Bilanz zur Kriminalstatistik 2022: Kriminalität immer digitaler und dynamischer – Senioren zunehmend Opfer von Betrügern(Gelegenheit für O-Töne 21.03., 12 Uhr)

Ein weiterer Medieninhalt 2 Dokumente PM_PKS2022_Final.pdfPDF - 675 kBPKS_2022_Übersicht.pdfPDF - 1,4 MB Hinweis: Sie haben heute um 12 Uhr die Gelegenheit, O-Töne von der Polizeivizepräsidentin Andrea Menke zur Bilanz zu bekommen. Adresse siehe unten. Text: Andrea Menke, Vizepräsidentin der Polizeidirektion Osnabrück, resümiert: Die Gesamtzahl der erfassten Straftaten ist im letzten Jahr gestiegen, bleibt aber unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Wir schaffen es, zwei von drei Taten aufzuklären - das ist eine gute Nachricht. Die Menschen können sich bei uns sicher fühlen." "Das Kriminalitätsgeschehen passt sich den gesellschaftlichen Entwicklungen an, die Digitalisierung hat entsprechenden Einfluss auf die Kriminalitätsformen." Kernaussagen - Gesamtkriminalität angestiegen - Niveau dennoch unterhalb von 2019 - Zwei von drei Straftaten aufgeklärt - Aufklärungsquote bleibt auf hohem Niveau - Gewaltkriminalität erreicht Vor-Corona-Niveau - Rekordwert bei Gewalt gegen Polizeibeamte - Verbreiten pornografischer Inhalte - Kindern und Jugendlichen fehlt Medienkompetenz - Straftaten gegen Senioren mehr als verdoppelt - immer neue Betrugsmaschen im Umlauf - Geldautomatensprengungen weiter im Fokus - Ermittlungsgruppe erfolgreich unterwegsGesamtkriminalität angestiegen - Niveau dennoch unterhalb von 2019 Insgesamt registrierte die Polizeidirektion Osnabrück 2022, von den Ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald, 83.000 Straftaten. Im Vergleich zu 2021 sind die Straftaten um 10,12 % (+7.631 Fälle) gestiegen. Die Gesamtzahl der erfassten Delikte blieb im vergangenen Jahr unter dem durchschnittlichen Straftatenaufkommen der letzten 10 Jahre (2013 bis 2022), welches bei 86.294 Fällen lag. Das Jahr 2015 wies ein Aufkommen von 97.269 Fällen auf. Die Aufklärungsquote liegt bei 64,07 % und damit deutlich über dem Landesdurchschnitt (61,73 %). Menke: "Wir klären zwei von drei Straftaten auf. Das ist einerseits der Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und andererseits der unserer Bürgerinnen und Bürger, die tatkräftig durch zahlreiche Hinweise die Polizei unterstützen. In unserer Region leben die Menschen trotz unruhiger Zeiten und zwei schlimmer Fälle in Bramsche in einem vergleichbar sicheren Umfeld." Gewaltkriminalität erreicht Vor-Corona-Niveau - Rekordwert bei Gewalt gegen Polizeibeamte Insgesamt nahm die Gewaltkriminalität mit 3.001 Taten um 19,85 % im Vergleich zum Vorjahr zu (2021: 2.504 Fälle). Im 10-Jahresvergleich sind die Zahlen nicht gestiegen, sondern stagnieren auf einem gleichbleibenden Niveau. Das Durchschnittsaufkommen an Taten der letzten zehn Jahre lag bei 2.962 Fällen, mit einem Höchststand im Jahr 2013 mit 3.165 Fällen. Den Großteil der Fälle machen regelmäßig Körperverletzungsdelikte aus. Mit Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen hat das öffentliche Leben wieder an Fahrt aufgenommen, Veranstaltungen finden wieder statt und das vermehrte Zusammentreffen von Menschen führte zu einem Anstieg in diesen Deliktsfeldern. Die Aufklärungsquote liegt bei rund 83 %. Nicht nur für die Polizei ist das Phänomen Gewalt gegen Einsatzkräfte ein Dauerthema, sondern auch für Feuerwehr- und Rettungskräfte. Im Jahr 2022 bilanzierte die Direktion insgesamt einen Anstieg von Gewalt gegenüber Polizeibeamten um 21,78 % auf 699 - ein neuer Rekordwert. Knapp die Hälfte geschahen unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer Drogen. Traurig: 1.650 Polizisten wurden im letzten Jahr in der Polizeidirektion selbst Opfer von Gewalt. Nahezu jeder zweite Polizeibeamte in der Direktion ist somit statistisch im letzten Jahr selbst Opfer geworden. Menke: "Warum werden Menschen, die anderen Menschen helfen wollen, immer häufiger selbst Opfer? Das hohe Niveau und die Entwicklung finde ich erschreckend. Es mangelt in Teilen der Gesellschaft an Respekt und Achtung, die zunehmende Verrohung ist Teil des Problems. Die Menschen, die sich, oftmals sogar ehrenamtlich, rund um die Uhr für das Leben und die Sicherheit ihrer Mitmenschen einsetzen, werden zur Zielscheibe von Gewalt. Diese Entwicklung kann nur gestoppt werden, wenn sich alle Bürgerinnen und Bürger positiv einbringen. Verbreiten pornografischer Inhalte - Kindern und Jugendlichen fehlt Medienkompetenz Bei der Verbreitung von pornografischen Inhalten verzeichnet die Direktion bereits seit fünf Jahren einen starken Anstieg. Im vergangenem Jahr wurden 978 Fälle registriert - 2013 waren es 290. Die Anzahl dieser Straftaten liegt im Durchschnitt der letzten 10 Jahre bei 456. Der Anteil der tatverdächtigen Kinder- und Jugendlichen nahm um 25,91 % zu. In den allermeisten Fällen geht es um das Verbreiten von pornografischen Inhalten über die sozialen Netzwerke und vor allem Messenger-dienste wie WhatsApp. Besonders das Versenden und Teilen von entsprechenden Nackt- oder freizügigen Bildern bzw. Videos via Smartphone hat überproportional zugenommen. Teilweise gelangten entsprechende Inhalte anschließend in die sozialen Netzwerke - mit teilweise negativen gesundheitlichen Auswirkungen bei den Opfern. Die bei Schülern sehr beliebten sogenannten Sticker (Memes) spielen dabei eine zentrale Rolle. Oftmals sind sich junge Menschen nicht ihres straf-rechtlich relevanten Verhaltens bewusst. Das sind Straftaten, die auch Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen zur Folge haben können, warnt die Polizei. Direktionsweit initiiert und unterstützt die Polizeidirektion zusammen mit den Schulen in den Regionen aktuell 17 Präventionsprojekte. Menke: "Medienkompetenz ist eine der zentralen Schlüsselkompetenzen unseres digitalen Zeitalters. Neben der Verantwortung von Kindergarten, Schule und anderen gesellschaftlichen Akteuren mein dringender Appell an Sie als Eltern: Bleiben Sie mit Ihren Kindern im Gespräch, auch über die Möglichkeiten und Gefahren der sozialen Netzwerke. Kümmern Sie sich frühzeitig um die Erlangung von Medienkompetenz Ihrer Kinder. Gerne stehen Ihnen unsere Experten für Prävention als Unterstützung zur Verfügung. Straftaten gegen Senioren mehr als verdoppelt - immer neue Betrugsmaschen im Umlauf Ältere Menschen werden durch perfide Tricks und immer neue Maschen der Täter um ihr Erspartes gebracht. Auffällig: Die Täter passen ihre kriminellen Machenschaften ständig an gesellschaftspolitische und technischen Veränderungen an. Immer öfter nutzen Täter Messenger, SMS oder E-Mails, neben den klassischen Telefonanrufen. Dabei versuchen sie zudem, emotional auf ihre Opfer einzuwirken. Die Zahl der Fälle stieg von 854 im Jahr 2021 auf 2.105 im vergangenen Jahr - in 421 Fällen waren die Täter erfolgreich. Traurig: Der Schaden der Opfer hat sich mit 3,6 Millionen Euro in der Direktion fast verdreifacht. In einem besonders gravierenden Fall aus dem Landkreis Osnabrück rief ein falscher Polizeibeamter bei einer Seniorin an und teilte ihr mit, dass ihr Ehemann einen tödlichen Autounfall verursacht habe und nun eine Kaution in Höhe von 87.000 Euro gezahlt werden müsse. Die Seniorin glaubte dem Betrüger und händigte einem unbekannten Abholer Bargeld und Wertgegenstände im Gesamtwert von mehreren hundert Tausend Euro aus. Die Direktion konzentriert die Ermittlungen und setzt hier einen Schwerpunkt - teilweise unter Einsatz von Ermittlungsgruppen. Auch an länderübergreifenden Verbundeinsätzen hat sich die Polizeidirektion im letzten Jahr beteiligt. Hierdurch konnten insgesamt zwanzig Tatverdächtige, denen die Beteiligung an Betrugstaten in Form des sogenannten "Enkeltricks" vorgeworfen wird, festgenommen werden. Durch intensive Ermittlungen konnten in Deutschland, Schweden und Österreich fast 100 Taten mit einer Schadenssumme von 3,4 Millionen Euro verhindert werden. Noch dazu unterstützt die Polizei mit 28 Präventionsprojekten bei der Sensibilisierung und Verhinderung von Taten. Menke: "Wir müssen ältere Menschen noch besser vor diesen gewissenlosen Betrüger-banden schützen. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern sind wir hier mit unseren Kollegin-nen und Kollegen der Prävention unermüdlich aktiv. Mein Appell: Sprechen Sie mit Ihren älteren Verwandten, Bekannten und Nachbarn über die Gefahren, seien Sie wachsam und sensibel. Geldautomatensprengungen weiter im Fokus - Ermittlungsgruppe erfolgreich unterwegs Binnen zwei Jahren gelang es einer international agierenden Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück länderübergreifend 40 Täter zu ermitteln und zahlreiche Fälle aufzuklären. Darüber hinaus kam es bereits zu Verurteilungen mit hohen Haft-strafen. Der Schlüssel zu den erfolgreichen Ermittlungen lag im dem europäische Ermittlungsansatz - gemeinsam mit deutschen und niederländischen Polizei- und Justizbehörden - gegen die Kriminellen vorzugehen. Im letzten Jahr registrierte die Direktion neun Fälle von Geldautomatensprengungen im eigenen Bereich - eine Tat weniger im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt lag der entstandene Sachschaden im vergangenen Jahr bei 677.000 Euro - auch die Beutesumme lag im sechsstelligen Bereich. Seit 2015 verzeichnete die Polizeidirektion Osnabrück 94 Sprengungen von Geldautomaten. Hierbei entstanden Sach- und Vermögensschaden in Höhe von mehr als zwölf Millionen Euro. Die Polizeidirektion Osnabrück setzt zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen seit mehreren Jahren einen Schwerpunkt sowie eine Ermittlungsgruppe ein. Menke: "Diese Taten gehen immer mit einer hohen Gefährdung für Unbeteiligte sowie unsere Kolleginnen und Kollegen einher. Unser internationaler Ermittlungsansatz ist genauer der richtige - das zeigen die Erfolge. Wir müssen gemeinsam alles daransetzen, den Kriminellen die Anreize zu solchen Taten zu nehmen." Ergebnisse der Dunkelfeldstudie: Hohes Sicherheitsgefühl und geringe Anzeigequoten Um den Bereich der nicht angezeigten Straftaten (Dunkelfeld) mehr zu erforschen, initiiert das Land Niedersachsen seit einigen Jahren eine Dunkelfeldstudie. Die Studie befragt alle zwei Jahre eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung ab 16 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Kriminalität und Sicherheit. Jüngstes Ergebnis: Das Sicherheitsgefühl der Menschen im Bereich der Polizeidirektion ist von 87,9 % auf 93,2 % gestiegen. Die Kriminalitätsfurcht, also die Angst, Opfer einer Straftat zu werden, ist auf 4,9 % gesunken. Bei Sexualdelikten und Straftaten im Internet wird am häufigsten auf eine Strafanzeige verzichtet. Gründe: Unannehmlichkeiten eines Strafverfahrens oder Scham, Opfer einer Straftat geworden zu sein. Menke: "Insbesondere Gewalt in Partnerschaften aber auch Sexualstraftaten dürfen niemals als Privatsache wahrgenommen werden. Gewalt und sexualisierte Gewalt ist unter keinen Umständen zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen. Trau-en Sie sich, diese Straftaten bei der Polizei anzuzeigen. Wir stehen an Ihrer Seite. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Sollten Sie Opfer einer Straftat geworden sein, wenden Sie sich immer vertrauensvoll an ihre Polizei, damit wir schnell helfen können." Rückfragen bitte an: Polizeidirektion Osnabrück Laura-Christin Brinkmann Telefon: 0541-327-1027 E-Mail: pressestelle@pd-os.polizei.niedersachsen.de