29.03.2019 – 12:40, Polizeipräsidium Konstanz, Konstanz (ots)
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ist">| Sicherheit auf hohem Niveau - Rückgang der Gesamtstraftaten setzt sich fort
| Aufklärungsquote mit 62,4 Prozent im Landesschnitt
| Leichte Zunahme der Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum
| Deutlicher Anstieg der Vermögens- und Fälschungsdelikte durch die Betrugsmasche "Falscher Polizeibeamter"
| Wohnungseinbrüche wieder deutlich unter dem 10-Jahres-Mittelwert
"Nach einem nur geringfügigen Rückgang der Gesamtstraftaten in 2017 ist die Kriminalitätsbelastung im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz mit 46.433 (Vorjahr: 47.624) bearbeiteten Delikten um 2,5 Prozent zurückgegangen", stellt Polizeivizepräsident Gerold Sigg am heutigen Freitag bei der Bekanntgabe der Polizeilichen Kriminalstatistik 2018 (PKS) fest.
Um das tatsächliche Kriminalitätslagebild nicht zu verzerren, so der Polizeichef weiter, seien bei der weiteren Betrachtung die Straftaten nach dem Ausländerrecht, die ohnehin nur von Zuwanderern begangen werden können (z.B. fehlende Ausweispapiere bei der Einreise), herausgerechnet worden. Bereinigt um diese Delikte weise die PKS 44.345 (44.969) Straftaten aus, was einem Rückgang um 1,4 Prozent entspreche, erläutert der kommissarische Leiter des Präsidiums.
Betrachte man die Fallzahlen unter dem Aspekt der Bearbeitungszuständigkeiten, so Sigg, seien von den Organisationseinheiten des Polizeipräsidiums 42.585 (42.609) Straftaten bearbeitet worden. Der Bearbeitungsanteil anderer Dienststellen, insbesondere der Bundespolizei und des Zolls, liege bei 3.848 (5.105) Straftaten, führt er weiter aus.
"Mit 62,4 (Vorjahr: 64,9) Prozent konnte die hohe Aufklärungsquote aus dem Jahr 2017 nicht mehr erreicht werden", bilanziert der Polizeichef, liege damit aber immer noch im Landesschnitt. Für den Rückgang komme aus polizeilicher Sicht in erster Linie der erhebliche Anstieg der Fallzahlen bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten und hier insbesondere im Phänomenbereich "Falscher Polizeibeamter" in Frage, sagt Sigg. "Das Polizeipräsidium hat aufgrund dieser negativen Entwicklung im Herbst des vergangenen Jahres für diesen Deliktsbereich eine Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizeidirektion eingerichtet, um diesen sogenannten Callcenter-Betrügereien mit teilweise sehr hohen Schadenssummen entschieden entgegenzuwirken", bekräftigt der Polizeichef. Dazu komme noch eine Einbruchsserie mit rund 30 Straftaten, die Ende des vergangenen Jahres geklärt wurde, deren Aufarbeitung sich jedoch ins neue Jahr hingezogen und somit nicht mehr Berücksichtigung in der PKS gefunden habe, erläutert der Dienststellenleiter.
Entwicklung und Struktur der ermittelten Tatverdächtigen
Mit 18.704 (19.901) erfassten Tatverdächtigen (ohne ausländerrechtliche Delikte) sei deren Zahl um sechs Prozent zurückgegangen. Dabei seien die größten Abweichungen mit einem Rückgang von über acht Prozent im Landkreis Konstanz und im Bodenseekreis festzustellen, so Polizeivizepräsident Sigg. Diese Entwicklung treffe ebenso auf die Tatverdächtigen unter 21 Jahren zu, die in den Landkreisen zum Teil deutlich zurückgegangen seien. Lediglich im Ravensburger Kreisgebiet sei ein Anstieg der Jungtäter von nahezu sieben Prozent festzustellen, führt Sigg weiter aus. Durchaus unterschiedlich falle auch der Anteil der Jugendlichen und Heranwachsenden im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums in den verschiedenen Deliktsgruppen aus, berichtet der Polizeichef. Während bei der Straßenkriminalität der Anteil der unter 21-Jährigen in den Landkreisen Konstanz und Ravensburg deutliche Anstiege aufweise, sei deren Anteil im Sigmaringer Landkreis zurückgegangen. Im Bereich der Rohheitsdelikte seien die Jungtäter insgesamt auf etwa 22 (20) Prozent leicht angestiegen, im Landkreis Ravensburg falle deren Anteil mit fast 25 Prozent am höchsten aus.
Bei der Rauschgiftkriminalität seien die tatverdächtigen Jugendlichen/Heranwachsenden um 1,7 Prozent leicht zurückgegangen, bei den Konsumdelikten sei deren Anteil im Landkreis Sigmaringen um sechs Prozent angestiegen, im Bodenseekreis dagegen deutlich um acht Prozent zurückgegangen.
Bei der Betrachtung der Straftatenentwicklung - bereinigt um die ausländerrechtlichen Delikte - , konstatiert Polizeivizepräsident Sigg, sei die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen um sieben Prozent auf 6.065 (6.519), die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge um 4,5 Prozent auf 1.861 (1.948) zurückgegangen. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an den ermittelten Gesamttatverdächtigen liege damit bei 33,2 (33,5) Prozent, der Anteil der Flüchtlinge an den ausländischen Tatverdächtigen bei 30,7 (29,9) Prozent und deren Anteil an den Gesamttatverdächtigen bei 10,2 (10,0) Prozent.
Einzelne ausgewählte Deliktsbereiche
Gewaltkriminalität
"Nahezu gleich geblieben ist die Zahl der von der Kriminalpolizei bearbeiteten versuchten und vollendeten Tötungsdelikte", sagt der Leiter der Kriminalpolizeidirektion, Kriminaldirektor Thomas Föhr. Während es im Vorjahr 30 Fälle gewesen seien, schlugen im vergangenen Jahr 29 dieser Kapitaldelikte zu Buche.
Die Anzahl der Rohheitsdelikte (Raub, Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung, Bedrohung) sei insgesamt um 1,7 Prozent gesunken und damit weiter leicht rückläufig, so Föhr weiter. Lediglich in den Landkreisen Konstanz und Ravensburg sei ein leichter Anstieg dieser Straftaten festzustellen.
"Für das wohl größte öffentliche Interesse hat im vergangenen Jahr der mehrfach versuchte Mord eines 21-jährigen afghanischen Asylbewerbers gesorgt, der Ende September 2018 am nördlichen Marienplatz in Ravensburg auf zwei syrische Asylbewerber und einen weiteren Passanten einstach, der sich dem Täter in den Weg stellte", berichtet der Kripochef. Wesentlich mehr und über einen größeren Zeitraum seien die Ermittler jedoch nach dem Mord an einem 55-jährigen Mann indischer Abstammung Mitte Mai in Mühlhausen-Ehingen gefordert gewesen. Akribische Spurensicherung, umfangreiche Ermittlungen und Fahndungsmaßnahmen der damaligen Sonderkommission hätten letztlich zur Festnahme des 25-jährigen Täters geführt, der mit einem Hackmesser seinem Opfer in dessen Wohnung schwerste Verletzungen zugefügt und sich anschließend nach Spanien abgesetzt hatte. Nach wie vor beschäftige der am 3. September 2018 in einem Waldstück bei Frohnstetten aufgefundene tote Säugling die Kriminalpolizei in Sigmaringen. Trotz intensiver Ermittlungen und einer breiten Öffentlichkeitsarbeit konnte die Kindsmutter bislang nicht ausfindig gemacht werden.
"Bei den Raubstraftaten, die ebenfalls zu den Rohheitsdelikten zählen und von 188 auf 168 Fälle gesunken sind - die größten Rückgänge im Landkreis Ravensburg von 68 auf 55 und im Landkreis Konstanz von 79 auf 64 - ragte insbesondere der Raubüberfall in der Nacht zum 23. Mai 2018 in Markdorf heraus, bei dem vier zunächst unbekannte Täter die Bewohner im Schlaf überraschten, mit einer Pistole bedrohten, fesselten und schließlich Schmuck, Bargeld und Uhren im Wert von mehreren tausend Euro erbeuteten", berichtet Föhr weiter. Die vier aus dem Kosovo stammenden und im Raum Bocholt wohnenden Männer sowie zwei weitere Komplizen im Alter von 22 bis 34 Jahren, die im Verdacht stehen, in Bocholt eine Serie gleicher Raubüberfälle begangen zu haben, seien nach umfangreichen Ermittlungen drei Wochen nach der Tat von Spezialkräften festgenommen und Anfang dieses Jahres vor dem Landgericht Konstanz zu Freiheitsstrafen zwischen einem Jahr und neun Monaten sowie neun Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.
Auch die Körperverletzungsdelikte seien, so Polizeichef Gerold Sigg, im Präsidiumsbereich um fast zwei Prozent zurückgegangen. Insbesondere in Sigmaringen sei ein Rückgang der Fallzahlen um rund 21 Prozent auf 302 (385) Delikte zu verzeichnen. Überhaupt habe sich die Situation in Sigmaringen erheblich verbessert. Durch das umfangreiche im Frühjahr 2018 initiierte Maßnahmenbündel, getragen durch das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration, das Regierungspräsidium Tübingen, den Landkreis und die Stadt Sigmaringen sowie die Staatsanwaltschaft Hechingen und das Polizeipräsidium Konstanz, sei es gelungen, auch die hohe Zahl von Diebstahlsdelikten im Jahr 2018 nachhaltig zu senken sowie das Dunkelfeld der Rauschgiftkriminalität zu erhellen, stellt Sigg zufrieden fest.
Was bedenklich stimme, so der Präsidiumsleiter, seien die Fallzahlen bei der Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, die um 49 auf 457 Straftaten zugenommen haben. Anstiege seien vor allem in Singen und abgeschwächt in den Städten Ravensburg, Wangen und Sigmaringen zu verzeichnen. "Ich begrüße es daher sehr, dass vom Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Bodycams beschafft wurden und den Dienststellen bis Sommer dieses Jahres flächendeckend zur Verfügung stehen, um diesem Trend Einhalt zu gebieten", bekräftigt Polizeivizepräsident Sigg. Bei seinem Besuch der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) vergangene Woche in Sigmaringen, bei dem der Innenminister auch die neue Polizeiwache besichtigt habe, seien von diesem die ersten Kameras an das Polizeirevier Sigmaringen übergeben worden.
Straftaten im öffentlichen Raum
Während die Straßenkriminalität (Alle Straftaten, die auf der Straße begangen werden oder von dort ausgehen - Vergewaltigung, Exhibitionismus, Raub, Diebstahl, gefährliche und schwere Körperverletzung, Sachbeschädigung) im Präsidiumsbereich um 298 Fälle gesunken seien - Rückgänge sind insbesondere in den Städten Ravensburg (minus 68) und Konstanz (minus 163) zu verzeichnen - , haben die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum (Alle unter der "Gewaltkriminalität" erfassten und um die Fälle der einfachen Körperverletzung ergänzten Delikte) in allen Landkreisen zugenommen, stellt Sigg fest.
Sexualdelikte
"Die Zahl der Sexualdelikte hat insgesamt um 105 auf 632 Straftaten im Präsidiumsbereich zugenommen", so der Polizeichef, die schweren Fälle (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung) von 78 auf 60 Delikte zurückgegangen. Die Zahl der Fälle des sexuellen Missbrauchs sei mit 218 (221) nahezu unverändert geblieben. Im Bereich der sexuellen Belästigung seien die Fallzahlen von 62 auf 153 angestiegen, was insbesondere mit der Änderung im Strafgesetzbuch zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung im November 2016 zu tun habe. Bisherige Straftatbestände im Sexualstrafrecht seien geändert, neue Tatbestände geschaffen worden, erläutert Polizeivizepräsident Gerold Sigg, weshalb ein Vergleich der Sexualstraftaten mit den Vorjahren nicht oder nur eingeschränkt möglich sei. Durch die Neuzuordnung seien die Fälle der "Beleidigung auf sexueller Grundlage" zurückgegangen, die Delikte im Bereich "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit Gewalt/Abhängigkeit/Belästigung" und damit bei den Sexualdelikten insgesamt angestiegen.
Eigentumskriminalität
Die gesamten Diebstahlsdelikte seien im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums um nahezu 14 Prozent zurückgegangen, berichtet Sigg. Dieser Rückgang sei sowohl beim einfachen als auch schweren Diebstahl festzustellen. Am deutlichsten falle diese Entwicklung in Sigmaringen aus, wo ein über 30-prozentiger Rückgang zu verzeichnen sei. "Spürbar unter dem Niveau der beiden Vorjahre und mithin signifikant unter dem 10-Jahres-Mittelwert liegen die Fallzahlen beim Wohnungseinbruchsdiebstahl", so der Polizeichef. Der Anteil der Versuchstaten habe leicht zugenommen und mit 209 Delikten endeten mehr als die Hälfte der Fälle (51,4 Prozent) im Versuchsstadium. Hintergründe seien neben den nachweislich deutlich verbesserten Einbruchsschutzmaßnahmen der Bürgerinnen und Bürger vermutlich auch die allgemein hohe Sensibilisierung in diesem Deliktsbereich sowie die intensiven und vernetzten Bekämpfungsmaßnahmen. Damit tragen die vielfältigen Bemühungen im präventiven wie repressiven Bereich zunehmend Früchte, stellt Sigg zufrieden fest.
Rauschgiftdelikte
Ein Rückgang der Drogendelikte von 4.268 auf 3.898 im Präsidiumsbereich mit durchaus regionalen Unterschieden sei nicht immer gleichbedeutend mit tatsächlich zurückgehenden Zahlen, so Sigg. Bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität, handele es sich um typische "Holkriminalität", komme doch kein Dealer oder Konsument zur Polizei und erstatte eine Selbstanzeige, erklärt der Dienststellenleiter. Mit 2.721 (2.801) Fällen liege der Substanzschwerpunkt einmal mehr bei Cannabis. Ebenfalls hohe Anteile wiesen die Betäubungsmittelverstöße mit Amphetamin/Ecstasy auf, die mit 647 (763) Fällen zu Buche schlagen. Im Vergleich zum Vorjahr seien bei den Rauschgifttoten (8) drei weniger zu beklagen gewesen, wobei alle Landkreise betroffen gewesen seien. Bei den Drogenopfern habe es sich ausnahmslos um Männer im Alter von 18 bis 55 Jahren gehandelt, von denen sechs deutsche Staatsangehörige, einer Iraner und einer Türke gewesen seien. Während es zu zwei Verstorbenen keine Vorerkenntnisse gegeben habe, seien die anderen durchweg als Langzeitkonsumenten bekannt gewesen, führt Sigg weiter aus. Der Polizeichef bekräftigt, dass die Polizei bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität nicht nachlassen werde und zu deren Reduzierung einschließlich der Folgen des Drogenkonsums auch weiterhin auf eine umfassende Suchtprävention setze, die in Kooperation zwischen Polizei, Kommunen, Schulen und Sozialeinrichtungen stattfinde.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
"Auf über zwei Millionen Euro ist im vergangenen Jahr die Schadenssumme bei den Betrugsdelikten im Phänomenbereich Falscher Polizeibeamter angestiegen", stellt Kriminaldirektor Föhr überaus besorgt fest. Von 72 Fällen im Jahr 2017 seien diese vergangenes Jahr erheblich auf 1.488 Delikte angestiegen. In dieser Zahl seien allerdings auch 1.454 Versuchstaten enthalten, bei denen die meist aus ausländischen Callcentern operierenden Täter nicht an ihr kriminelles Ziel gelangten. Bezogen auf die vollendeten Taten liege die Aufklärungsquote bei etwas über 38 Prozent.
Polizeivizepräsident Gerold Sigg appelliert deshalb erneut an die Bürger, diese Betrugsmasche im Familienkreis aufzugreifen, um über die drohenden Gefahren, finanzielle Schäden samt psychischer Belastungen zu sprechen. "Die Polizei wird ihre vielfältige Aufklärungsarbeit, zu der auch die Bäckertütenaktion im Landkreis Ravensburg gehört, mit derselben Intensität fortsetzen, um diesen schadensträchtigen Deliktsbereich nachhaltig zu bekämpfen", versichert der Polizeichef.
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Konstanz
Telefon: 07531 995-0
E-Mail: konstanz.pp@polizei.bwl.de
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