Darmstadt: Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 des Polizeipräsidiums Südhessen / In Südhessen lässt es sich weiterhin sicher leben – Südhessen ist erneut sicherste Region in Hessen

2 Dokumente AuszugPKS2023-Südhessen.pdfPDF - 561 kBPressemeldungPKS2023.pdfPDF - 517 kB Polizeipräsident Björn Gutzeit stellte am Donnerstag gemeinsam mit dem Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Südhessen, Abteilungsdirektor Dirk Fornoff, die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 für das Polizeipräsidium Südhessen im Rahmen einer Pressekonferenz vor. "Die Bürgerinnen und Bürger können weiterhin sicher in Südhessen leben. Südhessen ist bereits das sechste Mal in Folge sicherste Region in Hessen und zählt damit auch zu den sichersten bundesweit. Die überall festgestellten Fallzahlenanstiege haben allerdings auch vor Südhessen keinen Halt gemacht. Das ist nicht zufriedenstellend, dennoch ist die Kriminalität insgesamt bei uns weiterhin auf einem immer noch niedrigen Niveau", bilanziert Polizeipräsident Björn Gutzeit. Verschiedene wirtschaftliche und gesellschaftliche Einflüsse, wie zum Beispiel zunehmende Digitalisierung, Energiekrise, Inflation, Bevölkerungswachstum, Verrohung, uneingeschränkte Mobilität, aber auch der Nahost-Konflikt und der andauernde Ukrainekrieg, wirkten sich auf die Kriminalität aus und haben diese 2023 in nahezu allen relevanten Bereichen steigen lassen. In Südhessen wurden 2023 insgesamt 47.407 Straftaten polizeilich registriert. Das sind 7,5 % mehr als im Vorjahr bei einer seit 2012 konstanten Aufklärungsquote von über 60 %. Der Fallzahlenanstieg resultiert im Wesentlichen aus deutlichen Anstiegen der Straßenkriminalität und der Diebstahlsdelikte. Aber auch die Rohheitsdelikte, wie zum Beispiel Körperverletzungen oder Bedrohungen, haben nach bereits deutlichen Anstiegen in den Vorjahren noch einmal zugenommen und befinden sich auf dem höchsten Stand im Langzeitvergleich. "Dass wir trotz steigender Fallzahlen auf eine gute Sicherheitsbilanz blicken, wird anhand der Kriminalitätsbelastung und einem Blick auf die Langzeitentwicklung deutlich. Noch vor 20 Jahren hatten wir fast 65.000 Straftaten. Heute sind das mehr als ein Viertel weniger (- 26,4 %). Das Straftatenaufkommen liegt im Durchschnitt. Gleichzeitig werden in Südhessen seit bereits 12 Jahren rund zwei Drittel aller Straftaten geklärt. Vor 20 Jahren war es gerade einmal die Hälfte. Die Häufigkeitszahl (HZ), die die Zahl der Straftaten, errechnet auf 100.000 Einwohner, abbildet und somit die Kriminalitätsbelastung ausdrückt, liegt in Südhessen bereits seit 13 Jahren unter dem 20-Jahres-Durchschnitt. Nicht zu vernachlässigen sind bei der Entwicklung auch die stetig wachsenden Bevölkerungszahlen. Denn wo mehr Menschen leben, sind auch mehr Tatgelegenheiten für Kriminalität. Das gilt besonders für die größeren Städte aber auch im Allgemeinen", so der Polizeipräsident. Mit einer aktuellen Häufigkeitszahl von 4.248 liegt Südhessen deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 6.220 und führt im hessenweiten Vergleich der Regionen mit deutlichem Vorsprung. Im Vergleich der 21 hessischen Landkreise belegt Südhessen erneut, wie im Vorjahr, gleich 3 vordere Plätze. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg ist auf dem zweiten Platz und konnte sich somit im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbessern. Den dritten Platz belegt der Odenwaldkreis, der ebenfalls einen Platz gut machen konnte. Die Bergstraße ist erneut auf dem fünften Platz. Der Landkreis Groß-Gerau konnte sich im Vergleich zum Vorjahr gleich um zwei Plätze verbessern und ist aktuell auf Platz 14. Bei den kreisfreien Städten belegt Darmstadt 2023 den dritten Platz. "Zwischen den objektiven Fallzahlen und dem Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger gibt es oft eine große Differenz. Mit Blick auf die Entwicklungen müssen wir noch mehr in Prävention investieren und gleichzeitig den Kontrolldruck erhöhen, um sowohl die steigende Kriminalität einzudämmen als auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Die Polizei ist hierbei ein Teil des Ganzen und kann im Rahmen ihrer Aufgabenwahrnehmung ihren Beitrag leisten. Gefordert sind aber auch die Kommunen, die zum Teil noch mehr in die Sicherheitspolitik investieren müssen. An dieser Stelle freut es mich besonders, dass in Südhessen bereits 40 der 72 Kommunen an dem Sicherheitsprogramm KOMPASS teilnehmen. Letztlich gilt es, mit den Städten und Gemeinden noch enger zusammenzurücken und sich gemeinsam für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger einzusetzen. In diesem Zusammenhang begrüße ich die vom hessischen Innenminister Roman Poseck ins Leben gerufene Innenstadtoffensive, die die bestehenden Präventionsmaßnahmen noch verstärkt und durch einen erhöhten Kontrolldruck für noch mehr Sicherheit in den Innenstädten sorgen wird. Darmstadt und Rüsselsheim, die beiden größten südhessischen Städte, sind Teil dieser Offensive", so Polizeipräsident Björn Gutzeit zur Entwicklung. Die Delikte im Überblick Gewalt gegen Einsatzkräfte Die steigende Gewaltbereitschaft der letzten Jahre und die negative Einstellung gegenüber der Polizei und staatlichen Handelns, verbunden mit mangelndem Respekt, lässt sich auch weiterhin an den hohen Opferzahlen ablesen. Wie bereits im Vorjahr wurden 513 Polizeibeamtinnen oder Polizeibeamte Opfer einer Straftat. Auch wenn ein weiterer Anstieg der Opferzahlen ausgeblieben ist, sind diese Zahlen auf einen deutlich zu hohen Niveau. Die tätlichen Angriffe sind seit Einführung des Schutzparagraphen im Jahr 2017 mit 111 Taten auf dem Höchststand und im Vergleich zum Vorjahr um nochmals neun Fälle gestiegen. Insgesamt gab es 261 Widerstandshandlungen bei denen sich überwiegend Einzelne gegen polizeiliche Maßnahmen zur Wehr setzten und dabei Polizeibeamtinnen oder Polizeibeamte angegriffen beziehungsweise verletzt haben oder dies zumindest versuchten. "Diese Taten sind in keiner Art und Weise zu rechtfertigen oder zu tolerieren. Polizistinnen und Polizisten, die täglich für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Einsatz sind, verdienen Vertrauen, Respekt, Rückendeckung und Solidarität. Angriffe sind nicht hinnehmbar und nicht zu akzeptieren. Unabhängig von den Zahlen muss der Gewalt gegen Einsatzkräften mit allen Mitteln begegnet werden. Neben den verbesserten deeskalierenden Schutzmaßnahmen, wie die Bodycam oder das Distanzelektroimpulsgerät (DEIG), der sogenannte Taser, müssen die Täter rechtliche Konsequenzen für ihr Handeln spüren. Nach wie vor begrüße ich daher die Forderung der Landesregierung nach einer Strafverschärfung von drei auf sechs Monate Mindeststrafe in Zusammenhang mit dem sogenannten Schutzparagrafen. Denn dann ist das Strafmaß nicht mehr in eine Geldstrafe umwandelbar", bezieht Polizeipräsident Björn Gutzeit auch in diesem Jahr klar Stellung. Wohnungseinbruchsdiebstahl Mit der Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen war ein Anstieg des Wohnungseinbruchs absehbar, da einfach wieder mehr Tatgelegenheiten vorhanden sind. Das hat sich bereits in den Fallzahlen 2022 abgezeichnet und ging auch im letzten Jahr weiter. Dennoch sind die Fallzahlen des Wohnungseinbruchs mit 724 Taten weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Im direkten Vergleich zum Jahr vor der Pandemie (2019) sind 21 % weniger Einbrüche und eine Verbesserung der Versuchsquote von 41 % auf 47 % zu verzeichnen. Das heißt, dass fast die Hälfte der Taten im Versuchsstadium endeten und die Täter keine Beute machten. 2015 gab es mit 1.579 Fällen noch mehr als doppelt so viele Taten. Im Umkehrschluss heißt das, dass es 2023 beachtliche 855 Taten weniger waren als 2015. "Die polizeilichen Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung des Wohnungseinbruchs gemeinsam mit Prävention und Sicherungsmaßnahmen der Hausbesitzer haben langfristig zu einem deutlichen Rückgang der Wohnungseinbrüche in Südhessen geführt. Die gezielte Bekämpfung des Wohnungseinbruchs werden wir auch weiterhin konsequent fortführen", so Abteilungsdirektor Dirk Fornoff zur Entwicklung. Straßenkriminalität Die vollständige Rückkehr zum öffentlichen Leben bietet wieder vermehrt Tatgelegenheiten und -anlässe im öffentlichen Raum. Aber auch wirtschaftliche Probleme, gesellschaftliche Veränderungen und ein gesteigerter Erlebnisdrang nach der Pandemie begünstigen die Straftaten im öffentlichen Raum und führen zu einem Anstieg der Straßenkriminalität. Diese hat sich mit 9.523 Fällen 2023 auf einem Niveau von vor 10 Jahren eingependelt, allerdings bei deutlich höheren Bevölkerungszahlen. Noch vor 20 Jahren gab es im öffentlichen Raum fast das Doppelte an Straftaten (- 91,4 %) bei einer deutlich geringeren Aufklärungsquote. "Die Entwicklung zeigt, dass sich die Bürgerinnen und Bürger im öffentlichen Raum in Südhessen weiterhin sicher bewegen können. Gerade im öffentlichen Raum werden wir den Kontrolldruck noch erhöhen, um das Sicherheitsgefühl weiter zu stärken und potentielle Täter abzuschrecken", sind sich Polizeipräsident Björn Gutzeit und Abteilungsdirektor Dirk Fornoff einig. Bei den meisten Straftaten der Straßenkriminalität handelt es sich um Straßendiebstähle. Sie machen 6.039 Fälle der gesamten Straßenkriminalität aus und sind im Vergleich zum Vorjahr um 940 Taten gestiegen. Gefährliche Körperverletzung im öffentlichen Raum haben im Vergleich zum Vorjahr um 18,4 % auf 579 Taten zugenommen. Dies ist ein Indiz für eine erhöhte Konfliktbereitschaft und Verrohung. Diebstahlsdelikte Über ein Drittel, nämlich 36,1 % aller Straftaten, sind Diebstahlsdelikte. 2023 wurden 17.117 Diebstahlsdelikte in Südhessen erfasst. Dabei handelte es sich bei 9.860 Taten um einfache und bei 7.257 Fällen um schwere Diebstähle. Vor 20 Jahren gab es mit 30.887 Fällen noch 45 % mehr Diebstähle bei einer deutlich schlechteren Aufklärungsquote. Diese konnte auf 37,7 %, ein Plus von 9,4 %-Punkten, verbessert werden. Seit 2018 haben einfache Diebstähle um 21,6 % zugenommen, schwere Diebstähle lediglich um 1,3 %. Diebstahlsdelikte haben nahezu in allen Bereich zugenommen. Allein beim einfachen Ladendiebstahl war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um ein Drittel von 895 Fällen auf 3.613 Straftaten zu verzeichnen. In besonderem Fokus standen hier Kosmetikartikel und Lebensmittel. Eine besondere Auffälligkeit in Bezug auf Ladendiebstahl war bei sogenannten Selbstbedienungsmärkten festzustellen. Diese Märkte wiesen mit 358 Taten eine hohe Diebstahlsquote auf und machen 40 % des Fallzahlenanstiegs des Ladendiebstahls aus. Im Vergleich zu anderen Verkaufsräumen werden aufgrund von Kameraüberwachungen und Sicherheitspersonal alle Diebstähle zur Anzeige gebracht. Super-Recogniser sichten in der Folge das Bildmaterial und identifizieren Tatverdächtige. Mit der Eröffnung weiterer Märkte ist auch mit weiter steigenden Fallzahlen in diesem Bereich zu rechnen. Beim schweren Diebstahl wurden mit 2.296 Fällen die meisten Taten beim Fahrraddiebstahl registriert. Nur im Vergleich zum Vorjahr sind das über 1/5 mehr Diebstähle (20,3 %). Zum einen werden, insbesondere seit der Pandemie, Fahrräder mehr genutzt, zum anderen sind die Räder, häufig E-Bikes, von hohem Wert und damit lukrativ für professionelle Diebe. Um Dieben erst gar keine Tatmöglichkeiten zu bieten, sind gute Fahrradsicherungen, ein sicherer Abstellplatz, eine Fahrradregistrierung oder - codierung von besonderer Bedeutung. Rohheitsdelikte Der gesellschaftliche Wandel und ein verändertes gesellschaftliches Klima mit einem raueren Miteinander spiegelt sich insbesondere in den sogenannten Rohheitsdelikten, wie Körperverletzungen oder Bedrohungen wider. Rohheitsdelikte machen mittlerweile über 17 % des Gesamtstraftatenaufkommens aus, 2018 waren es noch 13,3 %. Mit 8.181 Taten befinden sich die Rohheitsdelikte auf höchstem Stand im Langzeitvergleich und haben seit 2018 um beachtliche 42 % zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fallzahlen, nach einem deutlichen Anstieg von 20 % von 2021 auf 2022, erneut um 6,2 % bzw. 480 Taten gestiegen. "Die Ursachen für diese hohen Fallzahlen sind vielschichtig. Im Wesentlichen aber durch eine Verrohung der Gesellschaft und mangelnden Respekt zu erklären, verstärkt durch mehr Egoismus, Polarisierung und wirtschaftliche Einflüsse, die auch gleichzeitig als Stressfaktoren zu bewerten sind. Auch das Leben in einer stets zunehmenden digitalen Welt fördert möglicherweise den Anstieg dieser Delikte. Wir verlernen immer mehr den Umgang und die Kommunikation miteinander. Das wirkt sich negativ auf das Konfliktverhalten aus und führt immer weniger zu kommunikativen Lösungen. Der Einfluss der Polizei ist hier gering. Wir können meist nur schlichtend und vermittelnd auf Betroffene einwirken, wenn Konflikte eskalieren und Hilfsangebote anbieten. Letztlich liegt ein gesamtgesellschaftliches Problem vor, das durch verschiedene zivilgesellschaftliche und staatliche Institutionen angegangen werden muss. Nur so ist hier eine Trendwende zu erreichen", so Polizeipräsident Björn Gutzeit zur Entwicklung. Bedrohung Bedrohung gehört neben Nötigung und Verleumdung zu den Delikten, bei denen vor allem psychische Gewalt ausgeübt wird. Ziel ist es, das Gegenüber einzuschüchtern. Eine erlebte Bedrohung löst neben dem inneren Konflikt vor allem Ängste aus. Die größte Angst hierbei ist die um die eigene Sicherheit oder die Sicherheit nahestehender Personen. Aber auch psychische Reaktionen, wie zum Beispiel sozialer Rückzug, Schlafstörungen oder der Verlust der Lebensfreude, können sich einschleichen. Die Zahl der strafrechtlich relevanten Bedrohungen nimmt seit Jahren stetig zu. Seit 2018 ist mit einer Zunahme von über 133 % eine deutliche Steigerung der Fallzahlen auf 1.749 Taten zu verzeichnen. Im virtuellen Bereich ist der Anstieg durch die Anonymität des Internets noch deutlicher. Hier werden Bedrohungen insbesondere in den Sozialen Medien verübt. Die Fallzahlen sind seit 2018 von 56 auf 199 Taten (über 255 %) gestiegen. Körperverletzungen Mit über 5.235 Taten haben die Körperverletzungen 2023 ihren Höchststand erreicht und sind somit in den letzten sechs Jahren um ein Drittel gestiegen. Knapp 70 % der Körperverletzungsdelikte sind einfache vorsätzliche Körperverletzungen (3.575 Fälle). Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 % gestiegen. Schwere Körperverletzungen haben um 11,4 % auf 1.482 Taten zugenommen. Bei den Körperverletzungen ist festzustellen, dass rund 60 % der 4.654 ermittelten Tatverdächtigen bereits in der Vergangenheit strafrechtlich auffällig waren. Bei den schweren Körperverletzungsdelikten waren es sogar zwei Drittel der Tatverdächtigen. Diese Entwicklung steht möglicherweise, neben den bereits genannten Faktoren, mit einer sinkenden Hemmschwelle in Zusammenhang, wenn man bereits in der Vergangenheit gesetzliche Vorschriften missachtet hatte. Entgegen möglicher Erwartungen spielt Alkohol bei Körperverletzungsdelikten nur bedingt eine Rolle. Lediglich 8 % der Tatverdächtigen standen bei der Tatausführung unter Alkoholeinfluss. Mit einem Anteil von 21 % an den Tatverdächtigen sind unter 21-Jährige im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung auffällig hoch vertreten. Bei Körperverletzungsdelikten in der Öffentlichkeit beträgt der Anteil von Tatverdächtigen unter 21 sogar 47 %. Hier dürften sich insbesondere die sogenannten "Corona-Nachholeffekte" negativ auswirken. Häusliche Gewalt Mit insgesamt 1.820 registrierten Straftaten sind die Delikte der häuslichen Gewalt konstant zum Vorjahr, nach einem deutlichen Anstieg von 2021 auf 2022 um 13,2 %. Drei Viertel der angezeigten Fälle sind Körperverletzungen (1.351 Fälle), mehrheitlich einfache (1.162 Fälle). Häusliche Gewalt wird überwiegend von Männern ausgeübt, 80 % der Opfer sind Frauen. Über ein Drittel der tatverdächtigen Männer war im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Die Zahl der Delikte im Bereich der häuslichen Gewalt spiegelt nur das Hellfeld wider. Durch die öffentliche Thematisierung, eine Vielzahl von Hilfsangeboten und Schutzmaßnahmen, trauen sich immer mehr Frauen Hilfsangebote anzunehmen oder bei der Polizei Anzeige zu erstatten. "Das ist eine positive Entwicklung. Somit verschieben sich die Fälle vom Dunkelfeld ins Hellfeld. Auf diese Weise kann den Frauen gezielt geholfen und Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden. Das vom hessischen Innenminister angekündigte Frauensicherheitspaket ist hierbei eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Maßnahmen", so der Leiter der Abteilung Einsatz, Dirk Fornoff. Sexualdelikte Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt (+ 136,5 %). 2023 wurden 1.440 Fälle registriert und damit 59 mehr als im Vorjahr. Auch wenn sich die Fallzahlen stabilisiert haben, dürfte in den nächsten Jahren weiterhin mit einem weiteren Fallzahlenanstieg zu rechnen sein, insbesondere durch Taten im digitalen Raum. So fanden auch 2023 über die Hälfte und damit die Mehrheit der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit 54 % der Straftaten (789 Fälle) im virtuellen Raum statt. Wie bereits in den letzten Jahren resultieren die hohen Fallzahlen im Wesentlichen aus Verfahren der BAO FOKUS in Zusammenhang mit Ermittlungen wegen der Verbreitung von Kinderpornografie und sexuellen Missbrauchs von Kindern. 2023 vollstreckten die Ermittler in diesem Zusammenhang 308 Durchsuchungsbeschlüsse und stellten jeden Monat eine Vielzahl an Datenträgern mit Beweismaterial sicher. Insgesamt registrierte das Polizeipräsidium Südhessen in Zusammenhang mit der strafbaren Verbreitung, dem Erwerb, Besitz oder der Herstellung von pornografischen Inhalten 814 Taten im Jahr 2023. Davon waren bei 640 Taten Kinder betroffen, in weiteren 30 Fällen Personen unter 18 Jahren. "Neben einer konsequenten Strafverfolgung sind Aufklärung, Prävention und Hilfsangebote von besonderer Bedeutung. Je mehr dieses "Tabu-"Thema in den gesellschaftlichen Fokus rückt, desto mehr Fälle können aufgedeckt und den Opfern geholfen werden. Daran muss uns allen zum Schutz der Kinder gelegen sein", so Abteilungsdirektor Dirk Fornoff. Eine positive Entwicklung, gerade vor dem Hintergrund der vielen Feste und öffentlichen Veranstaltungen und damit vermehrten Tatgelegenheiten, zeigt sich bei den sexuellen Belästigungen, die im Vergleich zum Vorjahr um 10,4 % abgenommen haben und bei den Beleidigungen auf sexueller Grundlage, die sogar um 43,4 % abgenommen haben, nachdem beide Delikte 2022 auf dem höchsten Stand seit der Gesetzesänderung in 2016 waren. Die öffentlichen Thematisierungen und die gesellschaftliche Debatte dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, potentielle Täter abzuschrecken und ihnen gleichzeitig zu signalisieren, dass es sich in keiner Weise um Kavaliersdelikte handelt und ihnen eine Anzeige droht. Jugendkriminalität "Eine auffällige und gleichzeitig besorgniserregende Entwicklung stellen wir im Bereich der Jugendkriminalität fest. Die Zahl der Straftaten, die von Jugendlichen verübt wurde, ist auf dem höchsten Stand der letzten Jahre. 2023 waren rund 21 % der ermittelten Tatverdächtigen unter 21 Jahren", so Polizeipräsident Björn Gutzeit. Während der Anteil der straffälligen Heranwachsenden in den letzten Jahren kontinuierlich zurückging, ist der von Jugendlichen seit 2018 von 7,8 % auf 9,5 % gestiegen. Der Anteil von Kindern ist ebenfalls von 2,0 % auf 3,3 % gestiegen. Zusammengefasst heißt das, dass immer mehr Kinder und Jugendliche straffällig werden. Von insgesamt 28.753 Tatverdächtigen waren 844 Kinder, 2.099 Jugendliche und 1.565 Heranwachsende. Demnach waren 4.508 Personen unter 21 Jahren in 2023 straffällig geworden. Das sind über ein Fünftel aller Tatverdächtigen. "Es gilt alles dafür zu tun, diese negative Entwicklung zu stoppen und junge Menschen von Kriminalität abzuhalten beziehungsweise wieder davon abzubringen. Wir stehen hier vor einer Aufgabe, die nur gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen gelöst werden kann. Umso mehr freut es mich, dass wir erste Schritte eingeleitet haben, um gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft, der Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg ein Haus des Jugendrechts in Südhessen zu prüfen. Durch eine enge Verzahnung zwischen Polizei, Justiz und Kommunen ist eine deutlich schnellere und effektivere Bearbeitung der Fälle sowie eine von Beginn an eng abgestimmte nachhaltige Befassung mit den jungen Menschen möglich", erklärt Björn Gutzeit. Tatverdächtige 2023 konnten insgesamt 21.710 Tatverdächtige, 16.493 Männer und 5.217 Frauen, ermittelt werden. Diese waren für 28.753 Straftaten verantwortlich. 41,6 % der ermittelten Tatverdächtigen hatten keine deutsche Staatsbürgerschaft. Bei den ausländischen Tatverdächtigen gilt es, zu berücksichtigen, dass sie auch für Straftaten wegen Verstößen gegen ausländerrechtliche Vorschriften in Betracht kommen. Das sind Straftaten, die Deutsche erst gar nicht begehen können. 2023 wurden in diesem Zusammenhang 641 Fälle erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr und unter Berücksichtigung der Straftaten in Zusammenhang mit ausländerrechtlichen Verstößen ist lediglich eine leichte Steigerung von 2,9 % an ausländischen Tatverdächtigen zu verzeichnen und das trotz stark steigender Zuwandererzahlen und somit einem deutlichen Mehr an Menschen. Mit dem Blick auf die Zahlen betont Polizeipräsident Björn Gutzeit: "Wichtig ist, dass man diese Zahlen sehr differenziert betrachtet. Eine Pauschalisierung wäre Nährboden für politische Randbereiche und fördert die Polarisierung. Dies gilt es, in unserer Demokratie zu vermeiden. Der leichte Anstieg an ausländischen Tatverdächtigen relativiert sich vor dem Hintergrund der allgemein gestiegenen Fallzahlen und der hohen Zuwandererzahlen. Nach wie vor integriert sich die große Mehrheit der Zuwanderer und wird nicht straffällig." Der Anteil von Zuwanderern an allen Tatverdächtigen liegt bei 7,7 % in Bezug auf die Allgemeinkriminalität. In diesem Bereich haben Zuwanderer 2.270 Straftaten begangen. Mehrheitlich handelte es sich hierbei um Diebstahlsdelikte (762 Fälle = 33,6 % der Allgemeinkriminalität), überwiegend Ladendiebstähle. Den Diebstahlsdelikten folgen die Rohheitsdelikte mit 627 Fällen. Diese machen rund 28 % der von Zuwanderern verübten Straftaten aus. Hiervon sind 71 % Körperverletzungsdelikte (445 Fälle), meist untereinander. Weitere Aufgaben und Herausforderungen Das Jahr 2023 war ein außergewöhnliches und von vielen Ereignissen und auch Krisen geprägtes Jahr. Nach der Corona-Pandemie und dem immer noch anhaltenden Krieg in der Ukraine stellte der schreckliche Angriffskrieg der Hamas auf Israel und der daraus resultierende Nahost-Konflikt eine erneute besondere Herausforderung für die Polizei dar. Jüdisches Leben ist fester Bestandteil unserer Gesellschaft, das es zu schützen gilt. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Polizei, friedliche Versammlungen zu ermöglichen, um dem hohen Stellenwert der Versammlungsfreiheit in unserem Rechtsstaat gerecht zu werden. Neben diesen bestehenden und neuen Herausforderungen gab es unabhängig von der Polizeilichen Kriminalstatistik für die Polizei in Südhessen noch eine Vielzahl von weiteren Aufgaben. Es galt unter anderem über 167.000 bei der Leitstelle des Polizeipräsidiums eröffnete Einsätze abzuarbeiten, über 24.600 Unfälle aufzunehmen, über 1.400 Einsätze aus besonderem Anlass, wie zum Beispiel Versammlungen, Feste oder Fußballspiele zu ermöglichen. Im Rahmen von rund 21.330 Kontrollen der Schleierfahndung, konnten 117 mit Haftbefehl gesuchte Personen festgenommen werden. Abschließend resümiert Polizeipräsident Björn Gutzeit: "Die Bilanz der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 zeigt, dass die südhessische Polizei ihrer Verantwortung, für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen, auch in diesem krisenreichen Jahr mit vollem Einsatz nachgekommen ist. Südhessen ist weiterhin sicherste Region in Hessen und zählt zu den sichersten bundesweit. Wir werden auch in diesem Jahr täglich, rund um die Uhr, für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Einsatz sein und auch möglichen neuen Herausforderungen besonnen und angemessen begegnen. Darauf können sich die Bürgerinnen und Bürger verlassen. Unsere Aufgaben werden wir auch künftig als leistungsstarke, zukunftsfähige und modern ausgestattete Polizei mit weiter verbesserten Ermittlungsmethoden und mehr digitaler Unterstützung erledigen. Für ihren täglichen engagierten Einsatz gilt mein besonderer Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern." Weitere Informationen zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 sind auf der Homepage des Polizeipräsidiums Südhessen unter www.polizei.hessen.de/ppsh abrufbar. Hinweis für die Medienvertreter: Die Pressemeldung mit entsprechenden Grafiken zu den Delikten ist der pdf-Datei zu entnehmen und auch auf unserer Homepage abrufbar. Sollten Sie über die Meldung hinaus Fragen zu weiteren Deliktsbereichen oder Details haben, beantworten wir Ihnen diese gerne. Rückfragen bitte an: Polizeipräsidium Südhessen Andrea Löb (Pressesprecherin) Klappacher Straße 145 64285 Darmstadt Pressestelle (zentrale Erreichbarkeit): Telefon: 06151 / 969 - 13500 E-Mail: pressestelle.ppsh@polizei.hessen.de