Hauptbahnhof Bremen, 06.01.2021 / 18:48 Uhr
"Ich bin auch Polizist, lass sofort die Frau los!" In dieser Weise hat sich ein unbekannter Passant eingemischt, als ein Bundespolizist eine hochgradig aggressive Ladendiebin am Mittwochabend im Bremer Hauptbahnhof festnehmen musste. Der Störer war jedoch kein Beamter und auch weitere Schaulustige haben den Einsatz behindert, obwohl der Bundespolizist, der Ladendetektiv und die Kassiererin laut und verständlich auf den vorausgegangenen Ladendiebstahl hingewiesen haben.
Hintergrund: Die 37-jährige Frau aus München war in einer Drogerie im Hauptbahnhof ohne Mund-Nasen-Bedeckung unterwegs. Die Kassiererin und ein weiterer Mitarbeiter wiesen sie darauf hin und weigerten sich, die Waren abzurechnen. Völlig außer sich, griff die 37-jährige Deutsche die Hygieneartikel und stürmte aus der Drogerie. Dabei lief sie dem Zivilfahnder der Bundespolizei direkt in die Arme, der sie selbstverständlich aufhalten musste. Das Diebesgut warf die Frau über das Geländer in die Vorhalle und begann sofort auf den Beamten einzuschlagen.
Der 52-jährige Bundespolizist ist ein erfahrener Beamter und hat viele Straftäter auch gegen heftigen Widerstand festgenommen. Diese Frau festzunehmen und so einfach Handschellen anzulegen, war trotzdem nicht möglich. Es gelang ihr sogar, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen - dabei verletzte sie den Bundespolizisten durch Kratzwunden am Kinn und an seinen Armen. Und sie setzte den 52-Jährigen einem entsprechenden Infektionsrisiko aus. Gleichzeitig schrie sie herum, dass sie angeblich nicht atmen könne, obwohl dafür kein Grund bestand.
Dass die Frau augenscheinlich unter psychischen Störungen litt, ahnte der Bundespolizist. Von Beginn an versuchte er sie zu beruhigen und ihr - sowie den Passanten - den Grund des Festhaltens zu erklären. Gleichzeitig wurde er weiter von Schaulustigen bedrängt, die Frau loszulassen. Der junge "Polizist" unter den Störern - ca. 165 cm groß mit etwas längeren Haaren und Pferdeschwanz -, tat sich besonders hervor und kündigte an, gleich "seine Waffe" zu ziehen, wenn man die Frau nicht loslassen würde. Dabei zog er sich demonstrativ Handschuhe an, wurde aber vom helfenden Ladendetektiv zur Seite gedrängt. Als eine uniformierte Streife dazu kam und die 37-Jährige zur Wache brachten, wurden die Beamten ebenfalls von unbekannten Personen angeschrien. Dass die Ladendiebin dabei einem 51-jährigen Bundespolizisten auch noch ins Gesicht spuckte, kam erschwerend hinzu.
Erst auf der Wache kam die Frau halbwegs zur Ruhe und wurde nach einem ärztlichen Gespräch mit dem Krisendient entlassen. Ermittlungen wegen Diebstahls, Beleidigung, Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz dauern an.
In diesem Zusammenhang appelliert die Bundespolizeiinspektion Bremen an Bahnreisende, sich bei Einsatzmaßnahmen zuerst einen Überblick zu verschaffen, Abstand zu halten und auf das bestmögliche Handeln der Polizei zu vertrauen. Im Umfeld von Großstadtbahnhöfen müssen häufiger Personen in Gewahrsam genommen werden, die aufgrund von Alkohol, Drogen oder psychischen Störungen nicht rational handeln und gleichzeitig eine hohe Gewaltbereitschaft zeigen. Es steht jedem besorgten Bürger frei, sich im Anschluss zu melden, Fragen an die Bundespolizei schriftlich zu senden oder sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Der eingangs genannte "falsche Polizist" lief davon, als er nochmals von den Beamten auf die Behinderung des Einsatzes angesprochen wurde.
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