Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 für die Polizeidirektion Lüneburg

Ein Dokument GrafikenzurPKS2022.pdfPDF - 771 kB - Landesweit höchste Aufklärungsquote - Gesamt-Fallzahl gestiegen - Mehr jugendliche Straftäter/-innen - Wohnungseinbruchdiebstähle zurückgegangen - Häusliche Gewalt nimmt im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu - Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte weiterhin ansteigendDie Jahre 2020 und 2021 waren pandemiegeprägte Ausnahmejahre, geprägt von Eindämmungsmaßnahmen und veränderten Alltagsroutinen. Das hatte große Auswirkungen auf die Kriminalitätsentwicklung auch im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion (PD) Lüneburg. Aufgrund dieser besonderen Situation ist daher beim Blick auf die Kriminalitätszahlen ein Vorjahresvergleich nur bedingt sinnvoll. Deshalb wird im Folgenden vergleichend auch das Vor-Corona-Jahr 2019 einbezogen. | Landesweit höchste Aufklärungsquote |In der PD Lüneburg wurde mit 64,40% landesweit die höchste Aufklärungsquote aller erfassten Straftaten erzielt. Sie liegt damit um 2,67%-Punkten über dem Wert auf Landesebene (61,73%) und im Vergleich zu 2019 (64,27%), dem Jahr vor der Pandemie, auf einem ähnlichen Niveau. | Gesamt-Fallzahl gestiegen |Im Zuständigkeitsbereich der PD Lüneburg, der sich auf die Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Stade und Uelzen erstreckt, sind für das Jahr 2022 77.353 Straftaten statistisch erfasst. Dies bedeutet einen Zuwachs von 3.378 Taten (+4,57%) im Vergleich zum Jahr 2019. In der Langzeitbetrachtung ist erkennbar, dass sich die Fallzahlen für das Jahr 2022 - nach dem coronabedingten historischen Tiefstand 2021 - ganz leicht oberhalb des zehnjährigen Mittelwertes (76.718 Taten) befinden und den höchsten Wert seit 2017 darstellen. Bei der näheren Betrachtung wesentlicher Deliktsgruppen ist zu erkennen, dass insbesondere bei den schweren Diebstählen und den Straftaten gegen das Leben (Totschlag) deutliche Zuwächse im Vergleich zum Corona-Jahr 2021 zu verzeichnen sind. Im Vergleich zu 2019 sind Anstiege bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Straftaten gegen die persönliche Freiheit (Bedrohung) und dem einfachen Diebstahl (Ladendiebstahl und Taschendiebstahl) erkennbar. Rückgänge gibt es dagegen in weiten Teilen des schweren Diebstahls, insbesondere im Wohnungseinbruchsdiebstahl. Polizeipräsident Thomas Ring dazu: "Die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Lüneburg leben in einer sicheren Region. Bei einer leicht erhöhten Gesamtzahl aller erfassten Straftaten haben wir landesweit mit 64,40% die höchste Aufklärungsquote und liegen damit um fast 3% über dem Landesschnitt. Das ist für uns Ansporn und Verantwortung zugleich. Nur dank der hervorragenden Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr konnten wir einen so hohen Anteil der Straftaten aufklären." | Tatverdächtige |Zu den in 2022 bekannt gewordenen 77.353 Straftaten konnten insgesamt 33.825 Tatverdächtige (2019: 32.701) ermittelt werden. Altersmäßig verteilt sich diese Zahl auf 26.000 Erwachsene, 2.859 Heranwachsende, 3.406 Jugendliche und 1.560 Kinder. 24.886 Tatverdächtige, also rund 73% der Gesamtzahl, besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. 8.939 nichtdeutsche Staatsangehörige wurden als Tatverdächtige registriert. Der Anstieg bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen fällt im Vergleich zu den deutschen Tatverdächtigen prozentual stärker aus. | Mehr jugendliche Straftäter |Die Zahl der Tatverdächtigen im Kindes- und Jugendalter ist deutlich auf 4.966 (2019: 4.512) gestiegen. Die größten Fallzahlen sind in den für Kinder- und Jugenddelinquenz typischen Bereichen Körperverletzung, Bedrohungen, einfacher Diebstahl und Sachbeschädigung zu verzeichnen. | Häufigkeitszahl unter dem niedersachsenweiten Wert |Im Berichtsjahr 2022 sind in der Polizeidirektion Lüneburg 19.084 Personen Opfer einer Straftat geworden. Im Jahr 2019 waren es 16.501 (+15,65%). Hier macht sich bemerkbar, dass insbesondere die Opferdelikte im Vergleich von 2019 zu 2022 gestiegen sind. Die Häufigkeitszahl, die angibt, wie wahrscheinlich es ist, Geschädigter oder Opfer einer Straftat zu werden, beträgt in der Polizeidirektion Lüneburg im aktuellen Berichtsjahr 6.051 pro 100.000 Einwohner und liegt somit - wie auch in den vorherigen Jahren - unter dem niedersachsenweiten Wert von 6.528. | Vermögens- und Fälschungsdelikte leicht angestiegen |Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten gab es im Vergleich zu 2019 (11.966) eine leichte Zunahme auf 12.222 Taten. Den wesentlichsten Anteil an der Gesamtzahl haben weiterhin die Betrugstaten mit 9.113 Fällen (2019: 8.977). | Diebstahlsdelikte ähnliches Niveau wie 2019 - Wohnungseinbruchdiebstähle zurückgegangen |Die zahlenmäßig größte Deliktsgruppe, die Diebstahlsdelikte, bewegen sich mit 24.407 Taten auf einem ähnlichen Niveau wie 2019 (24.300). Die Aufklärungsquote hingegen ist im Gegensatz zu 2019 (33,78%) auf 35,23% gestiegen. Im Corona-Jahr 2021 gab es mit 20.014 Diebstahlsdelikten einen historischen Tiefstand. Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle ist im Vergleich zu 2019 (1.940) um 841 Fälle auf 1.099 gesunken - das bedeutet einen enormen Rückgang von über 40%. Bei 43,59% der Fälle blieb es beim Versuch, das entspricht 479 Taten. Übrigens: Durch die Taten wurden Werte in Höhe von über 2,3 Millionen Euro erlangt. Die Aufklärungsquote liegt in diesem sehr ermittlungsintensiven Deliktsfeld bei 27,93% (2019: 26,13%) und somit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 25,77%. "Die im Langzeitvergleich weiterhin deutlich rückläufigen Zahlen im Bereich Wohnungseinbruchdiebstahl sind äußerst erfreulich. Die intensive und akribische Einsatz-, Ermittlungs- und Präventionsarbeit der vergangenen Jahre zeigt hier seine Wirkung. Neben Kontroll- und Präsenzmaßnahmen der Polizei sind hier auch die guten Hinweise aus der Bevölkerung zu nennen, die die Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler unterstützen. Parallel führt die gute Sicherung von Häusern und Wohnungen zu einem hohen Versuchsanteil. Bei fast jeder zweiten Tat blieb es beim Versuch. Trotz der erfreulichen Entwicklung werden wir bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls nicht nachlassen. Diese besonders sozialschädliche Kriminalität beeinträchtigt in besonderer Art und Weise das Sicherheitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger.", so Polizeipräsident Thomas Ring. | Fahrrad- und Taschendiebstähle angestiegen |Die Fallzahl der Fahrraddiebstähle befindet sich im 10-Jahres-Vergleich auf einem neuen Höchststand. Demnach wurden 2022 insgesamt 4.009 Taten gezählt. 2019 waren es noch 3.661 - im Corona-Jahr 2021 sogar "nur" 2.776. Der im Jahr 2022 durch die Straftaten erlangte Wert liegt bei fast 4 Millionen Euro. Diese hohe Summe ist vor allem auf die immer hochwertigeren Fahrräder und den steigenden Anteil an Pedelecs/E-Bikes zurückzuführen. Bei den Fahrraddiebstählen dürfte sich zudem der Absatzmarkt aufgrund des gesteigerten Bedarfes und der Lieferengpässe deutlich verändert haben - und somit auch der Einfluss auf den Tatanreiz. Die Aufklärungsquote liegt in diesem Deliktsfeld bei 13,43%. Um hier die Fallzahlen zu senken, sind neben polizeilichen Präventionsmaßnahmen auch die Fahrradbesitzer gefragt. Es gibt gute Technik zum Sichern der Fahrräder. Wir appellieren an alle, schließen Sie ihr Fahrrad immer ab und nutzen Sie dabei hochwertige Fahrradschlösser, notieren Sie sich die Rahmennummer ihres Fahrrades, nutzen Sie die Fahrradpass-App auf Ihrem Smartphone und nehmen Sie das Angebot der Polizei zur Codierung in Anspruch. Zudem gibt es Ortungstechnik, die bei einer verdeckten Anbringung hilft, das Fahrrad nach einem Diebstahl wiederzufinden. Nähere Informationen sind bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle oder auf der Webseite der Polizeilichen Kriminalprävention www.polizei-beratung.de erhältlich. Im Vergleich zum Jahr 2019 (800) sind die Taschendiebstähle um 309 Taten auf insgesamt 1.109 angestiegen. Im Corona-Jahr 2021 lag die Zahl auch schon bei 1.108 Taten. Vor allem die Anschlusstaten, etwa bei der Entwendung von unbaren Zahlungsmitteln (Bankkarten), führen teilweise zu hohen Schadenssummen. | Diebstähle an/aus Kraftfahrzeugen gesunken |Die Taten im Bereich "Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen" sind im Vergleich zu 2019 (2.542) leicht auf 2.483 gesunken. Hierbei hat es die Täterschaft vor allem auf Firmentransporter abgesehen, in denen oftmals hochwertige Gerätschaften/Werkzeuge verstaut sind. | Cybercrime/Internetkriminalität |Die Straftaten mit dem "Tatmittel Internet" sind im Vergleich zu 2019 (4.200) um 12,40% auf 4.721 Fälle gestiegen. Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie (siehe Sexualdelikte) und den Bedrohungen im Internet. Im Hinblick auf Hasskriminalität im Internet sind in den vergangenen Jahren viele Informations- und Präventionsmaßnahmen, insbesondere für Amts- und Mandatstragende sowie Ehrenamtliche, durchgeführt worden, die ein vermehrtes Anzeigeverhalten der Opfer zur Folge hatten. Außerdem ist die konsequentere strafrechtliche Verfolgung der entsprechenden Straftatbestände und deren öffentliche Wahrnehmung als weiterer Grund anzusehen. Rückgänge im Phänomenbereich "Internetkriminalität" gab es dagegen bei den Waren- und Warenkreditbetrügen. | Sexualdelikte |Im Bereich der Sexualdelikte gab es als Ausfluss intensivierter Auswertungen beim Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt Niedersachsen und privater gemeinnütziger Organisationen einen deutlichen Anstieg der Zahlen beim Verbreiten/Erwerb/Besitz von Kinder- und Jugendpornografie. Wurden im Jahr 2019 noch 344 Taten bekannt, so registrierte die Polizeidirektion Lüneburg nun 808. Auch zukünftig muss aus diesem Grund vermutlich mit einer Zunahme der Fallzahlen gerechnet werden. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern wurden 241 Taten registriert, im Jahr 2019 waren es noch 296 Vorfälle. | Rohheitsdelikte |Insbesondere bei den einfachen und gefährlichen Körperverletzungsdelikten gab es Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr (2021: 7.220; 2022: 8.997). Hier werden die Aufhebungen von Corona-Einschränkungen und die Widerbelebung des öffentlichen Lebens besonders deutlich. Erkennbar ist dies unter anderem an den Fallsteigerungen im Bereich der Tatörtlichkeiten Gaststätte, Sport-/Erholungs-/Freizeiteinrichtungen und auf sonstigen öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen. Damit liegen die Fallzahlen leicht über dem Niveau von 2019 (+1,65%). Die Fälle der registrierten Bedrohungen steigen seit dem Jahr 2018 (1.676 Fälle) kontinuierlich an und befinden sich mit 3.327 Taten auf einem neuen Höchststand. Rückgänge hingegen gab es bei den Beleidigungen und Nötigungen. | Häusliche Gewalt nimmt im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu |Im Jahr 2022 gab es insgesamt 4.133 Fälle der häuslichen Gewalt. Dies stellt eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr dar (2021: 3.217). Rund 60% der Taten sind der partnerschaftlichen Gewalt zuzuordnen. Es gab 3.915 Opfer der häuslichen Gewalt (ca. 30% männlich, ca. 70% weiblich), wovon 15% zur Tatzeit minderjährig waren. Die meisten Opfer (1.548) lebten zur Tatzeit mit dem Täter/der Täterin in einer bestehenden Partnerschaft/Ehe. Ein Vergleich zum Jahr 2019 ist auf Grund von Anpassungen bei den Erfassungsmodalitäten nicht möglich. | Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte mit Anstieg |Bei der Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte gab es einen deutlichen Anstieg. Bei 668 Taten (2021: 531 Taten) gab es 1.622 Polizeibeamtinnen und -beamte als Opfer (2021: 1.271 Opfer). Davon wurden 230 leicht verletzt. Bei den Taten handelte es sich im Wesentlichen um Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte, tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und Bedrohungen. Im Jahr 2019 wurden 519 Fälle mit 1.205 Opfern registriert. Dazu Polizeipräsident Ring: "Die starke Zunahme von Gewalt gegen Einsatzkräfte, der die Kolleginnen und Kollegen im Rahmen ihres Dienstes ausgesetzt sind, betrachte ich nach wie vor mit größter Sorge. Polizistinnen und Polizisten sowie Rettungskräfte schützen durch ihren Einsatz die Grundwerte unserer Demokratie und die Rechte jedes Einzelnen. Hierfür haben sie unser aller Respekt und unseren Rückhalt bei der Ausübung ihrer Tätigkeit verdient. Jeder Angriff auf eine Polizeibeamtin oder einen Polizeibeamten ist immer auch ein Angriff auf unsere freiheitlich demokratische Grundordnung. Dies lässt sich nur immer und immer wieder betonen. Derartige Angriffe sind nicht zu tolerieren. Wir verurteilen diese auf das Schärfste und werden alle Taten konsequent verfolgen. Das allein reicht aber nicht aus. Gegen die Angriffe und Respektlosigkeit vorzugehen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Schließlich geht es um den Schutz demokratischer Werte und das gesellschaftliche Miteinander." | Sprengungen von Geldautomaten |Die Geldautomatensprengungen erreichten im Jahr 2022 mit 68 Taten einen Höchststand in Niedersachsen. Acht davon wurden im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg (sieben im Landkreis Harburg, eine im Landkreis Celle) verübt. Mit Stand vom 20.03.2023 ereigneten sich in diesem Jahr bisher vier Sprengungen im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg (zwei im Landkreis Harburg, zwei im Landkreis Heidekreis). Fazit von Polizeipräsident Thomas Ring: "Die Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen im vergangenen Jahr zeigt, dass das öffentliche Leben wieder Fahrt aufgenommen hat. Ein vermehrtes Zusammentreffen von Menschen führte zu mehr Tatgelegenheiten und Straftaten. Die Steigerung der Taten war somit zu erwarten. Der Langzeitvergleich macht aber deutlich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auf ihre Polizei im Nordosten Niedersachsens verlassen kann. Wir leben in einer sicheren Region. Die landesweit höchste Aufklärungsquote macht mich dabei besonders stolz, aber auch die Langzeitrückgänge der Wohnungseinbruchdiebstähle möchte ich hervorheben. Dafür möchte ich mich bei allen Polizeibeschäftigten herzlich bedanken. Klar ist aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir werden uns weiterhin mit großem Engagement für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger einsetzen!" Rückfragen bitte an: Polizeidirektion Lüneburg Tarek Gibbah Auf der Hude 2 21339 Lüneburg Telefon: +49 4131 8306-1052 E-Mail: pressestelle@pd-lg.polizei.niedersachsen.de