10 Jahre Kriminaldauerdienst bei der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein


30.09.2018, PP Oberbayern Süd
10 Jahre Kriminaldauerdienst bei der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein Von links: Leiter des KDD Traunstein, Erster Kriminalhauptkommissar Fred HAAS, und Leiter der KPI Traunstein, Kriminaldirektor Hans-Peter BUTZ.
Der Kriminaldauerdienst bei der Kripo Traunstein feiert am 01.10.2018 sein zehnjähriges Bestehen. Eine Rückschau auf ein Erfolgsmodell.
Symbolbild: Übergabe eines Kriminalfalls von der Schutzpolizei an die Kriminalpolizei (KDD)
Im Zuge der zum 01.01.2009 umgesetzten Polizeireform entschied das Bayer. Staatsministerium des Innern, auch außerhalb der Ballungsräume München und Nürnberg flächendeckend Kriminaldauerdienste (KDD) bei den Kriminalpolizeiinspektionen (KPI) der Bayer. Polizei zu errichten. Vor diesem Hintergrund hat am 01.10.2008 bei der KPI Traunstein das Kommissariat 8 - KDD seinen Dienstbetrieb aufgenommen und feiert somit nun sein 10jähriges Bestehen. Der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein, Kriminaldirektor Hans-Peter Butz, nahm dies zum Anlass für einen Rückblick und würdigte bei der Gelegenheit die Arbeit seiner Beamten. Der Kriminaldauerdienst trat an die Stelle der vormaligen Rufbereitschaften der Kripo-Beamten, die im Alarmierungsfall in der Nacht und an den Wochenenden in der Regel von zuhause aus an den Tatort fahren mussten. Mit dem KDD-Team standen fortan rund um die Uhr speziell ausgebildete Kriminalbeamte sofort einsatzbereit zur Verfügung, um vor allem bei schwerwiegenden Straftaten oder ungeklärten Todesfällen rasch die Ermittlungen, Vernehmungen und Spurensicherung übernehmen zu können. Bevor jedoch der KDD damals in den „Echtbetrieb“ gehen konnte, waren zunächst umfangreiche personelle und organisatorische Vorbereitungen erforderlich. Insbesondere musste hierzu Personal gewonnen und die zukünftigen Kriminalbeamten bestmöglich durch intensive Schulungen auf ihre Aufgabe vorzubereitet werden. Denn am Einsatz- oder Tatort sind wesentliche Maßnahmen und Entscheidungen zu treffen, damit durch den sog. kriminalpolizeilichen „Ersten Angriff“ die Grundlagen für die Tataufklärung gelegt werden. Hierzu sind großes Fachwissen und kriminaltechnische Fertigkeiten gefordert. Auch heute noch ist daher die Fortbildung für die neuen „KDDler“, die von der Schutzpolizei zur Kriminalpolizei wechseln, von großer Bedeutung.Zuständig für 500.000 Einwohner in SüdostoberbayernStandort des KDD Traunstein ist der Dienstsitz der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein. Um der Größe des Dienstbereiches gerecht zu werden, verfügt der KDD zudem über ein Büro bei der Polizei in Mühldorf. Denn das Zuständigkeitsgebiet umfasst die vier Landkreise Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf mit insgesamt rund 500.000 Einwohnern. Mit einer Fläche von 3748 km² - von der Grenze zu Niederbayern bis nach Berchtesgaden, vom Chiemgau bis zum Südostbayerischen Chemiedreieck - sind alleine schon die Entfernungen zwischen den Einsatzorten eine Herausforderung. AufgabenDer KDD übernimmt grundsätzlich die kriminalpolizeilichen Ermittlungen in Fällen mittlerer bis schwerer Kriminalität wie Mord, Totschlag, Raub- und Sexualstraftaten, schadensträchtige Brandstiftungen, beim Betäubungsmittel-, Waffen- oder Menschgenhandel oder bei bestimmten überregionalen Delikten wie Kfz-Verschiebungen. Bei besonderen polizeilichen Einsatzlagen wie etwa großen Schadensereignissen ist es zudem Aufgabe des KDD, den Einsatzabschnitt „Kriminalpolizei“ in der ersten Phase zu führen.Einen Schwerpunkt des Tätigkeitsgebietes bilden die Todesfallermittlungen. Der KDD wird verständigt, wenn nach ärztlicher Einschätzung die Todesursache ungeklärt ist oder es sich um einem nicht natürlichen Tod wie Suizid handelt. Die Aufgabe der Kriminalbeamten ist dann vor Ort, häufig zusammen mit Rechtsmedizinern die Todesursachen und mögliches Fremdverschulden festzustellen. Dies erfordert viel Fachwissen und kriminalistischen Spürsinn, denn hinter jedem zunächst nicht eindeutigem Todesfall kann sich auch ein mögliches Tötungsdelikt oder sonstiges Fremdverschulden verbergen. Darüber hinaus ist ein hohes Maß an Empathie im Umgang mit oft traumatisierten Opfern und Angehörigen notwendig. Nicht zuletzt müssen die Beamten besonders belastbar sein, denn der Anblick und die Untersuchung teilweise bereits stark verwester oder entstellter Leichen ist leider kein Einzelfall. Das dabei Erlebte möglichst gut mental zu verarbeiten ist sehr wichtig und wird durch einen offenen Umgang und eine vertrauensvolle Gesprächskultur im Team erleichtert. Zur Unterstützung stehen bei Bedarf auch polizeiliche Psychologen, Seelsorger oder der Sozialdienst des Polizeipräsidiums zur Verfügung.Das TeamDer KDD Traunstein besteht - sofern vollzählig - aus 20 Kriminalbeamten bzw. Kriminalbeamtinnen. Frauen sind ausdrücklich erwünscht, jedoch leisten derzeit nur vier Kriminalbeamtinnen beim KDD Dienst. Zwei Beamte sind seit Anfang an ununterbrochen dabei. Das Kommissariat wird seit knapp drei Jahren von Ersten Kriminalhauptkommissar Fred Haas geleitet. 7.500 EinsätzeSeit seinem Bestehen hat der KDD Traunstein rund 7.500 Einsätzen bewältigt Knapp die Hälfte davon wurde von den Kriminalbeamten des Dauerdienstes bis zur Abgabe an die Staatsanwaltschaft endbearbeitet, die andere Hälfte wurde an die zuständigen Fachkommissariate der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein oder der Kriminalpolizeistation Mühldorf abgegeben.10 Jahre - besondere FälleAngesichts der vielen Einsätzen verfügen die KDDler natürlich über eine gewisse Routine, jedoch ist nahezu jeder Einsatz anders, da die Beamten zunächst nicht wissen, wie sich der Fall entwickelt. Als besonders spektakuläre Fälle des letzten Jahrzehnts, bei denen der KDD im Einsatz war, sind beispielsweise zu nennen:•Die vorsätzlich herbeigeführte Explosion eines Wohnhauses in Inzell, bei dem im Jahr 2009 ein Ehepaar zu Tode kam.•Der Felssturz in Stein a. d. Traun im Jahr 2010, bei dem Gesteinsbrocken von der Größe eines Lastkraftwagens sich aus einem Felsen lösten und auf ein darunter befindliches Einfamilienhaus stürzten. Zwei Bewohner des Hauses starben, zwei weitere Personen überlebten schwerstverletzt.•Der Absturz eines Hubschraubers am Teisenberg im Jahr 2012, bei dem vier junge Menschen ihr Leben ließen.•Der Mord an einem 70jährigen Mann und der kurz danach verübte Mordversuch an einer 17jährigen Frau in Bad Reichenhall durch einen Bundeswehrangehörigen in der Fußball-WM-Nacht 2014.•Der mit einem Messerstich im Jahr 2016 verübte Mord in Ainring-Mitterfelden an einem 20jährigen in einer Wohnung nach erheblichen Alkoholgenuss.•Der Doppelmord in einem Lokal in Traunreut im September 2017, bei dem der Täter zwei Lokalbesucher mit einer Langwaffe erschoss und die Gastwirtin sowie einen weiteren Gast schwerstverletzte.•Der Mord an einer 53jährigen Frau aus Altenmarkt, die Wochen nachdem sie vermisst gemeldet worden war, im November 2017 in einer Waldschonung vergraben von spielenden Kindern aufgefunden wurde. Als Tatverdächtiger muss sich ihr 20jähriger Sohn in Kürze vor Gericht verantworten.Der Leiter der Kripo Traunstein, Hans-Peter Butz: „Das Aufgabengebiet des KDD ist interessant, vielfältig und anspruchsvoll. Manchmal müssen die Kolleginnen und Kollegen aber auch bei ihren Einsätzen in gesellschaftliche Randbereiche und Abgründe blicken, werden mit schwierigen emotionalen Situationen konfrontiert und müssen unter Stress die richtigen Entscheidungen treffen. Dabei leisten sie eine hervorragende Arbeit. Ich bin daher sehr stolz auf „meine KDDler!“.Erster Kriminalhauptkommissar Fred Haas ergänzt: „Als „alter Kriminaler“ hat mich die Professionalität und Motivation, mit der das Team des KDD alle anfallenden Aufgaben erledigt, voll überzeugt. Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus zeigt sich immer wieder, dass der „Erste Angriff“ für die weiteren Ermittlungen von entscheidender Bedeutung ist. Die Einrichtung des KDD vor 10 Jahren war absolut die richtige Entscheidung.“