Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 des Polizeikommissariats Norden

Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 des Polizeikommissariats Norden: Viele Straftaten und hohe Aufklärungsquote Im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Norden ist die Anzahl der Straftaten im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 649 Taten gestiegen. Die Aufklärungsquote des Polizeikommissariats Norden ist im Vergleich zu 2022 weiterhin auf einem hohen Niveau und steigerte sich um 3,22% auf 68,26%. Sie liegt erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt von 62,5%. Kernpunkte der PKS 2023 - Anstieg der Straftaten im Vergleich zu 2022 um 649 Taten (+15,62%) - Steigerung der Aufklärungsquote auf 68,26% (+3,22%) - Tendenz: Steigerung bei Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit - Zahl der Körperverletzungsdelikte gestiegen (+129 Taten, +27,86%) - Mehr Sachbeschädigungen (+127 Taten, +27,25%) - Gewalt gegen Polizeibeamte*innen gestiegen (+13 Taten, +72,22%) - Mehr Wohnungseinbrüche (+9 Taten, +19,57%) - Mehr räuberische Diebstähle (+11 Taten, +157,14%) - Mehr Warenkreditbetrug (+26 Taten, +42,62%), mehr Tankbetrug (+16 Taten, +80%) - Sehr starker Anstieg bei der Kinder- und Jugendkriminalität (+239 Taten, +79,14%)Mehr Straftaten und hohe Aufklärungsquote Im Jahr 2023 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Norden insgesamt 4.805 Straftaten registriert. Die Anzahl der Straftaten ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 649 Straftaten bzw. 15,62% gestiegen. Die Aufklärungsquote des Polizeikommissariats Norden liegt 2023 weiterhin auf einem hohen Niveau und steigerte sich um 3,22% auf 68,26%. Sie liegt damit erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt von 62,5%. Insgesamt konnten im Jahr 2023 3.280 Taten der 4.805 registrierten Straftaten aufgeklärt werden. "Eine wieder weit über dem Landesdurchschnitt liegende Aufklärungsquote darf nicht über die besorgniserregenden Entwicklungen im menschlichen Umgang miteinander hinwegtäuschen. Insbesondere die Steigerung der Fallzahlen im Bereich Kinder- und Jugendkriminalität betrachte ich mit Sorge. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diese Entwicklungen umzukehren", erklärt Polizeioberrat Ingo Brickwedde, Leiter des Polizeikommissariats Norden. "Respekt und Toleranz dürfen nicht zu leeren Worthülsen verkümmern, sondern müssen gelebt werden", führt Ingo Brickwedde aus und verweist dabei auch auf die wieder gestiegene Gewaltbereitschaft gegenüber Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten. Mehr Rohheitsdelikte und mehr Sachbeschädigungen Im Altkreis Norden ist die Zahl der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die körperliche Freiheit in 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 263 Taten (+38,34%) auf 949 Taten gestiegen. Es kam zu insgesamt 18 Räuberischen Diebstählen (+157,14%), im Jahr 2022 waren es 7. Es konnte fast jede Tat geklärt werden. Bei den Körperverletzungsdelikten ist eine Zunahme von 27,86% zu verzeichnen, von 463 Taten in 2022 auf 592 Taten in 2023. Die gefährlichen und schweren Körperverletzungen haben sich von 104 auf 117 Taten erhöht (+12,5%). Die vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen stiegen um 35,02%, von 317 Taten in 2022 auf 428 Taten in 2023 an. Die Anzahl der Bedrohungen stieg um über die Hälfte (+74 Taten, +50,68%) an, von 146 Taten in 2022 auf 220 Taten in 2023. Die Beleidigungen nahmen um 22 Taten (+15,38%) zu, von 143 Taten in 2022 auf 165 Taten in 2023. Die registrierten Sachbeschädigungen steigerten sich von 466 Taten in 2022 um 127 Taten auf 593 Taten in 2023 (+27,25%). "Bedauerlicherweise haben wir in 2023 feststellen müssen, dass sich im Altkreis Norden eine stärkere Gewaltbereitschaft in Form von Körperverletzungen, Bedrohungen und Beleidigungen entwickelt hat. Diese Tendenz ist in meinen Augen nicht alleine mit dem sogenannten Corona-Nachholeffekt zu begründen, sondern hat ihren Ursprung auch in den sichtbaren gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland. Wichtig ist mir aber, dass die Wahrscheinlichkeit, an einem öffentlichen Ort im Altkreis Norden Opfer einer Körperverletzung zu werden, weiterhin gering ist. Die einfachen Körperverletzungen finden allgemein mehr im privaten Bereich statt. Bei den in der Öffentlichkeit verübten Körperverletzungen stellen bestimmte Jugendgruppen sowie die Alkoholiker- und Drogenszene einen Schwerpunkt dar", sagt Erster Kriminalhauptkommissar Michael Pape, Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes. Gewalt gegen Polizeibeamte*innen Die Zahl der Gewalthandlungen gegen Polizeibeamte*innen nahm um 72,22% zu. Sie stieg von 18 Taten in 2022 auf 31 Taten in 2023. Es kam zu 12 Widerstandshandlungen, 17 tätlichen Angriffen und 2 Bedrohungen. In 15 Fällen war der Täter oder die Täterin alkoholisiert. "Bei nahezu jedem zweiten Angriff auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte standen die Täter*innen unter dem Einfluss von Alkohol. Der Konsum von Alkohol verändert Menschen. Er rechtfertigt nicht den Angriff auf Menschen, auch nicht auf uniformtragende Menschen, und muss weiterhin mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden", betont Polizeioberrat Ingo Brickwedde. Deutlicher Anstieg bei Taschendiebstählen und mehr Einbrüche Die einfachen und schweren Diebstähle sind zusammen um 126 Taten von 1.274 in 2022 auf 1.400 in 2023 (+9,89%) gestiegen. Insgesamt konnten 37,86% aller Diebstahlsdelikte aufgeklärt werden. Eine leichte Zunahme der Straftaten ist 2023 bei den Wohnungseinbruchdiebstählen festzustellen. Die Zahl der Einbrüche ist von 46 im Jahr 2022 auf 55 Taten im Jahr 2023 gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 19,57% und liegt weiterhin unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Die Tageswohnungseinbrüche sind um 2 Taten (-14,29%) gesunken, von 14 Taten in 2022 auf 12 Taten in 2023. Hierbei handelt es sich um den zweitniedrigsten Wert der letzten 10 Jahre. Die Ladendiebstähle sind von 243 Taten in 2022 auf 276 in 2023 (+13,58%) gestiegen. Die Taschendiebstähle stiegen auffallend stark (+268,75%) von 16 Taten in 2022 auf 59 Taten in 2023 an. Die Anzahl der Hausfriedensbrüche stieg um 80 Taten (+79,21%), von 101 Taten in 2022 auf 181 Taten in 2023. Die Betäubungsmittelkriminalität ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um ca. ein Viertel gesunken. Die Zahl der Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz ist von 327 Fällen im Jahr 2022 auf 247 Fälle im Jahr 2023 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 24,46%. "In 2023 haben bundesweit agierende ausländische Diebesbanden in unserem Zuständigkeitsbereich gezielt ältere Menschen beim Einkaufen, überwiegend in Supermärkten, beobachtet und ihnen bei einer günstigen Gelegenheit meist die Geldbörse aus den Taschen gestohlen. Durch unsere Ermittlungen konnten wir einige Täter noch in Tatortnähe festnehmen. Ich bin mir sicher, dass durch die begleitende Presse- und Präventionsarbeit beim Polizeikommissariat Norden viele Taten verhindert werden konnten", sagt Michael Pape. Weniger Vermögens- und Fälschungsdelikte Die Anzahl der Straftaten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr um 46 Fälle auf insgesamt 635 Taten (+7,81%) gestiegen. Die Aufklärungsquote betrug 79,69%. Einen großen Teil dieser Straftaten nehmen weiterhin der klassische Waren- und Warenkreditbetrug im Internet ein, von 148 Taten in 2022 um 32 Taten auf 180 (+21,62%). Der Tankbetrug stieg um 80% sehr stark an, von 20 Taten in 2022 auf 36 Taten in 2023. "Wie in den Vorjahren bleibt das Internet der größte Tatort im Bereich der Betrugskriminalität. Wir müssen weiterhin auf den Schutz unserer persönlichen Daten achten. Es ist nicht auszuschließen, dass Kriminelle mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz gezielt unterschiedliche, sensible Daten von bzw. über uns suchen, diese zusammenfügen und z.B. auf den Namen unbescholtener Bürger Accounts im Versandhandel, Giro-Konten bei Onlinebanken oder Fake-Shops einrichten", sagt Michael Pape. Bedenklich viele Diebstähle, Körperverletzungen, Bedrohungen, Beleidigungen und Sachbeschädigungen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität kam es im Jahr 2023 zu 541 Straftaten. 2022 waren es noch 302. Das entspricht einer besorgniserregenden Steigerung von 79,14%. Die Entwicklung nach Steigerungsrate: +60,92% - Diebstähle: + 53 Taten, von 87 Taten in 2022 auf 140 Taten in 2023 +81,25% - Sachbeschädigungen: + 26 Taten, von 32 Taten in 2022 auf 58 Taten in 2023 +106,25% - Körperverletzungen: + 51 Taten, von 48 Taten in 2022 auf 99 Taten in 2023 +244,44% - Beleidigungen: +22 Taten, von 9 Taten in 2022 auf 31 Taten in 2023 +288,89% - Bedrohungen: +26 Taten, von 9 Taten in 2022 auf 35 Taten in 2023 +320% - Widerstände und tätlichen Angriffe gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen sowie weitere Straftaten gegen die öffentliche Ordnung (u.a. Hausfriedensbruch): +32 Taten, von 10 Taten in 2022 auf 42 Taten in 2023 Die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz insgesamt (Erwachsene/Heranwachsende/Jugendliche/Kinder) verringerten sich in 2023 um 24,46%. Diese Zahl ist der niedrigste Wert seit 10 Jahren. Die Drogendelikte von Kindern und Jugendlichen fielen dagegen nur leicht, von 48 Fälle in 2022 auf 45 Fälle in 2023 (-6,25%). "Ich bin fassungslos, dass sich bei einigen Kindern und Jugendlichen eine so überdurchschnittliche Gewaltbereitschaft entwickelt hat. Diese Veränderungen konnte man in 2023 schon öffentlich im Stadtgebiet von Norden beobachten", sagt Michael Pape. "Neben den klassischen Maßnahmen im Sinne der Gefahrenabwehr und Strafverfolgung soll die Einrichtung der interdisziplinären Arbeitsgruppe 'Runder Tisch zur Prävention der Jugendkriminalität in der Stadt Norden' auf Initiative des Präventionsrates der Stadt Norden einen neuen, ergänzenden Baustein für eine nachhaltige Prävention im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität abbilden.", führt Ingo Brickwedde weiter aus. Fazit zur PKS 2023 "Die Mitarbeitenden des Polizeikommissariats Norden haben mit Blick auf die hohe Aufklärungsquote einmal mehr gezeigt, mit welch' außerordentlichem Engagement und herausragender Motivation sie arbeiten. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Und dennoch: wir müssen nach den Ursachen für die negativen Entwicklungen im Kriminalitätsgeschehen schauen und uns alle den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Die Ursachenforschung, der gesellschaftliche Diskurs und die sich daraus ergebenen Maßnahmen, repressiv wie präventiv, müssen offen und ehrlich erfolgen", betont Ingo Brickwedde. "Nur so gelingt uns eine nachhaltige Veränderung. Ich bin davon überzeugt, dass uns das in Ostfriesland gelingen wird." Rückfragen bitte an: Polizeiinspektion Aurich/Wittmund Pressestelle Telefon: 04941 606104 E-Mail: pressestelle@pi-aur.polizei.niedersachsen.de