Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 für den Landkreis Vorpommern-Greifswald
Am 02. April 2024 wurde die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2023 durch Innenminister Christian Pegel vorgestellt. Für den Landkreis Vorpommern-Greifswald zeichnet sich im Hinblick auf die Entwicklung der strafrechtlich relevanten Sachverhalte im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 6% von 14.942 auf 15.882 Straftaten ab. Daraus ergibt sich auch eine Steigerung der Häufigkeitszahl, also die Zahl polizeilich erfasster Straftaten pro 100.000 Einwohner, von 6.316 auf 6.695 (+ 6%). Die Aufklärungsquote blieb im Vergleich zu den Vorjahren mit 58 % annähernd gleich. In Bezug auf die zu unterscheidenden Hauptgruppen liegt insbesondere in der Gruppe der Rohheitsdelikte (Körperverletzung, Raub u. ä.) eine Steigerung der Fallzahlen um 17% von 2.050 im Jahr 2022 auf 2.408 Fälle im Jahr 2023 vor (vgl. 2019: 2.201 Fälle). Den stärksten Rückgang an Fallzahlen verzeichnet die Polizeiinspektion Anklam im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einem Rückgang von 12% von 1.902 Fällen im Jahr 2022 auf 1.682 im Jahr 2023. Dieser positive Trend ist über die vergangenen Jahre zu verzeichnen und spiegelt sich auch in der Aufklärungsquote derartiger Straftaten wider. Diese erhöht sich von 67% in 2022 auf 70% in 2023.
In Bezug auf die erfassten Tatverdächtigen ist die Anzahl der deutschen Tatverdächtigen im Hinblick auf die Gesamtzahl aller Delikte im Landkreis Vorpommern-Greifswald um 4% von 4.561 in 2022 auf 4.722 in 2023 angestiegen, befindet sich damit aber auf dem Niveau von 2018. Die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist im Vergleich zu 2022 mit 1.894 Tatverdächtigen auf 1.854 Tatverdächtigen in 2023 leicht gesunken. Dabei sind Personen mit polnischer, ukrainischer und syrischer Herkunft, die am häufigsten ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen. Ein Anstieg der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist jedoch in einzelnen Deliktsphänomen, wie denen der sog. Rohheitsdelikte (Anstieg um 46% von 162 auf 237 Tatverdächtige) sowie der Diebstahlsdelikte (Anstieg um 42% von 248 auf 352 Tatverdächtige) zu verzeichnen. Dieser Anstieg begründet sich u. a. in der weiterhin hohen Zuwanderung und Migrationssituation (u.a. auf Grund des Russland-Ukraine-Kriegs und den politischen Krisensituationen im arabischen Raum wie Syrien und Afghanistan) und einem damit einhergehenden Anstieg des Anteils Nichtdeutscher an der Gesamtbevölkerung. Die grenzüberschreitende Kriminalität spielt hier, nach der Corona-Pandemie ebenfalls wieder eine zunehmende Rolle. Bei der Anzahl der Tatverdächtigen muss auch betrachtet werden, dass Tatverdächtige grundsätzlich je Straftat gezählt werden und damit möglicherweise mehrfach auftreten und statistisch je begangene Straftat gezählt werden (Mehrfachtäter). Dies gilt auch für die Erfassung deutscher Tatverdächtiger. Bei den deutschen Tatverdächtigen ist ebenfalls eine Zunahme von 2022 auf 2023 bei den Rohheitsdelikten festzustellen (Anstieg um 7% von 1.482 im Jahr 2022 auf 1.592 in 2023), diese gleichen sich jedoch an die Jahre vor der Corona-Pandemie (2018, 2019) an. Gleiches gilt für deutsche Tatverdächtige bei Diebstahlsdelikten. Hier ist ein Anstieg um 14% von 893 auf 1.015 im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Für die einzelnen Deliktsgruppen lassen sich unterschiedliche Entwicklungen feststellen.
Die Fallzahlen der Diebstahlsdelikte steigt unwesentlich um 4% von 4.979 (2022) auf 5.174 (2023) und befindet sich damit auf dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019.
Bei den Fahrraddiebstählen ist ein deutlicher Rückgang im Jahr 2023 zum Jahr 2022 zu verzeichnen. Im Vergleich zu 2022 (1.383 Fälle) sank die Anzahl der erfassten Fälle insgesamt um 12% auf 1.223 Fälle im Jahr 2023. Diese Entwicklung ist vor allem der Situation auf der Insel Usedom geschuldet. Hier konnte im Bereich der Gemeinde Heringsdorf ein Rückgang um 47% von 319 Fällen im Jahr 2022 auf 168 Fälle in 2023 verzeichnet werden. Im Bereich des Inselnordens (Amt Usedom Nord) sanken die Fallzahlen im Jahr 2023 von 62 auf 39 und damit um 37%. Diese positive Entwicklung kann auf polizeiliche Maßnahmen im Rahmen eines Konzeptes zur Bekämpfung der Fahrraddiebstähle auf der Insel Usedom zurückgeführt werden. Der geschätzte Gesamtschaden der entwendeten Fahrräder auf der Insel Usedom beträgt für das Jahr 2023 1.156.697 EUR, davon fallen 984.211 EUR auf E-Bikes (vgl. 2022: 1.194.362 EUR, davon 1.003.011 EUR E-Bikes).
Einen weiteren örtlichen Schwerpunkt in Bezug auf Fahrraddiebstähle stellt die Hansestadt Greifswald dar. Hier ist ein Anstieg um 8% von 659 im Jahr 2022 auf 713 in 2023 zu verzeichnen.
Die Gesamtzahl der erfassten Wohnungseinbruchsdiebstähle ist im Jahr 2023 um einiges höher als 2022. Von 123 erfassten Fällen in 2022 stieg die Zahl dieser Einbrüche auf 190 und damit um 54%. Die Fallzahlen sind, ausgenommen die Hansestadt Greifswald, die seit 2018 einen Anstieg der Fallzahlen verzeichnet, vergleichbar mit denen der Jahre 2018 und 2019. Dieser Trend spiegelt sich örtlich vor allem in den Regionen mit Grenzbezug wider. Die Zunahme der Fallzahlen wird begründet durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Vorjahren und dem Umstand, dass zeitgleich verschiedene Tätergruppierungen tätig sind. Die Fallzahlen für das Jahr 2023 liegen für den Bereich der Insel Usedom und den südlichen Bereich des Landkreises im unteren zweistelligen Bereich, für die Hansestadt Greifswald mit 48 Fällen im Jahr 2023 im mittleren zweistelligen Bereich. Durch das zeitgleiche Agieren verschiedener Tätergruppierungen werden Ermittlungserfolge erschwert, was sich auf die Aufklärungsquote auswirkt. Diese verzeichnet einen Rückgang von 13% (36% im Jahr 2022, 23% im Jahr 2023). Um diesem Negativtrend entgegen zu wirken, setzt die Polizeiinspektion Anklam weiterhin verstärkt auf Präventionsmaßnahmen und Aufklärung der Bürger und Bürgerinnen. Wie in den anderen Polizeiinspektionen landesweit, bietet auch die Polizeiinspektion Anklam Beratungen zum Thema Einbruchsschutz an. Hierfür steht die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle sowohl Firmen als auch Privatpersonen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Für eine unverbindliche Beratung wenden Sie sich an Herr Polizeihauptmeister Uwe Schwerin, der für Terminabsprachen unter 03971 251 3506 oder per E-Mail unter kbs-anklam@t-online.de erreicht werden kann.
Weitergehende Hinweise rund um die Themen Diebstahlskriminalität und die Vorbeugung dieser finden Sie unter https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/diebstahl/.
Eine stetige Zunahme der Fallzahlen ist im Bereich der sog. "Häuslichen Gewalt" erkennbar. Während sich die Fälle in 2022 mit 252 auf das Niveau vor der Corona-Pandemie einpegelt haben (2019: 252), muss für das Jahr 2023 eine Zunahme verzeichnet werden. Der Grund für die Zunahme mag in einem veränderten Bewusstsein der Betroffenen durch öffentlichkeitswirksame Präventionskampagnen auf Landes- und Bundesebene und einem möglicherweise damit einhergehenden verändertem Anzeigeverhalten begründet sein. Das Deliktsphänomen der Häuslichen Gewalt betrifft immer den privaten Schutzbereich der davon Betroffenen. Es handelt sich dabei um Beziehungstaten, in der Täter bzw. Täterin und Opfer in einer engen emotionalen Beziehung und Ausnahmesituation zueinander stehen. In diesem Zusammenhang muss in diesem Deliktsbereich von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Für den Bereich des Landkreises Vorpommern-Greifswald und damit der Polizeiinspektion Anklam ist festzustellen, dass der Anstieg der Fallzahlen vor allem im Bereich der Hansestadt Greifswald (2022: 65 Fälle, 2023: 80 Fälle) und des dortigen Umlandes (Amt Landhagen: 2022: 3 Fälle, 2023: 11 Fälle) zu verzeichnen ist. Die Polizeiinspektion Anklam wird weiterhin eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den zuständigen Institutionen des Landkreises und der Interventionsstelle verfolgen.
Im Bereich der Internetkriminalität gab es einen Rückgang um 17 % von 686 Fällen in 2022 auf 569 Fällen in 2023. Der Rückgang liegt darin begründet, dass das Vorgängerjahr noch von der Corona-Pandemie gezeichnet war, in der die Bevölkerung mehr Zeit im Internet verbracht hat. Dies führt folglich auch zu den höheren Zahlen der Internetkriminalität im Jahr 2022 (vgl. 2019: 334, 2020: 653, 2021: 700). Betrachtet man die Entwicklung der Aufklärungsquote in den letzten fünf Jahren, so fällt auf, dass diese in den Jahren 2022 und 2023 deutlich gestiegen ist, wobei sie 2023 wieder um 6% sank (vgl. 2020: 59%, 2021: 57%, 2022: 86%, 2023: 80%).
Um sich besser vor Internetkriminalität zu schützen, finden Sie unter https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/ eine Übersicht mit Informationen und Hinweisen zur sicheren Internetnutzung.
Im Bereich der Sachbeschädigungen durch Graffiti halten sich die Fälle mit Graffiti in Bezug auf das Gesamtaufkommen auf relativ konstant niedrigem Niveau. Der Anteil am Gesamtaufkommen der Straftaten ist sogar um 2% gesunken. Allerdings ist im Jahresvergleich eine Zunahme der erfassten Fälle erkennbar. 2022 wurden im Landkreis 633 Sachbeschädigungen durch Graffiti registriert, 2023 waren es 799 (Anstieg um 26%). Zum Vergleich waren es 2020 noch 250 Fälle und 2021 166. Örtlicher Schwerpunkt ist hierbei die Hansestadt Greifswald, die 2023 mit 287 Fällen einen Anteil von 36 % am Gesamtaufkommen im Landkreis trägt.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik dient insbesondere der Beobachtung der Kriminalität und einzelner Deliktsarten. Außerdem liefert sie Aussagen zu den Tatverdächtigen. Darüber hinaus bildet sie Veränderungen bei der Aufklärungsquote ab und ermöglicht es Rückschlüsse für präventive Maßnahmen zu ziehen. Bei den jährlich erscheinenden Zahlen handelt es sich um eine sogenannte Ausgangsstatistik. Abgebildet werden somit nur der Polizei bekannt gewordene (Hellfeld) und endbearbeitete Straftaten. Das Dunkelfeld sowie laufende Vorgänge werden durch die PKS nicht erfasst.
Für eventuelle Fragen steht Ihnen die Pressestelle der Polizeiinspektion Anklam unter den bekannten Erreichbarkeiten zur Verfügung.
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E-Mail: pressestelle-pi.anklam@polizei.mv-regierung.de
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