Polizeiinspektion Verden/Osterholz und Landkreis Osterholz veröffentlichen Verkehrsunfallstatistik 2017: Weniger Verkehrsunfälle ++ Ablenkungen im Fahrzeug bleiben ein großes Problem ++

Statistik

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Landkreis Osterholz (ots) - (Der Text und die Statistik befinden sich im Anhang)

In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten der Landkreis Osterholz und die Polizeiinspektion Verden/Osterholz heute die offiziellen Zahlen der Verkehrsunfallstatistik 2017 für den Bereich des Landkreises Osterholz.

1. Gesamtunfallzahlen

Die Gesamtunfallzahl im Landkreis Osterholz ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,85 % auf nunmehr 2.812 zurückgegangen (2016: 2.865). Gleichzeitig hält der Trend bei den Zulassungszahlen an: Innerhalb von neun Jahren stieg die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge um 8.217 Fahrzeuge auf nunmehr insgesamt 81.862 Fahrzeuge an (2016: 80.441). Die Anzahl der Verkehrsunfälle je 10.000 Fahrzeuge sowie auch je 10.000 Einwohner ist im vergangenen Jahr hingegen gesunken.

2. Schwere Verkehrsunfälle / Getötete

Im Jahr 2017 kamen auf den Straßen des Landkreises Osterholz drei Menschen ums Leben. In den vergangenen zehn Jahren sind lediglich im Vorjahr weniger Menschen tödlich verunglückt (2016: zwei). Analysiert man sich die dazugehörigen Unfallorte und Unfallhergänge, sind es meist individuelle Fehler der Beteiligten gewesen, die zu den Tragödien geführt haben.

Im Jahr 2017 wurden im Landkreis Osterholz wie im Vorjahr 62 Personen schwer verletzt. Tendenziell nimmt die Anzahl der Schwerverletzten bei Betrachtung des Zehnjahreszeitraumes ab. In der Risikogruppe der "Jungen Fahranfänger" (18-24 Jahre) registrierte die Polizei sowohl im Jahr 2016 als auch im Jahr 2017 jeweils zehn Schwerverletzte. 2017 wurden allerdings zudem zwei junge Fahrer getötet (2016: 0)

Bei den "Senioren" (über 64 Jahre) war in dieser Kategorie ein leichter Zuwachs auf nunmehr 11 Schwerverletzte zu verzeichnen (2016: neun). Während 2016 noch ein Senior ums Leben kam, waren 2017 in dieser Gruppe keine Todesopfer zu beklagen.

3. Unfallursachen

Nach der Unfallursache "Fehler beim Wenden/Rückwärtsfahren" (627), welches häufig Rangierunfälle mit Blechschäden auf Parkplätzen waren, sowie den häufigen Wildunfällen (582) ist das Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes eine Hauptunfallursache im Landkreis Osterholz. 432 Fälle registrierte die Polizei im Jahr 2017, in denen ein Abstandsverstoß der Hauptgrund für den Unfall war. Häufig dürfte diese Ursache mit Ablenkungen innerhalb des Fahrzeuges einhergehen, maßgeblich hierbei durch die verbotswidrige Nutzung von Smartphones. Wie oft die Handynutzung Ursache für Verkehrsunfälle ist, ist hingegen unklar. "Es liegen bisher keine auswertbaren Daten vor, aus denen hervorginge, wie häufig die Nutzung von Smartphones zum Unfall führte", so Marcus Neumann, Sachbearbeiter Verkehr und Unfallanalytiker in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. "Häufig ist es jedoch nicht nachvollziehbar, warum Verkehrsteilnehmer in einer Kurve einfach geradeausfahren, innerorts gegen am Straßenrand geparkte Fahrzeuge oder auf einer Autobahn auf einen vorausfahrenden Lkw auffahren. Im Rahmen der Unfallaufnahme ist der Verdacht dann zwar vorhanden, dass die Fahrer durch die Nutzung eines Handys abgelenkt waren. Der Unfallfahrer gibt das aber meist nicht zu und wenn der Unfall keine schweren Folgen hatte, werten wir die Handys auch nicht aus, weil dafür die rechtliche Handhabe fehlt", so Neumann weiter.

Um dem Phänomen in Zukunft besser entgegenwirken zu können, hat das Niedersächsische Innenministerium seit dem 1. Januar 2018 eine große Studie gestartet. Über ein Jahr werden die Polizeidirektionen Braunschweig, Hannover und Osnabrück zur Erforschung der Unfallursache "Handynutzung" Maßnahmen wie z.B. die Durchsuchung von Unfallfahrzeugen sowie die Beschlagnahme und Auswertung von aufgefundenen Mobiltelefonen durchführen. Begleitend dazu wird die Technische Universität Braunschweig an der Untersuchung mitwirken, indem sie eine Beobachtungsstudie im Verkehrsraum durchführen wird. Ergänzt wird dies durch Untersuchungen der Verkehrsunfallforschung der Medizinischen Hochschule Hannover, die Unfallbeteiligte in einem anonymisierten Verfahren zum Unfallhergang befragt. "Für eine Weiterentwicklung in der Verkehrsunfallprävention brauchen wir dringend eine verbesserte Datenbasis", betont Uwe Jordan, Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. "Wir gehen davon aus, dass viele schwere Verkehrsunfälle nur deshalb passieren, weil der Fahrer im Fahrzeuginnenraum abgelenkt ist. Es entsteht so viel Leid, weil Verkehrsteilnehmer den Blick nicht vom Handy wenden können. Leider erkennen wir bei zu vielen Verkehrsteilnehmern trotz erhöhter Bußgelder nur eine geringe Bewusstseins- und Verhaltensänderung", so Jordan weiter.

Als weitere Unfallursachen folgen Geschwindigkeitsüberschreitungen bzw. nichtangepasste Geschwindigkeit (193), Vorfahrtsmissachtungen (197) und Abbiegeunfälle (105). 25 Mal spielte die Beeinflussung durch Alkohol oder Drogen eine Rolle.

4. Unfälle im Zusammenhang mit Motorrad- und Fahrradfahrern

Hinsichtlich der Verkehrsunfälle, bei denen Motorrad- oder Fahrradfahrer beteiligt waren, sind unauffällige Schwankungen festzustellen. Allerdings befanden sich unter den drei tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmern zwei Kradfahrer. Die Zahl der Radunfälle ging im Jahr 2017 um 28 auf nunmehr 133 zurück (2016: 161). Pedelecs und E-Bikes spielen noch immer eine untergeordnete Rolle in der Unfallstatistik. 2017 wurden im Landkreis Osterholz vier Unfälle mit den motorunterstützten Zweirädern registriert, dabei gab es drei Leichtverletzte. Auch die Anzahl der Unfälle mit motorisierten Zweirädern (>125 ccm) nahm ab. Lag sie 2016 noch bei 46 Unfällen, waren es 2017 nur noch 34 - so wenig wie in den vergangenen zehn Jahren nicht.

5. Trunkenheit / Drogen im Straßenverkehr

72 alkoholisierte Fahrzeugführer wurden im Jahr 2017 im Rahmen von Verkehrskontrollen ertappt, das sind 30 weniger als im Vorjahr (2016: 102) und bei Betrachtung der vergangenen zehn Jahre ein niedriger Wert. Im Rahmen von Verkehrsunfallaufnahmen wurde darüber hinaus 24 Mal registriert, dass ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war (2016: 38).

Leicht angestiegen ist die Anzahl der festgestellten Fahrten im berauschten Zustand. 30 Fahrerinnen und Fahrer gerieten im Jahr 2017 unter dem Einfluss von Rauschmitteln in eine Polizeikontrolle (2016: 27). Vier Fahrer standen 2017 unter dem Einfluss von Drogen, als sie in einen Unfall verwickelt waren (2016: fünf).

6. Verkehrsunfallfluchten

Ein anhaltendes Problem bleibt die hohe Anzahl an Unfallfluchten. Im Jahr 2017 ging diese Zahl zwar leicht zurück, blieb aber mit 470 Fällen auf einem hohen Niveau (2016: 508). Bezogen auf die Gesamtzahl aller Unfälle bedeutet dies, dass sich in mehr als 16 % aller gemeldeten Verkehrsunfälle im Landkreis Osterholz der Verursacher zunächst nicht zu erkennen gegeben bzw. die Unfallstelle ohne Angaben zu seiner Person verlassen hat. 39,7 % dieser Straftaten konnten aufgeklärt werden. Höher ist das Entdeckungsrisiko für den Unfallflüchtigen, wenn er Personenschaden verursacht hat. In diesen Fällen betrug die Aufklärungsquote 45,71 %.

7. Maßnahmen für den sicheren Straßenverkehr im Landkreis Osterholz

Die Verkehrssicherheitsarbeit hat viele Facetten, von der Verkehrskontrolle mit anschließendem Gespräch zwischen dem Polizeibeamten und dem Autofahrer bis hin zu den vielen Projekten des Präventionsteams der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. Dabei wird im Sinne des "lebenslangen Lernens" ein breites Spektrum an Altersklassen erreicht - vom Vorschulalter bis zum Seniorenalter. Bewährt hat sich der Schulterschluss zwischen Landkreis Osterholz, der Polizeiinspektion Verden/Osterholz und weiterer Kooperationspartner. Jedes Jahr werden unterschiedliche Projekte umgesetzt, die allesamt das Ziel haben, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Hier eine Auflistung wesentlicher Projekte:

7.1 Finanzierung der Verkehrssicherheitsarbeit

"Die Überschüsse aus unserer kommunalen Verkehrsüberwachung nutzen wir zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Landkreis Osterholz", betonte Landrat Bernd Lütjen. Auf diese Weise werden unterschiedliche Projekte finanziert, wie das Pkw-Sicherheitstraining an Schulen, die Verkehrserziehung an Kindergärten, die Verkehrssicherheitsberatungen durch die Polizei, die Verkehrssicherheitstage oder das Fahrschulprojekt. Auf Grundlage von Beschlüssen der zuständigen Kreistagsgremien wird der Landkreis auch in diesem Jahr den gesamten Überschuss aus der kommunalen Verkehrsüberwachung des Vorjahres verwenden und mehr als 350.000 EUR für verkehrssichernde Maßnahmen ausgeben.

7.2 Projekte/Vorträge

7.2.1 Fahrsicherheitstrainings für Fahranfänger

Jedes Jahr zeigt die Unfallstatistik aufs Neue, dass junge Fahranfänger im Straßenverkehr am stärksten gefährdet sind. Gründe dafür sind u. a. mangelnde Fahrerfahrung und unzureichende Fahrzeugbeherrschung. Aus diesem Grund bietet der Landkreis Osterholz den jungen Fahrern die Möglichkeit, kostenfrei an einem Fahrsicherheitstraining des ADAC Weser Ems e.V. in Bremen-Mahndorf teilzunehmen.

7.2.2 Junge Fahrer (Schule)

Die Polizei klärt Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgänge, die in diesem Alter oftmals als Beifahrer bei Fahranfänger mitfahren, zum Thema Alkohol- und Drogenkonsum und den Auswirkungen auf den Straßenverkehr auf und sensibilisiert sie dadurch.

7.2.3 Fahrschulprojekt

Das Fahrschulprojekt, das in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz in Kooperation mit dem Fahrlehrerverband durchgeführt wird, wird vom Landkreis Osterholz finanziell unterstützt und im bekannten Umfang weitergeführt.

7.2.4 Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr

Der Vortrag "Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr" vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Verden/Osterholz erreicht die Gruppe der erfahrenen Verkehrsteilnehmer. Die Veranstaltungen werden regelmäßig bei der Polizei angeboten, können aber auf Nachfrage auch von Gruppen angefragt werden.

7.2.5 Gutscheine für Fahrfitnesschecks

Autofahrer ab 70 Jahren haben die Möglichkeit kostenfrei an einem Fahrfitnesscheck bei einem externen Unternehmen (ADAC, DEKRA, TÜV, PIMA) teilzunehmen, finanziert aus Mitteln der Verkehrsüberwachung des Landkreises. Erhältlich sind die Gutscheine in den Rathäusern, den Polizeidienststellen, im Kreishaus sowie bei den örtlichen Seniorenbeiräten.

7.3 Verkehrssicherheitstage

Innerhalb der Polizeiinspektion Verden/Osterholz werden jedes Jahr Verkehrssicherheitstage veranstaltet - abwechselnd in den Landkreisen Osterholz und Verden. 2017 hat die Veranstaltung am 11. Juni im Landkreis Osterholz stattgefunden, sie trug das Motto "Zur Schule - Aber sicher!". Schulanfänger und Schüler der ersten Jahrgänge hatten eine Einladung zu dieser Schulanfangsaktion erhalten. Auf dem Gelände des Kreishauses in Osterholz-Scharmbeck erhielten Kinder und ihre Eltern viele Informationen, wie sie gemeinsam den Schulweg sicher gestalten und vor allem auch üben können. Daneben gab es ein vielfältiges Rahmenprogramm. In diesem Jahr wird der Verkehrsicherheitstag im Landkreis Verden ausgerichtet. Zielgruppe sind dieses Mal die "Jungen Fahrer".

7.4 Wildunfallkommissionen

Zur Reduzierung der häufigen Wildunfälle kommt die Wildunfallkommission zusammen. Die Polizeiinspektion Verden/Osterholz sowie der Landkreis Osterholz tagen mit der Jägerschaft und weiteren Kooperationspartnern, um über Maßnahmen gegen Wildunfälle zu befinden.

7.5 Verkehrsschauen

Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit finden anlassbezogen Verkehrsschauen statt. Einzelfallbezogen finden Überprüfungen von Verkehrseinrichtungen und Verkehrszeichen vor Ort statt. Diese Überprüfungen fallen in der Regel auf Antragstellungen von Privatpersonen aber auch der örtlichen Kommunen an.

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Verden / Osterholz
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Helge Cassens
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