Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2020 für die Polizeidirektion Lüneburg
Ein Dokument
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Vorbemerkung:
Die Polizeiliche Kriminalstatistik wird auf Grundlage der bundeseinheitlichen "Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik" erstellt.
Erfasst werden hierbei die im Kalenderjahr von der Polizei an die Strafverfolgungsbehörden abgegebenen Vorgänge (Ausgangsstatistik). Die Aktualität der PKS wird daher durch Straftaten mit langer Ermittlungsdauer (besonders über den Jahreswechsel) gemindert.
- Landesweit höchste Aufklärungsquote (2019: 64,27%, 2020: 66,82%) - Wohnungseinbruchdiebstähle stark rückläufig (von 1.940 auf
1.385) - Gesamt-Fallzahl leicht gestiegen (von 2019: 73.975 auf 2020:
74.076) - Gewalt gegen Polizeibeamtinnen / Polizeibeamte auf
gleichbleibend hohem Niveau (von 2019: 579 auf 2020: 571, also
rund zwei Fälle pro Tag mit zunehmender Anzahl betroffener
Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte) - Zahl der Rohheitsdelikte leicht gesunken (von 12.738 auf 12.314) Die Polizei im Nordosten Niedersachsens konnte die Aufklärungsquote aller erfassten Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion (PD) Lüneburg (Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg, Stade und Uelzen) erfreulicherweise auf 66,82% deutlich steigern (2019: 64,27%). Die Aufklärungsquote ist damit niedersachsenweit die höchste (Landesdurchschnitt liegt bei 64,28%).
Polizeipräsident Thomas Ring dazu:
"Die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Lüneburg leben in einer sicheren Region. Bei einer leicht erhöhten Gesamtzahl aller erfassten Straftaten können wir uns zum wiederholten Male über eine Steigerung der Aufklärungsquote freuen. Mit einer Steigerung von rund 2,5 Prozentpunkten liegen wir hier deutlich über dem Landesdurchschnitt und haben sogar landesweit die höchste Aufklärungsquote erreichen können. Das ist für uns Ansporn und Verantwortung zugleich. Nur dank der hervorragenden Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr konnten wir einen so hohen Anteil der Straftaten aufklären."
Diebstahlsdelikte/Wohnungseinbruchdiebstahl zurückgegangen
Den größten Rückgang verzeichnet die PD Lüneburg bei der zahlenmäßig größten Deliktsgruppe, den Diebstahlsdelikten. Sie sind insgesamt um 3.245 Delikte auf 21.055 (2019: 24.300) Diebstähle zurückgegangen.
Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle ist dabei deutlich rückläufig. In 2020 wurden 1.385 (2019: 1.940) Fälle registriert; ein Rückgang um 555 Fälle. Die Aufklärungsquote liegt in diesem sehr ermittlungsintensiven Deliktsfeld bei 28,74% (2019: 26,13%).
"Die deutlich rückläufigen Zahlen im Bereich Wohnungseinbruchdiebstahl sind äußerst erfreulich. Die intensive und akribische Einsatz-, Ermittlungs- und Präventionsarbeit der vergangenen Jahre zeigt hier ebenso seine Wirkung wie die corona-bedingte, unfreiwillig vermehrte Anwesenheit der Bürgerinnen und Bürger in den eigenen vier Wänden. Trotz der erfreulichen Entwicklung werden wir bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls nicht nachlassen. Diese besonders sozialschädliche Kriminalität beeinträchtigt in besonderer Art und Weise das Sicherheitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger.", so Polizeipräsident Thomas Ring.
Cybercrime/Internetkriminalität
6.160 Fälle von Cybercrime registrierte die Polizeidirektion Lüneburg in 2020, was einem Anstieg von über 40 Prozent gegenüber der Vorjahreszahl entspricht (2019: 4.200 Fälle). Hier wirkt sich die vermehrte Nutzung der Dateninfrastruktur im Homeoffice und Internethandel durch die geänderten Rahmenbedingungen deutlich aus. Dabei konnte die Aufklärungsquote um mehr als 4,5 Prozentpunkte auf 88,54 Prozent gesteigert werden (2019: 83,81%).
Die im Zusammenhang mit der Nutzung des Internets verbundenen Fälle des Waren(-kredit)betruges nehmen beispielsweise von 1.567 auf 2.279 Fälle zu.
Eine weitere Zunahme verzeichnen wir bei der Verbreitung von Kinderpornographie über das Internet an Jugendliche unter 18 Jahren von 17 auf 250 Fälle. (siehe auch Erläuterung Sexualdelikte)
Der Bereich Cybercrime ist weiterhin von elementarer Bedeutung. Polizeipräsident Thomas Ring appelliert an einen sensiblen Umgang mit den eigenen Daten im Internet.
"Die Bekämpfung der Cyberkriminalität ist nach wie vor einer unserer Schwerpunkte.
Neben der polizeilichen Analyse und Verfolgung der Straftaten ist jede Bürgerin und jeder Bürger gefragt. Halten Sie Ihren Virenschutz stets aktuell! Benutzen Sie sichere Passwörter und führen Sie in regelmäßigen Abständen Backups durch! Denn nur ein sensibler Umgang im Internet schützt Sie und Ihr Unternehmen gegen den Angriff von Cyberkriminellen!
Wichtig ist außerdem, bei E-Mails von unbekannten Absendern skeptisch zu bleiben, auch wenn diese auf den ersten Blick vertrauenserweckend scheinen. Fragen Sie ruhig einmal mehr in Ihrem Umfeld nach Unterstützung, wenn Sie sich unsicher sind.
Wir werden unsere Kapazitäten weiterhin ausbauen, um auch zukünftig kriminelle Netzwerke aufzudecken, Strukturen zu zerschlagen und Tatverdächtige zu ermitteln."
Gesamt-Fallzahl
Die Gesamtzahl der im Zuständigkeitsbereich der PD Lüneburg erfassten Straftaten ist für das Berichtsjahr 2020 leicht gestiegen. Die Zahl erhöht sich um 0,14% von 73.975 (2019) auf 74.076 (2020).
Grund für die leichte Zunahme ist u.a. der zahlenmäßig stärkste Anstieg im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte. Ursächlich hierfür sind Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (falsche/r Polizeivollzugsbeamtin/-beamter, Gewinnversprechen usw.), fingierte Rechnungen an Firmengründer, Tankbetrüge aber auch Warenbetrügereien als Folge des ersten Lockdowns.
Zu den in 2020 bekannt gewordenen 74.076 Straftaten konnten insgesamt 32.346 (2019: 32.701) Tatverdächtige ermittelt werden. Altersmäßig verteilt sich diese Zahl auf 25.152 (2019: 25.126) Erwachsene, 3.120 (2019: 3.073) Heranwachsende, 2.994 (2019: 3.280) Jugendliche und 1.080 (2019: 1.222) Kinder. 24.415 (2019: 24.714) Tatverdächtige haben die deutsche Staatsangehörigkeit. 7.931 nichtdeutsche Staatsangehörige (2019: 7.987) wurden als Tatverdächtige registriert.
Weniger jugendliche Straftäter
Die Zahl der Tatverdächtigen im Kindes- und Jugendalter ist deutlich auf 4.074 (2019: 4.502) gesunken. Die größten Fallzahlen sind in den für Kinder- und Jugenddelinquenz typischen Bereichen Körperverletzung, einfacher Diebstahl und Sachbeschädigung zu verzeichnen.
Gewalt gegen Polizeibeamte auf gleichbleibend hohem Niveau
Die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamten ist insgesamt leicht abnehmend. In 2019 wurden 579 Fälle und in 2020 571 Fälle registriert, was rund zwei Fälle pro Tag entspricht. Das liegt insbesondere an einem deutlichen Rückgang bei den Landfriedensbrüchen. Bei den Delikten Widerstand, tätlicher Angriff, Körperverletzung und Bedrohung kommt es jedoch unter Berücksichtigung der Veränderungen in den Erfassungsrichtlinien zu einem Anstieg. Die Anzahl der betroffenen Polizeibeamten erhöht sich von 1.187 auf 1.293.
Dazu Polizeipräsident Ring: "Diesen Bereich betrachte ich nach wie vor mit Sorge. Die Angriffe auf Kolleginnen und Kollegen von Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr sind zum Teil schwere Straftaten und müssen konsequent verfolgt werden. Derartige Angriffe sind nicht zu tolerieren und auf das Schärfste zu verurteilen. Wir achten darauf, dass unsere Einsatzkräfte immer gut vorbereitet in Einsatzsituationen gehen. Dazu gehört neben einer umfangreichen Aus- und Fortbildung auch eine professionelle Ausstattung. Neben dem flächendeckenden Einsatz von Bodycams in allen Polizeiinspektionen freue ich mich über die Einstellung von sechs sogenannten Intelofficern in der Kooperativen Leitstelle Lüneburg. Die Intelofficer beschaffen nützliche Informationen für das Einsatzgeschehen in Echtzeit und bereiten unsere Einsatzkräfte auf den Straßen so bestmöglich auf die Einsätze vor."
Sexualdelikte
Bei den Sexualdelikten verzeichnen wir im Gesamtbereich der PD Lüneburg einen Anstieg von über 30 Prozent auf 1.710 Taten (2019: 1.294). Die stärksten Zuwächse ergeben sich beim Tatbestand der Verbreitung pornografischer Schriften (Erzeugnisse) im Internet. Hier gab es bei der Bezugsgruppe an Personen unter 18 Jahren die stärkste Zunahme von 42 auf 268 Fälle. Dieses ist auf die Verbreitung in Klassengruppen via Messenger zu erklären. Bei der Auswertung entsprechender Geräte ist der Kreis der Empfänger sehr groß.
(Hintergrund: In den Zentralen Ermittlungsbereichen sind Sachgebiete Kinderpornografie entstanden, die ein mehr an Vorgängen PKS-wirksam abgeschlossen haben. Zusätzlich steigt die Zahl der Verfahren auch durch Übermittlung von Sachverhalten ausländischer Ermittlungsbehörden (USA).
Rohheitsdelikte
Die Zahl der Rohheitsdelikte sank im Vergleich zum Vorjahr um 424 auf 12.314 (2019: 12.738) Fälle. Gleichzeitig liegt die Aufklärungsquote bei 91,94% (2019: 91,18%).
Zu den Rohheitsdelikten werden z. B. Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit gezählt.
Den größten Anteil stellen dabei weiterhin die Körperverletzungsdelikte, die um 6,77% auf 8.252 (2019: 8.851) Fälle sanken.
Die erhebliche Reduzierung der Kontaktmöglichkeiten im öffentlichen Raum hat auch für einen deutlichen Rückgang derartiger Straftaten gesorgt.
Dazu Herr Ring: "Im vergangenen Jahr war die Polizei aber auch jede einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger einer besonderen Herausforderung ausgesetzt: der Bekämpfung der Corona-Pandemie. In unserem Zuständigkeitsbereich waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermehrt mit der Überwachung der vom Land erlassenen Corona-Verordnungen beschäftigt. Das öffentliche Leben musste pandemiebedingt stark eingeschränkt werden. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Rohheitsdelikte. Es ist erfreulich, dass auch in diesem außergewöhnlichen Jahr die sichtbare Präsenz der Polizei durch den zusätzlichen Personaleinsatz der vergangenen Jahre und somit die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger erhöht werden konnte."
Häusliche Gewalt
Die Entwicklung der häuslichen Gewalt wird vor dem Hintergrund der deutlich reduzierten Kontaktmöglichkeiten außerhalb des eigenen häuslichen Umfeldes von der Polizeidirektion Lüneburg besonders beobachtet. Die Gesamtzahl in der Polizeidirektion Lüneburg ist trotz der Corona-Rahmenbedingungen insgesamt nur leicht ansteigend. Im Jahr 2019 wurden 2.902 Fälle in dem Kontext "häuslicher Gewalt" erfasst, im Jahr 2020 waren es 2.957 Fälle.
Fazit von Polizeipräsident Thomas Ring
"Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeidirektion haben die neuen Herausforderungen und schwierigen Aufgaben in 2020 hervorragend erfüllt. Dafür möchte ich mich bei allen Polizeibeschäftigten herzlich bedanken. Insbesondere können wir mit der landesweit höchsten Aufklärungsquote sowie den Rückgängen der Wohnungseinbruchdiebstähle zufrieden sein. Klar ist aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir werden uns weiterhin mit großem Engagement für die Belange unserer Bürgerinnen und Bürger einsetzen."
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Lüneburg
Mareike Kowalewski
Auf der Hude 2
21339 Lüneburg
Telefon: 04131/8306-1050
E-Mail: pressestelle@pd-lg.polizei.niedersachsen.de
http://www.polizei.niedersachsen.de/dst/pdlg/pd_lueneburg/
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