Nordhorn/Lingen – Ermittlungen zum Steinwurf auf der B213 klären Serie von Raubüberfällen auf
Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Osnabrück und der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim
Am Abend des 05.12.2023 zeigten mehrere Männer einen Steinwurf von einer Brücke auf einen von ihnen geführten Pkw auf der Südtangente in Nordhorn an. Die Polizeibeamtinnen/-beamten fanden einen verunfallten Pkw vor, dessen Frontscheibe durch einen Stein beschädigt war. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelte daraufhin wegen eines versuchten Tötungsdeliktes (wir berichteten). Die intensiven Ermittlungen der daraufhin gebildeten Mordkommission der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim ergaben jedoch ein erstaunliches Ergebnis. Zunächst konnte festgestellt werden, dass die Beschuldigten wahrscheinlich kurze Zeit vor dem angeblichen Steinwurf einen Verkehrsunfall verursacht hatten, bei dem der gemietete Pkw beschädigt worden war. Offenbar sollte der fingierte Steinwurf dazu dienen, Regressansprüche der Autovermietung abzuwehren.
Die Ermittlungen in diesem Zusammenhang ergaben nicht nur die Aufklärung eines vermeintlich versuchten Tötungsdeliktes, sondern Hinweise auf die Täterschaft zu einer Serie von Raubüberfällen. Es konnte festgestellt werden, dass die Beschuldigten am Tag vorher einen nächtlichen Raubüberfall auf ein gebrechliches älteres Ehepaar in Nordhorn begangen hatten. In diesem Fall waren mehrere Täter in der Nacht in das Haus eingedrungen. Dort wurden sie von der Ehefrau aufgegriffen. Die Täter bedrohten die Frau mit einem Brecheisen, um das Haus weiter durchsuchen zu können. Auch der im Wohnzimmer aufhältige schwerst pflegebedürftige Ehemann konnte aus Angst um sein Leben und das seiner Ehefrau den Raub nicht verhindern. Die Täter sollen bei diesem Raubüberfall Beute in Höhe von ca. 60.000 EUR erlangt haben (wir berichteten).
Die gleiche Gruppe ist dann in der Nacht zum 11.01.2024 in ein Einfamilienhaus eines anderen älteren Ehepaares aus Nordhorn eingebrochen. Als die Ehefrau durch Geräusche wach wurde, standen drei Männer plötzlich vor ihr. Sie hielten ihr den Mund zu und forderten die Herausgabe von Schmuck und Bargeld. Aus Angst um ihr Leben gab sie den Tätern Bargeld sowie drei hochwertige Uhren. Auch musste sie die PIN der aufgefundenen Bankkarte verraten. Die Täter ließen jedoch nicht nach und weckten nun auch den Ehemann; auch dieser fürchtete um sein Leben und das Leben seiner Ehefrau und übergab dann weitere Geldbeträge und Schmuck sowie die PIN-Nummern zu den erbeuteten Karten (wir berichteten).
Da die Gefahr bestand, dass die Täter einen weiteren geplanten Raubüberfall ausführen wollten, wurden sie am 08.02.2024 von Spezialkräften der Polizei festgenommen. Der Haftrichter am Amtsgericht Osnabrück erließ gegen drei männliche Personen aus Nordhorn im Alter von 21, 23 und 24 Jahren Haftbefehle wegen schweren bandenmäßigen Raubes. Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Abteilung zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen geführt. Die Beschuldigten sind offenbar in wechselnder Beteiligung tätig geworden. Die völlig verängstigten und um ihr Leben fürchteten Opfer stehen weiter unter dem Eindruck des Geschehens und mussten teilweise im Krankenhaus behandelt werden.
Michael Maßmann, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück, äußerte sich zum jüngsten Ermittlungserfolg der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim wie folgt: "Dank der hervorragenden Arbeit der Ermittelnden der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim in Zusammenarbeit mit anderen Behörden, ist es uns gelungen, Schwerstkriminelle festzunehmen, die Opfern unendliches Leid zugefügt haben. Die Bevölkerung in der Region kann aufatmen, die brutalen Raubzüge dieser Bande sind jetzt endgültig vorbei. Ein toller Erfolg für Polizei und Staatsanwaltschaft."
Das sehr aufwändige Ermittlungsverfahren wurde durch die ständige Ermittlungsgruppe für komplexe kriminelle Strukturen der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim in enger Zusammenarbeit mit dem Polizeikommissariat Nordhorn bearbeitet. "Aufgrund des hohen Kräfteansatzes und den daraus resultierenden Ermittlungen, können wir von einem enormen Erfolg und empfindlichen Schlag gegen bestehende Clanstrukturen sprechen", so der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Kriminaldirektor Heinz Defayay.
Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass die Beschuldigten auch für weitere gleichartige Taten, auch im angrenzenden Nordrhein-Westfalen, in Betracht kommen.
Die Ermittlungen in diesem umfangreichen Verfahren, die sich auch gegen sechs weitere Tatverdächtige im Alter von 16 bis 38 Jahren richten, dauern an.
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