Polizeiinspektion Verden/Osterholz und Landkreis Verden veröffentlichen Verkehrsunfallstatistik 2017 ++ Mehr Verkehrsunfälle ++ Ablenkungen im Fahrzeug bleiben ein großes Problem ++

Statistik

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Landkreis Verden (ots) - (Der Text und die Statistik befinden sich auch im Anhang)

In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten der Landkreis Verden und die Polizeiinspektion Verden/Osterholz heute die offiziellen Zahlen der Verkehrsunfallstatistik 2017 für den Bereich des Landkreises Verden.

1. Gesamtunfallzahlen

Die Gesamtunfallzahl im Landkreis Verden ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,97 % auf nunmehr 4.508 angestiegen (2016: 4.378). Ebenfalls gleichbleibend ist der Trend bei den Zulassungszahlen: Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge um 11.745 Fahrzeuge auf nunmehr 100.494 Fahrzeuge an. Die Anzahl der Verkehrsunfälle je 10.000 Fahrzeuge sowie auch je 10.000 Einwohner ist auch im vergangenen Jahr leicht angestiegen.

2. Schwere Verkehrsunfälle / Getötete

Im Jahr 2017 ist die Anzahl der auf den Straßen des Landkreises Verden getöteten Menschen von fünf im Vorjahr auf elf angestiegen. In den vergangenen zehn Jahren sind lediglich im Jahr 2009 mehr Menschen ums Leben gekommen. Analysiert man die dazugehörigen Unfallorte und Unfallhergänge, sind es meist individuelle Fehler der Beteiligten gewesen, die zu den Tragödien geführt haben. Im Jahr 2017 wurden im Landkreis Verden 109 Personen schwer verletzt, 19,78 Prozent mehr als im Vorjahr (2016: 91). Tendenziell nimmt die Anzahl der Schwerverletzten jedoch bei Betrachtung des Zehnjahreszeitraumes ab. Während die Polizei in der Risikogruppe der "Jungen Fahranfänger" (18-24 Jahre) im Jahr 2016 neun Schwerverletzte registrierte, waren es 2017 mit 22 Schwerverletzten deutlich mehr. Bei den "Senioren" (über 64 Jahre) hingegen war in dieser Kategorie ein leichter Rückgang auf nunmehr 19 Schwerverletzte zu verzeichnen (2016: 20). In beiden Altersgruppen war sowohl 2016 als auch 2017 jeweils ein getöteter Verkehrsteilnehmer zu beklagen.

3. Unfallursachen

Das Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes ist Unfallursache Nummer eins im Landkreis Verden. 810 Fälle registrierte die Polizei Verden im Jahr 2017, in denen ein Abstandsverstoß der Hauptgrund für den Unfall war. Häufig dürfte diese Ursache mit Ablenkungen innerhalb des Fahrzeuges einhergehen, maßgeblich hierbei durch die verbotswidrige Nutzung von Smartphones.

Wie oft die Handynutzung Ursache für Verkehrsunfälle ist, ist hingegen unklar. "Es liegen bisher keine auswertbaren Daten vor, aus denen hervorginge, wie häufig die Nutzung von Smartphones zum Unfall führte", so Marcus Neumann, Sachbearbeiter Verkehr und Unfallanalytiker in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. "Häufig ist es jedoch nicht nachvollziehbar, warum Verkehrsteilnehmer in einer Kurve einfach geradeausfahren, innerorts gegen am Straßenrand geparkte Fahrzeuge oder auf einer Autobahn auf einen vorausfahrenden Lkw auffahren. Im Rahmen der Unfallaufnahme ist der Verdacht dann zwar vorhanden, dass die Fahrer durch die Nutzung eines Handys abgelenkt waren. Der Unfallfahrer gibt das aber meist nicht zu und wenn der Unfall keine schweren Folgen hatte, werten wir die Handys auch nicht aus, weil dafür die rechtliche Handhabe fehlt", so Neumann weiter.

Um dem Phänomen in Zukunft besser entgegenwirken zu können, hat das Niedersächsische Innenministerium seit dem 1. Januar 2018 eine große Studie gestartet. Über ein Jahr werden die Polizeidirektionen Braunschweig, Hannover und Osnabrück zur Erforschung der Unfallursache "Handynutzung" Maßnahmen wie z.B. die Durchsuchung von Unfallfahrzeugen sowie die Beschlagnahme und Auswertung von aufgefundenen Mobiltelefonen durchführen. Begleitend dazu wird die Technische Universität Braunschweig an der Untersuchung mitwirken, indem sie eine Beobachtungsstudie im Verkehrsraum durchführen wird. Ergänzt wird dies durch Untersuchungen der Verkehrsunfallforschung der Medizinischen Hochschule Hannover, die Unfallbeteiligte in einem anonymisierten Verfahren zum Unfallhergang befragt. "Für eine Weiterentwicklung in der Verkehrsunfallprävention brauchen wir dringend eine verbesserte Datenbasis", betont Uwe Jordan, Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. "Wir gehen davon aus, dass viele schwere Verkehrsunfälle nur deshalb passieren, weil der Fahrer im Fahrzeuginnenraum abgelenkt ist. Es entsteht so viel Leid, weil Verkehrsteilnehmer den Blick nicht vom Handy wenden können. Leider erkennen wir bei zu vielen Verkehrsteilnehmern trotz erhöhter Bußgelder nur eine geringe Bewusstseins- und Verhaltensänderung", so Jordan weiter.

Als weitere Unfallursachen folgten Wildunfälle (662), "Wenden/Rückwärtsfahren" (619), welches häufig Rangierunfälle mit Blechschäden auf Parkplätzen waren, sowie Vorfahrtsmissachtungen (344), Abbiegeunfälle (270) und zu hohe Geschwindigkeiten (240). 78 Mal spielte die Beeinflussung durch Alkohol oder Drogen eine Rolle.

4. Unfälle im Zusammenhang mit Motorrad- und Fahrradfahrern

Hinsichtlich der Verkehrsunfälle, bei denen Motorrad- oder Fahrradfahrer beteiligt waren, sind unauffällige Schwankungen festzustellen. Die Zahl der Radunfälle stieg im Jahr 2017 um 17 auf nunmehr 197 an (2016: 180). Pedelecs und E-Bikes spielen noch immer eine untergeordnete Rolle in der Unfallstatistik. 2017 wurden im Landkreis Verden sieben Unfälle mit den motorunterstützten Zweirädern registriert, dabei gab es sechs Leicht- und einen Schwerverletzten. Die Anzahl der Unfälle mit motorisierten Zweirädern (>125 ccm) nahm um sieben Fälle zu und liegt im Jahr 2017 bei 65 (2016: 58).

5. Trunkenheit / Drogen im Straßenverkehr

161 alkoholisierte Fahrzeugführer wurden im Jahr 2017 im Rahmen von Verkehrskontrollen ertappt, das sind 41 mehr als im Vorjahr (2016: 120) und bei Betrachtung der vergangenen zehn Jahre ein erhöhter Wert. Im Rahmen von Verkehrsunfallaufnahmen wurde darüber hinaus 67 Mal registriert, dass ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war (2016: 47).

Weiterhin ansteigend ist die Zahl der festgestellten Fahrten im berauschten Zustand. 220 Fahrerinnen und Fahrer gerieten im Jahr 2017 unter dem Einfluss von Rauschmitteln in eine Polizeikontrolle - so viel wie nie zuvor (2016:188). 15 Fahrer standen 2017 unter dem Einfluss von Drogen, als sie in einen Unfall verwickelt waren (2016: 12).

6. Verkehrsunfallfluchten

Ein anhaltendes Problem bleibt die hohe Anzahl an Unfallfluchten. Im Jahr 2017 stieg diese Zahl mit 959 Fällen erneut an (2016: 860). Bezogen auf die Gesamtzahl aller Unfälle bedeutet dies, dass sich in mehr als jedem fünften aller gemeldeten Verkehrsunfälle im Landkreis Verden (21,3 %) der Verursacher zunächst nicht zu erkennen gegeben bzw. die Unfallstelle ohne Angaben zu seiner Person verlassen hat. 44,94 % dieser Straftaten konnten aufgeklärt werden. Deutlich höher ist das Entdeckungsrisiko für den Unfallflüchtigen, wenn er Personenschaden verursacht hat. Hier betrug die Aufklärungsquote sogar 67,8 %.

7. Maßnahmen für den sicheren Straßenverkehr im Landkreis Verden

Die Verkehrssicherheitsarbeit hat viele Facetten, von der Verkehrskontrolle mit anschließendem Gespräch zwischen dem Polizeibeamten und dem Autofahrer bis hin zu den vielen Projekten des Präventionsteams der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. Dabei wird im Sinne des "lebenslangen Lernens" ein breites Spektrum an Altersklassen erreicht - vom Vorschulalter bis zum Seniorenalter. Bewährt hat sich der Schulterschluss zwischen Landkreis Verden, der Polizeiinspektion Verden/Osterholz und weiterer Kooperationspartner. Jedes Jahr werden unterschiedliche Projekte umgesetzt, die allesamt das Ziel haben, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Hier eine Auflistung wesentlicher Projekte:

7.1 Projekte/Vorträge

7.1.1 Fi.Fa. - Fit fahren statt "fast and furious"

Seit 2016 wird dieses Projekt für Schüler der Jahrgänge 10 im Landkreis Verden von der Fachstelle Sucht und Suchtprävention des Kirchenkreis Verden und der Polizeiinspektion Verden/Osterholz in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz angeboten.

7.1.2 Fahrschulprojekt

Das Fahrschulprojekt, das in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz in Kooperation mit dem Fahrlehrerverband durchgeführt wird, wird vom Landkreis Verden finanziell unterstützt und im bekannten Umfang weitergeführt.

7.1.3 Fahrsicherheitstrainings für Fahranfänger

Jedes Jahr zeigt die Unfallstatistik aufs Neue, dass junge Fahranfänger im Straßenverkehr am stärksten gefährdet sind. Gründe dafür sind u. a. mangelnde Fahrerfahrung und unzureichende Fahrzeugbeherrschung. Aus diesem Grund bietet der Landkreis Verden in Zusammenarbeit mit der Landesverkehrswacht Niedersachsen e. V. Fahranfängern die Möglichkeit, kostenfrei an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen.

7.1.4 Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr

Der Vortrag "Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr" vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Verden/Osterholz erreicht die Gruppe der erfahrenen Verkehrsteilnehmer. Die Veranstaltungen werden regelmäßig bei der Polizei angeboten, können aber auf Nachfrage auch von Gruppen angefragt werden.

7.1.5 Fit im Auto

Dieses Fahrtraining der Landesverkehrswacht, das sich an Senioren ab 65 Jahren richtet, wurde 2016 im Landkreis Verden erstmalig angeboten und nun regelmäßig durchgeführt. Die Teilnehmer erfahren zunächst in einem theoretischen Vortrag der Polizei einiges Wissenswertes über die Straßenverkehrsordnung. Danach geht es für alle zum praktischen Teil über: In einem Fahrtraining auf einem abgesperrten Platz und einer anschließenden Fahrstunde im Realverkehr können die eigenen Fahrfertigkeiten eingeschätzt und trainiert werden.

7.1.6. Gutscheine für Fahrfitnesschecks

Autofahrer ab 65 Jahren haben die Möglichkeit an einem Fahrfitnesscheck bei einem externen Unternehmen (ADAC, DEKRA, TÜV) teilzunehmen. Die Gebühr wird vom Landkreis Verden bezuschusst, so dass der einzelne Teilnehmer lediglich 30,- bezahlen muss. Informationen hierzu sind beim Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises erhältlich.

7.2 Verkehrssicherheitstage

Innerhalb der Polizeiinspektion Verden/Osterholz werden jedes Jahr Verkehrssicherheitstage veranstaltet - abwechselnd in den Landkreisen Verden und Osterholz. 2017 fand die Veranstaltung für Schulanfänger/Innen und deren Eltern im Landkreis Osterholz statt, sie trug das Motto "Zur Schule - Aber sicher!". Am 30. Mai 2018 wird der Verkehrssicherheitstag in Kooperation mit der BBS Verden durchgeführt, da die Zielgruppe der "Jungen Fahrer" in der Schule am einfachsten erreicht wird. An dem Tag wird es verschiedene Workshops und Vorträge zum Thema Verkehrssicherheit geben. In den Folgetagen wird mit jeder teilnehmenden Klasse eine intensive Nachbereitung in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Sucht und Suchtprävention durchgeführt. Zusätzlich werden unter den Teilnehmern fünf Fahrsicherheitstrainings verlost.

7.3 Wildunfallkommissionen

Zur Reduzierung der häufigen Wildunfälle kommt alle zwei Jahre die Wildunfallkommission zusammen. Die Polizeiinspektion Verden/Osterholz, der Landkreis Verden sowie weitere Kooperationspartner befinden hier über Maßnahmen gegen Wildunfälle.

7.4 Verkehrsschauen

Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit finden alle zwei Jahre Verkehrsschauen statt. Gemeinsam überprüfen der Landkreis Verden, die Polizeiinspektion Verden/Osterholz sowie weitere Kooperationspartner Verkehrseinrichtungen und Verkehrszeichen an qualifizierten Straßen. Einzelfallbezogen finden Überprüfungen von Verkehrseinrichtungen und Verkehrszeichen vor Ort statt. Diese Überprüfungen fallen in der Regel auf Antragstellungen von Privatpersonen aber auch der örtlichen Kommunen an.

7.5 Verkehrsüberwachung

Die im vergangenen Jahr festgestellten fast 80.000 Verkehrsordnungswidrigkeiten belegen die Brisanz dieser Thematik, zumal es sich bei 83 % dieser Verstöße um Geschwindigkeitsdelikte handelt. Im Landkreis Verden existieren aktuell zehn mit der Polizeiinspektion Verden/Osterholz abgestimmte feste Messstellen, für deren Betrieb insgesamt fünf Kameras zur Verfügung stehen. Daneben beschäftigt der Landkreis Verden vier Messbeamte, die mit drei Fahrzeugen mobile Geschwindigkeitsmessungen durchführen.

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Polizeiinspektion Verden / Osterholz
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