verwandte, Freunde und Nachbarn können helfen, solche Taten
zu verhindern: Sprechen Sie schon im Vorfeld über die
Möglichkeit solcher Anrufe und wie man darauf reagieren sollte. - Große Geldbeträge oder Wertsachen sollte nicht zu Hause
aufbewahrt werden. - Sprechen Sie ungewöhnliche Beobachtungen an oder rufen Sie die
Polizei.Abb.
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Polizei Hamburg
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Florian Abbenseth
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