Verkehrsunfallstatistik 2023 für das Polizeikommissariat Jever
Ergänzend zu den kürzlich veröffentlichten Unfallstatistiken für das Land Niedersachen, den Bereich der Polizeidirektion Oldenburg sowie für die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland, soll der Blick nachfolgend auf die Unfallzahlen im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Jever gerichtet werden.
Markus Wallenhorst, Leiter des Polizeikommissariats und Jörg Mondorf, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes, zeigten sich vorab sehr zufrieden mit der geleisteten Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr hinsichtlich der Verkehrsüberwachung, Verkehrs-sicherheitsarbeit sowie der Arbeit in der Verkehrsprävention. Diese Zufriedenheit findet jedoch Ihre Grenze bei der Betrachtung der Unfallzahlen selbst. Verkehrsunfälle führen nicht nur zu Bagatell- und Blechschäden, sondern in vielen Fällen auch zu schweren Schicksalsschlägen für die unmittelbar Betroffenen und deren Angehörige. Deshalb lautet unser Appell an die Verkehrsteilnehmer: "Vorsicht und gegenseitigen Rücksicht", so Wallenhorst. Gerade gegen-über schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Kindern oder älteren Menschen sei ein noch defensiveres Verhalten geboten.
Bedauerlicherweise sind im Landkreis Friesland nicht nur die Zulassungszahlen für Fahrzeuge gestiegen, sondern auch die Unfallzahlen in Friesland, auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Jever. Die diesjährige Statistik weist die höchste Zahl an Unfällen der vergangenen 10 Jahre auf. Die Hoffnung, dass die Verkehrsunfallzahlen weiter sinken oder zumindest nicht die Zahlen vor Corona erreichen, haben sich nicht bestätigt.
Für die einzelnen Gemeinden bedeutet das in Zahlen:
Bereich PK Jever gesamt :1313 Verkehrsunfälle (2022 = 1114)
Stadt Jever : 420 Verkehrsunfälle (2022 = 325)
Stadt Schortens : 457 Verkehrsunfälle (2022 = 385)
Gemeinde Sande : 186 Verkehrsunfälle (2022 = 173)
Gemeinde Wangerland : 247 Verkehrsunfälle (2022 = 226)
Gemeinde Wangerooge : 3 Verkehrsunfälle (2022 = 5)
Unfalltote und Verletzte
Auch wenn sich die Zahl der getöteten Personen in 2022 und 2023 mit zwei Personen auf einem niedrigen Niveau befindet (in 2021 waren es acht), sei diese Zahl immer noch zu hoch und sehr bedauerlich, erklärt Jörg Mondorf. Bei beiden tödlichen Verkehrsunfällen sind die Pkw, jeweils, nur besetzt mit dem Fahrzeugführer (1 x 81 J./1 x 37 J.), ohne Fremdeinwirkung von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum gefahren.
Die Zahl der schwerverletzten Personen im Bereich des PK Jever hat sich erfreulicherweise von 42 im Jahr 2022 auf 36 im Jahr 2023 reduziert. Dennoch liegt die Gesamtzahl aller verletzten Personen für Mondorf insgesamt immer noch deutlich zu hoch, zumal es hier wieder einen Anstieg gegeben hat. In 2022 waren es noch 247 verletzte Personen, in 2023 bereits 272 Personen (234 Leichtverletzte, 36 Schwerverletzte und zwei getötete Personen).
Unfälle mit Kindern
Mit Blick auf die letzten fünf Jahre stagniert die Anzahl verletzter Kinder bei Verkehrsunfällen. Gegenüber 2022 ist die Zahl der Verletzten Kinder von 20 auf 21 in 2023 (1 x schwerverletzte, 20 x leichtverletzte Kinder bis 14 Jahre) gestiegen. Dabei nutzten neun Kinder ein Fahrrad, vier waren als Fußgänger betroffen und acht Kinder waren Mitfahrer in einem Pkw. Bei zwei Unfällen handelte es sich um Schulwegunfälle mit drei verletzten Kindern.
Gerade hier gilt insbesondere noch einmal der Hinweis auf die lebensrettende Nutzung der Sicherheitseinrichtungen in den Fahrzeugen (Sicherheitsgurt, zugelassene Kindersitze) und das Tragen von Helmen auf Zweirädern.
Unfälle mit Seniorinnen und Senioren
Werden die 49 bei Verkehrsunfällen verletzten Seniorinnen und Senioren näher betrachtet, so haben 26 ein Fahrrad geführt (davon 14 ein Pedelec), 20 nutzten einen PKW und drei waren als Fußgänger unterwegs.
Die Anzahl der an Verkehrsunfällen beteiligten Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahren) ist mit 359 (2022 = 295) wieder auffallend angestiegen und folgt damit bedauerlicherweise dem Trend der steigenden Unfallzahlen. Gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung und dem immer höheren Mobilitätsbedürfnis der älteren Menschen ist diese negative Entwicklung ein eindeutiger Trend, der nicht außer Acht gelassen werden sollte, da 70,47 % aller an Unfällen beteiligten Seniorinnen und Senioren den Unfall zumindest mit verursacht haben.
Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern/ Pedelecfahrern
Angestiegen sind in den letzten vier Jahren die Verkehrsunfälle mit Radfahrern insgesamt, die häufig mit Verletzungen endeten. Von 118 Unfällen (2022 = 110) mit Fahrrädern, wurden 90 Personen verletzt, davon 80 leicht und 10 schwer. Tödliche Verletzungen hat zum Glück kein Radfahrer davongetragen. "Aus meiner Bewertung und im Vergleich zu anderen Bereichen der Polizeiinspektion ist das zu hoch, betonte Markus Wallenhorst und wiederholte sein Appell zu mehr Rücksichtnahme gegenüber der wachsenden Anzahl an Radfahrern. Das betreffe insbesondere den Abstand sowie die Geschwindigkeit, mit der an den Radfahrern vorbeigefahren werde. Gleichermaßen müssten die Radfahrer auch an ihren eigenen Schutz denken. Hierzu zähle insbesondere die Verkehrssicherheit des Fahrrades, ein zertifizierter Fahrradhelm, sowie das Beherrschen der Geschwindigkeiten, gerade bei Pedelecs, die immer noch durch andere Verkehrsteilnehmer unterschätzt werden.
Auch bei den Pedelecfahrern ist eine Zunahme der Unfälle zu verzeichnen. Gegenüber 2022 stieg der Zahl der Verkehrsunfälle mit Pedelec um sechs auf 41 Unfälle. Dabei waren 32 Personen leicht und vier Personen schwerverletzt. Ein tödliches Ende nahm auch hier glücklicherweise keine Fahrt.
Unfälle mit beteiligten motorisierten Zweiräder
Entgegen dem allgemeinen Unfalltrend, ist im Bereich der motorisierten Zweiräder eine Abnahme um 23,33% (2022 = 30; 2023 = 23) zu verzeichnen hat. Die Anzahl verletzter Personen ist um 47,83% (2022 = 23; 2023 = 12) gesunken. Somit wurden 2023 "nur" sieben Personen leicht und fünf Personen schwer verletzt. Kein Unfall endete in diesem Kontext tödlich.
Trunkenheitsfahrten/Rauschgiftdelikte im Straßenverkehr/Unfallfluchten
Die im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Jever in 2023 festgestellten Fahrten unter Alkoholeinfluss sind im Vorjahresvergleich um 6 Fahrten gestiegen. In 34 Fällen (2022 = 25) wurde eine folgenlose Trunkenheitsfahrt festgestellt, in 19 Fällen (2022 = 22) waren die Personen an Verkehrsunfällen ursächlich beteiligt.
Die Anzahl der festgestellten Fahrten unter Drogeneinfluss sind im Vergleich zum Vorjahr um 14 auf 46 gestiegen (2022 = 32). In drei Fällen (2022 = 1) waren die Konsumenten an Verkehrsunfällen beteiligt.
Auch die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten ist im Vorjahresvergleich um 62 festgestellte Fluchten gestiegen, wobei davon ca. 42 Prozent aufgeklärt werden konnten. Um die Aufklärungsquote wieder erhöhen zu können, ist die Polizei auf die Mithilfe der Bevölkerung bei diesen Straftaten angewiesen.
"Wir müssen uns alle, die wir am Straßenverkehr teilnehmen, immer wieder bewusstmachen, dass wir nicht nur für uns, sondern auch für andere Menschen eine Verantwortung tragen. Jede Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit kann lebensbedrohliche Folgen haben. Wir können die Verkehrsprävention und Überwachungsmaßnahmen verstärken, aber die beste Unfallprävention ist es, zu hohe Geschwindigkeit, Fahrfehler, Ablenkung durch Smartphones oder Konsum beeinträchtigender Mittel schon von sich aus zu vermeiden", so Wallenhorst und Mondorf abschließend.
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