++Polizeiinspektion Verden/Osterholz und Landkreis Verden veröffentlichen Verkehrsunfallstatistik 2020 ++
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++ Polizeiinspektion Verden/Osterholz und Landkreis Verden veröffentlichen Verkehrsunfallstatistik 2020 ++ Corona-Pandemie verändert Mobilität und ruft sinkende Unfallzahlen hervor ++ Unfälle mit Zweirädern bleiben Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit ++
Gemeinsame Pressemitteilung von Landkreis Verden und
Polizeiinspektion Verden/Osterholz
15.04.2021
Verantwortliche der Polizeiinspektion Verden/Osterholz:
Ingo Jans, Leiter der Polizeiinspektion
Christina Kappenberg, Leiterin Einsatz in der Polizeiinspektion
Stephan Meier, Sachbearbeiter Einsatz und Verkehr
Imke Burhop, Pressesprecherin
Verantwortliche des Landkreises Verden:
Regina Tryta, Erste Kreisrätin Landkreis Verden
Christian Groth, Leiter des Fachdienstes Ordnung und Verkehr
Heike Stelter, Abteilungsleitung
Landkreis Verden. Der Landkreis Verden und die Polizeiinspektion Verden/Osterholz veröffentlichen nachfolgend die offiziellen Zahlen der Verkehrsunfallstatistik 2020 für den Bereich des Landkreises Verden.
1. Gesamtunfallzahlen
Die Gesamtunfallzahl im Landkreis Verden ist im Vergleich zum Vorjahr um 17,35 Prozent auf 3.729 gesunken (2019: 4.512) und liegt damit im Trend des Landes Niedersachsen. In ganz Niedersachsen sanken die Unfälle von 218.029 um 15,2 Prozent auf 188.844.
Die meisten Unfälle wurden in den Städten Verden (971) und Achim (773) verzeichnet, am wenigsten in der Gemeinde Dörverden mit 162.
Der Rückgang der Gesamtunfallzahl dürfte in direktem Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen reduzierten Fahrzeugbewegungen stehen.
2. Schwere Verkehrsunfälle / Getötete
Im Jahr 2020 ist die Anzahl der auf den Straßen des Landkreises Verden getöteten Menschen deutlich von 15 im Vorjahr auf 4 gesunken. Nur 2015 sind noch weniger Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen (2015: 3). Hinter diesen Schicksalsschlägen verbergen sich individuelle Ursachen. Zwei Personen wurden bei Unfällen auf der Autobahn getötet. Je eine Person kam bei einem Unfall außerhalb und innerhalb geschlossener Ortschaft ums Leben.
87 Personen wurden im Jahr 2020 im Landkreis Verden bei Unfällen schwer verletzt. Es handelt sich somit um 6 Personen weniger als im Vorjahr (2019: 93) und den drittniedrigsten Wert im Zehnjahresvergleich.
Die Analyse dieser Unfälle bestärkt den Landkreis und die Polizei weiterhin Verkehrsüberwachungsmaßnahmen durchzuführen sowie ein breitgefächertes Präventionsprogramm anzubieten und mit neuen Mobilitätsformen weiterzuentwickeln.
In der Risikogruppe der "Jungen Fahranfänger und -anfängerinnen" (18-24 Jahre) registrierte die Polizei im Jahr 2019 noch 22 Schwerstverletzte (schwer verletzt und getötet). In 2020 sank die Zahl auf 16 Schwerstverletzte. Unter den "Senioren und Seniorinnen" (über 64 Jahre) wurde in dieser Kategorie ebenfalls ein Rückgang um 13 Fälle auf nunmehr 15 Schwerstverletzte registriert (2019: 28).
Im Vergleich dazu sank die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer im Land Niedersachsen um fast 15 Prozent (2019: 432, 2020: 370). Die Zahl der schwer verletzten Personen sank von 6.140 in 2019 auf 5.260 im Jahr 2020.
"Bei der Zahl der schweren Unfälle mit "Jungen Fahrerinnen und Fahrern" und "Seniorinnen und Senioren" ist ein Rückgang festzustellen, trotzdem nehmen wir sie in den Fokus unserer Präventionsangebote und Verkehrskontrollen, um ihre Kompetenzen zu stärken und zu erhalten.", so der Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, Ingo Jans, zur Ausrichtung der Verkehrssicherheitsarbeit.
3. Unfallursachen
Um eine wirksame Unfallverhütung zu betreiben, ist das Verständnis und die Analyse der Unfallursachen von großer Bedeutung. Das Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr kann sich in unterschiedlichen Arten wie Missachtung der Umgebung und Verkehrsregeln oder fehlende Rücksicht auf Andere zeigen. Das größte Unfallrisiko besteht erneut im nichtangepassten Fahrverhalten (2020: 1027 Unfälle) in Form von zu hohen Geschwindigkeiten (126) oder Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes (901). Die im vergangenen Jahr durch den Landkreis und die Polizei festgestellten 55.137 Ordnungswidrigkeiten zeigen dies trotz sinkender Zahlen in aller Deutlichkeit, da es sich bei 98 % dieser Verstöße um Verkehrsdelikte handelt.
Aufgrund eines anhaltend hohen Niveaus des Nichteinhaltens des erforderlichen Abstands als Unfallursache, haben die Polizeiinspektion Verden/Osterholz und der Landkreis Verden neben der Präventionsarbeit sowohl die eigenen als auch die gemeinsamen Kontrollaktionen aufrechterhalten. Auf der Autobahn wurden im Jahr 2020 trotz geringeren Verkehrsaufkommens noch 5.341 Verstöße geahndet (2019: 6.098).
Auf Ablenkung innerhalb des Fahrzeugs dürfte zudem erneut eine Vielzahl von Unfällen zurückzuführen sein. Hierunter sind Unfälle zu verstehen, bei denen Verkehrsteilnehmer/-innen beispielsweise in einer Kurve geradeausfahren, innerorts am Fahrbahnrand geparkte Fahrzeuge touchieren oder auf einer Autobahn auf einen vorausfahrenden Lkw auffahren und Unfälle, die nicht mit den klassischen Unfallursachen vereinbar sind.
Die Ablenkung während des Fahrens bleibt dementsprechend ein Handlungsschwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. Neben dem Bedienen eines Mobiltelefons während der Fahrt können auch Alltagssituationen wie ein intensives Gespräch für den Fahrer oder die Fahrerin ablenkend sein. Zusätzlich zu bewährten Kontrollen mit dem Schwerpunkt auf die Ablenkung im Fahrzeug führt die Polizeiinspektion Verden/Osterholz auf den Autobahnen Kontrollen unter Einsatz technischer Mittel durch. Diese Maßnahmen konzentriert die Polizei vor allem auf die Überwachung des Schwerlastverkehrs, um schwere Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Lkw zu reduzieren. Der Einsatz von technischen Mitteln begegnet zudem der Problematik der Beweisbarkeit solcher Verstöße. Allein durch dieses Projekt wurden 75 Verstöße bei Pkw-Fahrern und 215 Verstöße bei Lkw-Fahrern registriert. Die Anzahl der geahndeten "Handyverstöße" blieb mit 1.194 etwa auf dem Vorjahresniveau von 2019 (1.208).
"Die Verkehrssicherheitsarbeit ist Polizei, Landkreis und den Netzwerkpartnern ein besonderes Anliegen. Unser Ziel ist die Reduzierung von Verkehrsunfällen, daher werden wir auch künftig die Unfallursachen und Risikogruppen genau in den Blick nehmen", so Ingo Jans, Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz.
Der Landrat des Landkreises Verden, Peter Bohlmann, bestärkt dieses Ziel: "Weil das dem Landkreis so wichtig ist, haben wir uns entschlossen, die Verkehrssicherheitsarbeit mit einem festen jährlichen Budget zu unterstützen."
Im letzten Jahr wurden von diesem Geld bereits Warnwesten für Erstklässler, Schallpegelmessgeräte für die Tuning-Kontrollgruppe der Polizeiinspektion Verden/Osterholz und Technik für die Radlastwaage der Autobahnpolizei Langwedel angeschafft.
Die Wildunfälle im Landkreis Verden blieben auf dem Vorjahresniveau und demnach auch im Zehnjahresvergleich auf dem höchsten Wert (2020: 831, 2019: 837). Wildunfälle sind in den meisten Fällen kaum vermeidbar und werden durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Straßenverkehr nicht selbst verschuldet. Der Grundsatz "Geschwindigkeitsreduzierung verkürzt den Reaktionsweg und minimiert die Unfallfolgen!" ist aber auch in diesen Fällen ein guter Alltagsbegleiter.
Als weitere Unfallursachen folgten Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren (593), Vorfahrtsmissachtungen (184) und Abbiegeunfälle (172).
4. Unfälle im Zusammenhang mit zweirädrigen Fahrzeugen
Unter den 3.792 registrierten Unfällen im Landkreis Verden im Jahr 2020 hatten 256 Zweiräder ihren Anteil. Darunter wurden in 135 Fällen Fahrräder und in 74 Fällen Pedelecs verzeichnet.
Der Anteil an den getöteten und schwerverletzten Personen bei der Nutzung eines zweirädrigen Fahrzeugs hat sich im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Im Jahr 2020 ist ein Motorradfahrer bei einem Verkehrsunfall im Landkreis Verden ums Leben gekommen (2019: 5). Schwerverletzt wurden bei Unfällen 35 Zweiradfahrerinnen und Zweiradfahrer. Dies entspricht einem Anteil von rund 41 Prozent der Schwerverletzten. 155 Zweiradfahrerinnen und Zweiradfahrer wurden leicht verletzt.
Dass die Nutzerinnen und Nutzer von zweirädrigen Fahrzeugen tendenziell im Falle eines Verkehrsunfalls eher verletzt werden als Nutzerinnen und Nutzer mehrspuriger Fahrzeuge, geht auf den schwächeren Schutz zurück. Von 274 beteiligten Zweiradfahrern im Landkreis Verden wurden 191 leicht, schwer oder sogar tödlich verletzt. Das entspricht einem Anteil von rund 70 Prozent.
Die Beteiligung von Pedelecs ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Dennoch ist beim Benutzen dieser Fahrzeuge besondere Vorsicht geboten, da sie bei gleichem Kraftaufwand oftmals schneller geführt werden als Fahrräder. Das führt zu Verkehrssituationen bei denen gerade Pedelec-Fahrer von anderen Verkehrsteilnehmern nicht erwartet werden. Auch wenn während der Fahrt mit einem Pedelec keine Helmpflicht besteht, rät die Polizei zu dieser Schutzmaßnahme.
Die Verkehrsüberwachung in Bezug auf Zweiradfahrer wird daher auch in diesem Jahr weiter schwerpunktmäßig fortgesetzt. Es werden beispielsweise Geschwindigkeitsmessungen an Wochenenden stattfinden, die insbesondere auf Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer ausgerichtet sind. Auch Fahrräder und Pedelecs werden mit Schwerpunktkontrollen in den Fokus genommen. Dabei wird zum einem der ordnungsgemäße Zustand der Räder überprüft werden, aber auch das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Das Befahren von Radwegen in falscher Richtung durch Radfahrende ist beispielsweise eine häufige Unfallursache. Aber auch das Fehlverhalten von anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber Radfahrenden (Parken auf Radweg oder Radfahrstreifen) sollen überwacht werden.
Bereits jetzt werden verschiedene Präventionsaktionen für Zweiradfahrende angeboten: Flächendeckend im Landkreis Verden durchgeführte Fahrradprüfungen in den Grundschulen und regelmäßige Kontrollen der Beleuchtung im Rahmen der Schulwegsicherung helfen Kindern, sicher zur Schule kommen.
Eine Problematik im Zusammenhang mit sogenannten E-Scootern im Straßenverkehr ist bisher im Landkreis Verden nicht festzustellen. 2020 wurden 5 Verkehrsunfälle mit diesem Fahrzeug registriert.
5. Trunkenheit / Drogen im Straßenverkehr
Auch die Zahl der alkoholisierten Fahrzeugführer, die bei Verkehrskontrollen oder als Unfallbeteiligte festgestellt wurden, ist rückläufig. Insgesamt wurden im Jahr 2020 163 alkoholisierte Personen ertappt (2019: 201). Hiervon wurden im Jahr 2020 44 Personen im Rahmen von Verkehrsunfallaufnahmen festgestellt (2019: 61).
Die Zahl der festgestellten Fahrten unter Einfluss von Rauschmitteln ist 2020 gestiegen. 240 Fahrerinnen und Fahrer standen in einer Polizeikontrolle unter Drogeneinfluss (2019: 220). Davon wurden in 2020 14 Fahrer oder Fahrerinnen in einem Rauschzustand in Unfälle verwickelt (2019: 8).
Somit sind 2020 deutlich mehr Fahrzeugführende unter Drogeneinfluss festgestellt worden, als alkoholisierte Fahrzeugführerinnen oder Fahrzeugführer.
Christina Kappenberg stellt fest, dass das Entdeckungsrisiko für berauschte oder alkoholisierte Fahrerinnen und Fahrer im Landkreis Verden stetig angestiegen ist: "Die Polizei hat flächendeckend Beamtinnen und Beamte speziell geschult, die nun zielgerichtete Kontrollen durchführen können. Auch in Zukunft werden wir daran anknüpfen und das Dunkelfeld weiter verringern."
6. Verkehrsunfallfluchten
Im Jahr 2020 sanken die Unfallfluchten auf das Zehnjahrestief von 775 Fällen (2019: 928). Es handelt sich dabei um jene Unfallverursacher oder -verursacherinnen, die sich zunächst nicht zu erkennen geben oder die Unfallstelle ohne Angaben zu ihrer Person verlassen. Das Verhältnis von registrierten Unfällen zu den Unfallfluchten stieg jedoch im Vergleich zu 2019 um 1,49 Prozent an. Denn in 20,78 Prozent aller gemeldeten Unfälle, also fast jedem fünften Fall im Landkreis Verden, flüchteten die Verursacher.
Die Aufklärungsquote bei diesen Straftaten stieg um 0,82 Prozent auf 46,19 Prozent an (2019: 45,37 Prozent). Auch die Anzahl der bei Unfällen mit verletzten Personen geflüchteten Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer stieg auf 50 Fälle (2019: 44). In diesen Fällen wurden 56 Prozent der Taten aufgeklärt (2019: 63,64 Prozent).
7. Präventionsmaßnahmen für den sicheren Straßenverkehr im Landkreis Verden
Der Landkreis Verden, die Polizeiinspektion Verden/Osterholz und weitere Kooperationspartner bieten den Bürgerinnen und Bürgern ein vielfältiges Präventionsangebot, um den Hauptunfallursachen sowie den Gefahren und Risiken im Straßenverkehr zu begegnen. Mithilfe der einzelnen Projekte werden nicht nur die unterschiedlichen Altersgruppen von der Vorschule bis zum Seniorenalter angesprochen. Darüber hinaus finden auch die Besonderheiten durch unterschiedliche Fahrzeuge bei der Teilnahme am Straßenverkehr Berücksichtigung. Angeboten werden folgende Veranstaltungen und Seminare:
- Fi.Fa. - Fit fahren statt "fast and furious" - Fahrschulprojekt - Fahrsicherheitstrainings für Fahranfänger - Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr - Fit im Auto - Pedelec-Training - Verkehrssicherheitstage Zusätzlich werden Gutscheine für Fahr-Fitness-Check für Senioren und Seniorinnen ausgegeben.
Im Zusammenhang mit der anhaltenden Corona-Pandemie konnten diese im Jahr 2020 jedoch nur in sehr eingeschränktem Umfang durchgeführt werden. Die Präventionsangebote basieren vielfach auf eigenem Erleben als Lernform und werden daher wieder aufgenommen, sobald es möglich ist.
Der Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, Stephan Meier, hat sich die Verkehrsunfallstatistik genau angesehen und weiß, dass es um die Menschen hinter den Zahlen geht: "Trotz sinkender Unfallzahlen kommt es nach wie vor zu Verkehrsunfällen, bei denen Menschen verletzt oder gar getötet werden. Daher bleibt die Verkehrssicherheitsarbeit ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Polizei und Kommunen. Sie wird durch Verkehrsüberwachungsmaßnahmen und Verkehrsprävention gestaltet, da sich der Großteil der Verkehrsunfälle auf individuelles Fehlverhalten zurückführen lässt. Neben diesen Maßnahmen finden jährliche Unfallkommissionen unter Geschäftsführung der Polizei statt, die sich mit den konkret vorliegenden Unfallhäufungsstellen im Landkreis befassen, um diese zu "entschärfen". All diese Maßnahmen verfolgen das Ziel der weiteren Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie der Reduzierung von Verkehrsunfällen und werden auch im Jahr 2021 fortgesetzt."
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Verden / Osterholz
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