Polizeiinspektion Northeim stellt Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2020 vor; Höchste Aufklärungsquote bei sinkenden Fallzahlen
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- Aufklärungsquote erneut über 70 Prozent
- niedrigste Fallzahlen im 10-Jahrestrend
- WED/TWE- Fallzahlen von 2018 bis 2020 um 14,7 % gesunken, 60 %
der Taten blieben im Versuch stecken; Aufklärungsquote von 27,59
%
- Anstieg der Gewalt zum Nachteil von polizeilichen Einsatzkräften
um 33 Prozent NORTHEIM (köh) - Auch 2020 leben die Menschen im Landkreis Northeim, aus polizeilicher Sicht, in einem der sichersten Regionen von Niedersachsen. Im Vergleich zu 2019 (6.794) wur-den 2020 6.388 Straftaten im Landkreis Northeim registriert, dieses entspricht einem Rückgang von ca. 6 %. Landesweit betrug der Rückgang nur 1,86%. Die Aufklärungsquote stieg in der Poli-zeiinspektion Northeim von 68,91% auf 70,43% und liegt somit deutlich über dem Landestrend (64,28%). Unterstrichen wird das hohe Sicherheitsniveau durch die sog. Häufigkeitszahl. Im Landkreis Northeim wurden im Jahr 2020 1390 weniger Straftaten pro 100.000 Einwohnerinnen bzw. Einwohnern registriert als vergleichsweise innerhalb der Polizeidirektion Göttingen. "Die Rahmenbedingungen im Jahr 2020 waren Besondere. Im Kern ging es darum, in einem engen Schulterschluss die Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen. Das hatte in der Konsequenz Einfluss auf die Entwicklungen bei den jeweiligen Deliktsarten. Die Qualität der polizeilichen Auf-gabenwahrnehmung bewegte sich ungeachtet dessen auf einem bemerkenswert hohen Niveau. Wir haben im Jahr 2020 starke Erfolge bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus mit der Festnahme der beiden Beschuldigten nach dem Sprengstoffanschlag am 10.06.2021 in Einbeck erzielt. Hinzu kam die professionelle Aufklärung der Brandserie in Einbeck. Immer wieder haben wir Sonderkommissionen mit einem hohen Personalansatz eingesetzt. Ich bedanke mich an die-ser Stelle ganz ausdrücklich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizeiinspektion Northeim. Die Zusammenarbeiten und das Wirken haben mich stark beeindruckt", sagte Michael Weiner, Leiter der Polizeiinspektion Northeim.
Polizeidirektion Göttingen
"Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen ist die Zahl der Straftaten im vergange-nen Jahr um 3,04 Prozent gesunken, die Aufklärungsquote konnte gleichzeitig um 2,57 Prozent-punkte auf 66,45 Prozent gesteigert werden. Die Straftaten liegen damit auf dem niedrigsten, die Aufklärungsquote hingegen auf dem höchsten Stand seit Bestehen der Polizeidirektion Göttin-gen. Dieser Erfolg ist dem Engagement und der hohen Expertise aller Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter zu verdanken, die ihre Arbeit auch unter den besonderen Umständen der Corona-Pandemie unbeirrt weitergeführt haben. Dafür möchte ich allen Angehörigen der Polizeidirektion Göttingen meinen Dank aussprechen. Die Bürgerinnen und Bürger zwischen Hoya im Norden, Hann. Münden im Süden sowie zwischen Uchte im Westen und Walkenried im Osten leben dank dieses Engagements in einer der sichersten Regionen Niedersachsens," führte die Präsidentin der PD Göttingen, Frau Gwendolin von der Osten aus.
Steigende Zahlen bei Häuslicher Gewalt
Im Jahr 2019 registrierte die Polizeiinspektion Northeim 272 Fälle von sogenannter "Häuslicher Gewalt". Dieser Wert liegt sehr deutlich über den 10 Jahres-Mittelwert (2010-2019) von 243. Der Anstieg im Jahr 2020 auf 300 Fälle bedeutet eine Zunahme von 10,29%. Der Leiter des Präven-tionsteams, PHK Schubert, erklärt dazu: "Festzustellen dabei ist, dass sich die Fallzahlen im Be-reich "Häuslicher Gewalt" zum Jahresbeginn 2020 bis zum Ende des 1. Lockdowns zunächst unauffällig entwickelten. Während des 1. Lockdowns wurden verhältnismäßig wenig Taten ange-zeigt. Danach zeigte sich jedoch schnell, dass die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahresver-gleichszeitraum sprunghaft angestiegen sind. Im Jahr 2020 wurde im Landkreis Northeim eine Frau durch Partnergewalt getötet. Der Täter wurde festgenommen. Er befindet sich in Untersu-chungshaft und wurde wegen Mordes angeklagt. Weiterhin ist neben der polizeilichen Ermitt-lungsarbeit eine enge Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern, wie beispielsweise die BISS, unerlässlich um einen umfassenden Opferschutz zu gewährleisten."
Weniger Wohnungseinbruchsdiebstähle bei gleichzeitig hoher Aufklärungsquote
Voranzustellen ist, dass 60% aller registrierten Straftaten in diesem Bereich in der PI Northeim erfolglose Versuchsstraftaten sind. "Der Wohnungseinbruchdiebstahl beeinträchtigt das Sicher-heitsgefühl der Bevölkerung erheblich. Neben dem materiellen Schaden erleiden die Opfer durch die Verletzung ihrer Privatsphäre nicht selten langfristige psychische Probleme. Der Prävention von Wohnungseinbruchdiebstählen, beispielsweise durch Informationsveranstaltungen für Haus- und Wohnungsbesitzer, kommt dabei eine hohe Bedeutung zu. Neben der Beratung durch das Präventionsteam der Polizei Northeim fanden 2020 über 747 Präventivkontrollen auf Bundes-straßen und von Einbrechern bevorzugten Wohngebieten statt", sagte Jens Risting, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der hiesigen Inspektion. Statistisch gesehen wurden im Jahr 2018 noch 103 Fälle des Wohnungseinbruchdiebstahls registriert. 2020 waren noch 87 Fälle (Rück-gang von -11,86%) zu verzeichnen. Diese Fallzahl liegt leicht über dem Vorjahresniveau. Die Aufklärungsquoten der PI Northeim ist nach wie vor mit 27,59 % sehr hoch. Damit ist die PI Northeim nicht nur führend in der Polizeidirektion Göttingen, sondern liegt auch deutlich über dem Landesdurchschnitt von 24,63%.
Polizeidirektion Göttingen
"Aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Lockdowns sind im Bereich der Wohnungseinbrüche die Fallzahlen deutlich gesunken - der Rückgang betrug im vergangenen Jahr 10,38 Prozent (-135 auf 1.166 Taten). Die Menschen sind in der Corona-Pandemie vielfach zuhause geblieben, dies könnte sich auch auf dieses Phänomen ausgewirkt haben. Aber auch unsere präventiven Anstrengungen tragen Früchte: Neben der Gesamtfallzahl ist auch die Zahl der vollendeten Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr um 12,44 Prozent gesunken. Das zeigt: Die Menschen im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen wis-sen, wie sie sich vor Einbrechern schützen können. Nichts desto trotz werden wir auch weiterhin intensiv präventiv, aber auch repressiv tätig sein, um es Einbrechern in Zukunft noch schwerer zu machen, in den persönlichsten Lebensbereich der Bürgerinnen und Bürger einzudringen", so die Präsidentin der PD Göttingen.
Gewalt gegen Polizeibeamte/-innen gestiegen
Die Gewalt gegenüber Polizeibeamte im Einsatz hat im Vergleich zum Vorjahr um 39,62% zuge-nommen. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 74 Fälle von Widerständen, tätlichen Angriffen und Bedrohungen verzeichnet. Gewaltdelikte gegen Rettungskräfte im Einsatz sind dagegen deutlich zurückgegangen. Es wurde lediglich drei Fälle im Jahr 2020 angezeigt. Im Jahr zuvor (2019) wurden noch acht Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Jeder einzelne Angriff auf unsere Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter bzw. Rettungskräfte ist inakzeptabel und wird von mir scharf verurteilt. Die Polizei Northeim steht den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam mit den Rettungskräften, den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr sowie mit dem THW 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung. Wir stehen in der Mitte der Gesellschaft, derartige Übergriffe schockieren mich immer wieder. Oft befinden sich die Angreifer in einer psychischen Ausnahmesituation bzw. stehen unter dem Einfluss von Alkohol bzw. Drogen. Wir haben unsere Ausrüstung und un-sere Fortbildung in den vergangenen Jahren danach ausgerichtet", sagte Michael Weiner.
Die Bedrohung mit einem Messer sowie der Angriff auf Personen ist von besonderer Gefährlich-keit. Jedoch sind die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 % gesunken. Im Jahr 2020 kam es dennoch zu 28 Taten im Inspektionsbereich.
Betrugsstraftaten - Tatmittel Internet
Rund ein Drittel (352) der Betrugsstraftaten (927) wurden im Jahr 2020 mit dem Tatmittel Internet begangen. Im Vergleich zum Vorjahr (1.039) ging zwar die Anzahl der allgemeinen Betrugsstraf-taten leicht zurück, jedoch waren schon vor einem Jahr 355 Fälle bekannt geworden. Die Aufklä-rungsquote dazu von 84,94% liegt weiterhin auf einem hohen Niveau. "Die Digitalisierung in allen Lebensbereichen bedeutet für die Polizei eine Zunahme von digitalen Beweismitteln. Durch die Einrichtung von Cybercrime-Teams und die Einstellung von IT-Experten in den Datenverarbei-tungsgruppen können die digitalen Spuren professionell gesichert und ausgewertet werden. Die Täter können so aus der Anonymität des Internets geholt werden, was die hohe Aufklärungsquo-te in diesem Deliktsbereich unterstreicht", so Michael Weiner.
Polizeidirektion Göttingen
Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten zum Thema: "Die Zahl der Straftaten, die unter Nut-zung des Internets begangen wurden, ist erneut deutlich um 12,18 Prozent auf 5.027 Taten ge-stiegen - und bewegt sich damit auf dem höchsten Wert der vergangenen fünf Jahre. Ebenfalls auf dem höchsten Wert seit fünf Jahren ist die Schadenssumme, die sich 2020 auf 3,4 Millionen Euro belief. Mit fortschreitender Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist auch mit einer Zunahme dieser Kriminalitätsform in den nächsten Jahren zu rechnen. Die Bekämpfung dieses Phänomens wird deshalb auch weiterhin einen Schwerpunkt in unserer Arbeit bilden. Dafür ha-ben wir kompetente Partner an unserer Seite - seit dem vergangenen Jahr auch den Verein German Competence Centre against Cyber Crime (G4C). Gemeinsam wollen wir den Schutz vor Straftaten im Internet oder unter Nutzung von IT-Systemen durch Qualifikation, Netzpräven-tion sowie Entwicklung und Nutzung digitaler Maßnahmen fördern."
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen
Ältere Menschen geraten in bestimmten Situationen und Lebensbereichen immer mehr in den Fokus von Straftätern. Dazu zählen beispielsweise die Betrugsmaschen "falscher Polizeibeam-ter" oder der sog. "Enkeltrick/Schockanruf" und die "Gewinnversprechen". Das Ziel ist dabei im-mer die Erlangung von Geld- oder Wertgegenständen, die Schadenssummen liegt oft im hohen fünfstelligen-Bereich. In mehr als 50% alle bekannt gewordenen Fälle blieb es beim Versuch - die Täter hatten aus verschiedensten Gründen keinen Erfolg und gaben die weitere Tatausführung auf. Es muss jedoch von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden, da viele Straftaten aufgrund von Scham der Opfer nicht angezeigt werden. Die Polizeiinspektion Northeim bietet zu dieser Thematik regelmäßig Informationsveranstaltungen an. Im Jahr 2020 lagen die Fallzahlen bei 471 Taten (2019: 416). Die Schadenshöhe lag 2019 bei 350.757 Euro, im Jahr 2020 bei noch 139.669 Euro.
Im Rahmen der Veröffentlichung der PKS 2020 weist PHK Dirk Schubert, Leiter des Präventi-onsteams, noch einmal nachhaltig auf folgende Präventionsaspekte hin:
- Reagieren Sie mit Misstrauen, wenn sich Personen am Telefon als
Verwandte oder Be-kannte ausgeben. Die Polizei ruft niemals
unter dem Polizeinotruf 110 an.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Sie haben immer Zeit
für eine Rücksprache mit Angehörigen und Vertrauten.
- Geben Sie am Telefon keine Auskunft über Ihre persönlichen und
finanziellen Verhältnis-se.
- Rufen Sie nicht die vom angeblichen Verwandten mitgeteilte
Rufnummer zurück.
- Händigen sie niemals Fremden, die als Vertrauenspersonen
angeblicher Verwandter kommen, Geld aus. Die Polizei wird Sie
niemals um Geldbeträge bitten oder Sie auffor-dern, Geld oder
andere Wertsachen herauszugeben.
- Legen Sie auf! Polizeidirektion Göttingen
"Straftaten zum Nachteil älterer Menschen sind besonders verwerflich, weil die Täterinnen und Täter Mitleid, Hilfsbereitschaft oder Respekt vor staatlicher Autorität ausnutzen. Dank intensiver Präventions- und Aufklärungsarbeit - sowohl bei älteren Menschen, als auch in deren Umfeld - bleibt es in vielen Fällen glücklicherweise nur beim Versuch. Dennoch gelingt es den Täterinnen und Tätern immer wieder, Seniorinnen und Senioren um ihr Hab und Gut zu bringen - im ver-gangenen Jahr im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen um 3,1 Millionen Euro. Allein 560.000 Euro davon entfallen auf die Masche des "falschen Polizeibeamten". Wie flexibel Betrügerinnen und Betrüger ihre Arbeitsweise an die Umstände anpassen können, hat sich in der Corona-Pandemie gezeigt, die sich die Straftäterinnen und -täter auf kriminell-kreative Weise mit neuen Maschen rund um das Virus zunutze gemacht haben. Es gilt also nach wie vor, wachsam zu bleiben", sagte die Präsidentin der PD Göttingen.
Dank an Bevölkerung, Netzwerkpartner und Justiz
"Abschließend möchte ich mich ganz ausdrücklich bei den Bürgerinnen und Bürgern des Land-kreises Northeim bedanken. Sie haben einen großen Anteil daran, dass sich das Sicherheitsni-veau in unserer Region auf einem derart hohen Niveau bewegt. Durch Ihre Hinweise konnten wir immer wieder Straftaten aufklären bzw. in der Entstehung verhindern. Der Dank bezieht sich ebenfalls auf alle Behörden und Organisationseinheiten mit Sicherheitsaufgaben sowie die Justiz. Nur gemeinsam konnten wir auch in 2020 die besonderen Herausforderungen zum Wohle unse-rer Bevölkerung bewältigen", sagte Michael Weiner abschließend.
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