PD Dresden – Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 | Landeshauptstadt Dresden
Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 | Landeshauptstadt Dresden
Medieninformation: 152/2021
Verantwortlich: Thomas Geithner
Stand: 12.03.2021, 09:50 Uhr
Landeshauptstadt Dresden
Polizeiliche Kriminalstatistik 2020
Polizeipräsident Jörg Kubiessa: „Die Kriminalitätsentwicklung wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Sehr deutlich wurde das im vergangenen Jahr, denn die Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen hatten ganz unterschiedliche Auswirkungen. Beispielsweise fehlten Ladendieben bei geschlossenen Läden Tatgelegenheiten. Weniger Mobilität aufgrund von Ausgangsbeschränkungen könnte eine Erklärung für den statistischen Rückgang im Bereich der Straßenkriminalität sein. Auf der anderen Seite führten erstmals Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz zu polizeilichen Ermittlungen und die verstärkte Kontrollen in Bus und Bahn zu einem Anstieg bei den Beförderungserschleichungen. Vor dem Hintergrund eignet sich die PKS nur bedingt als Zeugnis unserer Arbeit."
Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung
Auf dem Territorium der Landeshauptstadt Dresden wurden 2020 insgesamt 48.929 Straftaten erfasst. Dies sind 2.553 Fälle mehr als im Vorjahr und entspricht damit einem Anstieg um 5,5 Prozent. Dies ist im Vergleich der vergangenen drei Jahre erstmals wieder ein Anstieg der erfassten Fälle. Die Häufigkeitszahl, die angibt wie viele Straftaten rechnerisch auf 100.000 Einwohner entfallen, lag bei 8.788 (2019: 8.361). Von den insgesamt 48.929 Straftaten wurden 28.370 Fälle (2019: 25.329) aufgeklärt. Damit lag die Aufklärungsquote 2020 bei 58,0 Prozent (2019: 54,6 Prozent).
Polizeipräsident Jörg Kubiessa: „Eine Aufklärungsquote von knapp 60 Prozent ist für eine Großstadt ungewöhnlich. Das deutet darauf hin, dass der Anstieg der Fallzahlen vor allem auf unsere zahlreichen Einsätze im Zusammenhang mit der Durchsetzung der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung zurückzuführen ist. Denn als Beifang haben wir nicht nur andere Straftaten festgestellt sondern auch gleich aufgeklärt, da wir den Täter schon vor Ort hatten."
Im Jahr 2020 wurden 16.328 Tatverdächtige (2019: 15.449; 2018: 16.537) ermittelt. Davon waren 74,4 Prozent männlichen und 25,6 Prozent weiblichen Geschlechts.
Bei den Heranwachsenden stieg die Zahl der Tatverdächtigen auf 1.520 (2019: 1.372), was einem Anteil von 9,3 Prozent (2019: 8,9 Prozent) entspricht. Der Anteil Jugendlicher ist mit 1.458 Tatverdächtigen (2019: 1.319) gemessen an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen auf 8,9 Prozent (2019: 8,5 Prozent) gestiegen. Die Anzahl tatverdächtiger Kinder ist mit 616 gegenüber 2019 (638) leicht gesunken und entspricht damit einem Anteil von 3,8 Prozent der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen.
Betrachtet man die Gesamtkriminalität, ist die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger von 5.083 auf 5.000 gesunken, was einem Anteil von 30,6 Prozent an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen entspricht (2019: 32,9 Prozent).
Klammert man die ausländerrechtlichen Verstöße aus, sank die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen von 4.176 im Jahr 2019 auf 4.145 im Jahr 2020. Dies entspricht einem Anteil von 26,8 Prozent (2019: 28,7 Prozent).
Die Zahl der Opfer von Straftaten stieg auf 7.393, 2019 lag die Anzahl bei 6.821. Insgesamt 4.582 Opfer und damit 62,0 Prozent (2019: 4.319) waren männlichen und 2.811 Opfer und damit 38,0 Prozent (2019: 2.502) weiblichen Geschlechts. Demnach stieg die Anzahl der weiblichen Opfer nicht nur prozentual, sondern auch in absoluten Zahlen und in stärkerem Maß als bei den männlichen. Beim überwiegenden Teil der Opfer handelte es sich um Erwachsene (5.506). Von den 1.887 nichterwachsenen Opfern waren 644 Kinder, 623 Jugendliche und 620 Heranwachsende. 420 Opfer einer Straftat waren 60 Jahre oder älter.
Der durch Kriminalität registrierte finanzielle Schaden betrug rund 40 Millionen Euro (2019: 34 Millionen Euro).
Ausgewählte Kriminalitätsbereiche
Wirtschaftskriminalität
Im Jahr 2020 kam es in diesem Deliktbereich seit 2017 erstmals wieder zu einem Anstieg, auch wenn man die Auswirkung des Infinusverfahrens aus dem Jahr 2017 außer Acht lässt. Es wurden 369 Fälle (2019: 290) in der PKS registriert. Dies entspricht einem Straftatenanstieg um 27,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem sind diese beiden Fallzahlen die niedrigsten der zurückliegenden zehn Jahre. Insgesamt wurden 210 Tatverdächtige in diesem Bereich ermittelt. Hier entspricht der Anteil der männlichen Tatverdächtigen mit 74,8 Prozent (157 Tatverdächtige) etwa dem aller Straftaten.
Durch 319 dieser Fälle der Wirtschaftskriminalität wurde ein Schaden von insgesamt 19,3 Mio. Euro verursacht. Dies ist geringfügig weniger als die Hälfte des durch alle Straftaten verursachten Schadens (48,1 Prozent).
Eigentumskriminalität
Im Stadtgebiet Dresden bildet die Gesamtheit aller Diebstähle mit einem Anteil von 40,9 Prozent aller Straftaten die Straftatengruppe mit den meisten Delikten. Prozentual ist das der geringste Anteil an der Gesamtheit aller Straftaten in der Stadt Dresden in den vergangenen zehn Jahren. Wurden im Jahr 2019 noch 20.622 Fälle in der PKS erfasst, so sind es für das Jahr 2020 im Stadtgebiet mehr als 600 Fälle weniger (20.013 Fälle). Die Aufklärungsquote hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert und liegt bei 32,1 Prozent.
Die Diebstähle setzten sich zusammen aus 8.681 Diebstählen ohne erschwerende Umstände (2019: 9.926), die damit um 12,5 Prozent zurückgingen und weiteren 11.332 Diebstählen unter erschwerenden Umständen (2019: 10.696). Somit stiegen diese das zweite Jahr in Folge, im Jahr 2020 um 5,9 Prozent (2019: 4,2 Prozent).
Schwerpunkte im Bereich der Eigentumskriminalität sind nach wie vor die Diebstähle in/aus Geschäften und Kiosken mit 4.789 Fällen (2019: 5.277 Fälle), die Fahrraddiebstähle mit 3.967 Fällen (2019: 3.943 Fälle) sowie die Diebstähle in/aus Böden, Kellern und Waschküchen mit 3.471 Fällen (2019: 2.956 Fälle). Dabei sind besonders letztere mit einem prozentualen Anstieg um 17,4 Prozent besonders hervorzuheben. Bei den Diebstählen von Fahrrädern lag der Anstieg bei nur 0,6 Prozent und bei den Diebstählen aus Geschäften und Kiosken sanken die Fallzahlen um 9,2 Prozent.
Im Bereich der Diebstähle von Kraftfahrzeugen, einschließlich deren unbefugter Benutzung, sanken die Fallzahlen von 229 Fällen im Jahr 2019 auf 178 Fälle im Jahr 2020. Dies entspricht einem Rückgang von 40,5 Prozent. Im Vergleich zu 2012, mit dem Höchstwert von 1.155 Fällen in der Zehnjahresbetrachtung, sanken die Fallzahlen damit um 84,6 Prozent. Bei den Diebstählen an/aus Kfz kann ebenfalls ein erneuter Rückgang der Fallzahlen festgestellt werden. Hier wurden 1.402 Fälle erfasst (2019: 1.980). Dies entspricht einem Rückgang um 578 Fälle und damit um 29,2 Prozent.
Bei den Ladendiebstählen wurden im Jahr 2020 4.093 Fälle (2019: 4.642) zum Abschluss gebracht. Damit sanken die Fallzahlen absolut um 549 Fälle und prozentual um 11,8 Prozent. Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen (2.493) ist sinkend gegenüber dem Vorjahr (2019: 2.781). Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen sank von 1.221 auf 964 ermittelte Tatverdächtige. Der Anteil der Nichtdeutschen bei den Tatverdächtigen liegt mit 38,7 Prozent (2019: 43,9 Prozent) immer noch 8,1 Prozentpunkte über dem Schnitt ihres Anteiles an der Gesamtkriminalität.
Die Entwicklung im Bereich der Diebstähle in/aus Büros, Lagern und Werkstätten war seit 2016 kontinuierlich rückläufig. Im Jahr 2020 stagnierte dieser Trend. So waren 2019 insgesamt 776 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst und 2020 waren es 785 Fälle.
Die Zahl der Diebstähle in/aus Wohnungen stieg erstmals seit 2015 wieder an. So wurden im Jahr 2020 insgesamt 875 Fälle (2019: 753) erfasst. Dies entspricht einem Anstieg um 16,2 Prozent. Dabei handelt es sich in 347 Fällen um Diebstähle ohne erschwerende Umstände in/aus Wohnungen (2019: 326 Fälle), bei denen die Täter entweder zugangsberechtigt waren oder ungehindert in das Tatobjekt Wohnung gelangen konnten. Dem gegenüber stehen 528 Fälle von Wohnungseinbrüchen (2019: 427 Fälle), bei denen die Täter ein Hindernis überwinden mussten, um in die Wohnung zu gelangen. In 217 dieser Fälle lag ein Tageswohnungseinbruch mit Tatzeit zwischen 06:00 Uhr und 21:00 Uhr vor (2019: 230 Fälle). Dies entspricht einem Rückgang um 5,7 Prozent. Bei den 528 Wohnungseinbrüchen blieb es in 41,5 Prozent (219 Fälle) bei einer Versuchshandlung.
Rauschgiftkriminalität
Im Jahr 2020 setzte sich der positive Trend im Bereich der Rauschgiftkriminalität im Stadtgebiet nicht fort, die Zahl der Fälle stieg erstmals seit 2017 wieder leicht auf 2.240 Fälle (2019: 2.178 Fälle). Dies bedeutet prozentual gesehen einen Anstieg um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Aufklärungsquote betrug 92,7 Prozent (2018: 93,5 Prozent). Die Zahl der Tatverdächtigen sank von 2.024 auf 1.857 ermittelten Personen. Dabei stehen 1.636 männlichen Tatverdächtigen 221 weibliche Tatverdächtige gegenüber. Der Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen sank auf 27,5 Prozent (2018: 28,7 Prozent), was einer absoluten Zahl von 511 Tatverdächtigen entspricht.
Die Aufklärungsquote betrug 94,4 Prozent (2019: 92,7 Prozent). Die Zahl der Tatverdächtigen stieg von 1.857 auf 1.860 ermittelten Personen. Dabei stehen 1.596 männlichen Tatverdächtigen (2019: 1.636) 264 weibliche Tatverdächtige (2019: 221) gegenüber. Der Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen sank auf 24,1 Prozent (2019: 27,5 Prozent), was einer absoluten Zahl von 449 Tatverdächtigen entspricht.
Die Zahl der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Konsumentendelikte) stieg auf 1.894 Fälle (2019: 1.718 Fälle). Die Fallzahl beim unerlaubten Handel mit oder Schmuggel von Rauschgift sank mit 192 Fällen um 22,9 Prozent (2019: 249 Fälle). Betrachtet man den unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen, so sank hier die Fallzahl von 109 Fällen im Jahr 2019 auf 75 Fälle im Jahr 2020.
Insgesamt wurden 414 allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mittels Crystal (2019: 285 Fälle), 37 Fälle des unerlaubten Handels mit Crystal (2019: 33 Fälle) und 2 Fälle des Schmuggels von Crystal (2019: 7) festgestellt. Bei den allgemeinen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz mittels Cannabis und dessen Zubereitungen ist die Fallzahl gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant, hier wurden 2020 1.156 Fälle erfasst (2019: 1.159 Fälle). Dies entspricht einem Rückgang um 0,3 Prozent.
Im Stadtgebiet Dresden wurden im Jahr 2020 sechs Drogentote (2019: vier) registriert. Dabei handelte es sich ausnahmslos um männliche Personen im Alter zwischen 19 und 42 Jahren.
Durch die Polizeidirektion Dresden wurden im Stadtgebiet unter anderem rund 20,9 Kilogramm Marihuana, rund 15,4 Kilogramm Crystal und rund 1,2 Kilogramm sichergestellt. Dazu kommen etwas mehr als 2.500 Stück Ecstasy und 120 Tabletten Drogenersatzstoffe, sowie ca. 865 Gramm sogenannte neue psychoaktive Substanzen.
Gewaltkriminalität
Die Zahl der Gewaltstraftaten sank mit 1.506 erfassten Fällen leicht gegenüber dem Vorjahr (2019: 1.537). Die prozentuale Veränderung betrug 2,0 Prozent. Bei einer Aufklärungsquote von 76,0 Prozent (2019: 71,4 Prozent) sind insgesamt 1.339 Tatverdächtige (2019: 1.216) ermittelt worden. Bei 556 ermittelten Tatverdächtigen (2019: 530) handelt es sich um Nichtdeutsche. Dies entspricht, obwohl die absolute Zahl um 26 stieg, einem niedrigeren Anteil von 41,5 Prozent an der Gesamtzahl der ermittelten Tatverdächtigen gegenüber dem Vorjahr (2019: 43,6 Prozent).
73,5 Prozent (1.107 Fälle; 2019: 1.079 Fälle) aller registrierten Gewaltdelikte waren gefährliche und schwere Körperverletzungen (2019: 70,2 Prozent). Weitere 21,6 Prozent (325 Fälle; 2019: 410) bildeten die Raubdelikte. Mord- und Totschlagdelikte sind zu 1,1 Prozent (17 Fälle; 2019: 14) vertreten.
Straßenkriminalität
Jörg Kubiessa: „Wir haben im vergangenen Jahr zwar mehr Einsätze in der Dresdner Neustadt durchgeführt, allerdings mit einer anderen Zielrichtung. Insbesondere an der Schiefen Ecke waren es in erster Linie Präsenzeinsätze zur Verhinderung von Ordnungsstörungen. Die Strafverfolgung spielte da nur eine untergeordnete Rolle."
Die Straßenkriminalität sank gegenüber dem Vorjahr auf 9.029 Fälle (2019: 10.523). Der prozentuale Rückgang beträgt somit 14,2 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg in diesem Bereich mit 20,8 Prozent (2019: 18,2 Prozent) um 2,6 Prozentpunkte leicht an. Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen lag bei 1.646 (2019: 1.693).
Massenkriminalität
Die Anzahl der angezeigten Beförderungserschleichungen stieg in starkem Maße auf 4.939 Fälle (2019: 2.726). Es wurden insgesamt 3.152 Tatverdächtige ermittelt (2019: 2.163).
Jörg Kubiessa: „Der Anstieg bei den Vermögens- und Fälschungsdelikte von über 30 Prozent geht fast ausschließlich auf das Konto der Beförderungserschleichungen. Die stärkeren Kontrollen im Zusammenhang mit der Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen- Schutzes im öffentlichen Personen- und Nahverkehr schlagen sich hier nieder."
Die Sachbeschädigungen sanken im vergangenen Jahr mit 4.689 Fällen gegenüber dem Vorjahr mit 4.911 Fällen um 4,5 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg dagegen in diesem Bereich leicht von 22,5 Prozent im Jahr 2019 auf 23,2 Prozent. In rund 33,6 Prozent der Fälle handelte es sich dabei um Sachbeschädigungen auf Straßen (2019: 36,2 Prozent), in 36,0 Prozent um sonstige Sachbeschädigungen (nicht auf Straßen, Wegen und Plätzen) (2019: 30,6 Prozent) und in 29,3 Prozent um Sachbeschädigungen an Kfz (2019: 32,2 Prozent).
Straftaten nach Infektionsschutzgesetz
In diesem Bereich gab es in den vergangenen zehn Jahren nur einen Fall aus dem Jahr 2015, der in der Polizeilichen Kriminalstatistik abgebildet wurde. Im Verlauf des Jahres 2020 fanden aber aufgrund von Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nunmehr 246 Fälle ihren Niederschlag in der Statistik. 227 dieser Fälle wurden aufgeklärt, was einer Aufklärungsquote von 92,3 Prozent entspricht.
Es wurden insgesamt 701 Tatverdächtige ermittelt, die zu 65,0 Prozent zur Gruppe der Erwachsenen gehörten und zu 33,5 Prozent zur Gruppe der Heranwachsenden und Jugendlichen. Überwiegend handelt es sich um männliche Tatverdächtige, ihr Anteil an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen beträgt 70,8 Prozent.
Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz fallen in der Polizeilichen Kriminalstatistik unter den Summenschlüssel der Umweltkriminalität. (tg)