Pressebericht polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2023 Polizeiinspektion Celle gegen den landesweiten Trend
Celle - Gesamtfallzahlen sind im Landkreis Celle entgegen des landesweiten Trends rückläufig +++ Aufklärungsquote steigt leicht an, bleibt damit auf hohem Niveau +++ Sexualdelikte und Rohheitsdelikte steigen an +++ Einbrüche gehen leicht zurück +++ Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte weiter auf hohem Niveau +++ Weiterhin Zunahme an tatverdächtigen Minderjährigen +++ Zunahme bei der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie +++ Anstieg der Straftaten gegen Geflüchtete
Auch im Jahr 2023 war die Polizei im Landkreis Celle wieder stark gefordert. Einsatz- und Versammlungslagen sowie umfangreiche Ermittlungsvorgänge stellten die Kolleginnen und Kollegen vor viele Herausforderungen.
Dazu wurden auch erstmals wieder in Stadt und Landkreis Celle spezielle Kontaktbereichsbeamtinnen und -beamten eingesetzt. Diese ergänzen die polizeilichen Aufgaben durch besondere Präsenz und Nähe zur Bevölkerung. Der Leiter der Polizeiinspektion Frank Freienberg freut sich, dass die Bevölkerung diesen Einsatz der sogenannten "Kobs" so positiv annimmt.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, welche die Statistik der Jahre 2021 und 2022 beeinflussten, sind in diesem Jahr nicht mehr erkennbar. Sehr zufrieden ist Frank Freienberg auch mit der hohen Aufklärungsquote von 67,70% Mit diesem Wert liegt die erreichte Aufklärungsquote in der Polizeiinspektion Celle oberhalb des Landeswertes und stellt den höchsten Wert im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg dar. Positiv bewertet er auch, dass die Fallzahlen entgegen den Trends der Polizeidirektion Lüneburg und des Landes im Landkreis Celle leicht rückläufig sind.
Die Menschen im Landkreis leben im Landkreis Celle aus Sicht der Kriminalstatistik sicher.
Allgemeine Infos zur polizeilichen Kriminalstatistik:
Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik, das heißt, sie erfasst alle der Polizei bekannt gewordenen und endbearbeiteten Straftaten. Nicht erfasst werden Staatsschutzdelikte, Verkehrsdelikte sowie Straftaten, die außerhalb Deutschlands verübt wurden. Die PKS dient der Beobachtung der Kriminalität im Ganzen sowie einzelner Deliktsarten.
In diesem Bericht zur Kriminalstatistik werden, wie in den Jahren zuvor, wieder mehrere einzelne und bedeutsame Deliktsbereiche detaillierter aufgezeigt.
Kriminalitätsentwicklung
Die Anzahl der registrierten Straftaten ist im Bereich der Polizeiinspektion Celle im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (2023: 11641 registrierte Straftaten, 2022: 11701 registrierte Straftaten), liegt aber noch leicht über dem zehnjährigen Mittelwert von 11535 registrierten Straftaten.
Kriminalitätsbelastung
Je höher die Häufigkeitszahl, desto mehr Kriminalität wird in einem Bereich registriert.
Die Häufigkeitszahl bezeichnet das relative Vorkommen eines Ereignisses oder eines Merkmals in Bezug zu der jeweils gewählten Bevölkerungsgruppe.
Die Häufigkeitskennzahl in der Polizeiinspektion Celle liegt auf dem Wert von 6396 pro 100.000 Einwohnerinnen/Einwohner (2022: 6504) und liegt damit unter dem Niveau des Landes Niedersachsen gesamt (6796). Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist somit gesunken.
Aufklärungsquote
Mit einem Wert von 67,70 Prozent (2022: 67,01 Prozent) liegt die erreichte Aufklärungsquote in der Polizeiinspektion Celle oberhalb des Landeswertes (62,51 Prozent) und stellt den höchsten Wert im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg dar.
Straftaten gegen das Leben
Die Anzahl der registrierten Tötungsdelikte (dazu zählen auch Versuchstaten) ist von 18 (2022) auf 7 gesunken.
Sexualdelikte
Die Anzahl von Sexualdelikten stieg insgesamt auf 410 Straftaten an (2022: 294). Hierbei ist es besonders zum Anstieg bei der Verbreitung pornografischer Inhalte (Erzeugnisse) gekommen,
Hintergrund sind sogenannte NCMEC-Verfahren (National Centre for Missing and Exploited Children). Dabei handelt es sich um eine US-amerikanische Organisation, die Fälle von vermissten oder ausgebeuteten Kindern bearbeitet. Diese Verdachtsfälle von Kinderpornografie werden an das Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet und zu weiteren Ermittlungen an die Länder übergeben.
"Die weitere Zunahme von Straftaten durch Verbreitung pornografischer (Kinder- und Jugendpornografie) Inhalte ist auch im Landkreis erschreckend hoch. Die Polizei wird die Ermittlungen weiter intensivieren und die Täterschaft ermitteln. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum.", so Frank Freienberg
Rohheitsdelikte
Zu diesen zählen Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit.
Insgesamt registrierte die Polizei Celle 2456 Rohheitsdelikte (2022: 2397), somit ist hier, wie bereits im Vorjahr, ein leichter Anstieg zu verzeichnen.
Straftaten mit Messer
Im Gegensatz zum Landestrend kommt es bei der Polizei Celle nicht zu einem Anstieg von Straftaten, bei welchen ein Messer genutzt worden ist.
Insgesamt sind 2023 60 Delikte registriert worden, bei welchen eine Stichwaffe zum Einsatz gekommen ist. Dies ist ein Rückgang von 14 Taten im Vergleich zum Vorjahr.
Häusliche Gewalt
Es sind insgesamt 806 Fälle von häuslicher Gewalt erfasst worden, was einen Anstieg um einen Fall im Vergleich zu 2022 bedeutet.
Nach wie vor gibt es ein großes Dunkelfeld in diesem Bereich, da die meisten Taten hinter verschlossenen Türen stattfinden und oft nicht zur Anzeige kommen.
Der Polizei Celle ist ausdrücklich daran gelegen, dass Opfer Mut und Vertrauen fassen und Gewalt im häuslichen Bereich zur Anzeige bringen.
Nur so können Betroffene, vor allem Kinder und Jugendliche, gemeinsam mit den Partnerinstitutionen (Staatsanwaltschaft, Stiftung Linerhaus, Justizsozialdienst, Jugendämter, Polizei und Beratungs-und Interventionsstelle Celle) nachhaltig geschützt und beraten werden.
"Rohheitsdelikte im Zusammenhang mit partnerschaftlicher und familiärer Gewalt (Häusliche Gewalt) werden von uns intensiv verfolgt. Opfer derartiger Gewalt sollen sich bitte an die Polizei und/oder Hilfseinrichtungen wenden. Häusliche Gewalt ist keine "private Angelegenheit", sondern stellt Straftaten dar.", so Frank Freienberg.
Jugendkriminalität
Der Trend der steigenden Tatverdächtigen von Kindern (- unter 14 Jahre) und Jugendlichen (14-18 Jahre) in der Polizeiinspektion Celle hat sich leider fortgesetzt.
Nachdem im Jahr 2022 noch insgesamt 768 tatverdächtige Kinder und Jugendliche registriert worden sind, waren es in 2023 bereits 850. Auffällig ist hier eine Zunahme von 57 Kindern, welche als tatverdächtig geführt wurden.
Dazu PD Frank Freienberg: "Die Anzahl von unter 14-jährigen Tatverdächtigen hat sich in nahezu sämtlichen Deliktsbereichen deutlich erhöht. Dabei spielen leider auch Rohheitsdelikte eine Rolle. Die Polizei Celle führt u.a das Präventionsprojekt "Wir sind stark" für Kinder im Altersbereich von 12 - 14 Jahren durch. Das Programm mit den Schwerpunkten Zivilcourage und Anti-Gewalt beinhaltet auch viele Sozialtrainingseinheiten. Es wird von Polizei und Schule gemeinsam durchgeführt."
Cybercrime
Die Taten mit "Tatmittel Internet" haben insgesamt um 72 Taten zugenommen. Die Zunahmen bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung liegt ausschließlich im Bereich "Verbreitung pornografischer Schriften". Die Steigerung der Fallzahlen ergibt sich im Wesentlichen aus Zunahmen in den Deliktsfeldern Verbreitung/Besitz kinderpornografischer Inhalte (+100 Taten) und sexuellen Missbrauch von Kindern (+4) bzw. Jugendlichen (+5 Taten). Dem gegenüber steht ein Rückgang bei Vergewaltigung / sonstige sexuelle Nötigung um -13 Taten. Unter den Rohheitsdelikten sind Bedrohungen, Nachstellungen und Nötigungen ursächlich für die angestiegenen Fallzahlen. Eine intensivierte Strafverfolgung in den sozialen Medien dürfte hierzu beigetragen haben.
Die Aufklärungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 88,42% gesunken
Unter der Computerkriminalität sind die Deliktsfelder Betrug mittels rechtswidrig erlangter Debit-Karten mit PIN, Betrug mit Zugangsberechtigung zu Kommunikationsdiensten/Fälschung beweiserheblicher Daten, Täuschung im Rechtsverkehr bei Datenverarbeitung, Datenveränderung/Computersabotage, Ausspähen/Abfangen von Daten einschl. Vorbereitungshandlungen und Softwarepiraterie mittels private Anwendungen und in Form gewerbsmäßigen Handelns zusammengefasst.
Die Fallzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um -10,78% (-22 Taten) gesunken. Die Aufklärungsquote stieg um +3,79%-Punkte auf 53,30%.
Wohnungseinbruchdiebstahl
Bei den Wohnungseinbruchsdiebstahl-Taten kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einem Rückgang um -15 Taten. Die erfassten 144 Taten liegen deutlich unter dem langjährigen Mittelwert vor 2021 (für die Jahre 2014-2020 liegt der Mittelwert bei 267 Taten). Der Versuchsanteil liegt bei 47,22% (68 Taten) und ist somit zum Vorjahr (36,48%) gestiegen. Dies könnte zum einen daran liegen, dass die Taten durch weniger professionelle Täter begangen wurden. Zum anderen dürften sich potentielle Geschädigte oder aufmerksame Nachbarn häufiger zu Hause aufgehalten haben und die Täter bei Tatausführung gestört wurden.
Dass immer mehr Einbrüche im Versuchsstadium stecken bleiben ist der erfolgreichen Präventionsarbeit im Bereich Einbruchsschutz zu verdanken. Hier wird auch deutlich, dass technische Sicherungen an Wohneigentum, über die unsere Beauftragte für Kriminalprävention, Cosima Bauer, regelmäßig berät, in Kombination mit der Spezialisierung der Ermittlerinnen und Ermittler, sich langfristig auszahlen.
Die Beratungsangebote gelten im Übrigen nicht nur für Privathäuser, sondern auch für Firmen, Geschäftsräume und öffentliche Einrichtungen.
Je schwerer dem Einbrecher das Eindringen gemacht wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er von der Tat absieht!
Taschendiebstahl
Nachdem im Jahr 2022 ein neuer Höchstwert von 184 Taten bekannt geworden ist, kann im Jahr 2023 ein Rückgang um 40 Taten verzeichnet werden.
Neben den klassischen Taschendiebstählen kommt es in Vergangenheit auch immer wieder zu Diebstählen aus Handtaschen etc., welche während des Einkaufes im Einkaufswagen abgelegt und unbeobachtet waren. Auch hier ist es zu einem Rückgang um 19 Taten auf 36 Taten gekommen.
Rauschgiftdelikte
Die Delikte im Zusammenhang mit Rauschgift sind nach einem Stand von 524 Taten im Jahr 2023 auf 661 Taten gestiegen.
Hier ist ein deutlicher Anstieg auf 529 festgestellten Taten im Bereich des Anbaus und Handeltreibens, gem. §29 BtmG, festzustellen.
Dieser Anstieg spricht deutlich für die polizeiliche Präsenz und regelmäßig durchgeführte Kontrollen.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Auch 2023 steigt die Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte weiter an. Im Jahr 2023 kam es zu 120 Taten (2022: 117 Taten).
Polizeipräsident Thomas Ring dazu: "Die noch immer hohe Fallzahl von Gewalt, der Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt sind, betrachte ich, wie auch in den Jahren zuvor, mit größter Sorge. Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner sowie Rettungskräfte helfen Menschen in Not, schützen unsere Demokratie und die Rechte jedes Einzelnen. Hierfür haben sie gesellschaftliche Anerkennung und Sicherheit bei der Ausübung ihrer Tätigkeit verdient.
Jeder Angriff auf eine Polizeibeamtin oder einen Polizeibeamten ist immer auch ein Angriff auf unsere freiheitlich demokratische Grundordnung. Derartige Angriffe sind nicht zu tolerieren. Wir werden den Dialog mit Kolleginnen und Kollegen, mit Gewerkschaften und Verbänden fortsetzen, um wirkungsvolle Maßnahmen zu treffen und zu zeigen, wie scharf wir derartige Angriffe verurteilen und wie ernst und mit welcher Härte wir diese strafrechtlich und menschlich verfolgen."
Der Leiter des zentralen Ermittlungsdienstes der Polizei Celle, Kriminalrat Nils Hein, zur vorliegenden PKS 2023:
"Herausfordernde Ermittlungsverfahren, hier vor allem in Form zahlreicher Brandstiftungen in den Bereichen Wathlingen, Nienhagen und im OT Heese, waren 2023 mit hohem personellen Aufwand und akribischer Ermittlungsarbeit verbunden. In allen Fällen konnten, dank des starken Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiinspektion Celle, Tatverdächtige ermittelt werden. Das ist ein toller Ermittlungserfolg und ein Zeichen der professionellen Polizeiarbeit im LK Celle.
Zudem freue ich mich über die deutlich gesunkenen Fallzahlen in den Bereichen Straftaten gegen das Leben, Taschendiebstähle und Wohnungseinbrüche (Straftaten gegen das Leben -61,11%, Taschendiebstähle -21,74%, Wohnungseinbrüche -9,43%), die durchaus geeignet sind das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu beeinträchtigen. Vor allem in den Bereichen Taschendiebstähle und Wohnungseinbrüche zeigt sich der Erfolg zahlreicher Präventionsprojekte, welche die Polizei Celle in enger Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbehörden, Schulen sowie Vereinen und Verbänden umsetzt."
Fazit von Polizeipräsident Thomas Ring, Polizeidirektion Lüneburg
"Der Anstieg der gesamten Fallzahlen kann u.a. auf eine erhöhte Mobilität, wirtschaftliche und soziale Belastungen sowie mit Migrationsbewegungen einhergehende Faktoren zurückgeführt werden. Die Polizeidirektion Lüneburg konnte dennoch in mehr als 64 von 100 Fällen Tatverdächtige ermitteln. Das ist nach wie vor eine hervorragende Quote. Auch der Langzeitvergleich macht deutlich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auf ihre Polizei verlassen können. Wir leben in einer sicheren Region. Dass wir unsere Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr nochmal haben steigern können, macht mich ganz besonders stolz. Ich möchte mich bei allen Mitarbeitenden für ihr außerordentliches Engagement bedanken. Wir wissen aber auch um unsere Pflicht. Wir dürfen vor allem im Bereich der Präventionsarbeit zur Verhinderung weiterer Straftaten oder in der akribischen Tatortarbeit zur Ermittlung der Täterschaften vor allem im Bereich der gestiegenen Wohnungseinbruchdiebstähle nicht nachlassen. Wir werden uns weiterhin mit großem Engagement für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger im Nordosten Niedersachsens einsetzen!"
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Celle
Dirk Heitmann
Telefon: 05141/277 104
E-Mail: dirk.heitmann@polizei.niedersachsen.de