Unterschätzte Gefahr: Polizei Dortmund warnt eindringlich vor Lachgas-Konsum am Steuer – es herrscht Lebensgefahr
Lfd. Nr.: 0292
Viele große Schlücke aus der Bierflasche, mehrere tiefe Züge vom Joint - und dann hinter das Steuer setzen: Das tun Menschen, auch in Dortmund, immer wieder, weshalb es für die Beamtinnen und Beamten der Polizei Dortmund ein nahezu "alltäglicher" Einsatz ist, dieses Vergehen zu sanktionieren. Wer betrunken oder unter Drogeneinfluss mit dem Auto fährt oder ein sonstiges Kraftfahrzeug führt, riskiert seinen Führerschein und gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere Menschen.
Seit geraumer Zeit beobachtet die Polizei Dortmund zusätzlich ein neues Phänomen, das das Deliktsfeld "Fahren unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln" erweitert: Der Konsum von Lachgas, in Verbindung mit dem Führen von Kraftfahrzeugen, ist auf dem Vormarsch - und sehr gefährlich. "Wir sprechen hier definitiv von einer völlig unterschätzten Gefahr", sagt Ralf Ziegler, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Dortmund: "Ich habe überhaupt kein Verständnis für die Menschen, die so etwas machen. Rauschzustände am Steuer gefährden das eigene Leben und das Leben unbeteiligter Menschen. Deshalb gehen wir rigoros dagegen vor und schöpfen den gesetzlich möglichen Rahmen vollkommen aus."
Menschen, die Lachgas konsumieren, können in Rauschzustände abdriften, stark benebelt sein oder halluzinieren. "Wenn jemand zeitlich oder räumlich nicht orientiert ist", sagt Ralf Ziegler, "wenn jemand glasige Augen oder sonstige Ausfallerscheinungen hat, dann werden wir Ermittlungsverfahren einleiten. Und dann ist auch der Führerschein in Gefahr." In den Sozialen Medien kursieren immer wieder Videos von Menschen, die nach dem Lachgas-Konsum einen "Kick" verspüren und entsprechend agieren. Auch in Verbindung mit der Raser-, Poser- und illegalen Tuningszene ist dieses Phänomen schon aufgetreten, auch aus Dortmund gibt es Videos.
Belastbare Zahlen gibt es aufgrund der Neuartigkeit des Phänomens aktuell zwar noch nicht. Dennoch finden sich bei Verkehrskontrollen immer wieder Lachgas-Flaschen im Fußraum von Autos. Auch die schlechte Ladungssicherung - egal, ob im Fußraum, auf der Rückbank oder auf der Ladefläche eines Transporters - registriert die Polizei Dortmund immer wieder. "So ein Verstoß ist verdammt teuer. Die Bußgelder starten im mittleren, dreistelligen Euro-Bereich, inklusive Punkte in Flensburg. Auch hier ahnden wir knallhart."
Nicht nur in Dortmund, sondern auch in Lünen beobachtet die Polizei aktuell Auffälligkeiten im Hinblick auf Lachgas. Zuletzt wurden auf dem Parkplatz am Preußenbahnhof - mal kleinere, mal größere - Lachgas-Flaschen im Gebüsch gefunden. Es ist nicht auszuschließen, dass sich am Parkplatz größere Personengruppen mit ihren Autos treffen, um dort auch Lachgas zu konsumieren. Die Polizei Dortmund wird auch hier wachsam bleiben und diesem Phänomen mit großem Engagement und viel Unverständnis entgegentreten.
InDortmund hat es erste Unfälle gegeben, die im Lachgas-Konsum begründet liegen könnten. Nach einem Unfall mit drei Verletzten auf der Märkischen Straße im Oktober etwa zeigte ein Hyundai-Fahrer, der mit einem Baumschutzbügel kollidiert war, starke Ausfallerscheinungen. Die Vortests auf Alkohol und Drogen: negativ. Zeugen bemerkten allerdings das verdächtige Verhalten eines der Fahrzeuginsassen nach dem Unfall. Dieser war mit einem Karton in einer Seitenstraße verschwunden und ohne diesen wieder zurückgekehrt. Als die Beamten die Straße absuchten, fanden sie eine Flasche Lachgas. Die Folge: Eine Anzeige wegen des Verdachts der Straßenverkehrsgefährdung mit Fahrunsicherheit infolge geistiger und körperlicher Mängel. Auch ein Bericht an das Straßenverkehrsamt gehört hier standardmäßig zu den Maßnahmen der Polizeibeamten.
Auch bei einem Unfall auf dem Hiltropwall im September 2023, bei dem zwei Männer verletzt wurden, könnte Lachgas im Spiel gewesen sein. Ein 22-jähriger Dortmunder verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen einen Baum - hier entsorgte der Beifahrer eine Lachgas-Flasche auf dem angrenzen Gehweg.
Wie eingangs erwähnt, sind Alkohol- und Drogenkonsum weiterhin die häufigste Unfallursache im Zusammenhang mit berauschtem Fahren. Während die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss im Stadtgebiet im Corona-Jahr 2020 mit 219 auf einem vorläufigen Tiefststand war, ist diese Zahl mit 319 (2023) mittlerweile wieder deutlich angestiegen. Auch Unfälle unter Drogeneinfluss sind von 72 (2020) auf 126 (2023) gestiegen. Auf der Autobahn ein ähnliches Bild: Unfälle unter Alkoholeinfluss sind leicht von 78 (2020) auf 90 (2023) gestiegen, Unfälle unter Drogeneinfluss von 35 (2020) auf 59 (2023).
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