211021-3. Trickbetrüger erlangen durch „Schockanrufe“ große Vermögenswerte
Die Polizei Hamburg warnt erneut vor Trickbetrügern am Telefon, die weiterhin täglich versuchen, ältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Für die Übergabe der Wertgegenstände nutzen sie Tricks, die sie immer wieder etwas abwandeln.
Derzeit werden vermehrt die sogenannten Schockanrufe verwendet. Diese sind besonders perfide, weil die Täter ihre Opfer mit einer emotional stark belastenden Situation konfrontieren. Es wird behauptet, enge Familienangehörige wie ein Enkel oder eine Nichte hätten einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Beispielsweise zur Abwendung einer Haft oder zur Begleichung anfallender Behandlungskosten müsse nun ein höherer Geldbetrag aufgebracht werden.
Die Täter versuchen entweder, die Übergabe von Wertgegenständen in unmittelbarer Wohnortnähe durchzuführen oder ihre Opfer zu öffentlichen Gebäuden zu dirigieren. Regelmäßig soll die Übergabe an einen angeblichen Behördenmitarbeiter erfolgen. Um den Anschein zu erwecken, dass alles mit rechten Dingen zugeht und es sich bei dem Empfänger der Wertgegenstände tatsächlich um einen Behördenmitarbeiter handelt, betreten die Täter vor dem Eintreffen ihres Opfers das Gebäude, um es bei dessen Ankunft für das Opfer erkennbar wieder zu verlassen.
Gestern erbeuteten Täter in Hamburg-Poppenbüttel und Hamburg-Groß Flottbek, Schmuck und Goldmünzen im Wert von etwa 250.000 Euro.
In beiden Fällen behaupteten Sie jeweils, dass die Enkel der Geschädigten einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hätten. Gegen eine hohe Kaution sei es möglich, die Enkelin aus der Untersuchungshaft auslösen. Letztlich gelang es den Tätern, in unmittelbarer Wohnortnähe eine Übergabe der Wertgegenstände zu realisieren. Eine 92-jährige Frau aus Hamburg-Poppenbüttel übergab Goldschmuck und Münzen im Wert von 100.000 Euro, eine 93-jährige aus Hamburg-Groß Flottbek muss einen Verlust von etwa 150.000 Euro in Form von Krugerrand Münzen beklagen.
Im Jahr 2020 wurden der Polizei Hamburg insgesamt 181 Fälle von Schockanrufen bekannt. In mehr als einem halben Dutzend Fällen gelang es den Tätern, insgesamt etwa 120.000 Euro zu erbeuten.
In diesem Jahr wurden in den ersten drei Quartalen insgesamt 113 Fälle von Schockanrufen bekannt. In acht der Fälle gelang es den Tätern, Beute zu machen.
Am häufigsten nutzen die Täter die weiterhin Einbrechermasche. Dabei erfolgt der Hinweis auf angeblich festgenommene Einbrecher, bei denen sensible Daten der jeweils Angerufenen aufgefunden worden seien. Je nach Verlauf des Gesprächs versuchen die Täter dabei auch, das Vertrauen der älteren Menschen in teils langjährig bekannte Sparkassen- oder Bankmitarbeiter zu erschüttern, meist mit der Behauptung, sie seien korrupt. Die Anrufer behaupten, Geld und Wertgegenstände seien in der Wohnung oder bei der Bank bzw. im Schließfach nicht mehr sicher. Es wird ein Abholer in Aussicht gestellt, der die Wertgegenstände übernehmen und in Sicherheit bringen soll.
Im Jahr 2020 wurden der Polizei insgesamt 3.675 solche Anrufe bekannt. In 62 Fällen waren die Täter erfolgreich und erbeuteten dabei etwa 2,7 Millionen Euro.
In diesem Jahr wurden bis Ende September 556 solcher Anrufe bekannt. In 15 dieser Fälle gelang es den Tätern, Beute zu machen.
"Viele ältere Menschen kennen die Maschen der Täter inzwischen glücklicherweise sehr gut und wissen, was sie im Falle eines Anrufs zu tun haben - nämlich sofort aufzulegen und die Polizei zu verständigen. Schaffen es die Täter trotzdem Beute zu machen, entstehen dabei massive, zum Teil existenzbedrohende Schäden. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sich die perfiden Maschen immer wieder in Erinnerung zu rufen und darüber auch mit eigenen Familienangehörigen zu sprechen", sagt dazu Polizeipressesprecherin Sandra Levgrün.
Präventionstipps der Polizei Hamburg:
Die Täter sind geschult und gehen äußerst geschickt vor. Oft werden Geld oder Wertsachen übergeben, obwohl die Geschädigten dabei ein mulmiges Gefühl haben.
Die Polizei rät: Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
- Legen Sie beim geringsten Zweifel auf, rufen Sie die Polizei
unter 110 oder Ihre örtliche Polizeidienststelle an. - Seien Sie
misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen
melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer
immer dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen. - Seien Sie auch
misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder
Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie
beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte
wissen kann. - Lassen Sie sich auch bei einem angeblichen Notfall
nicht unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des
Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der
Ihnen schon lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den
Sachverhalt bestätigen. - Sprechen Sie nicht über Ihre persönlichen
oder finanziellen Verhältnisse und übergeben Sie niemals Geld oder
Wertsachen an unbekannte Personen. - Wenn ein Anrufer Geld oder
andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit
Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahestehenden Personen. -
Lassen Sie sich nicht mit vollem Namen im Telefonbuch eintragen, denn
die Täter suchen gezielt nach altmodisch klingenden Vornamen. - Auch
Verwandte, Freunde und Nachbarn können helfen, solche Taten zu
verhindern: Sprechen Sie schon im Vorfeld über die Möglichkeit
solcher Anrufe und wie man darauf reagieren sollte. - Große
Geldbeträge oder Wertsachen sollte nicht zu Hause aufbewahrt werden.
- Sprechen Sie ungewöhnliche Beobachtungen an oder rufen Sie die
Polizei.Veh.
Rückfragen der Medien bitte an:
Polizei Hamburg
Polizeipressestelle, PÖA 1
Holger Vehren
Telefon: 040/4286-56210
Fax: 040/4286-56219