Mit gezielten Präventionsmaßnahmen gegen Geldautomatensprenger: Raiffeisenbank Baunatal installiert Einfärbetechnik

Gemeinsame Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Nordhessen und der Raiffeisenbank eG Baunatal Baunatal (Landkreis Kassel): Seit Gründung der bundesweit einmaligen Präventionsoffensive "ALLIANZ GELDAUTOMATEN" im Mai 2022 ergreifen immer mehr Banken und Sparkassen Präventionsmaßnahmen und rüsten ihre Geldautomaten nach, um sie für mögliche Sprengversuche noch sicherer zu machen. Das gemeinsame Ziel der ALLIANZ, die zusammen" knapp 60 Mitglieder umfassen, ist die Anzahl von Geldautomatensprengungen in Hessen signifikant zu senken, um so insbesondere die Gefahr für Menschen zu minimieren und Sachschäden zu begrenzen. Auch die Raiffeisenbank eG Baunatal hat sich dazu entschlossen, risikomindernde Maßnahmen einzuführen und an ihren Standorten mit Geldautomaten Einfärbetechnik zu installieren. Bei der Bekämpfung schwerkrimineller Geldautomatensprenger, die im vergangenen Jahr zahlreiche Automaten und dabei auch Gebäude in Hessen erheblich beschädigt und zum Teil völlig zerstört hatten, setzt die hessische Polizei auf eine intensive Zusammenarbeit mit den Privat- und Genossenschaftsbanken sowie der Sparkassen. Herzstück der ALLIANZ ist das Risiko-Identifizierungs-Tool "GLB-operativ", welches mittels Algorithmen den Raum und den Standort eines Geldautomaten hinsichtlich einer potenziellen Gefahr zur Tatbegehung bewertet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Form einer sogenannten Risikokonferenz seitens der Polizei mit den Banken besprochen. Für beide Partner sind sie gleichermaßen wertvoll, um die individuellen Präventionsmaßnahmen aber auch die Einsatz- und Fahndungskonzepte gezielt sowie wirksam ein- und umsetzen zu können. Alle Mitglieder der ALLIANZ erklärten sich von Beginn an bereit, den Ausbau präventiver Elemente an erkannten Risiko-Standorten zu priorisieren. Die Ausgestaltung der Maßnahmen richtet sich hierbei nach den individuellen Sicherheitskonzepten der Kreditinstitute, die seitens des Hessischen Landeskriminalamts sowie der regionalen Polizeipräsidien fortlaufend und individuell beraten werden. Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise Nachtverschluss, Videoüberwachung, Nebeltechnik oder etwa die Verwendung von Einfärbesystemen. Filialen in Bergshausen, Hertingshausen und Hoof bereits betroffen Auch die Raiffeisenbank Baunatal war bereits an drei ihrer Filialen von derartigen Taten betroffen. In der Nacht zum 25. Juli 2018 sprengten unbekannte Täter mit einem Gasgemisch den Geldausgabeautomaten in der Filiale in Fuldabrück-Bergshausen und richteten dabei einen immensen Schaden an. In der Nacht zum 19. Juni 2019 erfolgte eine weitere Sprengung in der Filiale in Baunatal-Hertingshausen. Auch hier entstand ein erheblicher Schaden. Glücklicherweise wurde in beiden Fällen niemand verletzt. Die Instandsetzung der beschädigten Räume nahm jedoch mehrere Monate in Anspruch. In der Nacht zum 16. Dezember 2019 versuchten unbekannte Täter zudem den Geldautomaten in der Filiale in Schauenburg-Hoof mit einem Gasgemisch zu sprengen, womit sie jedoch scheiterten. Letztlich kam es dort nicht zur Explosion, weshalb größerer Schaden ausblieb. Nutzten die Täter zunächst noch die Gasgemische, wird seit 2021 vorwiegend Festsprengstoff eingesetzt. Um es den Tätern so schwer wie möglich zu machen, setzt die Raiffeisenbank Baunatal nach den erfolgten Risikokonferenzen nun auf das Einfärbesystem. Zudem ist der Zugang zu den SB-Zonen mithilfe eines Nachtverschlusses zeitlich begrenzt. Eine Videoüberwachung wird schon seit längerer Zeit eingesetzt. Sicherheit der Menschen steht im Vordergrund Die beiden Vorstände der Raiffeisenbank eG Baunatal, Michael Hohmann und Sylvia Preinstorfer, erklären, was für ihre Bank im Vordergrund steht: "Vorrangig möchten wir vermeiden, dass Menschen in der Bank bei einer möglichen Sprengung verletzt werden. Aus diesem Grund haben wir eine Risikoanalyse und Risikoeinstufung unserer Automatenstandorte durchgeführt und auf dieser Basis zusätzliche Maßnahmen veranlasst, die auf potentielle Täter abschreckend wirken. Diese Präventionsmaßnahmen sollen das Sprengen von Geldautomaten beschwerlich, zeitintensiv und unattraktiv machen." Polizeipräsident Stelzenbach lobt das Engagement der Bank Nordhessens Polizeipräsident Konrad Stelzenbach lobt das Engagement der Raiffeisenbank Baunatal bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen: "Um den kriminellen Banden möglichst erfolgreich zu begegnen, müssen wir alle an einem Strang ziehen: Auf der einen Seite konnten die Polizei- und Strafverfolgungsbehörden in jüngster Zeit immer wieder Festnahmen und Ermittlungserfolge im Kampf gegen die überwiegend aus dem Ausland stammenden Tätergruppen vermelden - auf der anderen Seite sind die Banken für die Beratungen und Empfehlungen der Polizei im Rahmen der "ALLIANZ GELDAUTOMATEN" von Beginn an sehr aufgeschlossen gewesen und haben ihrerseits bereits wichtige Anstrengungen zur Verhinderung von Tatgelegenheiten unternommen. Das zeigen die nun von der Raiffeisenbank Baunatal umgesetzten Präventionsmaßnahmen wie die Installation der Einfärbetechnik." Hintergrund zum Phänomen und zur Besonderen Aufbauorganisation (BAO) effectus: Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete deutschlandweit im Jahr 2022 insgesamt 496 Sprengungen (2021: 392 Taten). Dies sind die höchsten Fallzahlen seit Aufnahme dieses Deliktes in die Polizeiliche Kriminalstatistik im Jahre 2005. Grundsätzlich unterliegen die Fallzahlen bei diesem Kriminalitätsphänomen immer Schwankungen, wie die letzten Jahre gezeigt haben. In Hessen wurden im Jahr 2023 insgesamt 61 Fälle von Automatensprengungen registriert, das waren 20 Fälle mehr als im Vorjahr. Der Sachschaden hat sich auf etwa 10,5 Millionen Euro erhöht (2022: ca. 4,9 Mio. Euro) und übersteigt damit deutlich die Diebstahlsumme. Diese lag bei rund 4,6 Millionen Euro und hat sich im Vergleich zu 2022 fast verdoppelt. Im aktuellen Jahr wurden in Hessen bis zum Stichtag 21.05.2024 insgesamt 11 Geldautomaten gesprengt. In 5 Fällen war die Sprengung erfolgreich und es konnte Bargeld erbeutet werden. Die Summe des Stehlguts beläuft sich auf etwa 228.000 Euro. Die Höhe des Sachschadens beträgt knapp 2,7 Millionen Euro. Bereits seit 2019 gab es in Hessen eine eigens zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen eingerichtete Ermittlungsgruppe im Hessischen Landeskriminalamt (HLKA). Aufgrund der Zunahme an Sprengungen in Hessen wurden die Bemühungen durch die Gründung der Besonderen Aufbauorganisation (BAO effectus) im HLKA mit sieben Regionalabschnitten in den hessischen Polizeipräsidien sowie die Gründung der ALLIANZ GELDAUTOMATEN intensiviert. Der hessischen Polizei ist es seither gelungen, insgesamt mehr als 80 Tatverdächtige zu ermitteln und in mehr als ein Dutzend Fällen sogar auf frischer Tat festzunehmen. 20 Personen konnten bislang rechtskräftig verurteilt werden. Rückfragen bitte an: Matthias Mänz Pressesprecher Tel. 0561 - 910 1020 Polizeipräsidium Nordhessen Grüner Weg 33 34117 Kassel Pressestelle Telefon: +49 561 910 1020 bis 23 Fax: +49 611 32766 1010 E-Mail: poea.ppnh@polizei.hessen.de Außerhalb der Regelarbeitszeit Polizeiführer vom Dienst (PvD) Telefon: +49 561-910-0 E-Mail: ppnh@polizei.hessen.de