Kriminalitätslage 2018 – Kriminalpolizeiinspektion Traunstein zieht Bilanz


09.05.2019, PP Oberbayern Süd
Kriminalitätslage 2018 - Kriminalpolizeiinspektion Traunstein zieht Bilanz
LKR. TRAUNSTEIN / BERCHTESGADENER LAND / MÜHLDORF / ALTÖTTING. Anlässlich der jährlichen Sicherheitsgespräche des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit den Landratsämtern im Prä;sidialbereich zieht die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein zusammen mit der Kriminalpolizeistation Mühldorf Bilanz zur Kriminalitätsentwicklung in ihrem Zuständigkeitsbereich. Beide Dienststellen blicken auf ein ereignisreiches, aber auch erfolgreiches Jahr 2018 zurück.

Die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein ist zusammen mit der nachgeordneten Kriminalpolizeistation Mühldorf in den vier Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Altötting für die Bekämpfung mittlerer und schwerer Kriminalität zuständig.In den zwölf Kommissariaten an den Standorten Traunstein, Mühldorf sowie Bad Reichenhall sind 134 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Kriminalbeamte und Angestellte) für die Ermittlungen, die Spurensicherung sowie die kriminalpolizeiliche Prävention zuständig. Darüber hinaus müssen kriminalpolizeiliche Einsätze geplant und durchgeführt werden.Im Jahr 2018 wurden von beiden Dienststellen insgesamt 1.409 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) registriert (736 Fälle bei der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein, 673 Fälle bei der Kriminalpolizeistation Mühldorf). Die Aufklärungsquote erreichte bei der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein beachtliche 87,8 %, bei der Kriminalpolizeistation Mühldorf sogar 91,7 %. Dies stellt bei beiden Dienststellen eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr dar.
Die PKS zeigt bei der Anzahl bearbeiteter Fälle im Zuständigkeitsbereich folgende Entwicklungen (ausgewählte Deliktsfelder): Straftaten gegen das Leben (einschließlich Versuche): Anstieg von 21 Fällen im Jahr 2017 auf 34 Fälle im Jahr 2018 Sexualdelikte: Anstieg von 182 Fällen im Jahr 2017 auf 209 Fälle im Jahr 2018 Raub: Rückgang von 32 Fällen im Jahr 2017 auf 28 Fälle im Jahr 2018 Schwerer Diebstahl: Anstieg von 50 Fällen im Jahr 2017 auf 57 Fälle im Jahr 2018 Betrug: Rückgang von 255 Fällen im Jahr 2017 auf 150 Fälle im Jahr 2018 Vorsätzliche Brandstiftung: Anstieg von 7 Fällen im Jahr 2017 auf 9 Fälle im Jahr 2018 Rauschgiftkriminalität: Rückgang von 323 Fällen im Jahr 2017 auf 297 Fälle im Jahr 2018 davon illegaler Handel und Schmuggel: Anstieg von 67 Fällen im Jahr 2017 auf 83 Fälle im Jahr 2018 Computerkriminalität: Rückgang von 163 Fällen im Jahr 2017 auf 71 Fälle im Jahr 2018
Darüber hinaus zeigten sich folgende Trends: Die Zahl der Rauschgifttodesfälle halbierte sich von 20 im Jahr 2017 auf 10 im Jahr 2018. Eine Entwarnung im Bereich der illegalen Betäubungsmittel kann jedoch keinesfalls davon abgeleitet werden, denn diese leider immer noch hohe Zahl bewegt sich im langjährigen Mittel der letzten Jahre. Nach Einschätzung der Rauschgiftermittler gibt es ein zunehmendes und durch synthetische Drogen vielfältiger werdendes Marktangebot an illegalen Substanzen. Durch intensive Kontroll- und Ermittlungstätigkeiten konnten auch im vergangenen Jahr erhebliche Mengen an den verschiedensten Rauschgiften sichergestellt und vor allem zahlreiche Schmuggler und Händler ermittelt werden. Im Bereich Cybercrime stieg die Gesamtzahl der bearbeiteten Fälle von 632 im Jahr 2017 auf 899 im Jahr 2018 an. Da hier der Tatort zumeist unbekannt bzw. im Ausland ist, werden diese Delikte in großen Teilen nicht in der PKS berücksichtigt. Fälle des Identitätsdiebstahls und Zahlungskartenbetrugs waren rückläufig, Erpressungen sind dafür deutlich angestiegen. Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität nahmen die links-motivierten Delikte von 15 auf 29 Fälle zu, während die rechts-motivierten Delikte von 73 auf 67 Fälle abnahmen.
Besondere Phänomene: Im Jahr 2018 waren vermehrt sog. „Love Scamming“-Fälle zu beobachten, also Fälle, in denen ein Täter seinem Opfer eine Liebesbeziehung vortäuscht, um an das Geld des Opfers zu gelangen. Im Bereich der Computerkriminalität bzw. Cybercrime wurde im Jahr 2018 eine deutliche Zunahme von Erpressungen im Zusammenhang mit angeblichen Sexvideos verzeichnet. Hierbei erhalten die Geschädigten eine Nachricht, in der die Täter behaupten, die Geschädigten beim Besuch von Pornoseiten im Internet mit der Webcam gefilmt zu haben. Dann werden Bitcoins gefordert und damit gedroht, dass das Video bei Nichtzahlung veröffentlicht wird. Bislang existierte in keinem der Fälle tatsächlich so ein Video. Die Polizei rät dringend davon ab, Zahlungen zu leisten. Außerdem kam es zu einem Anstieg bei den sog. „CEO-Fraud“-Fällen, bei denen Täter ein Unternehmen anrufen, vorgeben, der Unternehmensleiter zu sein und dann unter einem Vorwand die Überweisung eines i. d. R. hohen Geldbetrages fordern.
Beispielhafte Ermittlungsgruppen: Unter dem Namen „EV Vehikel“ führte die KPS Mühldorf in ihrem bislang größten Rauschgiftverfahren sehr aufwändige Ermittlungen gegen eine regional und überregional agierende Gruppierung. Dadurch konnten Hintermänner und eine Abnehmerstruktur ermittelt und mehrere Kilogramm Marihuana, ein Kilogramm Amphetamin und größeren Mengen Ecstasy sowie Kokain sichergestellt werden. Insgesamt wurden Strafverfahren gegen etwa 50 Beschuldigte eingeleitet, welche zu 20 Durchsuchungen führten. Der Hauptverdächtige wurde mittlerweile zu 9 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Nach Ausschreitungen in der Asylbewerberunterkunft in Waldkraiburg, bei denen es zu erheblichen Straftaten (versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch, versuchter Gefangenenbefreiung u. a.) kam, wurde die mit bis zu 25 Personen besetzte Ermittlungsgruppe „Neisse“ bei der Kriminalpolizeistation Mühldorf eingerichtet. Die Ermittlungen unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein führten zur Festnahme und Inhaftierung von vier Tatverdächtigen. Insgesamt wurde gegen ca. 20 Personen ermittelt. Die Strafverfahren sind noch nicht abgeschlossen. Im Zuge weitreichender Ermittlungen durch die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein ergab sich der Verdacht des Rauschgifthandels in größeren Mengen gegen eine Tätergruppe aus dem Bereich Traunreut, Traunstein und Freilassing. Die Durchsuchung mehrere Objekte der „EG Rosi“ führte zu drei Festnahmen und zur Sicherstellung von Marihuana, Kokain und Amphetamin im Kilobereich. Die sachleitende Staatsanwaltschaft Traunstein stellte gegen die drei Tatverdächtigen Haftbefehlsanträge. Der Haupttäter wurde mittlerweile zu einer Haftstrafe von 3 Jahren und 4 Monaten verurteilt. Gegen weitere Beteiligte laufen die Strafverfahren noch.

Als Fazit aus dem letzten Jahr hält der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein, Kriminaldirektor Hans-Peter Butz fest, dass die Kriminalität im langjährigen Vergleich zwar statistisch in einigen Deliktsbereichen rückläufig ist, der Umfang und die Intensität der Ermittlungen aber bei vielen Verfahren erheblich zunehme. Als Beispiel nennt er die erheblichen Aufwände bei der Auswertung von Daten, etwa bei Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Hier sind bei sichergestellten Smartphones Datenmengen im mehrfachen Gigabyte-Bereich an der Tagesordnung. Zudem erschweren die zunehmenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen die Ermittlungstätigkeit in nicht unerheblichem Maße.