In dutzenden Fällen Drogen mit der Post verschickt - 2 Tatverdächtige festgenommen, mutmaßlicher Haupttäter in Untersuchungshaft
FRASDORF, LKR. ROSENHEIM. Monatelang waren die Staatsanwaltschaft, die Polizeiinspektion Rosenheim und die Kriminalpolizei Unbekannten auf den Fersen, die dutzendfach Päckchen mit verschiedenen Drogen im gesamten Bundesgebiet und sogar europaweit verschickt hatten. Am 29. November dann der Erfolg der Strafverfolgungsbehörden: Die mutmaßlichen Drogendealer, ein 27-jähriger Mann und seine 23-jährige Lebensgefährtin, wurden festgenommen und große Mengen Betäubungsmittel und Beweismaterial sichergestellt. Der 27-Jährige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Die Polizei stellte viel Beweismaterial sicher
Die aufwändigen und zeitraubenden Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei in diesem Fall begannen im April 2016. Damals war ein Päckchen an den vermeintlichen Absender, ein Rosenheimer Reisebüro, zurückgeschickt worden, weil es nicht ausreichend frankiert war. Das Reisebüro schaltete sofort die Polizei ein, weil sich darin Betäubungsmittel befunden hatten und das Päckchen offenbar unter falschem Namen versandt worden war.
Im Laufe der folgenden Monate tauchten immer wieder Drogensendungen auf und immer waren Reisebüros als Absender angegeben. Wer die tatsächlichen Drogenversender waren, blieb für die Polizei aber zunächst im Dunkeln. Gemeinsam mit den Rauschgiftfahndern der Kripo Rosenheim ermittelten Beamte der Polizeiinspektion Rosenheim intensiv in dem Fall. Die entscheidenden Fortschritte gelangen deshalb, weil die Deutsche Post den Ermittlern sehr entgegenkam und selbst außerordentliches Engagement an den Tag legte. Der Sicherheitsbeauftragte des Postverteilerzentrums Kolbermoor unterstützte die polizeilichen Untersuchungen und so gelang es schließlich, diejenigen Briefkästen zu bestimmen, von denen aus die Drogen ihren Weg zu den Kunden genommen haben mussten.
Versteckter Zugang zur Aufzuchtanlage
Vor wenigen Tagen, am vergangenen Dienstag (29. November) war es dann soweit: Ein 27-Jähriger wurde morgens in Rosenheim festgenommen, als er gerade wieder vier Drogensendungen von einem Briefkasten in der Innenstadt aus verschicken wollte. Seine 23 Jahre alte Lebensgefährtin wurde kurz darauf an ihrer Arbeitsstelle in Rosenheim ebenfalls festgenommen.
Was dann bei der anschließenden Durchsuchung der gemeinsamen Wohnung der beiden Tatverdächtigen in Frasdorf zu Tage kam, überraschte aber sogar die erfahrenen Rauschgiftfahnder der Kripo: Gut 1,2 Kilogramm Amphetaminpaste, 680 Ecstasypillen, 65 LSD-Trips, 1,7 Kilogramm Psilocybinpilze wurden sichergestellt. Und weil die Fahnder das richtige „Näschen“ hatten, entdeckten sie in der Wohnung einen versteckten Raum. Hinter einem großen Kleiderschrank befand sich in einem Zimmer eine professionelle Aufzuchtanlage für Marihuanapflanzen. 4,2 Kilogramm Pflanzen und Dolden erbrachte die „Ernte“ der Polizei. Natürlich wurden neben den Drogen auch zahlreiche Beweisstücke, so zum Beispiel zahllose weitere Postversandpäckchen, sichergestellt und mitgenommen.
Professionelle Aufzuchtanlage
Für die Ermittler der Kripo und der Polizeiinspektion Rosenheim ist der Fall aber längst noch nicht abgeschlossen. Sie rechnen damit, dass zu den bislang 38 bekannt gewordenen Fällen von Drogenversand noch weitere hinzukommen werden. Wie die Beamten bislang herausfanden, beschaffte sich der mutmaßliche Drogendealer viele Betäubungsmittel über das Darknet und auch der Handel mit seinen Kunden lief über dieses Netzwerk.
„Die hervorragende Zusammenarbeit meiner Mitarbeiter mit den Beamten der Polizeiinspektion Rosenheim führte zu diesem bemerkenswerten Ermittlungserfolg. Auch wenn die Polizei derzeit viele Herausforderungen, wie beispielsweise die Bedrohung durch den islamistischen Terror, die Cyberkriminalität oder das Thema Wohnungseinbruch zu bewältigen hat, werden wir die Bekämpfung der Drogenkriminalität daneben nicht vernachlässigen“, so Kriminaldirektor Bernd Hackl, der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Traunstein erließ der Ermittlungsrichter gegen den 27-jährigen, mutmaßlichen Haupttäter am Mittwoch, 30. November, einen Haftbefehl. Wegen des Verdachts des illegalen Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sitzt der Mann seitdem in Untersuchungshaft. Gegen die Lebensgefährtin wurde der Haftbefehl vom Richter mit Auflagen außer Vollzug gesetzt.