Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 für die Polizeiinspektion Celle
Celle - Fallzahlen steigen nach der Corona-Pandemie auf die Zeit vor der Pandemie +++ Aufklärungsquote geht leicht zurück, bleibt aber auf hohem Niveau +++ Gewalt gegen Polizeibeamte steigt leicht an +++ Rohheitsdelikte, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und Diebstahlsdelikte erleben einen starken Anstieg +++ Zunahme an tatverdächtigen Minderjährigen
Der Leiter der Polizeiinspektion Celle, Polizeidirektor Frank Freienberg, und der Leiter des zentralen Kriminaldienstes, Polizeioberrat Daniel Dahlke, zeigten sich im Rahmen der Präsentation der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2022 mit einer hohen Aufklärungsquote von 67,01 Prozent mehr als zufrieden.
Allgemeine Infos zur polizeilichen Kriminalstatistik:
Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik, das heißt, sie erfasst alle der Polizei bekannt gewordenen und endbearbeiteten Straftaten. Nicht erfasst werden Staatsschutzdelikte, Verkehrsdelikte sowie Straftaten, die außerhalb Deutschlands verübt wurden. Die PKS dient der Beobachtung der Kriminalität im Ganzen sowie einzelner Deliktsarten.
In diesem Bericht zur Kriminalstatistik werden, wie in den Jahren zuvor, wieder mehrere einzelne und bedeutsame Deliktsbereiche detaillierter aufgezeigt.
Kriminalitätsentwicklung
Die Anzahl der registrierten Straftaten ist im Bereich der Polizeiinspektion Celle im Jahr 2022 deutlich auf 11.701 Fälle gestiegen (2021: 10.298 / 2019: 11.806). Im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie sind die Zahlen jedoch annähernd gleichgeblieben.
Kriminalitätsbelastung
Je höher die Häufigkeitszahl, desto mehr Kriminalität wird in einem Bereich registriert.
Die Häufigkeitszahl bezeichnet das relative Vorkommen eines Ereignisses oder eines Merkmals in Bezug zu der jeweils gewählten Bevölkerungsgruppe.
Die Häufigkeitskennzahl in der Polizeiinspektion Celle liegt auf dem Wert von 6.504 (2021: 5.741) und liegt damit etwa im gleichen Niveau wie im Land Niedersachsen gesamt (6.528). Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist somit leicht gestiegen.
Aufklärungsquote
Mit einem Wert von 67,01 Prozent (2020: 69,18 Prozent) liegt die erreichte Aufklärungsquote in der Polizeiinspektion Celle oberhalb des Landeswertes (61,73 Prozent) und stellt den höchsten Wert im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg dar.
Hauptdeliktsgruppen
Der Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit liegt im Bereich Diebstahl (25,8 Prozent), Rohheitsdelikte (21,6 Prozent) sowie Vermögens-und Fälschungsdelikte (16,8 Prozent). Fast die Hälfte der registrierten Straftaten haben, wie in den Jahren zuvor, somit ungerechtfertigte Eigentumsverschiebungen zum Inhalt. Hier besteht in der Verteilung keine große Veränderung zu den Vorjahren.
Straftaten gegen das Leben
Die Anzahl der registrierten Tötungsdelikte (dazu zählen auch Versuchstaten) ist von 10 (2021) auf 6 gesunken. Hier sei beispielsweise ein versuchtes Tötungsdelikt im Wathlinger 4G-Park genannt. Ein junger Mann wurde durch einen Messerstich in den Rücken lebensgefährlich verletzt.
Die Aufklärungsquote lag bei 100 Prozent. Sämtliche Kaptaldelikte wurden aufgeklärt.
Rohheitsdelikte
Zu diesen zählen Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit.
Insgesamt registrierte die Polizei Celle 2397 Rohheitsdelikte (2021: 1943), somit ist hier ein Anstieg zu verzeichnen. Dies ist unter anderem auch durch das Ende der Pandemie zu erklären. Veranstaltungen, Gaststätten und anderes öffentliches Geschehen konnte wieder normal besucht werden.
Körperverletzungsdelikte
Insgesamt zählte die Polizei Celle 1486 Körperverletzungsdelikte (2020: 1136) und verzeichnete damit einen Anstieg von 30,81 Prozent. Auch dies ist mit dem Auslaufen der Regelungen rund um die Pandemie zu erklären.
Häusliche Gewalt
Die Erfassung der häuslichen Gewalt ist erneuert worden. Nach neuester Erfassung zählt die Gewalt im familiären Umfeld dazu. Somit können die aktuellen Zahlen nicht mit den Zahlen der Vorjahre verglichen werden.
Es sind insgesamt 805 Fälle von häuslicher Gewalt erfasst worden.
Nach wie vor gibt es ein großes Dunkelfeld in diesem Bereich, da die meisten Taten hinter verschlossenen Türen stattfinden und oft nicht zur Anzeige kommen.
Der Polizei Celle ist ausdrücklich daran gelegen, dass Opfer Mut und Vertrauen fassen und Gewalt im häuslichen Bereich zur Anzeige bringen.
Nur so können Betroffene, vor allem Kinder und Jugendliche, gemeinsam mit den Partnerinstitutionen (Staatsanwaltschaft, Stiftung Linerhaus, Justizsozialdienst, Jugendämter, Polizei und Beratungs-und Interventionsstelle Celle) nachhaltig geschützt und beraten werden.
"Häusliche Gewalt ist verletzend und strafbar. Opfer häuslicher Gewalt, die sich ohnehin in psychischen Ausnahmesituationen befinden, müssen unkomplizierte und schnelle Hilfe durch die Polizei erfahren", so Frank Freienberg.
Straßenkriminalität
Der Trend der niedrigen Fallzahlen in der Polizeiinspektion Celle hat sich leider nicht fortgesetzt.
Dennoch lebt man auf den Straßen in Stadt und Landkreis Celle sicher!
Im Vergleich zum Jahr 2021 (1613 Fälle) ist die Anzahl der Taten im öffentlichen Bereich auf 2107 Fälle gestiegen.
Straßenkriminalität beinhaltet Straftaten, die sichtbar im öffentlichen Bereich wahrgenommen werden und das Sicherheitsgefühl der Bürger maßgeblich beeinflussen, wie z.B. sexuelle Belästigungen, Raubüberfälle, Körperverletzung, Diebstahl auf Straßen, Wegen oder Plätzen.
Vermehrte Fahrrad- und Verkehrskontrollen im Stadtgebiet führen zu deutlich höherer Wahrnehmbarkeit von Polizei.
Cybercrime
Die Anzahl der Taten, die mittels Internet bzw. IT-Geräten begangen wurden, sind im Jahr 2022 mit 766 Fällen nahezu unverändert hoch geblieben (2021: 868).
Kinder-und Jugendpornographie
Tatmittel ist im Regelfall das Internet.
Die Fallzahlen sind zum dritten Mal in Folge deutlich gestiegen, von 57 auf 107 Taten. Der Anstieg der jeweils sehr komplexen Verfahren erklärt sich u.a. durch Erhöhung des Ermittlungsdrucks. Die Vollauswertung der vorhandenen Massendaten in derartigen Ermittlungsverfahren erfordert weiterhin einen hohen zeitlichen und personellen Aufwand. Daniel Dahlke macht dabei deutlich: "Wir kämpfen gegen einen signifikanten Anstieg von Straftaten im Kontext Kinderpornographie. Wir ermitteln so detailliert wie irgendwie möglich, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen."
Diebstahlsdelikte
Im Jahr 2022 wurden 3442 Diebstahlsdelikte registriert; ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (2021: 2588). Die Aufklärungsquote in diesem Feld liegt, leicht erhöht zum Vorjahr bei 37,86 Prozent (2021: 36,21 Prozent).
Entgegen dieses Trends verzeichnete die Polizei Celle eine deutliche Zunahme von Taschendiebstählen in Einkaufszentren und Supermärkten. Um Kunden beim Einkaufen vor Diebstahl zu schützen, wurde mit einem Aktionstag am 03.03.2022 die Präventionskampagne "Dich nehm' ich mir zur Brust" gestartet, durch die potenzielle Geschädigte zu einem wachsameren Verhalten sensibilisiert werden sollen.
Wohnungseinbruchdiebstahl
Der Trend des Rückgangs der Wohnungseinbrüche setzte sich im Jahr 2022 nicht weiter fort. Angezeigt wurden 159 Fälle (2021: 111), davon 54 Versuchstaten.
Damit ist nun, nach der Pandemie, wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Allerdings liegt die Anzahl der Taten noch deutlich unter dem Wert von 2019 mit 240 Fällen von WED und TWE.
Dass immer mehr Einbrüche im Versuchsstadium stecken bleiben ist der erfolgreichen Präventionsarbeit im Bereich Einbruchsschutz zu verdanken. Hier wird auch deutlich, dass technische Sicherungen an Wohneigentum, über die unsere Beauftragte für Kriminalprävention, Cosima Bauer, regelmäßig berät, in Kombination mit der Spezialisierung der Ermittlerinnen und Ermittler, sich langfristig auszahlen.
Die Beratungsangebote gelten im Übrigen nicht nur für Privathäuser, sondern auch für Firmen, Geschäftsräume und öffentliche Einrichtungen.
Je schwerer dem Einbrecher das Eindringen gemacht wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er von der Tat absieht!
Regelmäßige Schwerpunktkontrollen in Stadt und Landkreis Celle erhöhen zudem das Entdeckungsrisiko, das von potenziellen Tätern wahrgenommen wird. Dazu rät Frank Freienberg:
"Ich bitte die Bürger sorgsam zu bleiben. Sichern Sie weiterhin erfolgreich Ihr Eigentum:
Im Großen (Haus und Wohnung) und im Kleinen (Handtasche)!!!"
Diebstahl von Kraftfahrzeugen
Die Anzahl der Fälle wuchs an auf 42 Taten (2021: 39). Dabei stieg die Aufklärungsquote auf 59,52 Prozent (2021: 43,59 Prozent).
Erfahrungsgemäß sind häufig reisende Tätergruppierungen aus dem osteuropäischen Ausland am Werk.
Fahrraddiebstahl
Die Anzahl der Taten steigt von 411 (2021) auf 598.
Der Wert liegt somit auf einem Niveau wie vor der Pandemie. Im Jahr 2019 sind 631 Fälle von Fahrraddiebstählen registriert worden.
Präventionsmaßnahmen, Fahrradregistrieraktionen und Beratungen zum Thema Sicherungseinrichtungen haben sich positiv ausgewirkt.
Die Polizei Celle wird auch künftig regelmäßige Kontrollen von Fahrrädern durchführen und dazu beitragen, dass die Zahl der Diebstähle auf niedrigem Niveau bleibt.
Rauschgiftdelikte
Daniel Dahlke macht auch hier einen Ermittlungsschwerpunkt deutlich:
"Die Bekämpfung von Rauschgiftkriminalität wird in der Polizeiinspektion Celle weiterhin konsequent betrieben. Die erfolgreichen Großverfahren der vergangenen Jahre haben den lokalen Markt unter Druck gesetzt. Die hervorragende Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft ist in ein Schlüssel für den Erfolg.
Zu verzeichnen ist zwischenzeitlich eine Reduktion der Zahlen von 594 (2021) auf 524 Taten. Dabei sind allgemeine Verstöße, wie z.B. Besitz von Rauschgift (400 Taten; 2021: 436) und Handel, Abgabe, Anbau und Einfuhr (82 Taten; 2021: 98) zu unterscheiden.
Parallel dazu setzt die Polizei Celle auf Drogenprävention durch Aufklärung und Vermittlung von Wissen, in Zusammenarbeit mit externen Stellen wie z.B. Jugendamt, Kreissportbund und Psychosozialer Beratungsstelle, Schulen, Jugendpflegern.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Mit 117 Angriffen verzeichnet die Polizei Celle einen besorgniserregenden Höchstwert (2021: 115). Die Gewalt nimmt weiter zu.
"Wir haben eine robuste Polizei, die für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger 24/7 unterwegs ist. Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamt: innen akzeptieren wir nicht!", so Frank Freienberg.
Jugenddelinquenz
Nachdem die Zahl 2021 gesunken ist, steigt die Zahl der Fälle von 635 auf 768 Fälle. Auch dies ist mit der Rückkehr zu alten Abläufen nach der Pandemie zu erklären.
Im Ergebnis:
Anstieg der Fallzahlen auf Niveau vor der Pandemie!!!
Starker Anstieg insb. im Bereich der Rohheitsdelikte, Straftaten gegen die
sexuelle Selbstbestimmung (KiPo), Diebstahlsdelikte
Aufklärungsquote auf sehr hohem Niveau, Spitzenwert im Landesvergleich
Ermittlungsschwerpunkte 2022: Kinderpornografie,
Wohnungseinbruchsdiebstahl, Taschendiebstahl
Fallzahlen Wohnungseinbruchsdiebstahl aber weiterhin auf niedrigem Niveau
Wiederholte leichte Zunahme der Gewalt gegen Polizeibeamte
Signifikante Zunahme an minderjährigen Tatverdächtigen
Am Ende des Gesprächs gibt Daniel Dahlke noch bekannt, dass es sein letzter Termin für die Polizei Celle gewesen ist. Er wird ab dem 1.4.23 im Innenministerium eine neue Stelle antreten.
Zunächst wird Frank Hennecke, Leiter Fachkommissariat 3 bei der PI Celle, seinen Posten besetzen.
Fazit von Polizeipräsident Thomas Ring, Polizeidirektion Lüneburg
"Die Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen im vergangenen Jahr zeigt, dass das öffentliche Leben wieder Fahrt aufgenommen hat. Ein vermehrtes Zusammentreffen von Menschen führte zu mehr Tatgelegenheiten und Straftaten. Die Steigerung der Taten war somit zu erwarten. Der Langzeitvergleich macht aber deutlich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auf ihre Polizei im Nordosten Niedersachsens verlassen kann. Wir leben in einer sicheren Region. Die landesweit höchste Aufklärungsquote macht mich dabei besonders stolz, aber auch die Langzeitrückgänge der Wohnungseinbruchdiebstähle möchte ich hervorheben. Dafür möchte ich mich bei allen Polizeibeschäftigten herzlich bedanken. Klar ist aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir werden uns weiterhin mit großem Engagement für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger einsetzen!"
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Celle
Dirk Heitmann
Telefon: 05141/277 104
E-Mail: dirk.heitmann@polizei.niedersachsen.de