Kreis Recklinghausen/Bottrop: Das Polizeipräsidium Recklinghausen veröffentlicht den Kriminalitätsbericht 2021
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Am heutigen Tag (21. Februar) stellte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen den Kriminalitätsbericht 2021 der Öffentlichkeit vor.
"Weniger Raubstraftaten, weniger Diebstähle, weniger Wohnungseinbrüche und weniger Gewaltstraftaten - das sind gute Nachrichten für die Menschen. Auch die Straßenkriminalität ist weiter zurückgegangen und befindet sich auf dem tiefsten Stand der vergangenen 18 Jahre. Auch wenn die Corona-Pandemie im letzten Jahr wiederum das Straftatenaufkommen beeinflusst hat, so sind diese positiven Entwicklungen in wichtigen Deliktsfeldern bereits seit etlichen Jahren feststellbar, betonte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Vorbemerkung zur Kriminalitätsentwicklung 2021:
Genau wie im Jahr 2020 hatte die Corona-Pandemie durch die damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens auch im letzten Jahr Einfluss auf bestimmte Bereiche der Kriminalitätsentwicklung. Je nach Deliktsfeld kann sich der Einfluss positiv, aber auch negativ ausgewirkt haben. Nähere Einzelheiten zu den pandemiebedingten Auswirkungen sind im Kriminalitätsbericht 2021 enthalten.
Die Kriminalitätsentwicklung im Einzelnen:
Die Gesamtzahl der Straftaten stieg zwar im Vergleich zu 2020 leicht an (+1,4%), befindet sich jedoch nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau. 47.133 registrierte Straftaten bedeuten den zweitniedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren. Die Aufklärungsquote beträgt rund 53% und liegt in etwa auf Vorjahresniveau.
Tötungsdelikte
Die Zahl der Tötungsdelikte ging um über 45% zurück. Insgesamt gab es im Jahr 2021 17 Tötungsdelikte (2020: 31), bei denen neun Menschen starben. Bei acht Taten blieb es beim Versuch. Mehr als 70% der Fälle konnten aufgeklärt werden. Bei Tötungsdelikten handelt es sich in den allermeisten Fällen um Beziehungstaten, so dass die Anzahl polizeilich kaum zu beeinflussen ist und sich Fallzahlenschwankungen dadurch erklären lassen.
Sexualdelikte
Die Gesamtanzahl der erfassten Sexualdelikte stieg deutlich von 763 Delikte im Jahr 2020 auf 1.094 Delikte (+43,4%) im Jahr 2021 an. Die Aufklärungsquote konnte dabei auf über 85% gesteigert werden. Das entspricht dem zweithöchsten Wert der vergangenen zehn Jahre.
Bei den schwerwiegenden Sexualstraftaten (Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen) kannten sich Täter und Opfer in den allermeisten Fällen.
Fast 1/4 der erfassten Sexualstraftaten entfallen auf die Delikte des sexuellen Missbrauchs. Waren hier 2020 noch 227 Taten erfasst, so sind es 2021 nun 251 Taten. Das entspricht einem Anstieg um 24 Delikte. Diese Delikte wurden zu 74% aufgeklärt.
Fast 62% der Missbrauchsdelikte sind dem sexuellen Missbrauch von Kindern zuzurechnen; insgesamt sind dies im Jahr 2021 155 Taten. Das sind 19 Delikte mehr als im Jahr 2020. Allein im letzten Jahr wurden 171 Kinder sexuell missbraucht. Diese Taten wurden zu fast 82% aufgeklärt.
"Höhere Fallzahlen basieren oft auch auf der Erhellung des Dunkelfeldes durch eine intensive Ermittlungsarbeit. Eine hohe Aufklärungsquote von 82% zeigt, dass hier erfolgreich gearbeitet wurde. Ein weiterhin großes Dunkelfeld zeigt aber auch, dass noch sehr viel Arbeit investiert werden muss, um das Leid der betroffenen Kinder zu beenden. Deshalb werden wir auch in diesem Jahr hier einen Schwerpunkt unserer Arbeit setzen", betont Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Zudem sind 515 Vorgänge des Verbreitens pornografischer Schriften erfasst. Das sind 244 Taten mehr als in 2020. Die Aufklärungsquote liegt bei über 90%. Somit konnte die Quote, bei steigender Fallzahl gehalten werden.
Anmerkung:
Die hohen Fallzahlen erklären sich durch das Aufdecken einer Vielzahl von Missbrauchsfällen durch Ermittler der Kriminalpolizei sowie die an das Bundeskriminalamt (BKA) durch das National Center for Missing and Exploited Children in den USA (NCMEC) übermittelten Hinweise zu Besitz und Verbreitung von Missbrauchsabbildungen im Internet.
Raub
Die Raubdelikte sind 2021 nochmals um knapp 29% zurückgegangen und liegen nun auf einem 14-Jahres-Tiefstsstand. (2020: 375; 2021: 267). Die Aufklärungsquote liegt mit knapp 55% etwa auf Vorjahresniveau.
Diebstahlsdelikte
Auch die Diebstahlsdelikte sind nochmals zurückgegangen und liegen nun auf dem niedrigsten Stand seit 32 Jahren. Allein seit 2012 hat sich die Zahl fast halbiert. Für 2021 wurden 15.634 Taten erfasst, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 5,6% oder fast 1.000 Delikten. (2020: 16.560). Die Aufklärungsquote beträgt knapp 25%. Die Diebstahlsdelikte haben einen Anteil von fast 33% an der Gesamtkriminalität.
Wohnungseinbruch
Auch im Bereich des Wohnungseinbruchs hat sich der positive Trend der letzten Jahre weiter fortgesetzt. Im letzten Jahr wurden 879 Taten erfasst; der tiefste Stand seit 33 Jahren. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr beträgt knapp 5% (2020: 924). Die Aufklärungsquote konnte gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden und beträgt über 14%.
"Gerade der Wohnungseinbruch ist für die meisten ein nur schmerzlich zu überwindender Eingriff in die Privatsphäre. Betroffene fühlen sich nicht nur entblößt, sie fühlen sich oft in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr sicher. Aus diesem Grund legen wir trotz der seit Jahren rückläufigen Fallzahlen immer noch ein großes Augenmerk auf die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs", betont der Leiter der Direktion Kriminalität, Jürgen Häusler.
"Neben der Polizeiarbeit ist das Hinweisverhalten der Bürgerinnen und Bürger ein wesentlicher Aspekt für die Bekämpfung der Wohnungseinbrecher. Im vergangenen Jahr sind über 12.000 Hinweise aus der Bevölkerung zu verdächtigen Feststellungen bei uns eingegangen. Wir gehen jedem einzelnem Hinweis nach. In manchen Fällen führen gerade die zunächst nur vagen Verdachtsmomente zu gewichtigen Ermittlungsansätzen", so der Leitender Kriminaldirektor Häusler weiter.
"In rund 50% der angezeigten Wohnungseinbrüche waren die Täter nicht erfolgreich. Oftmals verhindern zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen an Fenstern oder Türen ein Eindringen von Wohnungseinbrechern in die Wohnungen. Ich kann deshalb nur appellieren, das kostenlose Beratungsangebot zum Schutz der eigenen vier Wände anzunehmen", so Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Taschendiebstahl
Nach einem Anstieg der Taschendiebstähle von 2019 auf 2020 sind die Fallzahlen im letzten Jahr um über 22% zurückgegangen (2020: 1.301; 2021: 1.007 = - 22,6%) und liegen nun auf dem zweittiefsten Stand der letzten 10 Jahre. Da die Geschädigten die Taten meistens erst später bemerken und diese mit zeitlichem Verzug angezeigt werden, ist die Aufklärungsquote regelmäßig gering und liegt 2021 nur bei gut 4%. Die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger zur Verhinderung von Taschendiebstählen war im Jahr 2021 und auch weiterhin ein wichtiger Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit.
Einbruchkriminalität
Im weitesten Sinne werden hier Wohnungs- und Geschäftseinbrüche zusammengefasst. Im Jahr 2021 wurden hier 2.344 Delikte der Einbruchkriminalität erfasst (2020: 2.555). Somit sind die erfassten Taten erneut gesunken. Den größten Anteil nehmen dabei die Wohnungseinbrüche mit 879 Taten ein. Die Aufklärungsquote liegt bei gut 11%.
Körperverletzung
Im Bereich der Körperverletzungsdelikte ist ein Rückgang von fast 8,5% zu verzeichnen (2020: 4.752; 2021: 4.349). Die Fallzahlen liegen nun auf dem tiefsten Stand der letzten 10 Jahre. Die Aufklärungsquote konnte leicht auf über 88% gesteigert werden.
In 1.130 Fällen wurden gefährliche und schwere Körperverletzungen, also Taten unter Nutzung von Gegenständen oder solche mit schweren gesundheitlichen Folgen, registriert. Hiervon wurden fast 85% aufgeklärt.
Den Hauptanteil nehmen dabei die einfachen Körperverletzungen mit 3.010 Fällen ein, von denen über 90% geklärt werden konnten. In 1.130 Fällen wurden gefährliche und schwere Körperverletzungen, also Taten unter Nutzung von Gegenständen oder solche mit schweren gesundheitlichen Folgen, registriert. Hiervon wurden über 76% aufgeklärt. In hohem Maße handelt es sich auch hier um Beziehungsdelikte.
Gewaltkriminalität
Bei den Gewaltdelikten, zu denen u.a. die Raubdelikte und die gefährliche und schwere Körperverletzung zählen, sind die erfassten Fälle erneut rückläufig und liegen mit 1.488 Taten knapp 14% unter dem Vorjahresniveau (2020: 1.727). Die Aufklärungsquote liegt mit über 79% auf dem höchsten Stand der letzten 18 Jahre.
Den größten Anteil an dieser Deliktsgruppe haben die Delikte der gefährlichen und schweren Körperverletzung (1.130).
Straßenkriminalität
Unter dem Begriff der Straßenkriminalität werden, ähnlich wie bei der Gewaltkriminalität, verschiedene einzelne Deliktsfelder (u.a. Fahrraddiebstahl, Diebstahl von Kraftwagen, Diebstahl an und aus Pkw) zusammengefasst. Für 2021 bedeuten 10.539 Delikte nicht nur einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2020: 11.106) von über 5%, sondern auch den tiefsten Stand seit 18 Jahren. Die Aufklärungsquote beträgt rund 15%.
Betrugsdelikte
Im Gegensatz zu vielen anderen Deliktsfeldern sind im Bereich der Betrugsdelikte deutliche Steigerungen feststellbar. Im letzten Jahr wurden 2.177 Delikte mehr angezeigt als noch ein Jahr zuvor. (2020: 6.486; 2021: 8.663; Anstieg von knapp 34%). Annähernd 2/3 der Taten konnte geklärt werden.
Den größten Anteil hat hier der Waren- und Warenkreditbetrug mit 3.677 Delikten (+604). Die Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen sind im Jahr 2021 erneut leicht um 3 Delikte auf 104 Taten angestiegen.
Zu den Betrugsdelikten gehören neben dem Warenbetrug über das Internet auch die Anrufe falscher Polizeibeamter, die die betroffenen Seniorinnen und Senioren mit ihren schockierenden Geschichten verängstigen, unter Druck setzen und sie in manchen Fällen ihrer gesamten Ersparnisse ´berauben´.
Zur Verhinderung derartiger Fälle hat das Polizeipräsidium Recklinghausen das Präventionskonzept "Next Generation" umgesetzt, das Familienmitglieder, Bekannte und Freunde von älteren Menschen in die polizeiliche Arbeit mit einbezieht.
Einzelheiten zu diesem Konzept sind im Kriminalitätsbericht enthalten.
Anmerkung:
Die insbesondere Ende letzten Jahres vermehrt angefallenen Urkundenfälschungen im Zusammenhang mit gefälschten Impfpässen werden auf Grund der noch laufenden Ermittlungen überwiegend erst in der Statistik für das Jahr 2022 erfasst.
Straftaten mit dem Tatmittel Messer
Seit 2019 werden Tatwaffen wie Messer und andere Stichwaffen (Bajonette, Degen, Dolch, u.a.) in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst.
Für das Jahr 2021 ist hier erneut ein Rückgang feststellbar. Es wurden insgesamt 229 Straftaten als "Messerstraftaten" erfasst. Im Vorjahr waren es noch 265. Hierunter fallen sowohl die verbotenen Messer nach dem Waffengesetz, als auch sonstige Messer.
In diesen 229 Fällen wurden 223 Tatverdächtige identifiziert, im Vorjahr waren es 276. Im Jahr 2019 gab es noch 280 "Messerstraftaten" mit 273 Tatverdächtigen.
Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen
Die Fallzahlen sind nun das zweite Jahr in Folge gesunken, befinden sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. Waren es in 2020 noch 282 Taten, so wurden in 2021 269 Fälle registriert (knapp 5% Rückgang). Da es sich um Konfrontationsdelikte handelt, bei denen der Täter in der Regel bekannt ist oder durch polizeiliche Maßnahmen identifiziert werden kann, sind diese Taten fast alle geklärt. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 522 Polizeibeamte Opfer eines Widerstandes oder tätlichen Angriffs.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen:
"Auch wenn sich der Rückgang dieser Delikte auf den ersten Blick positiv darstellt, so spiegeln diese Taten doch nur einen Teil der Realität wider. Einsatzkräfte erleben im täglichen Dienst Pöbeleien, Bedrohungen und Beleidigungen. Deshalb ist mit der Einrichtung des Präventionsnetzwerkes "Sicher im Dienst" auf Landesebene ein wichtiges und richtiges Signal gesetzt worden!"
Rauschgiftdelikte
Bei diesen Delikten wurden für 2021 2.208 Taten erfasst. Damit liegen die erfassten Taten etwa auf Vorjahresniveau (2.219). Knapp 92% dieser Fälle wurden aufgeklärt. Den größten Teil nimmt dabei der Besitz/Erwerb von Cannabis und Zubereitungen mit 923 Delikten ein. In diesem Bereich wurden 93,5% der Taten geklärt.
Jugendkriminalität
Bei den Jugendlichen nehmen Rohheitsdelikte (u.a. Körperverletzung, Raubtaten; knapp 29%) und der einfache Diebstahl (ca. 23%) den größten Umfang ein.
Der Anteil jugendlicher Tatverdächtiger (Tatverdächtige unter 21 Jahren) ist von 20,22% leicht auf 19,46% gesunken. Dies ist der niedrigste Stand seit 2004. Im Jahr 2007 waren dies noch 30,20%.
Insgesamt 3.527 Tatverdächtige unter 21 Jahren konnten im Jahr 2021 ermittelt werden. Das ist der niedrigste Stand der vergangenen 18 Jahre.
Insgesamt liegt der Anteil der jugendlichen Tatverdächtigen seit Einführung des Konzeptes zur "Bekämpfung der Kriminalität durch Mehrfach- und Intensivtäter/innen" im Jahr 2007 im Vergleich deutlich unter den Werten der Jahre davor. Unter den identifizierten Mehrfachtätern finden sich oftmals Personen unter 21 Jahren.
Tatverdächtige
Aufgrund der Anzahl der erhöhten Straftaten sind auch mehr Tatverdächtige zu verzeichnen. Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen stieg im Jahr 2021 um 135 auf 18.116 an (2020: 17.981)
Insgesamt sind weiter deutlich mehr männliche als weibliche Tatverdächtige erfasst. Das Verhältnis beträgt in etwa ¾ Männer und ¼ Frauen. Etwa 8% der erfassten Tatverdächtigen sind Jugendliche von 14 bis unter 18 Jahren.
Der Anteil der Nichtdeutschen Tatverdächtigen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken, von 28,8% auf 28,4% im letzten Jahr.
Häusliche Gewalt
Die Zahl der Opfer Häuslicher Gewalt ist im letzten Jahr leicht von 1.330 im Jahr 2020 auf 1.302 zurückgegangen. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer (Frauen: 929; Männer: 373). Der Anteil der einfachen Körperverletzung liegt in diesem Bereich bei rund 60%.
Anmerkung:
Der vorliegende Pressetext enthält nur einen Auszug aus dem ausführlicheren und umfangreicheren Kriminalitätsbericht 2021. Neben weiteren statistischen Zahlen und Entwicklungen in einzelnen Deliktsfeldern werden in dem Bericht auch wichtige Präventionsprojekte und größere Ermittlungserfolge aus 2021 dargestellt.
Den gesamten Kriminalitätsbericht finden Sie im Anhang, aber auch auf unserer Internetseite https://recklinghausen.polizei.nrw/
Für Rückfragen von Medienvertretern steht der Leiter der Direktion Kriminalität, Leitender Kriminaldirektor Jürgen Häusler, am Tag der Veröffentlichung ab 13.00 Uhr telefonisch zur Verfügung. Die Medienanfragen an die Pressestelle unter der Nummer 02361 55 1031 werden von hier aus koordiniert.
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Recklinghausen
Pressestelle
Andreas Lesch
Telefon: 02361/55-1031
E-Mail: pressestelle.recklinghausen@polizei.nrw.de
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