Polizeipräsidium Oberbayern Süd – Polizeiliche Kriminalstatistik 2016

Polizeipräsidium Oberbayern Süd - Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 SÜDLICHES OBERBAYERN. Polizeipräsident Robert Kopp und sein Vertreter, Leitender Polizeidirektor Harald Pickert, präsentierten am Dienstag, 14. März 2017, Medienvertretern im Rahmen einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium in Rosenheim die Polizeiliche Kriminalstatistik 2016.
Genau 9.178 qkm groß ist der Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd und damit gut dreieinhalb mal so groß wie das Saarland. Er umfasst die Landkreise Altötting, Bad Tölz-Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Mühldorf, Rosenheim, Traunstein und Weilheim-Schongau sowie die kreisfreie Stadt Rosenheim. Von der Zugspitze bis an den Königsee, vom Pfaffenwinkel bis Burghausen – im Süden 438 km Grenzverlauf zur Republik Österreich, im Norden das Einzugsgebiet der Landeshauptstadt München, im Osten das deutsche Chemiedreieck und mit den Autobahnen A8 und A93 bedeutende und vielbefahrene Verkehrsrouten. In den 245 Kommunen im südlichen Oberbayern, mit einem Bevölkerungsstand von rund 1,25 Mio. Einwohnern, sind wir Partner für Ihre Sicherheit.
Bedeutsame Entwicklungen im Jahr 2016:
Mit 213.354 Straftaten ist die registrierte Kriminalität insgesamt um 116,9 % angestiegen. Diese Entwicklung ist, wie im Jahr zuvor, wieder fast ausschließlich auf die überproportionale Zunahme ausländerrechtlicher Straftaten im Zuge der illegalen Migration zurückzuführen.

Bereinigt um diese Fälle, wurden im vergangenen Jahr 52.546 Straftaten (2015: 48.408) verzeichnet. Daraus ergibt sich ein Anstieg um 8,5 % bei der Gesamtkriminalität.

Bei der Gewaltkriminalität ist ein starker Anstieg um 14,9 % auf 1.685 Fälle zu verzeichnen, gleichzeitig gelang es hier die Aufklärungsquote nochmals um 2,7 Prozentpunkte auf sehr gute 85,5 % zu verbessern.

Bei den Wohnungseinbrüchen ist mit -14,3 % ein deutlicher Rückgang um 84 auf 502 Fälle zu verzeichnen.

2.939 Einsätze in/an Asylunterkünften (2015: 1.701, 2014: 678) sowie der notwendig gewordene, deutlich erhöhte Aufwand zum Schutze einer Vielzahl von Veranstaltungen, führen zu spürbaren Belastungen.

Polizeipräsident Robert Kopp „In vielen Bereichen der polizeilichen Aufgabenbewältigung zeigen die gestiegene Terrorgefahr oder die Belastungen in Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik ihre Auswirkungen. Bei einem Vergleich der wesentlichen Fallzahlen und deren Entwicklung stellt man jedoch fest: Der Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, ist sicher!

Dies ist nicht zuletzt der Verdienst unserer annähernd 3.000 Beschäftigten in den neun Landkreisen und der kreisfreien Stadt Rosenheim. Und nicht immer ist deren Engagement statistisch messbar, so beispielsweise bei den deutlich gesteigerten Präventivmaßnahmen im Rahmen von Großveranstaltungen. Deren Schutz hat unter den Gesichtspunkten anhaltender Terrorgefahren oberste Priorität und erfordert unsere gesamte Aufmerksamkeit.

Wie kürzlich ein Politmagazin titelte, leben wir hier in einer „Boomregion“, mit dauerhaft wachsender Bevölkerung, besonders durch Zuzug. Auch diesen Herausforderungen müssen und werden wir uns stellen, sei es personell oder auch organisatorisch.

Sicherheit ist ein hohes Gut, 100%ige Sicherheit wird es nie geben. Die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region können sich aber in einem Punkt absolut sicher sein: Wir werden uns dafür einsetzen die sehr gute Sicherheitslage in unserer Region weiter hoch zu halten, getreu unserem Motto: Sicherheit im Herzen – Zukunft im Blick!“
Gesamtentwicklung

Im Jahr 2016 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 213.354 Straftaten in der Kriminalstatistik erfasst, strafbare Versuche wurden dabei wie vollendete Taten registriert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen überproportionalen Anstieg um 116,9 % oder 115.008 Fälle.

Dieser außergewöhnlich hohe Anstieg ist vor allem auf den Bereich der Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz im Zusammenhang mit der Migrationslage zurückzuführen. Denn rechtlich gesehen stellt jede Einreise ohne gültiges Visum – auch die eines Asylsuchenden – eine illegale Einreise in das Bundesgebiet und somit eine Straftat nach dem Aufenthaltsgesetz dar.

In die Gesamtzahlen der Straftaten fließen auch die gemeldeten Fälle der Bundespolizei ein, da es sich bei der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) um eine tatortbezogene Statistik handelt.

In die Zuständigkeit der Bundespolizei fallen unter anderem Verstöße gegen das Pass-, Ausländer- und Asylrecht bei der Einreise in das Bundesgebiet.

Bereinigt man die PKS um diese Fälle, wurden im vergangenen Jahr 52.546 Straftaten (Vorjahr 48.408) verzeichnet. Das bedeutet einen Anstieg um 8,5 % der Gesamtkriminalität zum Vorjahr, der Wert liegt damit auf dem sehr guten Niveau der Jahre zuvor.

Kriminalitätsstruktur

75,4 % aller registrierten Straftaten sind Verstöße gegen ausländerrechtliche Bestimmungen, die unter strafrechtliche Nebengesetze subsumiert werden und zum größten Teil der Flüchtlingsthematik geschuldet sind. Mit weitem Abstand folgt der Bereich der Diebstahlsdelikte.

Eine weitere gravierende Veränderung der Kriminalitätsstruktur hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht ergeben.

Aufklärungsquote

Die Migrationsthematik spiegelt sich in der Tabelle bei den Werten ab dem Jahr 2014 wider Die migrationsbedingte „Rekordaufklärungsquote“ aus dem Vorjahr von 82,3 % ging im Jahr 2016 deutlich auf 55,5 % zurück (-26,8 %).

Primäre Ursache für den Rückgang ist ein geändertes, jedoch vorgabenkonformes Erfassungsprocedere gemäß den Richtlinien bei der Bundespolizeiinspektion Rosenheim, die Tatverdächtige mit ungesicherten oder nicht rechtmäßigen Personalien statistisch als „unbekannte Tatverdächtige“ führt.

Bei Fällen, deren Bearbeitung bei den Dienststellen des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd liegt, ist die Aufklärungsquote auf einen hervorragenden Wert von 66,1 % (Vorjahr: 64,1 %) gestiegen.

Häufigkeitszahl

Die Häufigkeitszahl (HZ) ist ein rechnerischer Wert, der sich auf eine bestimmte Region bezieht. Sie setzt sich aus der Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner zusammen. Die HZ ist somit Mess- und Vergleichsgröße für die Kriminalitätsbelastung der Bevölkerung in einer bestimmten Region, z. B. eines Landkreises oder einer Gemeinde.
Im Jahr 2016 lag die Häufigkeitszahl im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd bei 16.919 Straftaten je 100.000 Einwohner. Der bayernweite Landesdurchschnitt lag bei 6.871.

War bereits 2015 ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen (HZ 7.914), so hat sich der Wert demgegenüber mehr als verdoppelt. Ursache für den Anstieg sind auch hier im Wesentlichen die hohen Fallzahlen im Bereich der Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz. Anhand der nochmaligen Erhöhung der Häufigkeitszahl ist auch die weiter gestiegene Belastung der Polizei zu erkennen.

Bereinigt um die ausländerrechtlichen Verstöße liegt die Häufigkeitszahl mit 4.167 (Vorjahr: 3.895) deutlich unter dem ebenfalls bereinigten bayernweiten Durchschnitt (4.785 / 2015: 4.687).
Tatverdächtige

2016 wurden 107.295 Tatverdächtige ermittelt, 2015 waren es 73.092. Von allen Tatverdächtigen hat nur jeder Sechste (16,5 %) seinen Wohnsitz im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, im Jahr davor waren es noch 16,8 %. Ohne Verstöße gegen ausländerrechtliche Bestimmungen wurden 2016 insgesamt 27.115 Tatverdächtige ermittelt (2015: 24.053).

Unter den 107.295 ermittelten Tatverdächtigen befanden sich im vergangenen Jahr 90.457 Personen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Dies entspricht einem Anteil von 84,3 % (2015: 77,5 %). Bei dieser nochmaligen Steigerung spielen erneut die Aufgriffe im Zusammenhang mit illegaler Migration die entscheidende Rolle. Ohne die Straftaten nach dem Asylverfahrensgesetz und dem Aufenthaltsgesetz - die nahezu nur von Ausländern begangen werden können - verringert sich der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger deutlich auf 38,3 % (2015: 32,0 %).

Dennoch sind Tatverdächtige mit ausländischer Staatsangehörigkeit stark überrepräsentiert. Der Anteil ausländischer Staatsbürger beträgt etwa 10 %. Die Bedeutung des Zuständigkeitsbereichs des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd als Tourismus- und Transitraum und die Entwicklung im Bereich Zuwanderung sind sicherlich dafür die mitentscheidenden Faktoren. 29,0 % der Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit haben ihren Wohnsitz im Ausland.

Straftaten werden weiterhin überwiegend von Männern begangen, ihr Anteil an den Tatverdächtigen beträgt 77,3 %.
Kriminalität im Zusammenhang mit Flüchtlingen

Mit Zunahme der Migrationswelle im Jahr 2015 stieg auch die Zahl der Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge stark an, die im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wohnhaft sind. Unter diesen Menschen befinden sich die verschiedensten Personengruppen jeden Alters und aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Die allermeisten davon treten polizeilich nicht in Erscheinung. Es gibt jedoch auch Personen, die in relativ kurzer Zeit eine hohe Anzahl an Straftaten begehen, darunter viele sogenannte „Rohheitsdelikte“, beispielsweise gefährliche Körperverletzung, Raub oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Es mussten auch Sexualdelikte registriert werden, bei denen die Täter mit einem hohen Maß an Gewalt vorgingen. Hinzu kommen Eigentumsdelikte und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Die Motivation für die Begehung derartiger Delikte ist vielfältig. Als Beispiele können hier neben banalem Gewinnstreben traumatisierende Erfahrungen im Herkunftsland, die Ablehnung staatlicher Autorität, Frustration, religiöse Konflikte aber auch extremistische Einstellungen genannt werden.

Bei der Betrachtung von Kriminalität im Zusammenhang mit der Thematik „Zuwanderung“ muss die Gesamtzahl der betreffenden Personen berücksichtigt werden. Eine Erhebung bei der Regierung von Oberbayern mit Stichtag 31.01.2017 ergab die Anzahl von 13.713 Zuwanderern, die dauerhaft im Bereich des Polizeipräsidiums untergebracht sind. Der Großteil dieser Menschen (11.337) ist in dezentralen Unterkünften in den Landkreisen wohnhaft.

2016 betrug der Anteil an tatverdächtigen Personen aus dem Kreis der Zuwanderer - ohne ausländerrechtliche Verstöße - 17,2 % an allen Tatverdächtigen (27.115). Diese sind für 4.663 Fälle (2015: 2.314 bzw. +101,5 %) verantwortlich.

Der größte Straftatenanteil tatverdächtiger Zuwanderer liegt im Bereich der Urkunden- und Fälschungsdelikte mit 2.069 Taten, gefolgt von Rohheitsdelikten mit 1.396 Fällen. Auffallend dabei ist, dass in 877 Fällen davon der Tatort innerhalb einer Asylbewerberunterkunft liegt. Mit weitem Abstand folgen dann die Bereiche der Diebstähle (297 Fälle) und der Rauschgiftdelikte (231 Fälle). Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten entfällt der größte Anteil mit 1.466 Fällen (70,9 %) auf Urkundenfälschungen. Zu erklären ist das, weil bei der Einreise in das Bundesgebiet oftmals gefälschte oder verfälschte Personaldokumente benutzt wurden.
Ausgewählte Delikts- und Phänomen-Bereiche
Gewaltkriminalität

Bei der Gewaltkriminalität war 2016 ein starker Anstieg zu verzeichnen. Gegenüber 2015 wurden 218 Fälle mehr in der Kriminalstatistik registriert. Dies entspricht einer Steigerung um 14,9 % auf insgesamt 1.685 Fälle.

Die Fallzahlen 2016 stellen einen Höchststand bei der Entwicklung innerhalb der letzten 10 Jahre dar. Der bisherige Spitzenwert von 1.608 Fällen im Jahr 2007 wurde um 77 Fälle übertroffen.

Die Aufklärungsquote liegt bei sehr guten 85,5 %, gegenüber 2015 wurde diese nochmals um 2,7 Prozentpunkte verbessert. Häufungen gab es unter anderem bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung (1.393 Fälle, 2015: 1.201 Fälle) und den Tötungsdelikten (67 Fälle, 2015: 54 Fälle).
Straßenkriminalität

2016 wurden 8.502 Delikte der Straßenkriminalität erfasst. Dies sind im Vergleich zum Vorjahr 261 Fälle mehr, was eine Steigerung um 3,2 % bedeutet.

Seit dem Jahr 2007 ist jedoch erkennbar, dass die Anzahl der erfassten Taten über die Jahre tendenziell abgenommen hat. Während 2007 noch 12.414 Taten erfasst wurden, war es im vergangenen Jahr fast ein Drittel weniger.


Die Aufklärungsquote beträgt 18,6 % (2015: 17,0 %) und konnte leicht gesteigert werden. Sie ist bei bestimmten Delikten niedrig (z.B. Fahrraddiebstahl: 7,6 %), steigt aber bei höherwertigen Delikten (z.B. Raubstraftaten: 67,1 %) enorm an. Die Verteilung der einzelnen Delikte hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nur unwesentlich verschoben.
Sexualdelikte


2016 wurden insgesamt 565 Fälle, 86 Fälle mehr als 2015 registriert (Zunahme um 4,6 %).

Die Aufklärungsquote lag 2016 bei 84,8 % und konnte im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozentpunkte gesteigert werden (2015: 80,2 %).
Diebstahlskriminalität



Zum wiederholten Male sank die Zahl der Diebstahlsdelikte von 14.116 erfassten Delikten im Jahr 2015 auf 13.670 Fälle im Berichtsjahr. Das ist ein neuerlicher Rückgang um 3,2 % bzw. 446 Fälle und auch neuer Tiefstwert innerhalb der letzten Jahre.

Wohnungseinbrüche

Erfreulicherweise konnte 2016 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd bei der Gesamtzahl der Wohnungseinbrüche das zweite Jahr in Folge ein Rückgang verzeichnet werden. Insgesamt wurden 502 Fälle und somit ein Rückgang von 84 Fällen oder 14,3 % im Vergleich zum Jahr 2015 registriert.

Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2016 bei 13,1 % und ist damit etwas niedriger als 2015 (14,5 %).

„Ungeachtet der positiven Entwicklung in den beiden letzten Jahren hat sich die Anzahl an Wohnungseinbrüchen seit dem Jahr 2010 nahezu verdoppelt. Die präventive und repressive Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen wird deshalb, nicht zuletzt auch wegen den negativen Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd auch in Zukunft einen bedeutsamen Tätigkeitsschwerpunkt darstellen“, erläutert Polizeipräsident Robert Kopp.

Einbrüche in gewerbliche Objekte

Die Kriminalstatistik verzeichnet für das abgelaufene Jahr 2016 bei Einbruchsdiebstählen in gewerbliche Objekte eine deutliche Zunahme. Bei den Einbrüchen in Gaststätten wurden 213 Fälle gemeldet, 40 Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum (+23,2 %). Einbrüche in Dienst- und Büroräume verzeichneten eine Zunahme um 138 Fälle auf insgesamt 537 angezeigte Taten.
Vermögens- und Fälschungsdelikte

Im vergangenen Jahr zählte man bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten mit 10.296 Fällen eine deutlich angestiegene Zahl von registrierten Taten in der PKS. 978 Fälle mehr als 2015 entsprechen einer Steigerung von 10,5 %.

Lässt man die Verstöße nach dem Ausländerrecht außer Betracht, so macht in der Statistik dieser Deliktsbereich, nach dem Bereich der Eigentumsdelikte, den zweitgrößten Teil der registrierten Straftaten aus. Deutlich bemerkbar macht sich bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten das Thema „Zuwanderung“ (gefälschte bzw. verfälschte Dokumente).

Die Aufklärungsquote betrug 80,0 % und war damit etwas höher als im Vorjahr (78,5 %).
Rauschgiftkriminalität

Die Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität stiegen 2016 sehr deutlich von 3.135 auf 4.242 Fälle und somit um 35,3 %. Bei der Rauschgiftkriminalität handelt es sich um klassische Kontrollkriminalität.

Betrachtet man die aktuelle Entwicklung näher, dann sieht man, dass es sich bei den Steigerungen in erster Linie nicht um die einfach gelagerten Fälle von Besitz und Konsum, sondern in gleichem Maße auch um hochwertige Handelsdelikte handelt. So sind die Fälle des illegalen Handels (1.047 Fälle) um 38,5 % und die der illegalen Einfuhr (48 Fälle) gar um 50 % angestiegen.

Insgesamt waren im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 27 Rauschgifttodesfälle (2015: ebenfalls 27) zu beklagen, wobei der Konsum von neuen psychoaktiven Stoffen („Legal Highs“) in 4 Fällen ursächlich war.


Computer- und Internetkriminalität

Die Zahl der Straftaten im Bereich der Computer- und Internetkriminalität ist unvermindert hoch, wobei erhebliche Schwierigkeiten bestehen, die exakten Fallzahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) abzubilden. Einerseits zeigt die PKS aufgrund der Nichterfassung von Auslandsstraftaten Unschärfen, weil Server oftmals im Ausland stehen. Anderseits ist von einem sehr hohen Dunkelfeld (nicht angezeigte Straftaten) auszugehen.

Betrugsmasche „Enkeltrick“

2016 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums 36 Fälle angezeigt, die unter den Bereich „Enkeltrick“ fallen. In 34 Fällen blieb es beim Versuch, nur in 2 Fällen kamen die Täter letztlich zum Erfolg. Bei den zwei vollendeten Delikten entstand ein Vermögensschaden von insgesamt 37.000 Euro. Im Jahr zuvor waren noch 97 Fälle registriert worden, wobei es 91 Mal beim Versuch geblieben war. Die Schadenshöhe in den 6 vollendeten Betrugsfällen summierte sich auf rund 52.000 Euro

Harald Pickert, Vertreter des Polizeipräsidenten
„Der Rückgang in diesem Bereich ist sehr erfreulich. Jedoch suchen sich die Täter sofort neue Varianten der Betrugsmaschen und versuchen so, zu ihrem Ziel zu kommen.

Deshalb rät die Polizei: Bitte informieren Sie Ihre Angehörigen, insbesondere ältere Menschen, über die perfiden Tricks der Betrüger!“



Das Bayerische Landeskriminalamt stellt seit einiger Zeit ein „Lagebild Cybercrime Bayern“ für die Polizeipräsidien zur Verfügung. Die größte Zuwachsrate verzeichnete danach im Jahr 2016 der Deliktsbereich „Fälschung beweiserheblicher Daten“, konkret das Bestellen von Waren und Dienstleistung mit falschen Personalien. Aber auch in den Bereichen Zahlungskartenbetrug und Crypto-Ransomware (illegale Verschlüsselungssoftware) war ein starker Anstieg zu verzeichnen. Ebenso haben Angriffe auf PC-Systeme von Unternehmen stark zugenommen.

Nicht erst seit dem verheerenden AMOK-Lauf in einem Münchner Einkaufszentrum (OEZ) stehen Ermittlungen im sogenannten „Darknet“ (Illegaler Handel mit Schusswaffen, Betäubungsmitteln, falschen Identitäten u.a.) im Fokus der Ermittlungsbehörden. Die Bayerische Staatsregierung hat zur verstärkten Bekämpfung der Cyber-Kriminalität bayernweit zusätzlich 68 Stellen für Computer- und Internetkriminalisten/innen, sogenannte „Cybercops“, zur Verfügung gestellt.

Beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd können im Jahr 2017 insgesamt 6 solcher Spezialisten eingestellt werden. Künftig werden bei allen Kriminalpolizeiinspektionen und bei der Kriminalpolizeiinspektion mit Zentralaufgaben eigene Kommissariate Cybercrime eingerichtet.
Kriminalität und Alkohol

Der Anteil von Tatverdächtigen, die bei Ausübung ihrer Taten unter Alkoholeinfluss standen, verringerte sich im Jahr 2016 auf 3.786 Personen (Vorjahr: 4.907). Der Anteil alkoholisierter Tatverdächtiger fiel insgesamt von 6,7 % auf 3,7 %.

Lässt man bei der Betrachtung die Delikte gegen das Aufenthaltsgesetz, die bis auf wenige Ausnahmen durch nicht alkoholisierte Tatverdächtige begangen werden, weg, wurden 3.713 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss registriert. Das ist ein Anteil von 13,7 % (2015: 20,4 %) an allen Tatverdächtigen (27.115) - bereinigt um ausländerrechtliche Delikte.

Besonders bei Gewaltstraftaten macht sich aber der Einfluss von Alkohol nach wie vor deutlich bemerkbar, obwohl der prozentuale Anteil auf 34,5 % leicht zurückgegangen ist (Vorjahr: 37,0 %). Jeder dritte Tatverdächtige im Bereich der Gewaltkriminalität handelte unter Alkoholeinfluss.
Fahndung / Grenzüberschreitende Kriminalität

Auf Bundesebene wird derzeit darüber diskutiert, die Schleierfahndung auszuweiten und in allen Polizeigesetzen der Bundesländer zu verankern. Bei der Bayerischen Polizei und insbesondere im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd sind die „Schleierfahndungsdienststellen“ fester Bestandteil der Organisationsstruktur, aus dem polizeilichen Alltag nicht wegzudenken und eine unverzichtbare Einsatzvariante.

Die Polizeiinspektionen Fahndung Rosenheim, Traunstein und Weilheim sowie die beiden Polizeistationen Fahndung in Kreuth und Burghausen waren auch im Vorjahr bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden bzw. internationalen Kriminalität mit einer Vielzahl von Festnahmen und Sicherstellungen sehr erfolgreich. Mit Aufnahme der stationären Grenzkontrollen durch die Bundespolizei und den damit einhergehenden rückläufigen Aufgriffszahlen im Bereich der irregulären Migration, konnten Fahndungsdienststellen wieder vermehrt ihren originären Fahndungsmaßnahmen nachgehen. 4.681 Fahndungstreffer (2015: 3451) gelangen den Beamtinnen und Beamten im vergangenen Jahr. Darunter wieder herausragende Erfolge in den Bereichen Einbruchskriminalität, Kfz-Verschiebung, Rauschgiftkriminalität sowie Sicherstellungen von Waffen.

Polizeipräsident Robert Kopp: „Wiederholte Festnahmen von international agierenden Einbrechern und Kurieren mit Diebesgut machen deutlich, dass unsere Schleierfahnder nicht nur für die Sicherheit in der Region, sondern weit über unsere Zuständigkeitsgrenzen hinaus ein wichtiger Faktor für die Sicherheit der Menschen in unserem Land sind.“

Die traditionell sehr gute Zusammenarbeit des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit den benachbarten österreichischen Sicherheitsbehörden führt regelmäßig zu gemeinsamen Ermittlungserfolgen. Als beispielhaft für das Jahr 2016 gilt der Fall „EG Bergbahnen“: Eine grenzüberschreitende Serie von Einbrüchen in Talstationen von Bergbahnen und in Hotels beschäftigte über einen längeren Zeitraum die Sicherheitsbehörden in Österreich und in Bayern. Im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wurde die Ermittlungsgruppe „Bergbahn“ unter der Leitung der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein eingerichtet. In enger Zusammenarbeit mit dem LKA Tirol konnte eine albanische Gruppierung als tatverdächtig identifiziert werden. Nach einem längerfristigen grenzüberschreitenden Observationseinsatz im Dezember 2016 konnten fünf Mitglieder der Gruppierung, nach einer Einbruchsserie in Zauchensee / Österreich, festgenommen werden. In Österreich wurden Untersuchungshaftbefehle erlassen.
Irreguläre Migration / Flüchtlingsproblematik

Nach 202.834 Asylanträgen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2014 und 476.649 im Jahr 2015, stieg die Zahl im Jahr 2016 auf 745.545. Die Steigerung steht einem massiven Rückgang der Aufgriffszahlen von illegalen Migranten durch die Polizei in Bayern gegenüber. Sind 2015 noch 757.214 Migranten in Bayern durch Bundespolizei und Landespolizei aufgegriffen worden, so waren es 2016 noch 127.229.

Mit der BAB A8 und der BAB A93 verlaufen zwei Haupttransitrouten von und nach Süd- bzw. Südosteuropa durch den Dienstbereich. Ebenso wird dieser durch die stark frequentierten Bahnlinien Salzburg - München und Kiefersfelden - Rosenheim tangiert. An dem Grenzverlauf zur Republik Österreich liegen über 30 Grenzübergänge, allein 15 davon gelten als bedeutsam im internationalen bzw. zwischenstaatlichen Verhältnis. Diese können nicht ausnahmslos von der Bundespolizei kontrolliert werden, so dass diese Aufgabe besonders den Fahndungsdienststellen, aber auch den Inspektionen des PP Oberbayern Süd im Rahmen eines flankierenden Einsatzes zu den Grenzkontrollmaßnahmen der Bundespolizei obliegt. Dies bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Dienststellen.

Polizeiliche Einsätze in Asylbewerberunterkünften

Mit Stand Jahreswechsel 2016/2017 wurden im präsidialen Schutzbereich durch verschiedene Lastenträger mit 64 zentralen und 405 (2015: 339) dezentralen Unterkünfte für Asylbewerber, nochmals deutlich mehr Einrichtungen als im Vorjahr betrieben. Neben den Aufgaben, die sich aus der Einreise von Asylsuchenden ergeben, stieg auch die Belastung durch Einsätze in und an Asylbewerberunterkünften. Wurden Polizeibeamte des Präsidiums im Jahr 2014 noch 678 und 2015 in 1.701 Fällen zu Asylunterkünften gerufen, waren es 2016 bereits 2.939 Einsätze. Das breite Spektrum dieser Einsatzlagen umfasst dabei rein präventivpolizeiliche Maßnahmen bis hin zur Bearbeitung von versuchten Tötungsdelikten.

Neben einer verstärkten polizeilichen Präsenz an diesen Unterkünften werden lageorientiert gezielte Schutzmaßnahmen durchgeführt. Zudem wurde die Zusammenarbeit u.a. mit Gesprächsrunden zwischen Liegenschaftsverantwortlichen und Polizei intensiviert. Neben der Verlegung von sogenannten „Rädelsführern“ wurden auch behördliche Begehungen durchgeführt.

„Wir begrüßen den Kabinettsbeschluss der Bayerischen Staatsregierung, in Sammelunterkünften einen Sicherheitsdienst einzusetzen, wenn dies die Situation vor Ort erfordert“ erklärt Harald Pickert, Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium und Stellvertreter des Polizeipräsidenten. „Fast 3.000 Einsätze mussten wir im vergangenen Jahr in den Gemeinschaftsunterkünften bewältigen. Ein Sicherheitsdienst kann entstehende Konflikte oftmals bereits im Vorfeld verhindern oder aber der Polizei im Nachhinein wertvolle Informationen liefern.“
Gewalt gegen Polizeibeamte

Im Jahr 2016 wurden insgesamt 477 Fälle statistisch erfasst, bei denen Polizeibeamte Opfer von körperlicher Gewalt durch ihr Gegenüber wurden. Das ist 1 Fall mehr als im Jahr zuvor.

271 Vorgänge davon wurden wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zur Anzeige gebracht, was einer Steigerung um 57 Fälle bzw. 26,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bei 13 Beamtinnen und Beamten waren die Verletzungsfolgen so schwer, dass sie zu einem Dienstausfall von insgesamt 188 Arbeitstagen führten.

Besonders Polizistinnen und Polizisten im Streifendienst erleben im täglichen Dienst gefährliche Situationen und sind dabei oft einem großen Aggressions- und Gewaltpotential ausgesetzt. Angriffe erfolgen überwiegend bei Routineeinsätzen. Besonders problematisch erweisen sich hier Alkoholeinfluss oder psychische Erkrankungen bzw. Ausnahmesituationen beim polizeilichen Gegenüber, was zu unvermittelten Angriffen gegen die Polizeibeamten führen kann.

Um die eingesetzten Beamtinnen und Beamten noch besser auf derartige Konfliktsituationen vorzubereiten, werden sie in deeskalierendem Verhalten, sowohl verbal als auch nonverbal, geschult. Ziel ist, Konfliktsituationen kommunikativ und gewaltfrei zu lösen.

Gleichzeitig ist eine ständige Überprüfung und Anpassung von Einsatzmitteln und technischen Möglichkeiten erforderlich. Aus diesem Grund findet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren, für Bau und Verkehr seit November 2016 der Pilotversuch „Body-Cam“ statt, an dem sich auch das Polizeipräsidium Oberbayern Süd beteiligt. In München, Augsburg und Rosenheim tragen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte eine kleine, offen an der Kleidung befestigte Kamera. Im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen können nach erfolgter Einzelfallprüfung Aufnahmen des polizeilichen Gegenübers und der Situation gefertigt werden. Ziel der Erprobung ist unter anderem festzustellen, inwieweit durch den Einsatz von offen getragenen Body-Cams ein wirkungsvoller Beitrag zum Schutz der Polizeibeamten vor Angriffen geleistet werden kann.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd begrüßt in diesem Zusammenhang natürlich auch die Gesetzesinitiative zur Erhöhung des Strafmaßes bei tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte sowie zum Schutz von Hilfeleistenden der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und des Rettungsdienstes.

Harald Pickert: „Mit dem Einsatzmittel Body-Cam haben wir den richtigen Weg eingeschlagen, um unsere Kolleginnen und Kollegen vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen. Davon bin ich überzeugt. Angriffe gegen diejenigen, die für die Allgemeinheit tagtäglich ihre Gesundheit riskieren, sind inakzeptabel.“
Politisch motivierte Kriminalität (PMK)

Im Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) werden Staatsschutzdelikte5, aber auch Delikte der allgemeinen Kriminalität abgebildet, sofern ein politisch motivierter Tathintergrund vorliegt. Die Zahl der insgesamt registrierten Straftaten ist hier mit 417 Straftaten (2015: 352) erneut deutlich angestiegen.

Politisch motivierte Kriminalität - Rechts -

2016 wurden aus dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität -Rechts - 240 Fälle (2015: 188 Fälle) bekannt, wobei 231 Fälle als extremistisch eingestuft wurden. Als extremistisch bezeichnet werden politische Einstellungen und Bestrebungen, die darauf ausgerichtet sind, die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen oder in wichtigen Teilen zu beeinträchtigen. 9 Delikte (im Vorjahr: 4) sind der Gewaltkriminalität zuzuordnen (2 Brand-/Sprengstoffdelikte, 7 Körperverletzungen).

Die Mehrzahl der Fälle sind nach wie vor sogenannte Propagandadelikte (132), wie politisch motivierte Schmierereien, das öffentliche Zeigen bzw. Verwenden von Nazisymbolen oder das Abspielen indizierter Tonträger, Vergehen der Volksverhetzung (49) sowie politisch motivierte Sachbeschädigungen (28). Tatobjekte waren in 15 Fällen Unterkünfte von Asylbewerbern.

Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Asylbewerberzahlen agitieren Rechtsextremisten vermehrt gegen Asylbewerberunterkünfte. Sie versuchen Ängste in der Bevölkerung, unter anderem vor angeblicher Überfremdung, zu schüren und sich selbst als die einzige politische Kraft, die diese Sorgen ernst nimmt, darzustellen.

Das in der rechten Szene vorherrschende Thema „Anti-Asyl“ nimmt insoweit eine Klammerfunktion ein und wirkt sich „einheitsstiftend“ auf die rechtsextremistische Szene aus. Teilweise sind partei- und spektrumsübergreifend Kooperationen von eigentlich konkurrierenden Parteien und Gruppierungen feststellbar. Die Veranstaltung von Kundgebungen, das Verteilen von Flugblättern und die „Stimmungsmache“ im Internet sind typische Handlungsweisen der rechten Szene.

Im südlichen Oberbayern schätzt das Polizeipräsidium das Mobilisierungspotential der rechtsextremistischen Kleinparteien NPD (Nationaldemokratischen Partei Deutschlands) und DIE RECHTE derzeit als gering ein.

Die Partei „Der Dritte Weg“ führte am 11. September 2016 bundesweit Aktionen unter dem Motto „Deutschland ist größer als die BRD“ durch. Unter anderem fand auch in Rosenheim eine Veranstaltung statt, die jedoch auf wenig Resonanz in der Bevölkerung stieß.

Die „Identitäre Bewegung Deutschland“ (IBD), die seit Anfang des Jahres 2016 Beobachtungsobjekt des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz ist, entfaltet im Präsidialbereich zunehmend öffentliche Aktivitäten. Die IBD sieht ihre Aufgabe in der Verteidigung und Bewahrung von „Heimat, Freiheit, Tradition“. Im Präsidialbereich wurden mehrere neue Ortsgruppen gegründet und sogenannte „Gründungsstammtische“ veranstaltet. In der Öffentlichkeit besonders wahrnehmbar sind die vielfältigen Aufkleber- und Banneraktionen sowie das Verteilen von Flyern.

Politisch motivierte Kriminalität - Links -

Bei Straftaten im Bereich der politisch motivierten Kriminalität - Links - ist mit 93 (Vorjahr: 123) Ermittlungsverfahren ein deutlicher Rückgang feststellbar, 37 davon wurden als extremistisch eingestuft (2015: 45).

Häufigste Deliktsgruppen waren Sachbeschädigungen (56) und sonstige Straftaten (27). 6 Fälle (Vorjahr: 35) der politisch motivierten Gewaltkriminalität (3 Körperverletzungen, 1 Brand-/Sprengstoffdelikt, 1 Widerstandsdelikt und 1 gefährlicher Eingriff in den Bahn-, Schiffs, Luft- und Straßenverkehr) waren zu bearbeiten.

Die Themenfelder, in denen Linksextremisten vorrangig aktiv sind, variieren je nach aktueller politischer Lage. Während im Jahr 2015 das Aktionsfeld „Antiglobalisierung“ auf Grund des G7-Gipfels auf Schloss Elmau im Vordergrund stand, wurde von gewaltorientierten Linksextremisten im Jahr 2016 mehr und mehr die Partei AfD (Alternative für Deutschland) als politisches Feindbild wahrgenommen.

Es ist damit zu rechnen, dass der G20-Gipfel im Juli 2017 in Hamburg und die im September 2017 stattfindende Bundestagswahl von linksextremistischen Kreisen als Plattform zur öffentlichen Darstellung eigener Ansichten und zur Förderung eigener Interessen genutzt wird.

Im Bereich des Polizeipräsidiums ist eine Gruppierung aus Rosenheim hervorzuheben, die sich als „AGIR Rosenheim – demokratische Jugend“ bezeichnet. Dieser Gruppierung werden insbesondere im Stadtgebiet Rosenheim eine Vielzahl von Schmierschriften zugeschrieben. Für die Öffentlichkeit besonders wahrnehmbar waren Aktionen an der Volkshochschule Rosenheim sowie an der CSU-Geschäftsstelle in Rosenheim.

Politisch motivierte Kriminalität - Ausländer -

Dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität - Ausländer - wurden 14 Fälle zugeordnet, 11 Fälle mehr als im Jahr zuvor.

Neben 4 Propagandadelikten, 2 Körperverletzungen, 1 Volksverhetzung und 6 sonstigen Straftaten war 1 Sachverhalt auch dem Bereich des Terrorismus (kriminelle / terroristische Vereinigung) zuzuordnen.

Im Juli ereigneten sich in Bayern in einem Regionalzug in Unterfranken und in Ansbach kurz hintereinander zwei Anschläge, die als islamistisch motivierte Terrorakte zu bewerten sind. Diese beiden Anschläge und zuletzt der Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin im Dezember 2016 führen uns die Bedrohung durch den islamischen Terrorismus eindringlich vor Augen und verdeutlichen die Herausforderungen für alle Sicherheitsbehörden.

Von Personen, die speziell in die internationalen Jihad-Schauplätze Syrien und Irak oder andere Konfliktregionen reisen, dort radikalisiert werden, eine terroristische Ausbildung erhalten oder an Kampfhandlungen teilgenommen haben und anschließend nach Deutschland zurückkehren, geht unverändert eine besondere Gefährdung aus. Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wohnen aktuell keine derartigen „Gefährder“.

Der islamistische Terrorismus zielt darauf ab, Angst und Schrecken zu verbreiten. Er bedroht nicht nur die individuelle Freiheit und Sicherheit unserer offenen Gesellschaft, sondern stellt auch bewährte Strukturen der internationalen Ordnung infrage. Mehr denn je gewinnt deshalb ein ständiger Informationsaustausch auch auf kommunaler und regionaler Ebene zwischen allen mit dem Thema Sicherheit tangierten Stellen besondere Bedeutung.

Das Polizeipräsidium verfügt über bundesweit abgestimmte Konzepte und lageaktuelle Maßnahmenkataloge, welche die Bewältigung von sowohl abstrakten als auch konkreten Gefährdungslagen aus dem Bereich des islamistischen Terrorismus sicherstellen.

„Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst! Ich kann Ihnen versichern, dass das Polizeipräsidium Oberbayern Süd alles Machbare tut, um Anschläge auf die freiheitlich demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft zu verhindern. Mit sichtbarer polizeilicher Präsenz, einer effektiven Kontrolltätigkeit und einem Höchstmaß an professionellen Ermittlungen sind wir bestrebt, gefährliche (Gewalt-)Täter aus der Masse herauszufiltern und der Strafjustiz zuzuführen“ erläutert Polizeipräsident Robert Kopp.

Politisch motivierte Kriminalität - Sonstige -

70 (Vorjahr: 38) Straftaten konnten den oben genannten Bereichen nicht zugeordnet werden und fallen demnach unter den Bereich politisch motivierte Kriminalität - Sonstige -. Zu den häufigsten Konstellationen zählten hierbei 9 Sachbeschädigungen, 3 Nötigungen bzw. Bedrohungen.

15 der genannten 70 Straftaten sind der Gewaltkriminalität zuzuordnen, davon 10 Erpressungen, 4 Körperverletzungen und 1 Widerstandsdelikt.

„Reichsbürgerbewegung“

Angehörige der sog. „Reichsbürgerbewegung“ bestreiten mit unterschiedlichen Begründungen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland. Sie erkennen das bestehende Rechtssystem nicht an und sprechen den Repräsentanten des Staates ihre Legitimation ab. Die Verschwörungstheorien der Reichsbürgerbewegung gehen im Wesentlichen davon aus, dass das Deutsche Reich völkerrechtlich bis heute fortbestehe, da die Weimarer Reichsverfassung weder von den Nationalsozialisten, noch von den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkrieges jemals abgeschafft wurde.

Die Bewegung umfasst eine Vielzahl von Einzelpersonen und Gruppierungen, die sich selbst als „Reichsbürger“, „Reichsregierung“, „Staatsangehörige des Freistaates Preußen“, „Natürliche Personen“, „Selbstverwalter“ o. ä. bezeichnen. Teilweise weisen sich deren Anhänger durch Fantasiepapiere aus oder versenden unter dem Titel fiktiver Ämter wie "Reichskanzler" oder "Reichsminister" amtlich anmutende Schreiben mit pseudo-juristischen Argumenten.

Die gesamte „Reichsbürgerbewegung“ und sogenannte „Selbstverwalter“ stehen unter Beobachtung des Landesamtes für Verfassungsschutz, weil deren Ziele und Aktivitäten als hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen, die sich gegen den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes richten, zu bewerten sind.

Aktuell teilen Sicherheitsbehörden alle der „Reichsbürgerbewegung“ zugehörigen Personen der Polizei mit, damit von diesem Personenkreis ausgehende Gefahren unterbunden werden. Waffenrechtliche Erlaubnisse und Waffen müssen schnellstmöglich entzogen werden, und es gilt zu verhindern, dass künftig entsprechende Erlaubnisse ausgestellt werden. Gleiches gilt beispielsweise für Erlaubnisse im Sprengstoffrecht sowie beim Halten von Kampfhunden. Hierzu wird ein bayernweites Lagebild erstellt.

Im südlichen Oberbayern wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums über 700 Personen überprüft, die im Verdacht stehen, der „Reichsbürgerbewegung“ angehören bzw. ihr ideologisch nahe zu stehen (Stand: 31.12.2016). Diese Zahl beinhaltet Personen, über welche sowohl polizeiliche Erkenntnisse als auch Hinweise anderer Behörden vorliegen. Etwa 90 dieser Personen verfügen über eine waffenrechtliche Erlaubnis, einschließlich des sogenannten „kleinen Waffenscheins“.

Gegen 3 Polizeibeamte des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wurden wegen des Verdachts der Zugehörigkeit zur „Reichsbürgerbewegung“ disziplinarrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Einer der Beamten ist vom Dienst suspendiert.
Einsatzzentrale im Polizeipräsidium
Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd werden von der Einsatzzentrale alle Notrufe „110“ sowie die teils automatisierten Überfall- und Einbruchsmeldungen angenommen und die erforderlichen Sofortmaßnahmen veranlasst. Die Einsatzzentrale ist zudem auch Steuerungs-, Koordinations- und Servicedienststelle für alle Polizeidienststellen im Präsidialbereich.

Statistik

Im Jahr 2016 wurden bei der Einsatzzentrale Oberbayern Süd 153.435 Notrufe (2015: 143.385) bearbeitet, die zu 152.404 Einsätzen (2015: 146.561) führten. Dies entspricht durchschnittlich 418 (2015: 401) Einsätzen pro Tag, im Schnitt gibt die Einsatzzentrale alle 3 ½ Minuten unseren Streifenbesatzungen einen Einsatzauftrag.

Sowohl bei der Anzahl der eingegangen Notrufe als auch bei den Einsatzzahlen ist 2016 gegenüber 2015 wieder ein spürbarer Zuwachs zu verzeichnen: Anzahl Notrufe: +7,01 %, Anzahl Einsätze: +3,99 Prozent.

Schwerpunkte bei der Einsatzbewältigung waren Meldungen über Verkehrsunfälle (30.217 Einsätze), Meldungen im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr (23.668 Einsätze), verdächtige Wahrnehmungen (15.205 Einsätze) sowie Vermisste und hilflose Personen (6.518 Einsätze).

Fortführung der Notrufoffensive 110

„Gefahr erkennen, 110 anrufen, Hilfe bekommen - Handeln Sie, rufen Sie uns an!“. Das ist die zentrale Botschaft auf Plakaten und Flyern, die ab Februar 2016 in Geschäften und Behörden im ganzen südostbayerischen Raum zum Aushang gebracht wurde.

Um das Bewusstsein für die Bedeutung der Notrufnummer 110 noch weiter zu verstärken und damit letztendlich für noch mehr Sicherheit in der Region zu sorgen, hatte sich das Polizeipräsidium Oberbayern Süd zu dieser neuen Öffentlichkeitskampagne entschlossen.

Von den 15.205 Mitteilungen (Vorjahr 13.475), die 2016 über die Notrufnummer „110“ als verdächtige Wahrnehmung aufgenommen wurden, führten 297 Anrufe von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern zur Festnahme von Straftätern bzw. zur Aufklärung von Straftaten!

Polizeipräsident Robert Kopp: „Durch die gestiegene Aufmerksamkeit unserer Bürgerinnen und Bürgern gelingen uns immer öfter solche Festnahmeerfolge! Es freut mich sehr, dass sich die Menschen zunehmend für mehr Sicherheit im südlichen Oberbayern einbringen, auf ihre Nachbarschaft achten und sich nicht scheuen, uns sofort zu informieren. Dankeschön dafür!“
Veranstaltungen – Besondere Einsatzlagen

41 Todesopfer durch Bergunfälle galt es im Jahr 2016 (2015: 32) im Bereich Oberbayern Süd zu beklagen, die Alpine Einsatzgruppe des Polizeipräsidiums musste 212 (2015: 194) Einsätze in alpinem Gelände bewältigen. Eine Besonderheit und besondere Belastung innerhalb Bayerns, betreut das Polizeipräsidium Oberbayern Süd doch die Bergregionen entlang der Landesgrenze von Garmisch-Partenkirchen bis hinein ins Berchtesgadener Land.

Im Jahr 2016 wurden im südlichen Oberbayern insgesamt 2404 (2015: 2258) besondere Einsatzlagen, davon 484 Sportveranstaltungen und 129 Versammlungen unter freiem Himmel, polizeilich betreut. Erhöhter Planungs- und Koordinierungsaufwand machte es erforderlich, dass bei einer Vielzahl dieser Einsätze die Einsatzleitung durch das Polizeipräsidium Oberbayern Süd übernommen wurde. Darunter auch jährlich wiederkehrende Musik-Großveranstaltungen mit zehntausenden Besuchern, wie das „Chiemsee-Summer-Festival“ oder „Echelon“. Auch Sport-Großereignisse finden traditionell ihren Platz zwischen Zugspitze und Watzmann, darunter die jährlichen Weltcupereignisse oder Weltmeisterschaften im Biathlon in Ruhpolding, Bob- oder Rodeln in Schönau am Königssee oder die internationalen Alpin-Wettkämpfe in Garmisch-Partenkirchen.

Polizeipräsident Robert Kopp: „Die in den letzten Monaten durchaus gestiegenen abstrakten Terrorgefahren und Veränderungen der Sicherheitslage lassen kein „business as usual“ zu. Selbstverständlich mussten auch wir unsere durchaus guten Sicherheitskonzepte anpassen und ergänzen. Der Aufwand Veranstaltungen verschiedenster Art quer über den gesamten Präsidialbereich verteilt zu schützen, ist um ein Vielfaches größer geworden, die Belastungen haben sich nicht nur in diesem Bereich für uns signifikant erhöht! Wir stellen uns dieser Herausforderung, zeigen wo es nötig ist sichtbare Polizeipräsenz und werden auch zukünftig unser Bestes geben, damit die Menschen in unserer Region sicher sind und sich dort auch sicher fühlen können!“



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