Die Polizeiinspektion Northeim stellt die Verkehrsunfallstatistik 2020 vor
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NORTHEIM (köh)-
- Geringere Gesamtunfallzahlen;
- weniger Unfälle mit Personenschaden;
- Zahl der Unfalltoten erneut gesunken;
- Hauptunfallursachen werden intensiv bekämpft. Unfallentwicklung
Die Unfallzahl im Landkreis Northeim (ohne BAB) hat sich im vergangenen Jahr deutlich verringert. Die Polizeiinspektion Northeim registrierte 2.712 Verkehrsunfälle (VU).
Diese Zahlen bedeuten einen Rückgang von rund 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr (3.220 VU). Meist blieb es bei Blechschäden. 1.518 Verkehrsunfälle ereigneten sich innerorts und 1.190 außerhalb geschlossener Ortschaften.
Die allgemeine Entwicklung des Unfallgeschehens verlief durchweg positiv. Bei geringeren Unfallzahlen, insbesondere bei den Verkehrsunfällen mit Verletzten/Getöteten, wurden deutlich weniger Menschen Opfer eines Verkehrsunfalles, als noch im Jahre 2019. Im vergangenen Jahr sank die Anzahl der bei einem Verkehrsunfall schwer bzw. tödlich verletzten Unfallopfer um 29 Personen. In Hinblick auf tödlich verletzte Verkehrsteilnehmende kann die Polizei Northeim sogar einen erfreulichen Rekord-Tiefstand der letzten Jahre vermelden.
In einem gewissen Maß, wird auch die Corona-Pandemie Einfluss auf die positiven Unfallzahlen genommen haben. Aufgrund der Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen (Homeoffice, Lockdown) ist auch das Verkehrsaufkommen im Landkreis Northeim 2020 rückläufig gewesen.
Flächendeckende Verkehrsüberwachung sowie Präventionsmaßnahmen in Bezug auf die altersspezifischen Risikogruppen sind hierbei nur Teile eines polizeilichen Maßnahmenspektrums. Im Fokus der polizeilichen Maßnahmen stehen dabei weiterhin "Geschwindigkeit" und die Thematik "Ablenkung". Auch die Feststellung von Fahrzeugführenden, die unter dem Einfluss von Alkohol und/oder anderen berauschenden Mitteln stehen, wird auch in diesem Jahr wieder einen Schwerpunkt in der polizeilichen Verkehrsüberwachung einnehmen.
Hauptunfallursachen
Die Hauptunfallursachen waren Vorfahrtverstöße (136), falsches Abbiegen (61), zu geringer Abstand (586) sowie überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit (169). Zu weiteren Verkehrsunfallursachen zählen Fahrten unter dem Einfluss von Alkohol, Medikamenten oder Drogen sowie die Ablenkung der Fahrzeugführenden (u.a. durch Nutzung des Mobiltelefons während der Fahrt).
Verkehrsunfälle mit Personenschäden
(VUSP- mindestens eine getötete oder schwerverletzte Person)
Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, ist mit 333 VU gegenüber dem Vorjahr (433) deutlich um rund 23 Prozent gefallen.
Die Anzahl der Personen, die bei einem Verkehrsunfall getötet wurden, hat sich ebenso deutlich reduziert. Waren es 2019 elf Getötete, so mussten 2020 nur zwei Verkehrsteilnehmer ihr Leben im Straßenverkehr lassen. Ein Mensch starb als Führer eines Pkw, ein weiterer als Motorradfahrer.
Auch der negative Trend von Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden, der bis ins vorherige Jahr eine stagnierende bzw. leicht steigende Tendenz aufwies, konnte im abgelaufenen Jahr gebremst werden. 2020 ereigneten sich noch 73 Unfälle dieser sogenannten VUSP. Im Vergleich zum Jahr 2019 (96 VU) ist ein Minus von 14% zu verzeichnen.
Unfälle nach Ortslage
Als Unfallschwerpunkte gelten weiterhin die Außerortsstrecken. So fanden auch 2020 fast alle Unfälle mit schwersten Folgen auf den Kreis-, Landes- und Bundesstraßen statt. Auch die beiden tödlichen Unfälle ereigneten sich außerhalb von geschlossenen Ortschaften.
Das Straßennetz im Landkreis Northeim umfasst rund 417 km auf Kreisstraßen, 173 km auf Landesstraßen und 184 km Bundesstraßen.
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass das Straßennetz im Landkreis Northeim zeitweise durch die Baumaßnahmen im Bereich der BAB 7 stärker frequentiert war und sich der Fahrzeugverkehr in Phasen einer BAB Sperrung deutlich erhöhte.
Risikogruppen
Kinder (bis einschl. 14 Jahre)
Die Gesamtentwicklung in diesem Bereich der Verkehrsbeteiligung ist erfreulich. Jedoch wurden im letzten Jahr noch 19 Kinder bei einem Verkehrsunfall verletzt. Davon nur ein Kind schwer. Erfreulicherweise ist seit über zehn Jahren kein Kind tödlich verunglückt. Statistisch erfasst wurden hierbei alle Kinder, sei es in der aktiven Verkehrsbeteiligung als Radfahrende, als Mitfahrende in einem PKW oder anderen Fahrzeugen. Von den insgesamt 19 verletzten Kindern wurden u.a. neun als Radfahrende und zwei als zu Fuß Gehende verletzt.
Junge Erwachsene (18-24 Jahre)
Mit 494 an Verkehrsunfällen beteiligten "Jungen Erwachsenen" (18 bis einschließlich 24 Jahre) sank auch diese Zahl der Unfallbeteiligung deutlich unter das Vorjahresniveau (2019: 611). Im Jahre 2020 sind 387 junge Fahrerinnen und Fahrer als Hauptverursacher zu verzeichnen. Das sind 68 weniger als in dem Jahr zuvor. Die Anzahl der bei einem Verkehrsunfall verletzten Personen sank leicht auf insgesamt 82 Personen. Wie in dem Vorjahr wurde keine Person aus dieser Risikogruppe tödlich verletzt.
Senioren (65+)
Die Entwicklung des Unfallgeschehens in der Risikogruppe der "Senioren" (65+) ist ebenso rückläufig. (2019: 681 auf 2020: 551). Der Anteil der als Hauptverursacher des Unfalles festgestellten Senioren (65+) sank ebenso (2019: 516; 2020: 416). Die Anzahl der leicht oder schwerverletzten Senioren verringerte sich von 75 im Jahre 2019 auf 67 Senioren. Keine Person dieser Altersklasse wurde 2020 bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt.
Wenn auch vermehrt die Beteiligung von älteren Verkehrsteilnehmern im Fokus der Öffentlichkeit steht, ist festzustellen, dass in diesem Bereich der sogenannten "Risikogruppen" die Senioren in der hiesigen VU-Statistik keine tragende Rolle spielen.
Baumunfälle
Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle ist leicht gesunken. 2020 ereigneten sich mit 43 Verkehrsunfällen zwei weniger als im Vorjahr.
Auch die Zahl der bei Baumunfällen schwer und leicht verletzten Personen ist gesunken. 2020 gab es 25 verletzte Verkehrsteilnehmer (2019: 29).
Entgegen dem ansteigenden Landestrend reduzierte sich im Zuständigkeitsbereich der PI Northeim auch die Anzahl der tödlich verunglückten Personen. 2020 starb eine Person bei einem Baumunfall. 2019 waren es noch zwei tödlich verletzte Personen.
Aufgrund der höheren Geschwindigkeiten sind die Baumunfälle außerhalb von geschlossenen Ortschaften (a.g.O.) die Unfälle, die die schwersten Unfallschäden nach sich ziehen können. Die Zahl der Baumunfälle a.g.O. reduzierte sich 2020 auf 28 (2019: 37).
Wildunfälle
685 Wildunfälle wurden im letzten Jahr gezählt. Das entspricht einem Anteil von über 25% der aufgenommenen Verkehrsunfälle. Im Vergleich zum Unfalljahr 2019 ist die Anzahl der Wildunfälle damit leicht rückläufig (2019 waren es 703 Wildunfälle). Jährlich kommt die Wildunfallkommission zusammen, in der u. a. die PI Northeim, Vertreter des Landkreises Northeim und der Jägerschaft sowie weitere Kooperationspartner über Maßnahmen gegen diese Art der Unfälle auf besonders exponierten Strecken entscheiden. Geeignete Schritte zur Reduzierung von Wildunfällen sind beispielhaft die Freihaltung der Straßenseitenräume von sichtbehinderndem Bewuchs oder auch die Anwendung von weniger attraktiv wirkender Saatmischungen im angrenzenden Straßenbereich.
Radfahrende
Pedelecs werden in der Bevölkerung fälschlicherweise oftmals als E-Bikes bezeichnet. Unter Pedelecs versteht man Fahrräder mit einer Tretkraftunterstützung bis zu 25 km/h. 2020 wurden 71 Verkehrsunfälle mit der Beteiligung von Fahrräder/Pedelecs gezählt. Trotz der steigenden Verkaufszahlen in Zeiten der Corona-Pandemie stellt dies nur einen leichten Anstieg zu 2019 dar (68). Jedoch mussten 2020 mehr Verletzte nach einem Unfall medizinisch versorgt werden. Gab es 2019 noch 51 verletzte Radfahrende waren es 2020 54. Wie auch bereits im Vorjahr wurden keine Verkehrsteilnehmende auf dem Rad tödlich verletzt.
Das Präventionsteam der Polizeiinspektion Northeim richtete den Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit zum jährlichen Tag der Verkehrssicherheit (3. Samstag im Juni) auf Zweiradfahrende. In einer Themenwoche wurden, bedingt durch die Corona-Pandemie, verschiedene Inhalte rund um das Thema Radfahrende und neue Mobilitätsformen (Hooverboard, E-Scooter) über die PI-Accounts in den sozialen Medien veröffentlicht und auftretende Fragen beantwortet.
Weiterhin wurden Radfahrende im Stadtgebiet Northeim auf ihr Fehlverhalten (Benutzung der falschen Fahrbahnseite) angesprochen und u.a. zum Thema "Tragen eines Fahrradhelmes" sensibilisiert.
Die Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Göttingen, Frau Gwendolin von der Osten, führt hierzu an: "Das Fortbewegungsmittel Fahrrad hat gerade in der Corona-Pandemie weiter an Attraktivität gewonnen. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit dem Fahrrad und Pedelec sind im vergangenen Jahr innerhalb der fünf Polizeiinspektionen der Polizeidirektion Göttingen zurückgegangen. Die Zahl der getöteten und schwerverletzten Fahrer/-innen ist dennoch erschreckend: Neun getötete und 142 schwerverletzte Personen - keiner von ihnen trug einen Helm. Denken sie bitte immer daran: Ein Fahrradhelm kann Leben retten. Dem Thema Radverkehr und hier im Besonderen auch der Blick auf die stetig steigende Anzahl der Pedelecs, wird im notwendigen Rahmen, nach individueller Beurteilung, Rechnung gezollt und entsprechende Maßnahmen umgesetzt um die Verkehrssicherheit der Radfahrenden zu erhöhen."
Alkohol-/ Drogeneinfluss
Im Jahr 2020 wurden insgesamt 125 Fahrer festgestellt, die unter Alkoholeinwirkung standen. Bei den unter dem Einfluss von Drogen stehenden Fahrzeugführenden gab es einen leichten Anstieg um 8%, von 136 entdeckten Drogenfahrten in 2019 auf 147 Fahrten im letzten Jahr.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 29 Verkehrsunfälle mit der Unfallursache "Alkohol" registriert; zum Vergleich: 34 Verkehrsunfälle 2019.
Bei vier Unfällen war Drogenkonsum ursächlich (2019: 3).
Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort
Bei knapp jedem fünften Verkehrsunfall, den die Beamten und Beamtinnen der Polizeiinspektion Northeim aufnehmen mussten, flüchtete ein Beteiligter (meist der Verursacher) von der Unfallstelle. Allerdings hat sich der kontinuierliche Anstieg der Unfallfluchten der letzten Jahre 2020 erfreulicherweise in die Gegenrichtung entwickelt. Insgesamt zählte die Polizei 572 Fluchten. 2019 waren es 662. Somit ergibt sich ein Minus von 14%.
Die Aufklärungsquote blieb im letzten Jahr nahezu konstant bei 42,48%. 2019 waren es 42,25%.
Ablenkung im Straßenverkehr
Eines der größten Probleme im heutigen Straßenverkehr sind und bleiben die "Ablenkungsverstöße" durch die verbotswidrige Nutzung von elektronischen Geräten, die der Information, Kommunikation und Organisation dienen (u.a. Smartphone, Tablet, Navigationssysteme, Unterhaltungselektronik). Zu den häufigsten Verstößen zählt die Nutzung des Mobiltelefons am Steuer. So wurden in der PI Northeim im vergangenen Jahr 1075 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet (2019: 1065 Verstöße). Die Polizei wird weiterhin nicht nur bei Kontrollen, sondern auch bei der Aufnahme von Verkehrsunfällen ein großes Augenmerk auf die Einhaltung des Nutzungsverbotes richten und prüfen, ob dies bei der Unfallverursachung/-beteiligung eine Rolle gespielt haben könnte.
"Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert die volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Jede Unaufmerksamkeit kann im Verkehr zu schweren Verkehrsunfällen führen. Störungen und Ablenkungsquellen aller Art, welche die Konzentration auf das Verkehrsgeschehen negativ beeinflussen könnten, sind zu vermeiden. Schon ein kurzer Blick aufs Mobiltelefon kann zu Unfällen mit schwerwiegenden Folgen führen", so die Polizeipräsidentin der PD Göttingen, Frau Gwendolin von der Osten.
Polizeirätin Vicky Berkhan, Leiterin Einsatz der PI Northeim, stellt zusammenfassend für den Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Northeim fest:
"In der Verkehrssicherheitsarbeit nimmt neben der Verkehrsüberwachung auch die Verkehrsunfallprävention einen hohen Stellenwert ein. So werden die Verkehrssicherheitsberaterin, Polizeioberkommissarin Simone Köhler, sowie die Ansprechpartner für Prävention in unserer Inspektion weiterhin in den Schulen und bei anderen Gelegenheiten vor Ort präventiv tätig sein. Hinzu kommen die auf Basis der polizeilichen Unfallanalyse in der Unfallkommission entwickelten verkehrsbehördlichen und baulichen Maßnahmen an festgestellten Unfallhäufungsstellen".
Polizeioberrätin Maren Jäschke, Leiterin der Polizeiinspektion Northeim, ergänzt: "Die Polizeiinspektion Northeim wird weiterhin in ihren Anstrengungen, insbesondere zur Reduzierung von Unfällen mit schweren Personenschäden nicht nachlassen. Dabei setzen wir zudem wichtige Akzente in neu erkannten und in der landesweiten Fachstrategie Verkehr festgelegten Handlungsfeldern wie beispielsweise neue Mobilitätsformen".
Rückfragen bitte an:
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