Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 – In Stuttgart gibt es immer weniger Straftaten

3 Dokumente FactSheetEinsatzzahlen.pdfPDF - 756 kBFactSheetEinbruch.pdfPDF - 759 kBFactSheetKrawallnacht.pdfPDF - 455 kB "Das Jahr 2020 geht in die Geschichte ein: Ein Jahr geprägt von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie - aber auch durch den spürbaren Rückgang in der Kriminalitätsrate", so Polizeipräsident Franz Lutz über die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020. Der Stuttgarter Polizei ist es erneut gelungen, Straftaten auch unabhängig der coronabedingten Auswirkungen einzudämmen und für die Stadt ihren Platz als eine der sichersten Großstädte zu behaupten. Im bundesweiten Vergleich ist Stuttgart eine der zehn sichersten Großstädte, im landesweiten Vergleich ist die Landeshauptstadt sogar auf Platz 3. "Im Hinblick auf die Häufigkeitszahl lässt es sich hier sicher leben. Mit 7.978 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist Stuttgart auf einem historisch niedrigen Wert, den besten Wert seit 20 Jahren," sagte Lutz. Während sich in den letzten Jahren die Gesamtzahl auf knapp unter 55.000 eingependelt hatte, sind die Gesamtstraftaten im vergangenen Jahr um 6,6% auf 50.736 Fälle gesunken. Im Jahr 2015 gab es einen Höchststand von 66.450 Straftaten, 2019 einen Rückgang um rund 18,2%, 2020 sind es sogar 23,6%. "Der erfreuliche Rückgang ist ganz besonders bemerkenswert, da er doppelt so hoch ausfällt, als der Vergleich mit dem Land. Ein Teil ist sicher der Pandemie geschuldet", erklärte Lutz. In den Deliktsbereichen Diebstahl und Beförderungserschleichung kam es demnach zu einem rapiden Rückgang, der auch auf den Lockdown und Home-Office-Regelungen zurückzuführen ist. "Der Stuttgarter Polizei ist es wichtig, dass sich alle in der Landeshauptstadt sicher fühlen können, ob zu Hause, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Freizeit. Wir werden keine Angsträume entstehen lassen. Die Sicherheitskonzeption Stuttgart ist dabei ein unbestrittenes Erfolgsmodell," erläuterte Polizeivizepräsident Markus Eisenbraun. In Kooperation mit der Stadt, der Bundespolizei und dem Polizeipräsidium Einsatz sorge das Präsidium der Landeshauptstadt seit 2016 tagtäglich für eine deutlich sichtbare Polizeipräsenz in der Stadt. "Mehr als 160.000 Personalstunden haben wir in der Innenstadt mit unserer Sicherheitskonzeption sowie rund um die Sonderlage am Eckensee investiert, um übers ganze Jahr ununterbrochen und ganz speziell präsent zu sein. Dabei sind unsere Streifen der Reviere noch gar nicht mitgezählt", so Eisenbraun. In der Aufklärungsquote lässt sich ein deutlicher Zuwachs verzeichnen. Während sie im letzten Jahr noch knapp 60% betrug, ist sie dieses Jahr auf 67,2% angestiegen. "Die hohe Aufklärungsquote spiegelt eine erfolgreiche Polizeiarbeit wider und zeigt, dass sich Stuttgarter Bürger auf die professionelle Arbeit ihrer Polizei verlassen können," sagte Franz Lutz. Zwei weitreichende Ermittlungserfolge im Bereich der Wirtschaftskriminalität sind hierfür unter anderem ursächlich. Der Kriminalpolizei ist es in diesem Jahr gelungen, über 1.400 Fälle aus den Jahren 2015 bis 2018 nachträglich aufzuklären. Nichtdestotrotz ist die Hilfe aller Bürgerinnen und Bürger unerlässlich. Die Stuttgarter Polizei ist dankbar für jeden Hinweis, auch wenn er noch so unbedeutend erscheint. Rückgang bei Diebstählen - Wohnungseinbrüche statistisch auf gleichbleibenden Niveau Obwohl Diebstahlsdelikte insgesamt um 13,3% auf 12.060 abgenommen haben, ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Stuttgart mit 467 statistisch gleich geblieben. Dies ist auf den ersten Blick überraschend, da die Zahlen in diesem Bereich landesweit um etwa 27% zurückgegangen sind und sich bundesweit sogar halbiert haben. "Das hohe Engagement unserer Ermittlerinnen und Ermittler ist auch hier spürbar, denn die Fälle konnten schneller als sonst abgeschlossen werden und erscheinen somit früher in der Statistik", erläutert der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Rüdiger Winter. "Während die Ermittlungsdauer pro Fall in der Regel viereinhalb Monate beträgt, waren es im Jahr 2020 durchschnittlich nur etwas über drei Monate." Bemerkenswert im Vergleich zu 2014: "Vor sieben Jahren hatten wir noch über 1.200 Einbrüche, die Zahl hat sich nun um 63,4% reduziert", resümiert Winter. In mehr als 50% der Fälle blieb es bei einem Versuch der Einbrecher. "Dies zeigt uns, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Wohnungen entsprechend unseres Rats sichern", so Hermann Volkert, Leiter des Referats Prävention. Jeder bzw. jede zweite Geschädigte eines Einbruchs habe ein kostenloses Beratungsangebot nachträglich angenommen. "Darüber hinaus hat die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle mehr als 1.300 Beratungen im Bereich der mechanischen und elektronischen Sicherungstechnik sowie zum Schutz gegen Einbruch durchgeführt." Trickbetrüger sind weiterhin aktiv Telefontrickbetrüger haben auch im vergangenen Jahr intensiv versucht, an das Hab und Gut von Senioren zu kommen. Neben den bekannten Maschen "Enkeltrick" und "Falsche Polizeibeamte" haben sie auch die Corona-Pandemie genutzt, um Ängste zu schüren. Die Täter kombinieren die verschiedenen Maschen, was es selbst aufmerksamen Opfern schwierig macht, den Betrug zu erkennen. Opfer werden massiv unter Druck gesetzt und haben kaum die Möglichkeit, in Ruhe nachzudenken oder Abstand davon zu nehmen. Während es im Jahr 2019 zu 38 Übergaben mit einem Gesamtschaden von knapp 2 Mio. Euro kam, ist es den Betrügern letztes Jahr 17 Mal gelungen, die Seniorinnen und Senioren mit perfiden Maschen zu täuschen und so an rund 900.000 Euro zu gelangen. Zu einem Großteil erkannten die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger jedoch den Betrugsversuch und legten auf. Intensive Präventionsarbeit, insbesondere auch bei Mitarbeitern von Bankinstituten und eine offensive Berichterstattung sowie das aktive Kümmern von Angehörigen zeigten offenbar Wirkung. So rät die Polizei auch, sich auf gar keinen Fall unter Druck setzen zu lassen und beim geringsten Zweifel an der Echtheit Verwandte und Vertrauenspersonen anzurufen oder die Polizei unter 110. Straßenkriminalität gesunken Die Straßenkriminalität ist in diesem Jahr um 9% auf 6.567 Fälle gesunken. Besonders auffallend und klar nachvollziehbar ist dabei der pandemiebedingte Rückgang im Bereich Bad Cannstatt. Durch den Wegfall von diversen Veranstaltungen im Bereich Neckarpark und Wasen sind die Straftaten um 16,1 % zurückgegangen. Auch die sexuelle Belästigung haben in diesem Zusammenhang um 61% deutlich abgenommen. Kaum Einfluss hatte die Pandemie auf die Straffälligkeit im innerstädtischen Bereich. Obwohl Gastronomiebetriebe nur bedingt geöffnet waren, trafen sich Vergnügungssuchende an Wochenendabenden in den Sommermonaten auf öffentlichen Plätzen und konsumierten dort mitgebrachten Alkohol. Das Personenaufkommen bot in Verbindung mit erhöhtem Alkoholkonsum eine Vielzahl an Tatgelegenheiten. Auch wenn im Bereich der Straßenkriminalität im Stadtgebiet ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist, so denkt man bei diesem Stichwort doch zwangsläufig an die sogenannte "Stuttgarter Krawallnacht". "In einem bisher nie erlebten und unvorstellbaren Ausmaß hat sich in dieser Juninacht ein erschreckendes Maß an Aggression und Gewalt sowie eine bis dahin in Stuttgart nicht vorstellbare Zerstörungsorgie gegen das Eigentum anderer gezeigt. Durch umfangreiche und professionelle Ermittlungsarbeit konnte ein Großteil der Tatverdächtigen ermittelt werden. In den anschließenden Tagen haben wir als Stuttgarter Polizei durch intensive Kontroll- und Präsenzmaßnahmen mit unzähligen Einsatzkräften Wochenende um Wochenende bewiesen, dass wir weiterhin ein Garant für die Sicherheit dieser Stadt sind," so Lutz. Die Beamtinnen und Beamten der Sicherheitskonzeption waren ebenfalls vermehrt im innerstädtischen Bereich unterwegs. Im Vergleich zum Jahr 2019, wo sie 34.000 Personen kontrolliert hatten, überprüften sie im Jahr 2020 an die 3000 Personen mehr. Die Corona-Verordnung stellt ein neues Handlungsfeld für die Polizei dar. Neben der Kontrolle von bestehenden Regelungen haben die Beamtinnen und Beamten auch die Einhaltung von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen überprüft und sie benötigten bei jedem Einzelfall ein gutes Fingerspitzengefühl. Dabei stellten sie mehr als 2.000 Straftaten fest, erteilten über 5.600 Platzverweise und ahndeten fast doppelt so viele Ordnungswidrigkeiten wie im vergangenen Jahr, mehr als 2.200 Ordnungswidrigkeiten. Die erhöhte Zahl lässt sich auf die Kontrollmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurückführen. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte nimmt zu Im Jahr 2020 ist erneut eine Steigerung der Widerstandsdelikte zu erkennen. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich hier eine Steigerung um 5,2 % auf 786 Fälle. 2.317 Polizeibeamte sind Opfer von Gewalttaten, rund drei Viertel der Täter standen dabei unter dem Einfluss von Alkohol oder Rauschgift. Im mehrjährigen Vergleich zeigt sich, dass es seit Erfassungsbeginn des Tatbestands des Tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte im Jahr 2018, zu einer Verdopplung der statistisch erfassten Widerstandsdelikte kam. Prävention Trotz der Pandemie hat die Stuttgarter Polizei 2.433 Veranstaltungen im Rahmen der Kriminal- und Verkehrsprävention durchgeführt und über 25.000 Personen beraten. Die Kriminalprävention an Schulen nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Über 16.000 Schülerinnen und Schüler wurden über Drogen aufgeklärt, rund um das Thema Gewalt und den sicheren Umgang mit digitalen Medien informiert. Da die Schulen aufgrund der Pandemie schließen mussten, konnten im Vergleich zum Vorjahr weniger Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden. Deshalb erstellte das Referat Prävention zu den Schwerpunktthemen zum einen Medienhandbücher und Mitmachaufgaben. Darüber hinaus ließen sie sich während der Teillockerungsphase live ins Klassenzimmer bzw. seit den erneuten Schließungen sogar live ins Kinderzimmer schalten. - Die Prävention wurde sozusagen digital. Nach der "Krawallnacht" im Juni führten die Beamtinnen und Beamten ein neu konzipiertes Programm unter dem Blickwinkel "Herausforderung Gewalt" durch. In einem offenen Dialog sollen Vorurteile und Vorbehalte abgebaut werden, die Sichtweise der Polizei aufgezeigt und den Jugendlichen Gehör verschafft werden. An dem von der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft entwickelte Projekt `15 Fragen 15 Antworten` nehmen Polizeibeamte in Form von Videobotschaften teil, geben Statements ab und stellen den Jugendlichen Fragen. Die Jugendlichen antworten ebenfalls per Video und stellen ihrerseits Fragen an die Polizisten. Dies ist einer der Ansätze zur Steigerung gegenseitigen Verständnisses und der Kommunikation. "Meinen Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich die unterschiedlichsten Einsätze zu bewältigen haben und dabei oft genug zwischen allen Stühlen stehen, drücke ich meine höchste Wertschätzung aus. Sie verdienen Respekt für Ihren unermüdlichen Einsatz, denn sie leisten hervorragende Arbeit, 24 Stunden, 7 Tage die Woche, und halten die Sicherheit in der Landeshauptstadt für alle, die hier leben und arbeiten, auf einem sehr hohen Niveau", erläuterte der Polizeipräsident. "Gleichzeitig sind es die vielen Bürgerinnen und Bürger, die sehr aufmerksam sind und mit ihren Hinweisen an uns und oftmals auch klaren Haltungen gegenüber Tätern Zivilcourage leben. Dafür danken wir Ihnen", schloss Franz Lutz. Die polizeiliche Kriminalstatistik 2020 finden Sie im Internet unter https://ppstuttgart.polizei-bw.de/statistiken/ Anlagen: 3 Fact Sheets Rückfragen bitte an: Polizeipräsidium Stuttgart Pressestelle Telefon: 0711 / 8990 - 1111 E-Mail: stuttgart.pressestelle@polizei.bwl.de Bürozeiten: Montag bis Freitag 06.30 Uhr bis 18.00 Uhr Außerhalb der Bürozeiten: Telefon: 0711 8990-3333 E-Mail: stuttgart.pp@polizei.bwl.de http://www.polizei-bw.de/ Kontaktdaten anzeigen Rückfragen bitte an: Polizeipräsidium Stuttgart Pressestelle Telefon: 0711 / 8990 - 1111 E-Mail: stuttgart.pressestelle@polizei.bwl.de Bürozeiten: Montag bis Freitag 06.30 Uhr bis 18.00 Uhr Außerhalb der Bürozeiten: Telefon: 0711 8990-3333 E-Mail: stuttgart.pp@polizei.bwl.de http://www.polizei-bw.de/