PD Leipzig – Mehr Versammlungen, viele Einsätze, zahlreiche Notrufe: Jahresrückblick aus Sicht der Polizeidirektion Leipzig
Mehr Versammlungen, viele Einsätze, zahlreiche Notrufe: Jahresrückblick aus Sicht der Polizeidirektion Leipzig
Medieninformation: 584/2022
Verantwortlich: Dorothea Benndorf, Olaf Hoppe
Stand: 30.12.2022, 13:21 Uhr
Mit rund 3.000 Bediensteten ist die Polizeidirektion Leipzig für die Stadt Leipzig sowie die beiden Landkreise Leipzig und Nordsachsen zuständig und für über eine Million Einwohnerinnen und Einwohner rund um die Uhr präsent. Erneut geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende, zu dem eine erste Bilanz gezogen werden kann. In über 580 Medieninformationen mit zahlreichen einzelnen Fällen wurde der polizeiliche Alltag so transparent wie möglich dargestellt. Bei über 80.000 Straftaten kann dieser Einblick aber nie umfänglich sein. Im Jahresrückblick nennen wir wichtige Zahlen und ausgewählte besondere Ereignisse:
EinsatzgeschehenOb Verkehrsunfälle, Einbrüche, Verbrechen oder Kontrollen: Unsere Polizistinnen und Polizisten waren 2022 in rund 177.000 Einsätzen aktiv – durchschnittlich pro Tag also mehr als 480 Mal. Damit steht das Jahr 2022 dem vergangenen Jahr in nichts nach und übertrifft es leicht. Schwerpunkt ist erneut die Eigentumskriminalität und das Verkehrsunfallgeschehen. Über 137.000 Mal wählten Menschen den Notruf und traten so in Kontakt mit unserem Führungs-und Lagezentrun und damit etwas mehr als 2021.
Ein großer Schwerpunkt hinsichtlich der besonderen Einsatzlagen war in diesem Jahr das Versammlungsgeschehen. Über 1.700 polizeilich relevante Kundgebungen fanden 2022 in unserem Zuständigkeitsbereich statt und waren teilweise durch uns abzusichern. Damit verzeichneten wir einen Anstieg von über 500 Versammlungen im Vergleich zum Vorjahr. Den Titel für Leipzig als »Demohauptstadt« unterstreichen diese Zahlen, da hier aufgrund des umfangreichen Geschehens aus Protest und Gegenprotest der Fokus lag. Im Rahmen dessen blieb es dieses Jahr aber sehr friedlich. Montäglich rückten der Leipziger Innenstadtring mit seinen wiederkehrenden Kundgebungen sowie das Versammlungsgeschehen in den Landkreisen immer wieder in die Öffentlichkeit. Es galt aber auch komplexe Versammlungslagen, wie am 1. Mai (Medieninformation 189/2022), am 5. September (Medieninformation 385/2022) oder am 26. November (Medieninformation 519/2022 und 522|2022), zu bewältigen.
Herausragende Fälle
19-Jähriger erschossenIm Januar wurde nördlich von Leipzig die Leiche eines jungen Mannes (19) aufgefunden, der zuvor vermisst gemeldet wurde (Medieninformation 31/2022). Der Obduktion zufolge, hatte der Verstobene eine Schussverletzung und wurde Opfer eines Tötungsdelikts. Die Leipziger Kriminalpolizei hat zusammen mit der Staatsanwaltschaft intensive Ermittlungen geführt, die unter anderem zu einem tatverdächtigen Mann (20) geführt haben. Als Hintergrund für den Tod des 19-Jährigen kommen Verwicklungen in Betäubungsmittelgeschäfte in Betracht. Derzeit laufen die Verhandlungen am Landgericht zu Fall.
Fahndungserfolg: Sexualstraftäter im Ausland festgenommenAm 29. Januar 2022 kam es in Leipzig-Eutritzsch zu einem schweren Sexualdelikt. Eine 20-Jährige wurde, nachdem sie aus der Straßenbahn ausgestiegen war, durch einen damals noch Unbekannten angegriffen, bedroht und im Anschluss zu mehreren sexuellen Handlungen gezwungen.
Im Ergebnis umfangreicher kriminalpolizeilicher und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen konnte über die Erhebung von Funkzellendaten, deren Auswertung und die nachfolgende Inhaberfeststellung zu dem Mobiltelefon, ein Tatverdächtiger (34, lettisch) namentlich bekannt gemacht werden.
Da dieser in Lettland einschlägig vorbestraft war und dort eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hat, konnte über das dort einliegende DNA-Muster des Beschuldigten ein Abgleich mit den in Leipzig gesicherten Spuren erfolgen, was eine Übereinstimmung ergab. Der Beschuldigte wurde zur Fahndung und Festnahme ausgeschrieben.
Am 18. April 2022 wurde er in Valencia/Spanien im Rahmen einer polizeilichen Kontrolle festgestellt und verhaftet. Leipziger Polizisten waren dazu vor Ort. (Medieninformation 192|2022).
Tödlicher Streit in StraßenbahnAm 9. März 2022 kam es im Leipziger Stadtteil Plagwitz zu einem Tötungsdelikt in einer Straßenbahn (Medieninformation 116/2022). Vorangegangen war ein Streit zwischen zwei jungen Männern, in dessen Folge einer der Heranwachsende (19) mit einem spitzen Gegenstand verletzt wurde. Er verstarb später in einem Krankenhaus infolge der Verletzungen. Im Rahmen der Ermittlungen konnte wenige Tage später ein 17-jähriger Beschuldigter (deutsch) bekannt gemacht werden, gegen den ein Richter Haftbefehl wegen Totschlags anordnete.
Große Mengen Betäubungsmittel sichergestelltAm 19. März 2022 konnte die Leipziger Polizei in einem leerstehenden Gewerbeobjekt im Stadtteil Altlindenau insgesamt 73 Kilogramm Betäubungsmittel sicherstellen (Medieninformation 240/2022). Die Beamten fanden mehrere Kartons und eine Tasche mit einer grünpflanzlichen Substanz, welche sich als Marihuana herausstellte. Im Zuge der kriminalpolizeilichen Ermittlungen konnte ein Tatverdächtiger (38, deutsch) bekannt gemacht werden. Dieser befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Untersuchungshaft, nachdem bei ihm zuvor bei einer Kontrolle am 8. März 2022 eine größere Menge Marihuana aufgefunden worden war. Das Rauschgiftkommissariat der Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Leipzig ermitteln wegen des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge.
Am 13. Oktober 2022 konnte bei einer Verkehrskontrolle in Thüringen über ein Kilogramm Crystal sichergestellt werden. Den Ermittlerinnen und Ermittlern wurden im Rahmen bereits länger andauernder Maßnahmen gegen mehrere Beschuldigte kurzfristig Erkenntnisse zu der Drogenkurierfahrt bekannt. Nahezu zeitgleich durchsuchten Einsatzkräfte sieben Objekte im Leipziger Stadtgebiet. In einem durch die Beschuldigten mutmaßlich als Depot genutzten Objekt konnten weitere rund 6 kg Crystal, 5 kg Marihuana und 500 Gramm Kokain sichergestellt werden. Gegen den Pkw-Fahrer (37, polnisch) sowie zwei weitere junge Männer (20, deutsch | 20, polnisch) wurde Haftbefehl erlassen. Die Ermittlungen richten sich auch gegen zwei weitere Beschuldigte (20, ukrainisch und 21, deutsch) (Medieninformation 459/2022).
Festnahmen nach Raub mit TodesfolgeAm 8. Juni 2022 wurde in der Hoyerstraße ein 34-Jähriger nach einem Angriff durch zwei Personen nach einem Raubdelikt so schwer verletzt, dass er wenige Tage später im Krankenhaus verstarb. (Medieninformation 255/2022).
Im Rahmen der Durchsuchungsmaßnahmen, die unter anderem in Berlin durchgeführt wurden, erfolgten mehrere Festnahmen. Durch das Amtsgericht Leipzig wurde im Juli 2022 gegen vier Beschuldigte (15, rumänisch; 16, russisch; 18 und 20, beide deutsch) Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Raubes mit Todesfolge erlassen und in Vollzug gesetzt (Medieninformation 310/2022).
Tatverdächtige nach großer Brandserie in der Gemeinde Parthenstein ermitteltEinen großen Ermittlungserfolg verzeichnete im Juni dieses Jahres die Kriminalaußenstelle Grimma. Nach einer Brandserie im Bereich Grethen, Großsteinberg, Klinga und Pomßen sowie einem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr durch vorsätzliches Verursachen einer circa 7 Kilometer langen Ölspur zwischen Grimma und Großsteinberg am See wurden nach intensiven Ermittlungen vier Tatverdächtige (18, 19, 22 und 23, alle männlich und deutsch) bekannt gemacht. (Medieninformation 227/2022).
Im Rahmen der Durchsuchungen bei den Männern konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden, welches aufbereitet und ausgewertet wurde. Drei der vier Tatverdächtigen sind Mitglieder von zwei Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde Parthenstein. Gegen den 19-jährigen Tatverdächtigen wurde im Juli Untersuchungshaft angeordnet (Medieninformation 296/2022).
Ausschreitungen nach Sachsen-Derby - ErmittlungserfolgeBeim Fußballspiel BSG Chemie und 1. FC LOK Leipzig am Samstag, den 7. Mai 2022, kam es vor, während und nach dem Spiel zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppierungen und auch zu Angriffen gegenüber den eingesetzten Polizeibeamtinnen und –beamten (Medieninformation 203|2022, 209/2022 und 399/2022). Es kam zu zahlreichen Straftaten. Acht Polizeibeamte wurden verletzt, einer davon war nicht mehr dienstfähig. Zahlreiche Tatverdächtige blieben zunächst unbekannt. Zusammen mit der Staatsanwaltschaft Leipzig wurde eine Öffentlichkeitsfahndung durchgeführt, um die mutmaßlichen Täter identifizieren zu können. Inzwischen werden im Zusammenhang über 140 Ermittlungsverfahren geführt. So wird gegen über 50 Beschuldigte wegen schweren Landfriedensbruchs (§ 125a StGB und Landfriedensbruch ermittelt; zieht man weitere Delikte wie Körperverletzungen, Raub, Sachbeschädigungen und Vermummungen hinzu, haben Staatsanwaltschaft und unsere Kriminalpolizeiinspektion inzwischen über 170 bekannte Beschuldigte erfasst. Auch wurden zwei Ermittlungsverfahren zur Prüfung einer Körperverletzung im Amt zum Nachteil Dritter eingeleitet.
Yolanda Klug weiterhin vermisstSeit dem 25. September 2019 sucht die Leipziger Polizei nach Yolanda Klug. (Medieninformation 278|2022 und 448|2022). Die damals 23-jährige Studentin hatte am frühen Nachmittag ihre Wohngemeinschaft in der Leipziger Körnerstraße verlassen, um zu einem Möbelcenter nach Günthersdorf zu fahren. Zuletzt hatte sie ein Zeuge in der betreffenden Buslinie dorthin kurz vor ihrem Aussteigen gesehen. Eigentlich wollte sie sich später mit einer Freundin treffen, um gemeinsam zur Burg Giebichenstein nach Halle zu fahren, um dort einen Hochschulveranstaltung zu besuchen. Danach verliert sich ihre Spur. Ob Yolanda noch in Halle an der Burg war, ist ungewiss.
Im Sommer dieses Jahres wurde durch die Polizei nochmals eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem in Form von mehreren Fernsehbeiträgen, durchgeführt. In dessen Ergebnis gingen zahlreiche Hinweise ein, die unter anderem mit Scientology in Verbindung gebracht wurden und ins Ausland führen.
Die umfangreichen Ermittlungsarbeiten und Auswertung der Informationen, konnten bisher leider noch nicht zum Auffinden der Studentin führen. Die Kriminalpolizei ermittelt weiterhin in alle Richtungen. Die Polizei bedankt sich bei allen Mithelfenden aus der Bevölkerung für alle bisher gegebenen Hinweise.
Mann bei Polizeieinsatz verstorbenAm 7. September kam es zu Raubdelikten in einem Einkaufsmarkt durch einen 36-Jährigen (deutsch) im Leipziger Stadtteil Paunsdorf. Bei der anschließend richterlich angeordneten Wohnungsdurchsuchung soll es zu einer Bedrohungssituation gekommen sein. Dabei kam es durch die eingesetzten Polizeibeamten zur Schusswaffenanwendung, in dessen Folge der 36-Jährige schwer verletzt wurde. Er erlag wenig später seinen Verletzungen im Krankenhaus. Die Ermittlungen dauern in dem Fall weiterhin an (Medieninformation 391|2022).
Polizeieinsatz an zwei Schulen in WurzenAm 30. September 2022 gingen kurz nach dem Mittag an zwei Grundschulen in Wurzen bei den jeweiligen Schulleitungen Drohanrufe ein, in denen Gefahrenlagen geschildert wurden. Zahlreiche polizeiliche Einsatzkräfte aus unterschiedlichen Bereichen kamen in der Folge zum Einsatz. Nach umfangreichen Maßnahmen konnte letztlich eine Gefahr für alle Schülerinnen, Schüler und Bedienstete der Schulen ausgeschlossen und Entwarnung gegeben werden. Im Zuge der intensiven Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig konnten zwei Kinder (beide m/13, deutsch) und zwei Jugendliche (beide m/14, deutsch) bekannt gemacht werden, die verantwortlich für die vermeintlichen Gefahrenlagen waren. Es stellte sich heraus, dass hinter den Anrufen keinerlei Ernsthaftigkeit stand. Es wurden Ermittlungen unter anderem wegen der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten eingeleitet (Medieninformation 424|2022 und 428|2022).
Frau in Leipziger Hotel getötetAm Abend des 8. November 2022 wurde in einem Hotel im Osten von Leipzig eine weibliche Leiche (31, bulgarisch) gefunden. Aufgrund der Auffindesituation bestand der Verdacht eines Tötungsdelikts. Am Abend des Folgetages konnte ein 42-jähriger Mann (deutsch), der unter dringendem Tatverdacht stand, festgenommen werden. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags erlassen. (Medieninformation 489|2022 und 491/2022).